all4shooters.com berichtete bereits über den Versuch der EU-Kommission, ein Verbot von Blei in Munition durchzubringen. Hier lesen Sie, wo wir im Hinblick auf die Verwendung von Bleimunition in Feuchtgebieten stehen.
"Die ISSF ist entschlossen, ihre Verantwortung im Hinblick auf die Bewahrung von Umwelt und Natur nach dem neuesten Sachstand wahrzunehmen. Die ISSF setzt sich aus den nationalen Schießsportorganisationen zusammen, die Mitglieder der Olympischen Komitees der jeweiligen Länder sind und von diesen für die von der ISSF anerkannten Wettkämpfe im Land als Dachverbände anerkannt werden. Derzeit hat die ISSF 160 Mitgliedsorganisationen in 147 Ländern auf allen 5 Kontinenten. Sie richtet Weltmeisterschaften, Worldcups und andere Wettkämpfe für die von ihr anerkannten Veranstaltungen für Junioren und Senioren aus".
Es gibt bei den ISSF Disziplinen 4 Waffenarten mit hochperformanter, bleihaltiger Munition:
1. Druckluftwaffen (10 m Gewehr und Pistole)
2. Kleinkaliberwaffen (25 und 50 m Gewehr und Pistole)
3. 300 Meter (Gewehr)
4. Schrotflinten (Schrotkugeln bis 24,5 g)
Anteil der Munition an der EU-weiten Bleiverwendung: 50.000 t
Aus den von der ECHA vorgelegten Zahlen geht hervor, dass Munition einen eher geringen Anteil an der gesamten Bleiproduktion und am Gesamtverbrauch sowohl weltweit als auch in der Europäischen Union hat. Mit Blick auf die Interessen der europäischen Gemeinschaft sollte man bedenken, dass nur 50.000 der insgesamt 1.400.000 hergestellten Tonnen Blei tatsächlich für Munition verwendet werden, einschließlich der für militärische und polizeiliche Zwecke bestimmten Munition.
Da ein Teil der zivilen Munition für Jagdzwecke bestimmt ist, entfallen auf den Schießsport nur noch 10.000-15.000 Tonnen. Das olympische Schießen nimmt einen noch kleineren Teil dieser Summe ein. Die Bleimengen, die im Schießsport verwendet werden, sind also äußerst gering und ihre Auswirkungen auf die Umwelt völlig unbedeutend.
Forderung der ISSF zur Verwendung von Blei in Munition
Die Einleitung des Antrags enthält die folgenden zusammenfassenden Informationen über Blei und die Unterschiede zwischen Blei und anderen Schwermetallen: "Es gibt keine Belege für einen sicheren Schwellenwert bei einer ganzen Reihe kritischer Punkte, einschließlich Human- und Ökotoxikologie. Dies bedeutet, dass es kein Expositionsniveau gibt, unterhalb dessen keine Auswirkungen auf den Menschen zu erwarten sind.“
Diese Behauptung der ECHA ist gelinde gesagt verwirrend, da es hygienische Standards gibt (wie in den nationalen Vorschriften und von der Weltgesundheitsorganisation detailliert beschrieben), die auf der Grundlage des Konzepts des Null-Risikos entwickelt wurden - was bedeutet, dass es keine Konsequenzen für Menschen und zukünftige Generationen über ihre gesamte Lebensdauer gibt.
Das kritische Level für die Bleikontamination in Leitungswasser liegt in den USA beispielsweise bei 15 μg/l (Maßnahmen sind erforderlich, wenn die Konzentration von Blei in 10 % der Leitungswasserproben diesen Wert überschreitet [40 CFR 141.80, USA]). Der kritische Wert für Grundwasser in der EU beträgt 20 μg/l.
Wenn behauptet wird, dass jede noch so geringe Menge Blei für den gefährlich für den Menschen ist, macht dies die Anfrage selbst bedeutungslos.
ISSF: Eine Analyse der Verfügbarkeit und der technischen Leistungsfähigkeit von Alternativen zu Blei in Munition:
Als Hauptalternative wird der Austausch von Bleimunition gegen solche aus Stahl oder anderen Materialien (massives Kupfer oder Messing, Wismut, Wolfram) erwogen. Eisen zerfällt im Gegensatz zu Blei aktiv in der Umwelt: Während die auf dem Bleischrot gebildete Oxidschicht so dicht ist, dass sie die Oberfläche reaktionsträge macht (also schützt), bildet sich auf Stahlschrot eine lose Oxid-Hydroxid-Schicht, die ausblühen kann. Dabei entstehen Mikronpartikel (2,5 μm), die sehr gefährlich für die Atemwege sind. Eisen bildet lösliche Verbindungen, die in den Boden, ins Grundwasser und ins Oberflächenwasser wandern. Mit anderen Worten: Der Zerfall von Stahlschrot im Boden führt zu einer Verschmutzung aller angrenzenden Systeme – der Atmosphäre, des Grundwassers und des Oberflächenwassers.
Für die Eisenkonzentration im Boden gibt es keinen Grenzwert; im Wasser wird sie kontrolliert (0,3 mg/l im Oberflächenwasser und 0,1 mg/l in Fischereigewässern gemäß den russischen Vorschriften). Gefährliche Eisenverbindungen in der Atmosphäre sind Dispersionen von Eisenoxid (Fe2O3), aber nicht wegen der toxischen Wirkung, sondern weil sie in die Lunge gelangen und dort abgelagert werden (diese Krankheit wird Siderose genannt – ähnlich der Silikose bei Bergarbeitern). Für dispergierte Partikel (Schwebstoffe mit einer Größe von 2,5 μm) beträgt die maximal zulässige Konzentration bei täglicher Mittelwertbildung 0,035 mg/m3. Für Staubpartikel (analog zu den Schwebstoffen) liegt dieser Wert bei 0,15 mg/m3. Es gibt einen separaten Standard für Fe2O3, und zwar 0,04 mg/m3 (gemäß den russischen Vorschriften).
Andere giftige Eisenverbindungen sind Eisensulfat (FeSO4) und Eisenchlorid (FeCl3), die in feuchter Luft und im Boden entstehen können. Spezielle Normen für die Konzentration in der atmosphärischen Luft wurden für die folgenden Verbindungen festgelegt: Eisensulfat 0,007 mg/m3, Eisenchlorid 0,004 mg/m3 (bezogen auf die äquivalente Menge an Eisen).
Vergleichende Studien der TU München haben gezeigt, dass die auf dem Markt erhältliche alternative Flinten- und Büchsenmunition vor allem in Feuchtgebieten weitaus giftigere Auswirkungen auf die Umwelt hat als metallisches Blei. An einem der wichtigsten Organismen für diese Feuchtgebiete, dem Großen Wasserfloh (Daphnia magna), wurde ein Toxizitätstest durchgeführt. In diesen Habitaten nimmt der große Wasserfloh eine Schlüsselposition in der Nahrungskette der entsprechenden Ökosysteme ein. Die Studien zeigten, dass die von den alternativen Munitionsmaterialien freigesetzten Zink- und Kupferionen eine hochgiftige Wirkung auf diesen Organismus haben, und es wurden Mortalitätsraten von bis zu 100 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe gemessen. In den mit Bleischrot kontaminierten Lösungen hingegen unterschied sich die Sterblichkeitsrate nicht von der der Kontrollgruppe.
ISSF zu Blei in Munition: Alternative Materialien oder Zusatzstoffe (Nickel, Chrom, Kupfer, Wismut) verschlimmern als Schwermetalle die Auswirkungen auf den Boden
1. Die Verwendung von Projektilen aus Stahl oder Wolfram führt zu höheren Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, da diese Geschosse leichter abprallen.
2. Die Verwendung von Stahlpellets erfordert eine größere Pulverladung: Die Schüsse werden dadurch lauter und druckvoller, was sich negativ auf die Gesundheit der Schützen auswirkt.
Ein weiteres Problem bei der Verwendung alternativer Metalle: Die Läufe der derzeitigen Waffen sind nicht für Pellets aus solchen Metallen konstruiert (dies ist die Ansicht fast aller Benutzer und Hersteller).
3. Der dritte Grund: Blei hat ballistische Eigenschaften, die andere Metalle nicht gewährleisten können.
4. Der vierte Grund: In einigen Fällen ist es unmöglich, Blei durch ein anderes Material zu ersetzen. Randfeuermunition (hauptsächlich im Kaliber .22 l.r. oder .22 Short) ist ein Sonderfall, bei dem die Ersetzung von Blei praktisch unmöglich ist, selbst bei wesentlich teureren Materialien. Ein Randfeuergeschoss muss sich im frühen Stadium der Beschleunigung am Heck auf den Innendurchmesser des Laufs (bei großen Kalibern) ausdehnen (Abbildung 3), was bei Materialien, die härter als Blei sind, nicht möglich ist. Viele Sportschießdisziplinen verwenden ausschließlich Randfeuermunition (wie Biathlon und andere olympische Disziplinen).
5. Der fünfte Grund sind die Kosten. Beim Scheibenschießen mit Zentralfeuerpatronen (und beim Training dafür) werden (auch im Vergleich zur Jagd) viele Schüsse abgegeben. Die hohen Kosten für alternative Materialien (massives Kupfer oder Messing, Wismut, Wolfram) sprechen gegen deren Einsatz. Ein adäquater Ersatz für Blei wäre nur Gold, was natürlich unvergleichlich teurer wäre. Darüber hinaus würde die große Anzahl der abgegebenen Schüsse den Laufverschleiß zu einem erheblichen Problem beim Sportschießen mit härteren Alternativmaterialien machen. Die größere Härte dieser Materialien führt zu einer erhöhten Belastung von Läufen und Schloss der Waffe. Die höhere mechanische Beanspruchung hat eine schnellere Materialermüdung und die Abnutzung der Läufe zur Folge. Leider sind uns keine wissenschaftlichen Studien dazu bekannt, aber als Hersteller von Schusswaffen und Munition können wir bestätigen, dass die Lebensdauer von Testläufen sich bei alternativen Materialien verkürzt. Sportwaffen (Pistolen und Gewehre) sind teure High-Tech-Werkzeuge. Ihr häufiger Ersatz wird die den Sportlern entstehenden Kosten deutlich erhöhen.
Der EU-Vorschlag bringt es mit sich, dass die Kosten für die Beschränkungen hauptsächlich von Jägern und Sportschützen getragen werden sollen und dass diese Kostenerhöhung vertretbar wäre. Dies zeugt von einer unzureichenden Beschäftigung mit dem Problem: Abgesehen von den oben genannten Kosten müssen nicht nur die Munition selbst, sondern auch die Flinten für den Einsatz alternativer Materialien für die Munition getestet werden. Das würde die Schaffung einer Infrastruktur erfordern, die in vielen EU-Mitgliedstaaten nicht vorhanden ist.
Außerdem wird eine große Zahl von nur für Bleimunition geeigneten Waffen nutzlos werden. Wer wird all diese Menschen entschädigen oder für ihre Sicherheit sorgen, wenn sie anfangen, andere Metalle in ihren Waffen zu verwenden? Dieses Argument ist gewichtig. Da es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass Bleikugeln und Bleischrot auf Schießständen Verschmutzungen verursachen, muss die Europäische Union ihre Überlegungen in dieser Angelegenheit überprüfen. Es muss geklärt werden, ob die Verwendung von alternativen Materialien mit den in allen Ländern geltenden Rechtsgrundsätzen (z.B. CIP) übereinstimmt.
Schlussfolgerung der ISSF zur Verwendung von Blei in Munition
Unter Berücksichtigung der oben dargelegten Argumente erscheint es unvernünftig, wirkungslos und daher unangemessen, Schießsportanlagen in den Antrag der ECHA (Punkte B und D) aufzunehmen, und zwar angesichts der folgenden Umstände:
- Schießsportanlagen wurden in der Anfrage der Europäischen Kommission vernünftigerweise nicht erwähnt.
- Schießsportanlagen haben keine Auswirkungen auf die Umwelt außerhalb des Geländes.
- Schießsportanlagen stellen keine Risiken für die menschliche Gesundheit dar.
- Die Risiken, die am Produktionsstandort von "migrierbarem" Blei entstehen, sind beherrschbar (sie können kontrolliert und neutralisiert werden); die anfallenden Bleiabfälle werden entsorgt.
- Die sozioökonomischen Auswirkungen auf die Entwicklung des Schießsports und der damit zusammenhängenden Branche wurden nicht nur nicht kalkuliert, sondern noch nicht einmal berücksichtigt.
Vorschlag der ISSF für die ECHA und die EU-Kommission:
- Streichung der Punkte B und D zu den Schießsportanlagen aus dem Antrag.
- Prüfung, ob die sichere Verwendung von Alternativmunition in vorhandenen Schusswaffen gewährleistet ist (Systemkompatibilität), und zwar vor der Planung des Bleiverbots.
- Durchführung einer Analyse der eindeutig negativen sozioökonomischen Folgen, die sich daraus ergeben, dass dieses Verbot de facto Millionen von Schrotflinten unbrauchbar macht und damit zu einer Quasi-Enteignung für eine große Zahl von Menschen führt.
- Durchführung einer zuverlässigeren, gründlicheren und langfristiger angelegten Untersuchung über die Gesundheits- und Umweltauswirkungen alternativer Materialien für Geschosse, bevor das Verbot von Blei überhaupt in Betracht gezogen wird.
Unserer Meinung nach klingen diese Auszüge aus dem ISSF-Arbeitspapier vernünftig und ausgeglichen. Wir möchten sie an unsere Freunde und an die Leser von all4shooters.com sowie an Teile der Branche weitergeben, damit neben den politischen Angriffen der EU-Kommission und der ECHA auch Fakten der "anderen Seite" auf dem Tisch liegen.
Die Mitteilung der ISSF finden Sie auf der Seite des Verbandes.