Auslöser für den massiven Polizeieinsatz gegen den Schwarzwaffenmarkt und die Organisierte Kriminalität (OK) waren versuchte Tötungsdelikte mit Schusswaffen im Rockermilieu. Bei dem anschließenden Ermittlungsverfahren wurde der Weg des Tatwerkzeugs bis zum illegalen Verkäufer akribisch in monatelanger Arbeit zurückverfolgt. Bei den Ermittlungen der Dienststelle zur Bekämpfung der OK des Polizeipräsidiums Hagen gegen Mitglieder der Rockerbanden Bandidos und Freeway Riders offenbarte sich, dass im Vorjahr bei 3 versuchten Tötungsdelikten in Hagen Kleinkaliberwaffen genutzt wurden. In diesen Kreisen stellte man dann im weiteren Verlauf mehrere WALTHER P22-Pistolen in .22 Long Rifle ohne Seriennummern, Beschuss- oder Vertriebsmarkierungen sicher, die auch keinerlei Spurenbilder trugen, die darauf hindeuteten, dass diese Kennzeichnungen jemals vorhanden oder nachträglich entfernt worden waren.
Straftaten eines Einzeltäters
Dies führte in der Folge naheliegender Weise zum Verdacht, dass Mitarbeiter des Herstellers UMAREX innerhalb des Betriebes Waffen oder Waffenteile vor der Endkontrolle und vor dem Markieren entwendet und in Umlauf gebracht hatten. So kam es ab Sommer letzten Jahres zu einer engen Kooperation zwischen der Polizei und der UMAREX-Geschäftsführung zur stetigen Optimierung des betrieblichen Sicherheitskonzepts, was im Frühjahr 2019 dazu führte, dass man einen langjährigen Mitarbeiter bei dem Versuch, einen Lauf zu entwenden, im Rahmen der verstärkten Sicherheitskontrolle ertappte. Bei folgenden Durchsuchungen der privaten Räumlichkeiten des 47-jährigen Deutsch-Portugiesen fand man zahlreiche Waffen und Waffenbauteile auf, woraufhin der Verdächtigte ein umfassendes Geständnis ablegte. Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass der Mann mindestens seit 3 Jahren Waffenkomponenten bei seinem Arbeitgeber im Werk stahl und sie zu Hause mit einem gut gerüsteten Maschinenpark sowie im Fachhandel dazugekauften, frei erwerbbaren Waffenteilen zu funktionstüchtigen Komplettwaffen zusammenbaute. Aufgrund des Geständnisses deckte man während der weiterführenden Ermittlungen ein ganzes Handelsnetz für den Verkauf der illegalen WALTHER P22- und PK380-Pistolen auf, an dem mehrere Personen beteiligt waren. Die Öffnungen, Durchsuchungen und Sicherungen von Objekten sowie die Festnahmen von beteiligten Personen geschahen auch durch den Einsatz von polizeilichen Spezialeinheiten. Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen die ermittelnden Behörden davon aus, dass mindestens 150 Pistolen auf dem Schwarzmarkt in Umlauf gebracht wurden. Die Ermittlungsverfahren laufen weiter, bisher stellte man aber neben Betäubungsmitteln unter anderem rund 15.000 Patronen, 5 kg Schwarzpulver, 35 Faustfeuerwaffen und diverse Bauteile, 29 Langwaffen, darunter Vollautomaten und Scharfschützengewehre, sowie 3 Handgranaten sicher.
Kooperative UMAREX-Geschäftsführung
Natürlich kündigte das vom Waffenteilediebstahl betroffene Arnsberger Unternehmen dem kriminellen Mitarbeiter fristlos und war seit dem Beginn der polizeilichen Ermittlungen stets um Kooperation und Transparenz bemüht. Dennoch müssen trotz des vorhandenen, modernen Sicherheitssystems mit Kontrollschleusen wie an Flughäfen Sicherheitslücken vorhanden sein, sonst hätten sich die Diebstähle der Waffenbauteile in dieser Größenordnung nicht ereignen können. Die von Geschäftsführer Eyck Pflaumer angekündigte Pressemitteilung zum Fall, finden Sie hier.
Moral der Geschichte und Bedeutung für die deutschen Waffenhersteller?
Solcherart Schlagzeilen bedeuten für die ohnehin von den Medien und der Öffentlichkeit stets arglistig beäugelte deutsche Waffenwelt natürlich einen Super-GAU im Hinblick auf den erlittenen Imageschaden. Wir erfüllen mit diesen Zeilen hier in erster Linie lediglich unsere Chronistenpflicht und werden versuchen, UMAREX-Geschäftsführer Eyck Pflaumer für ein persönliches Interview zu erreichen. Bleiben Sie auf Empfang!