Pfeffersprays gibt es in zig Gebindegrößen. Angefangen bei kleinsten Lippenstiftformaten (etwa 15 bis 20 Milliliter Inhalt) über die normalgroßen Dosen mit rund 50 Millilitern Inhalt reichen die Baugrößen bis hin zu den großen Versionen, um die es hier im Test geht. Diese Giganten fassen Inhaltsstoffe von bis zu 400 Millilitern und damit rund das Achtfache eines Standard-Sprays. Dafür geraten diese Dosen auch weitaus größer. Die meisten der großen "Giganten-Sprays" wiegen mehr als ein halbes Kilogramm. Damit wird klar, dass sich diese Sprays nicht mehr für das tägliche Mitführen eignen.
Die großen Sprays eignen sich jedoch sehr gut zur stationären Aufbewahrung zu Hause. Bei einer Gefahrenlage haben sie weitaus mehr Abwehrpotential und Inhaltsreserven als ein kleineres Spray. Durch ihren großen Handgriff und die gut erreichbaren Bedientasten verfügen sie zudem über mehr Komfort als die kleinen Dosen. Zusätzlich wird das Risiko vermindert, selbst mit dem Reizstoff in Kontakt zu kommen.
Verschiedene technische Varianten von großen Pfeffersprays
Meist bieten die Hersteller 2 Varianten ihrer Sprays an: Die dominierenden Strahlsysteme sind der Fadenstrahl und der Sprühnebel. Beim Erstgenannten wird der Wirkstoff mittels eines dünneren, aber meist gut sichtbaren Strahls zum Ziel getragen, wohingegen der Sprühnebel den OC-Stoff eher wie ein Deo-Spray absondert. Mit dem Sprühnebel lässt sich somit auf kurze Entfernung eine größere Fläche anvisieren, es ist sozusagen für den Nutzer etwas leichter zu treffen. Dafür sind die Sprays mit Sprühnebel jedoch auch etwas windanfälliger – das spielt indoor natürlich keine Rolle. Die großen Dosen weisen allesamt sehr große Sprühöffnungen auf, mit dem Ergebnis, dass mehr Wirkstoff austritt.
Aber es gibt noch weitere technische Lösungen:
Einige dieser Sprays nutzten einen sogenannten Fächerstahl. Dieser entfernt sich aufweitend von der Sprühdose. Andere setzen auf einen konischen Strahl. Dieser gibt sich kurz hinter der Mündung noch als Strahl zu erkennen, geht dann aber schnell in einen nebelartigen Strahl über und ist dann für das Auge kaum noch zu erkennen. Trotzdem lässt es sich mit den großen Dosen in der Regel nicht so genau zielen, wie mit den kleinen 50-Milliliter-Dosen und ihrem Fadenstrahlsystem. Die Gefahr, weitere Objekte neben oder hinter dem Zielobjekt zu treffen, ist beim Einsatz der großen Giganten-Sprays leider meist gegeben.
Alle für den Test ausgewählten Sprays nutzen den gängigen Wirkstoff Oleoresin Capsicum (OC), ein Pfefferextrakt. Hier eine Übersicht über die Anbieter:
Def-Tec MK-9 Red Pepper Spray
Der deutsche Hersteller Def-Tec aus Frankfurt bietet in seinem großen Spray-Portfolio unter der Bezeichnung MK-9 eine Gebindegröße mit 400 Millilitern Inhalt an. Es kommt in den regulären Abmessungen dieser Klasse, bringt einen ergonomischen Kunststoff-Handgriff mit und verfügt über eine Splintsicherung. Aufgrund seiner Größe passt es nur in sehr weit geschnittene und tiefe Kleidungstaschen. Im Sprühtest erreicht das MK-9 Spray eine Sprühdauer von 6,5 Sekunden. Der Sprühstrahl verlässt die Dose in Fächerform.
Im Test sprühte das Spray stets konstant und kam ohne "Spucken" aus. Der Strahl ließ sich gut dirigieren und blieb vom Tester stets gut zu erkennen. Die sichtbare Sprühreichweite betrug rund 5 Meter. Die Wirkung des Sprays ist jedoch noch einige Meter hinter der sichtbaren Reichweite gegeben.
Mean Green Abwehrspray von Fox Labs
Das amerikanische Unternehmen Fox Labs produziert bereits seit 1992 Abwehrsprays. Auf dem US-Markt sind die Sprays mit ihrem markanten grünen Farbstoff eine feste Größe. Sie stehen dort auch bei zahlreichen Behörden im Einsatz. Durch den zusätzlichen markanten grünen Farbstoff wird das besprühte Objekt, zunächst für jedermann sichtbar, farblich markiert. Der Fox Labs Mean Green-Gigant beinhaltet 355 Milliliter. Auch hier kommen ein Kunststoffgriff mit einem angenehmen Griffwinkel und eine großzügig dimensionierte Drucktaste zum Einsatz. Gesichert ist die Dose mittels eines Splintes.
Im Test sprühte der grüne Fächerstrahl des Sprays zirka 5,5 Meter weit. Darüber hinaus zerstäubten sich die Elemente zu stark, um zu sehen, wie weit diese noch flogen. Die Sprühdauer betrug knapp 7 Sekunden. In der letzten Sekunde des Sprühvorgangs spuckte das Spray einmal kurz. Die Dose zeigte sich handlich und ließ sich jederzeit problemlos bedienen.
TW 1000 Super Gigant Pepper-Fog
Vom deutschen Hersteller Hoernecke nahm ein Spray mit 400 Millilitern Inhalt am Test teil. Das baden-württembergische Unternehmen beliefert seit Jahren die Deutsche Polizei und Behörden mit seinen RSG-Modellen. Auch auf dem hiesigen Zivilmarkt sind die Sprays der TW 1000-Reihe beliebte Dauerläufer.
Der getestete Super Gigant verzichtet auf eine Splintsicherung und bringt stattdessen eine Federdeckelsicherung samt Daumenmulde mit. Der Gebindedurchmesser ist mit den übrigen Testsprays vergleichbar, der Super Gigant fällt jedoch um einige Zentimeter höher aus als das übrige Testfeld: Er ist 255 Millimeter hoch. Daher eignet sich auch dieses Spray nur bedingt zum Mitführen. Im Sprühtest von VISIER erreichte die Dose eine relativ lange Sprühzeit von rund 12 Sekunden. Der sehr nebelartige Strahl war auf rund 5 Metern noch mit dem Auge zu erkennen. Danach zerstäubten sich die Elemente ebenfalls zu stark. Das Spray arbeitete tadellos und spuckte nicht während des Sprühtests.
Walther Pro Secur Home Defense
Im Modellnamen steckt schon der Verwendungstipp des Anbieters: "Home Defense". Passend dafür ist ab Werk auch noch ein Metallgestell zur Wandbefestigung dabei. Die Gebindeabmessungen entsprechen mit 65 x 230 Millimetern den kleineren Dosen des Testfeldes.
Auch die Ausstattung mit Handgriff, Splintsicherung und großer, geriffelter Sprühtaste entspricht dem Klassenstandard. Die Griffergonomie passt auf Anhieb. Darüber hinaus bringt das große Walther-Spray einen UV-Markierer mit. Dieser wird nur unter UV-Licht sichtbar. Im Test sprühte das Home Defense knappe 10 Sekunden lang den OC-Stoff aus. In der letzten Sekunde spuckte die Dose ganz leicht. Die sichtbare Sprühreichweite betrug gut 6 Meter. Der kräftige Strahl ließ sich gut erkennen und auch das Anvisieren von größeren Gegenständen ging einfach von der Hand.
Wie gut sind die großen Pfeffersprays und was kosten sie?
Aufgrund der Größe der Dosen eigenen sie sich nur sehr eingeschränkt für das tägliche Mitführen. Ihr Eignungsbereich liegt ganz klar in der Eigenheimsicherung. Preislich liegen die Giganten etwa zwischen 50,- und 90,- Euro. Damit sind sie deutlich teurer als die kleineren Sprays, bringen aber auch besseren Bedienkomfort und mehr Inhalt mit. Bei der Sprühdauer unterscheiden sie sich nur minimal von den kleineren Sprays, dafür stoßen sie jedoch durch ihren viel kräftigeren Stahl mehr Wirkstoff pro Sekunde aus.
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Den ausführlichen Artikel zum Praxis-Test der Pfeffersprays finden Sie in der VISIER 5/2018. Die Ausgabe der VISIER können Sie ganz bequem im VS Medien Online-Shop bestellen.
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