Um die Mitte der 70er Jahre war die GLOCK KG ein kleines österreichisches Unternehmen, das auf die Herstellung von Produkten aus Kunststoff-Spritzguss und Blech spezialisiert war. Zu den beliebtesten Artikeln gehörten Gebrauchsgegenstände wie etwa Zeltstangen. Doch Unternehmensgründer Gaston Glock suchte ständig nach neuen geschäftlichen Möglichkeiten. Als er 1976 dann erfuhr, dass das österreichische Bundesheer ein Messer/Bajonett für das neue Sturmgewehr Steyr AUG ausgeschrieben hatte, beschloss er, an der Ausschreibung teilzunehmen.
GLOCK Feldmesser: Was zeichnet das Militärmesser aus?
Das von GLOCK eingereichte Messer war ein Meisterwerk: schlicht, mit einer 165 mm langen und 5 mm starken phosphatierten Klinge aus Federstahl in einer Härte von 55 HRC. Griff und Scheide bestanden aus Polymer. Ein einfacher Deckel auf dem Knauf verbarg eine Vertiefung, in der man den Bajonettanschluss des AUG versenken konnte.
Der obere Teil des Handschutzes war rechtwinklig abgeknickt, um der Mündungsbremse nicht in die Quere zu kommen. Es stellte sich heraus, dass das Messer damit auch als Flaschenöffner benutzt werden konnte. Die Schlichtheit zahlte sich aus: Eine der wichtigsten Anforderungen der Streitkräfte lautete, dass die Waffe auch als Wurfmesser zu gebrauchen sein sollte, und in dieser Hinsicht erwies sich der Prototyp von GLOCK wegen seiner hervorragenden Ausbalancierung als unschlagbar.
Das Messer bekam den Namen FM78: Das Bundesheer übernahm es und bestellte sofort 25.000 Stück. Angeblich verbrachten Gaston Glock und seine Frau nächtelang damit, Griffe zu gießen, um fristgerecht liefern zu können. Auf die logistischen Herausforderungen einer solchen Bestellung waren sie schlichtweg nicht eingestellt.
Das Messer FM78 wurde zum entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Marke GLOCK. Nachdem er einen Fuß in die Welt der militärischen Aufträge gesetzt hatte, wagte der tollkühne Gaston Glock sich an die Produktion von Munitionsgurten für Maschinengewehre und Übungsgranaten. Der entscheidende Augenblick kam im Jahr 1981, als die Pistole Modell 19 vorgestellt wurde. Sie katapultierte GLOCK nach oben: Aus dem kleinen Familienbetrieb wurde ein Riese der Waffenindustrie...
1981 kam es auch zur einzigen größeren Veränderung des Feldmessers von GLOCK: Das Modell FM81 wurde vorgestellt, das im Gegensatz zum Vorgänger eine Säge im Messerrücken hat. Zunächst wurden die Messer von GLOCK mit Scheide und Griff in Olivgrün oder Schwarz hergestellt. Die Klinge war immer schwarz und phosphatiert. Seit kurzer Zeit finden sich im Sortiment auch Modelle des Feldmessers mit grauen und erdbraunen ("dark flat earth") Kunststoffteilen, während die Klinge mit Elektrophoreselack überzogen ist. Das sorgt für exzellenten Schutz vor Verschleiß und Korrosion.
Eine der Stärken des Militärmessers von GLOCK ist die Scheide, die per Spritzgussverfahren aus einem Stück Kunststoff gefertigt wird. Es handelt sich um ein wahres Meisterwerk der Rationalität: Gürtelschlaufe und Rückhaltehaken bestehen aus dem gleichen Material wie die Scheide selbst und nutzen dessen Elastizität.
Eigenschaften des Feldmessers von GLOCK
Es gibt keine Metallteile, keine Federn und keine Stifte. In der Scheide rastet das Messer ein. Um es wieder herausziehen zu können, muss der Haken angehoben werden, woraufhin ein Zahn aus einer Vertiefung im Griff direkt unter dem Handschutz gezogen wird. Auch hier wurde eine praktische und einfache Lösung gefunden, die – und das kam beim Militär besonders gut an – keine zusätzlichen Kosten verursachte.
Der Griff ist sehr schlicht gehalten: 5 Einkerbungen sorgen dafür, dass er gut in der Hand liegt. Am Knauf befindet sich eine Öse für ein Halteband. Der Griff ist mit einem Deckel verschlossen. Darunter verbirgt sich der Hohlraum zum Aufsetzen auf das AUG. Der ausgehöhlte Griff wurde auch bei den zivilen Modellen beibehalten. So lässt sich das Messer im Bedarfsfall auf eine Stange stecken und zu einer provisorischen Lanze umfunktionieren.
Die Klinge ist ebenfalls sehr schlicht gehalten und weist keinerlei Schnickschnack auf – typisch für ein Messer, das industriell in großen Stückzahlen hergestellt wird. Auf dem Messerrücken prangt das Logo des Herstellers, dazu die Modellbezeichnung und der Schriftzug "Made in Austria". Das Logo ist auch auf den Griff und auf die Scheide geprägt.
Auf den beiden abgebildeten Messern sehen Sie 2 unterschiedliche Logos: das runde ist typisch für die ersten Exemplare. Es wurde kürzlich durch das kantige Logo ersetzt.
Man glaubt es kaum: das Messer mit dem olivgrünen Griff wurde vor fast 40 Jahren hergestellt, das andere stammt aus der aktuellen Produktion. Die Unterschiede sind minimal: kleine Abweichungen bei der Oberflächenbehandlung der Klinge, der Rest ist identisch.
Mit 205 g Gewicht ist das GLOCK Feldmesser relativ leicht – es kann aber ohne weiteres für schwere Aufgaben eingesetzt werden. Auf YouTube gibt es jede Menge Videos, in denen die Militär- und Survival-Messer FM78 und FM81 strengen Tests unterzogen werden, die sie ohne Probleme meistern.
Und noch ein letztes Detail: Der Einzelhandelspreis ist sehr moderat, man findet das Messer bereits für weniger als 50,- Euro. Für ein Produkt mit dem Gütesiegel "Made in Austria" ist das natürlich ein erstklassiges Preis-Leistungs-Verhältnis.
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