Der deutsche Hersteller HERA, international auch als Hera Arms bekannt, hat sich einen Namen gemacht, indem er ein solides und umfangreiches Sortiment an maßgefertigten Teilen, Magazinen, Zubehör sowie kompletten Selbstlade- und Repetierbüchsen auf dem deutschen und internationalen Markt anbietet. Die meisten Produkte von HERA sind auf die AR15/M4-Plattform ausgerichtet. Das gilt sowohl für das Teile- und Zubehörsortiment wie auch für das hauseigene Waffenangebot von HERA. Überdies gibt aber auch einige interessante Produkte wie den HERA Arms TRIARII-Anschlagschaft. Dabei handelt es sich um einen Conversion-Kit, mit dem eine Pistole zum Pistolenkarbiner umgerüstet werden kann. Der TRIARII-Schaft ist etwa für diverse Modelle von GLOCK und CZ zu haben. Zu besagtem Waffenportfolio gehören die AR-Selbstladebüchsen in .223 Remington aus der The15th-Serie, in 9 mm Luger aus der The 9ers-Reihe, die 7SIX2-Baureihe in .308 Winchester sowie die ebenfalls AR-basierten Geradezugrepetierer The15thSP in .223 Rem. und auch das aktuell in den Handel kommende Repetierbüchsenmodell HERA H6 mit seitlich angesetztem Magazin im Kaliber .223 Rem. Und schließlich ist da auch noch die H7 Repetierbüchse in .308 Winchester, die all4shooters schon vor einiger Zeit getestet hat.
Das HERA H7 Rifle Chassis für das Remington 700 SA - das sind die technischen Details der smarten Nachrüstlösung: Chassis-System, ultraleichter Handschutz und stabiler Klappschaft
HERA bietet den Schaft des seines Repetierbüchsenmodells H7 auch separat unter der Bezeichnung H7 Rifle Chassis an. Das HERA H7 Schaftsystem ist für insgesamt vier verschiedene Modell-Plattformen zu haben: die Repetierbüchsen-Reihen Remington 700 SA, Bergara B14 und Howa 1500 sowie eine für den KK-Selbstlader Ruger 10-22 und kompatible Waffen spezifische Version, die dann allerdings unter der Bezeichnung H22 firmiert. Im folgenden Testbericht beschäftigen wir uns mit der H7-Version für die Remington 700 und einigen optionalen Zubehörteilen wie etwa dem H7-Ultralight-Handschutz und dem Klappschaftzubehörsatz H7 SFU (Side Folding Unit).
Das HERA H7-Chassis-System ist in den Farben Schwarz, Grün und Tan jeweils zum unverbindlich empfohlenen Verkaufspreis von 449,- Euro erhältlich. Der HERA H7 Schaft besteht aus einer schlagzähen Polymerverbindung, in die beim Spritzen ein massiver Aluminium-V-Block integriert wird. Hinzu kommt serienmäßig ein Vorderschaft aus harteloxiertem Aluminium mit M-Lok-Schnittstellen zur Zubehörmontage, in dem der Lauf frei schwingen kann. Zum Lieferumfang gehören noch zwei Zwischenstücke (Spacer) zum Variieren der Schaftlänge, eine Wangenauflage aus Kunststoff und ein AICS-kompatibles 5-Schuss-Magazin.
Für diesen Test wählten wir das H7 Remington 700-System und verwendeten eine Remington 700 Police in .308 Winchester. Vor dem Einbau des Systems entfernten wir den Spacer, der den Schaft mit dem Griffstück verbindet, und ersetzten ihn durch die optional für 79,- Euro erhältliche Side Folding Unit, die die zuvor feste in eine abklappbare Schulterstütze verwandelt.
Dies ist gar nicht so banal wie Sie vielleicht glauben, da die beiden Schafthälften ein Stück weit vom Lagerblock getrennt werden müssen. Zunächst müssen vier Schrauben entfernt werden, damit die beiden Hälften getrennt werden können, dann muss auch noch die Hauptschraube, die den Hinterschaft mit dem eigentlichen Chassis verbindet, ersetzt werden. Wir haben dann auch den Standard-Handschutz mit M-Lok-Schlitzen durch die von HERA mit 249,- Euro (UVP) empfohlene Version H7 Ultralight ersetzt, die nicht nur bis zu 33 % leichter ist als die Serienversion, sondern neben M-Lok-Aufnahmen auch noch R-Lock-Schnittstellen bietet, die etwa auch ARCA Swiss kompatibel sind, und sich somit beispielsweise für diverse Stative und Dreibeine auf dem Markt eignen.
Die Installation des H7 Ultralight Handschutzes geht recht simpel und schnell vonstatten. Einfach die sechs Schrauben (drei auf jeder Seite) herausschrauben und den serienmäßigen Aluminium-Handschutz nach vorne abziehen, die Ultralight-Version draufschieben und die sechs Schrauben wieder reindrehen und festziehen. Um die in den Aluminium-Block des Chassis geschnitten Gewinde nicht zu beschädigen, sollte das Anziehen der Schrauben in diesem Fall mit einem auf rund 6 Nm eingestellten Drehmomentschlüssel erfolgen.
Das Kernstück des Hera H7 Schafts bildet der maschinell bearbeitete V-Block aus Alu, der auch für die Zentrierung des zylindrischen Systems der Remington 700 im Chassis sorgt und dessen flache Anlagefläche auch als Lager für die Rückstoßnase des Systems dient, um die Rückstoß- und Impulskräfte aufzufangen.
Der Einbau in das H7-Chassis-System ist sehr einfach. Hinweis: Werfen Sie die Originalschrauben nicht weg, da diese auch für die Installation des HERA H7 Rifle Chassis benötigt werden − allerdings zusammen mit den mit den speziellen Unterlegscheiben, die HERA dem Schaft beilegt.
Tipps für die Montage des HERA H7 Rifle Chassis:
Reinigen Sie die Gewinde der beiden Systemschrauben und die mechanischen Teile vor dem Einbau mit einem fusselfreien Baumwolltuch. Dann setzen Sie das System in das Chassis und ziehen die beiden Schrauben wieder handfest an. Stellen Sie das Gewehr senkrecht mit dem Lauf nach oben auf der Schaftkappe ab. Heben Sie die Waffe jeweils ein paar Zentimeter an und lassen sie sie los und ein paar Mal auf die Schaftkappe prallen, um sicherzugehen, dass die Rückstoßnase perfekten Kontakt mit dem korrespondierenden Gegenstück im Aluminiumblock hat. Drücken Ich drückte den Lauf nach unten, wobei die Waffe immer noch senkrecht stand, und zog die Schrauben mit einem Anzugsdrehmoment von 4 bis 4,5 Nm an, wobei ich mit der Schraube angefangen habe, die der Rücklaufnase am nächsten lag, und dann mit der Schraube am Hinteren Endes des Systems. Dann habe ich beide Systemschrauben auf die endgültigen 6,2 Nm angezogen. Fertig!
Test: Mit der Kombi aus HERA H7 Schaft, Remington 700 Police in Kaliber .308 Winchester und dem Hybrid-Zielfernrohr Noblex NZ8 2,5-20x50 inception auf dem Schießstand
Das HERA H7 Schaft-System wird mit einem AICS-kompatiblen 5-Schuss-Magazin, dem H7-Magazin, für .308 Winchester und ähnliche Standard-Kaliber, wie etwa 6,5 Creedmoor, geliefert. Aber das H7 Chassis-System ist mit vielen anderen Magazinen kompatibel: Im Test kamen sowohl MDT- wie auch Magpul-Magazine problemlos zum Einsatz.
Der Klappschaft funktioniert tadellos, einmal verriegelt rührt er sich nicht mehr und obwohl der Kunststoffknopf der Arretierung etwas zierlich erscheint, hält er im tatsächlichen Gebrauch einiges aus. Ergonomisch fühlt sich der Schaft gut an, leider ist die Wangenauflage nicht verstellbar (sie kann jedoch entfernt werden) und auch der Hinterschaft lässt sich bei der Testkonfiguration in Sachen Schaftlänge nicht weiter variieren: Den Platz, der für die Zwischenstücke vorgesehen ist, den beansprucht jetzt das Klappschaftscharnier, und daher ist keine weitere Anpassung möglich.
Das Hera Arms H7-Gehäuse ist wirklich leicht und solide − im Vergleich zu den ebenfalls auf dem Aftermarket für die 700 Remington erhältlichen Vollaluminium-Chassis ist es zwar nicht ganz so verwindungssteif, aber dafür ist das HERA H7 Rifle Chassis auch wesentlich günstiger und damit ist sein Preis-Leistungs-Verhältnis eines der besten auf dem Markt. Alle Teile werden von Hera selbst in Deutschland gefertigt.
Der Abzugsbügel ist großzügig bemessen und kompatibel mit dem Jewell Match Trigger, der in der Testwaffe seine Arbeit verrichtet. Die Leistung war wie erwartet. Verglichen mit dem Originalschaft der Remington Police, in dem das System bereits eine professionelle Bettung erhalten hatte, gab es keinen Rückgang in Sachen Präzision, auf der anderen Seite biete das H7 Chassis einen enormen Zuwachs an Benutzerfreundlichkeit und Funktionen, allein die Klappschaftoption ist schon großartig, ganz zu schweigen von der ACRA Swiss-Schiene und den M-Lok-Zubehörschlitzen für die Zubehörmontage, die im archaischen Konzept des HS-Schaftes des Remington 700-Gewehrs, das aus den späten 1970er Jahren stammt, einfach nicht vorhanden sind. Und um die hier gezeigte Präzision zu erreichen musste das 700er-System dann noch für teures Geld durch einen Büchsenmacher in dem antiquarische Remington-Schaft gebettet und eingerichtet werden.
Mit dem HERA H7-Schaft konnte wir das gleiche Ergebnis mit einer knappen halben Stunde Schraubarbeit quasi auf dem Küchentisch erreichen und hatten funktionelles Gewehr bei der Hand, das bereits in der Lage ist, das Beste aus dem Lauf und der Mechanik herauszuholen, ohne dass irgendwelche zusätzlichen Arbeiten von Nöten sind. Das spricht für diese preiswerte Nachrüstlösung.
Unterm Strich ist das HERA H7 Rifle Chassis ein sehr solides und überzeugendes Produkt, erschwinglich und mit einem sehr auffälligen Design, das nicht nur gute Ergebnisse auf der Scheibe liefert, sondern auch auf dem Schießstand für Aufsehen sorgen wird.
Die Gesamtkosten für die Schaftkonfiguration, die für diesen Bericht verwendet wurde, belaufen sich auf knapp 780 Euro, wobei auf den HERA H7 Schaft 449,- Euro, den H7 Ultralight-Handschutz 249,- Euro und den Adapter für den Klappschaft 79,- Euro entfallen.
Wo wir gerade bei den Preisen sind: Ein 5-Schuss-Magazin für Patronen im Kaliber .308 Winchester ist wie gesagt im Lieferumfang enthalten, weitere Magazine sind für jeweils 39,90 Euro erhältlich.
Weitere Informationen zum Hersteller finden Sie hier auf der Webseite der HERA GmbH und auf dieser Produktseite zum HERA H7 Schaft.