Praxis-Test eines echten Klassikers: Lee Loader .45-70 Government − ein sehr nützliches, komplettes Wiederlade-Set für unter 60,- Euro aus dem Sortiment von STROBL.CZ 

Der Lee Loader − erst kürzlich hat der Hersteller auf seiner Webseite und in seinen Katalogen den Zusatz "Classic" vorangestellt  − ist möglicherweise das erschwinglichste Wiederladesystem für Zentralfeuer-Patronen, das jemals entwickelt wurde. Die praktischen Sets sind in vielen gängigen Kalibern sowohl für Kurz- als auch für Langwaffen erhältlich.

Der Lee Loader ist seit rund 60 Jahren auf dem Markt, wurde in den frühen sechziger Jahren eingeführt und bereits zum Laden von Millionen von Patronen verwendet. Um die mögliche Präzision, die mit dem Loader erzielt werden kann zu verdeutlichen, verweist Hersteller Lee auf seiner Webseite darauf, dass mit einem dieser Wiedelade-Kits laborierte Munition dazu beigetragen habe, einen Weltrekord im Long Range-Schießen zu erzielen, der seit mehr als sieben Jahren im Guinness-Buch der Rekorde bestand hatte.

Strobl.cz: Der Inhalt des Lee "Classic" Loader Kits, mit allem, was zum Wiederladen von Munition benötigt wird, außer den Munitionskomponenten selbst... und einem Gummihammer oder einem anderweitigen geeigneten schweren Gegenstand.

Der tschechische Online-Händler STROBL.CZ  bietet Werkzeuge für das Wiederladen von Munition, Sportschießen und Jagdzubehör an und hat selbstredend auch Lee-Produkte im Angebot. Daher haben wir dort ein .45-70 Government Lee Loader Kit zu einem sehr günstigen Preis von knapp über 56 Euro plus Versand geordert.

Das Einhämmern einer Hülse zur Größenanpassung des Halses in der Lee Loader-Matrize mit einer geeigneten, hinreichend schweren Holzlatte.

Mit dem Lee Loader wird nur der Hülsenhals kalibriert, es erfolgt also keine Vollkalibrierung der Hülse. Daher ist es wichtig, dass die gebrauchten Hülsen, die wiedergeladen werden sollen, aus der gleichen Waffe abgefeuert wurden, in der Sie sie wieder verschießen möchten − die Hülsen sich also per "Fire Forming" an das Patronenlager Ihrer Waffe angepasst haben.

Daher sollten Sie beachten, dass der Lee Loader nicht für Patronen geeignet ist, die normalerweise eine Kalibrierung der Hülsen über die gesamte Länge erfordern, wie etwa die meisten Hülsen für Halbautomaten, Pump-Actions und Unterhebelrepetierer! 

Auf dem Schießstand feuerte der Autor eine Hornady Leverevolution-Fabrikpatrone  aus seiner Marlin M1895 ab und sammelte die Hülse der abgefeuerten Patrone ein.

Da es sich bei der .45-70 Gov't um eine zylindrische Hülse handelt, wagten wir den Versuch mit einem Unterhebel-Jagdrepetierer, einer Marlin M1895, trotzdem, weil es hier wahrscheinlich erschien, dass die mit dem Lee Loader wiedergeladene Hülse immer noch einwandfrei in das Patronenlager des Gewehrs passen könnte. Und: Spoiler-Alarm! In diesem Fall und mit diesem Gewehr, in Verbindung mit Standard- und nicht übertriebenen Ladungen, können wir schon jetzt verraten, dass es perfekt funktioniert hat!

Die entzünderte Hülse wird soweit eingeklopft bis ihr Boden bündig mit dem Matrizenrand abschließt, dabei wird der Hülsenhals kalibriert und die Hülse ist dadurch auch soweit vorbereitet, um das Zündhütchen setzen zu können.

Der Lee Loader Kit von STROBL.CZ enthält alle zum Laden der Patrone nötigen Werkzeuge − bis auf einen Hammer oder Klopfer

Das von STROBL.CZ gelieferte Set enthält außer einem Gummihammer alles, was zum Handladen der Patrone benötigt wird: eine Multifunktionsmatrize, mit der alle Wiederladevorgänge an der Patronenhülse durchgeführt werden können, eine Art "Hülsenhalter", der auch den richtigen Abstand ermöglicht, um den Hülsenmund zum Einsetzen des Geschosses zu weiten und auch beim Entzündern zum Einsatz kommt, ein kombiniertes Geschosssetzwerkzeug, das auch zum Einsetzen des Zündhütchens verwendet wird, einen Stahlstab mit Dorn zum Ausstoßen des abgeschlagenen Zündhütchens und eine zweite Stahlstange, die für andere Vorgänge verwendet wird, etwa zum Entfernen der kalibrierten Hülse aus der Matrize, und ein Pulvermaß.

Nach dem Entzündern und vor der Entnahme der Hülse aus der Matrize des Lee Loaders wird diese als Hülsenhalter und Pulvertrichter verwendet, um das Treibladungspulver in die Hülse einzufüllen.

Mit den entsprechenden Wiederladekomponenten, das heißt: Zündhütchen, Geschossen und Pulver, sowie dem bereits erwähnten Gummihammer − oder alternativ etwa mit einem ausreichend großen, herumliegenden Stück Holz, − kann der Schütze seine Hülsen damit praktisch an jedem Ort problemlos wiederladen.

Das Setzen eines Zündhütchens erfolgt in dem kombinierten Geschoss-/Zündhütchen-Setzgerät und ist sehr einfach und dennoch absolut sicher.

Tatsächlich ist das Lee Loader Wiederlade-Kit so klein und autark einsetzbar, dass es sehr einfach zu transportieren ist und nahezu überall mit hin genommen werden kann, was bei den moderneren und teureren Wiederladegerätschaften, für die es einer Presse bedarf, nicht der Fall ist.

Der Lee Loader in .45-70 Government aus dem Sortiment von STROBL.CZ im all4shooters-Praxis-Check

Um den Lee Loader auch in der Praxis zu überpüfen, fuhr unser all4shooters-Tester Franco Palamaro zu einem Schießstand vor den Toren der italienischen Hauptstadt. Mit im Gepäck: eine Schachtel Leverevolution-Jagdmunition von Hornady, eine Restmenge an Treibladungspulver der Sorte Hodgdon H322 in der Dose, einige Hornady 300 grs Hollow Point-Geschosse im Kaliber .45, eine Schachtel CCI Nr. 200 Large Rifle-Zündhütchen und das Lee Loader Kit selbst.

Peng! Aus dieser Hülse konnte dank des Lee Loader Kits innerhalb von fünf Minuten auf dem Schießstand zweimal ein Geschoss abgefeuert werden.

Zunächst feuerte er eine der mitgebrachten Fabrikpatronen von Hornady mit seinem Marlin M1895 Unterhebelrepetierer auf das 18 Meter entfernte Ziel ab, suchte anschließend die ausgeworfene Hülse, fand bei dieser Gelegenheit auch ein kurzes Kantholz, mit dem er dann kräftig genug auf die Ladematrize einschlagen konnte, um diese Hülse gleich vor Ort auf einem Holztisch wiederzuladen. 

So wird ein Geschoss gesetzt: Das Projektil wird mit dem kombinierten Geschoss- und Zündhütchensetzer soweit eingeschlagen, bis das Teil am Rand der zuvor auf die gewünschte Patronengesamtlänge (Over All Lengh, kurz OAL) eingestellten Matrize anliegt. Fertig: Das Geschoss ist gesetzt und die Patrone komplett wiedergeladen.

Der Vorgang des Einhämmerns eines Geschosses auf eine mit Zündhütchen und Pulver gefüllte Hülse mag zunächst beängstigend erscheinen, aber die Sicherheit ist hier dennoch gewährleistet. Das Zündhütchen ist immer sicher, da der Hülsenhalter in der Mitte eine entsprechende Bohrung aufweist, sodass das scharfe Zündhütchen beim "Geschosseinklopfen" nie mit der Matrize in Berührung kommt. Millionen von geladenen Patronen und rund 60 Jahre Marktpräsenz des Lee Loaders − ohne Zwischenfälle − belegen empirisch die Sicherheit dieses Wiederladewerkzeugs.

Eine mit Patrone im Kaliber .45-70 Government mit Hornady 300-Grain-Hohlspitzgeschoss, wiedergeladen mit dem bei STROBL.CZ erhältlichen Lee Loader-Kit.

Überdies brauchten wir auch gar nicht besonders kräftig beim Geschosssetzen auf die Matrize einzuschlagen, da sanfte Schläge bereits ausreichenden, um diesen Job zu erledigen. Allerdings müssen wir eingestehen, dass wir beim Abmessen der Pulvercharge ein wenig tricksen mussten, da wir hier mehr Pulver brauchten als die 48 grs H322, die in das beiliegende Lee-Pulvermaß (3,4 cm3) passten. Also nutzen wir zusätzlich noch ein bereits in unserem Bestand befindliches 0,5 cm3 fassendes Lee-Pulvermaß, um weitere 7,1 grs hinzuzufügen und insgesamt eine adäquate 55-grs-Ladung zu erreichen, die einen guten Richtwert für das 300-gr-Geschoss darstellt, das wir für den Test verwendeten. 

Hier verwendet all4shooters-Teammitglied Franco Palamaro den Lee Loader auf dem Schießstand, um die Hülse der Hornady-Patrone, die er als Hülsenlieferant für seinen Test kurz zuvor abgefeuert hat, wiederzuladen.

+++ An dieser Stelle noch ein wichtiger rechtlicher Hinweis +++ In Deutschland benötigen Sie zum Wiederladen und zum Erwerb von Treibladungspulver eine sprengstoffrechtliche Erlaubnis, die unter anderem einen Lehrgang bei einem staatlich anerkannten Lehrgangsträger mit anschließender Fachkundeprüfung voraussetzt. Überdies erfolgen alle zuvor in diesem Artikel gemachten Angabe zu Ladedaten ohne Gewähr. Als Wiederlader sind Sie selbst für die von ihnen laborierten Patronen verantwortlich! Auch sind nicht alle hierbeschriebenen Tätigkeiten ohne Weiteres genauso auf deutschen Schießständen durchführbar.

Jedenfalls konnte der Autor seine Waffe auf diese Weise, unter Verwendung der Hülse der Fabrikpatrone, die er erst kurz abgefeuert hatte, mit einer wiedergeladenen Patrone erneut mit dem gleichen Haltepunkt auf dieselbe Zielscheibe abfeuern. Und das mit einem beeindruckenden Ergebnis! Das Einschussloch des zweiten Schusses lag unmittelbar neben dem ersten, die geringe Abweichung lässt sich hier vielleicht auch der unterschiedlichen Treibladungs-Geschossgewichts-Kombination der wiedergeladenen Patrone im Vergleich zur Fabrikpatrone zuschreiben, aber das eigentlich auch nebensächlich. Viel wichtiger ist, dass das Wiederladen mit dem Lee Loader tatsächlich wie versprochen funktioniert und wirklich sehr einfach und nahezu überall möglich ist.

Sobald die mit dem Lee Loader wiedergeladene Patrone fertig war, wurde die .45-70 Government-Laborierung in das Röhrenmagazin der Marlin M1895 geladen, um die Zuführung zu überprüfen, und sie erneut auf das gleiche Ziel wie zuvor die Fabriklaborierung abzufeuern.

Schließlich gibt es viele Fälle, in denen sich das einfache Nachladen auf dem Schießstand als sehr nützlich erweist: Das Experimentieren mit neuen Pulvern oder Geschossen, wie etwa den der Versuch, die ideale Laborierung für maximale Genauigkeit und Geschwindigkeit zu finden. Natürlich sind feinere Variablen wie Setztiefe, Auszugswiderstand, Crimp usw. mit diesem sehr preisgünstigen Kit nicht so exakt abzubilden wie etwa mit einem Competiton-Matrizensatz.  Dafür kann der Lee Loader das Experimentieren aber beträchtlich verkürzen. Denken Sie hier nur einmal an den Fall, dass eine zu Hause mittels Präzisionsgerätschaften vorbereitete Ladereihe absolut kein befriedendes Ergebnis bringt. Dann müssen Sie zuerst nach Hause zu Ihrer Presse zurück und weitere Laborierungen vorbereiten, während Sie mit dem Loader auf dem gegebenenfalls im Schützenhaus bleiben und weitere Ladungen gleich auf dem Schießstand ausprobieren können. Natürlich bleibt der Lee Loader verglichen mit einer modernen Revolverpresse immer nur ein Kompromiss, aus was die für das Laden der Patrone nötige Zeit angeht. Mit etwas Übung ist es zwar möglich, eine Patrone in weniger als einer Minute wiederzuladen − das ist aber weit entfernt von der Geschwindigkeit, die eine einfache, moderne Revolverpresse zu Hause bietet.

Schritt für Schritt Erklärung: Der Wiederladevorgang mit dem von STROBL.CZ gelieferten Lee Loader Kit

Es gibt sieben Schritte, um die Hülse einer abgefeuerten wieder vollständig zu laden. Nutzen Sie zunächst ausschließlich Hülsen, die Sie mit dem Gewehr verschossen haben, für das Sie die Patronen laden möchten; untersuchen Sie die Hülsen auf Schäden und wischen Sie sie so gut wie möglich sauber. Verwenden Sie eine vollständig geladene Fabrikpatrone als Maßstab für die OAL und stellen Sie die Setzmatrize auf dieses Maß ein, BEVOR Sie damit beginnen, wiederzuladen. Alternativ können Sie die Ihnen bereits bekannte OAL natürlich auch mit einer Schieblehre messen und einstellen...

  1. Verwenden Sie den Hülsenhalter und schlagen Sie das abgefeuerte Zündhütchen vorsichtig mit leichten Schlägen auf den beiliegenden Entzünderungsdorn heraus.
  2. Setzen Sie die abgefeuerte Hülse in die Matrize ein, um deren Hals zu kalibrieren, und klopfen Sie auf den Hülsenboden, bis er bündig mit dem Matrizenrand ist.
  3. Legen Sie ein neues Zündhütchen in das rohrförmige Werkzeug, stellen Sie die noch in der Matrize befindlichen Hülse darauf und klopfen Sie vorsichtig auf die Matrize, um das Zündhütchen in die Zündglocke zu setzen.
  4. Klopfen Sie die vorbereitete Hülse mit der beiliegenden, langen Stahlstab aus der Matrize.
  5. Messen Sie das Pulver mit dem mitgelieferten Pulvermaß ab und füllen es die Hülse. Es ist durchaus möglich, dass Sie ein zweites oder sogar drittes Pulvermaß benötigen, um die richtige Ladung zu erreichen. Hersteller Lee empfiehlt für größtmögliche Präzision hier auf eine Pulverwaage zurückzugreifen und die Ladungen zu überprüfen.
  6. Stellen Sie die befüllte Hülse auf den Hülsenhalter, schieben Sie die Matrize über die Hülse und legen Sie ein Geschoss ein.
  7. Setzen Sie den Geschosssetzer auf das Geschoss und klopfen Sie ihn nach unten, bis der zylindrische Rand des kombinierten Geschoss- und Zündhütchensetzers bündig an der Matrize anliegt.
Das Treffergebnis unserer mit dem Lee Loader wiedergeladenen Patrone. Beeindruckend präzise!

Erledigt! Es dauert etwa eine bis anderthalb Minuten, eine Patrone vollständig zu laden.

STROBL.CZ versendet unserer Erfahrung nach sehr schnell nach der Bestellung und  liefert in die gesamte EU. Überdies steht ein mehrsprachiger kostenloser Beratungsdienst per E-Mail und Telefon zur Verfügung.

Der Preis für den Lee Loader Kit in  .45-70 Government beträgt 56,13 Euro zuzüglich VersandkostenDer tatsächliche Preis kann in Ihrem Land je nach lokalen Steuersätzen und Versandkosten variieren.

Insbesondere für Einsteiger in ein "neues Kaliber" und für Jäger mit Wiederlade-Erlaubnis, die nur wenige Patronen im Jahr in einem Büchsen oder Kurzwaffenkaliber laden möchten, stellt das Lee Loader Kit eine sehr günstige Alternative dar. Die Anschaffungskosten liegen bereits deutlich unter denen für einen hochwertigen Matrizensatz für die stationäre Ladepresse.