Der Club 30 - jetzt als VISIER Special: 30 Jahre Herstellung und Tuning exzellenter Revolver und Pistolen. 

Zur Gründung stand das S&W-Logo noch im Zentrum, weil hauptsächlich S&W-Revolver getunt wurden. Die Einbindung geschah mit Erlaubnis des US-Unternehmens. Später wurde das Herstellungsprogramm der Club 30-Mitglieder breiter, entsprechend änderte sich auch das nun modernere Logo.

Club 30? Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Büchsenmachern, die nach wie vor das tun, wozu sie sich nach diversen Seminaren 1993 zusammenfanden, nämlich zum Veredeln von US-Kurzwaffen, in dem Fall der Marke Smith & Wesson.

Deshalb lautete der Name des Zusammenschlusses ursprünglich: „S & W Club 30 Germany“. Doch längst hat sich der Club emanzipiert und weiterentwickelt. Das spiegelt sich im aktuellen Logo, das sich auf den knackigeren Begriff „Club 30“ beschränkt. Verständlicherweise, da es ja inzwischen auch Mitglieder in anderen Ländern gibt. 

Und inzwischen hat man auch viele eigenentwickelte Modelle am Start, so dass sich die Club 30 Produkte mit Fug und Recht als Technik-Highlights der internationalen Revolverwelt beschreiben lassen.

Im vergangenen Jahr feierte der Club 30 sein 30-jähriges Bestehen. Hier stimmt die Zahl einmal mit den Jahren überein, aber weder zur Gründung des eingetragenen Vereins wie zum Jubiläum waren es 30 Mitglieder. Der aktuelle Vorsitzende ist Karl Prommersberger (ganz rechts). Das VISIER Special 111 erzählt die Story des Club 30.
Aus der Gründungszeit: In Ehingen erläutert Bob Fitzgerald (links) von Smith & Wesson 1991 den deutschen Kollegen Feinheiten zum Tuning von S & W-Revolvern. Clubgründer Peter Abel schaut mit blauer S&W-Schürze zu.
Auch heute noch bilden die Treffen der Club 30-Mitglieder einen wesentlichen Erfolgsfaktor in der Zusammenarbeit und der Vermarktung ihrer Kurzwaffen, hier im Herbst 2023.

Doch der Reihe nach. Es begann bei dem heute von Karl Prommersberger (STP Sport Target Pistol) geleiteten Club auf Initiative des Westerwälder Ingenieurs Peter Abel. Der plante schon seit den 1970er Jahren, eine Vereinigung von Büchsenmachern zu gründen, die sich dem Überarbeiten vor allem der großrahmigen S & W-Revolver widmen wollten. Zwar gefiel dem hiesigen Fachhandel die Idee, US-Produkte umsatzfördernd auf deutschen Kundengeschmack abzustimmen. Aber in den USA spielte man auf Zeit. Nach langem Tauziehen gab es dort 1987 einen ersten Kurs, gefolgt 1991 von einem ersten fünftägigen Seminar in der Büchsenmacher-Fachschule in Ehingen, das auf Initiative der damaligen Firma Wischo zustande kam, die den S&W-Import nach Deutschland innehatte (gemeinsam mit dem Gummersbacher Großhändler AKAH): 

Die Werks-Tuner John W. Fitzgerald und Al Vivencio informierten die versammelten deutschen Büchsenmacher-Meister über die technischen Details der Revolver und zeigten sich ihrerseits überrascht vom Können und Ehrgeiz der Kursteilnehmer. Jeder von ihnen baute drei Revolver aus weißfertigen Rohteilen des Modells 686, woraufhin man sich zu gemeinsamem Vermarkten der als „Sondermodell ’91“ bezeichneten Stücke zusammenfand. 

Dabei staunten die Teilnehmer über manchen zunächst ruppig anmutenden Kniff der erfahrenen US-Tuner aus dem S & W Performance Center: Die zeigten, wie man mit einem zweckentfremdeten Abzugprüfgewicht die Hahnspannung einstellt (siehe Foto oben) und sie hämmerten auch schon mal beherzt mit einem als Puffer dienenden Bleiklotz auf eine bestimmte Stelle des 686-Rahmens, um so elegant und ohne Spuren die Schlossplatte herauszuhebeln. Im Ladenbetrieb, so rieten sie gleich dazu, sollte man dies tunlichst nicht so offen anwenden, damit es zuschauende Revolverbesitzer nicht unnötig erschreckt (Spoiler: keine Angst, es gibt garantiert keine Kratzer...)

Dieses gravierte und limitierte Sondermodell eines S&W 686-Revolvers brachte der CLUB 30 zum 10-jährigen Jubiläum 2001 heraus. Der edle Holzkoffer gehörte dazu.

Was können die Club 30-Mitglieder besonders gut, worauf sind sie spezialisiert, was sind ihre Stärken beim Kurzwaffen-Tuning?

Inzwischen haben sich nicht nur Name und Logo geändert, ist nicht nur der eine gegangen und dafür der andere hinzugekommen – nein, der Club hat auch eigene Produkte auf die Beine gestellt.  Zuerst aber ging es darum, dass die hochqualifizierten Mitglieder dereinst überall in Deutschland feinste S & W-Waffen bauen und Garantieleistungen des US-Werks  übernehmen sollten. Dazu ernannte S & W  1995 die Club-Leute zu „Stocking Gun Dealers“. Die Selbstdarstellung der Vereinigung liest sich unter so:  „Die Zielsetzung war, nur Mitglieder in diese  Gemeinschaft aufzunehmen, die sich besonders im Bereich Kurzwaffen qualifiziert haben und sich darüber hinaus noch verpflichteten, an jährlichen Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen.“ Hinzu kommt  eine Spitzenqualität bei Herstellung wie  Wartung, die „30er“ dürfen nur kontrollierte Standardware anbieten. Folglich kennt man den Club vor allem für auf  höchstem Niveau durchgeführtes Tuning. 

Club 30: Mit viel Fingerspitzengefühl, Augenmaß und technischem Sachverstand die Waffen bearbeiten, hier mit der Feile.
Club 30: Waffenbearbeitung an den engsten Stellen, hier mit mit einem Streifen Schleifleinen.

Das definiert sich als technisches Verbessern und als optisches Veredeln eines an  sich funktionstüchtigen Gegenstandes.  Derlei erledigt der Büchsenmacher meist für sich allein – genau andersherum läuft  es im Club 30: Sein Erfolgsgeheimnis liegt  in der Gemeinschaft, die etwas in der  westlichen Welt Einmaliges darstellt: Weil im Club 30 über das Konkurrenzdenken hinaus zusammengearbeitet wird, können sich die kreativen Bemühungen mühelos bündeln. Und da  es um Wissensaustausch geht, gehören  zum Club 30 Büchsenmacher zwischen 30  und Mitte 60, aus allen Schulen, ob nun  Suhl, Ehingen oder Ferlach in Österreich. Zudem kommen diese Enthusiasten aus  ganz Deutschland – und darüber hinaus,  wie die Beispiele des Luxemburgers Paul Frauenberg oder der Schweizer Dominique Pochelon und Rolf W. Schaufelberger zeigen. Weil es bei Club-Kreationen stets um Unverwechselbares und Neues geht, kamen auch eigene Waffen- und Zubehörlinien zustande, die es so nur über den Club  und damit bei dessen Mitgliedern gibt. 

In 30 Jahren haben sich die Aufgaben der Club 30-Mitglieder verändert, ebenso wie der zivile Kurzwaffenmarkt auch

Im Lauf dreier Jahrzehnte haben die Club-Mitglieder einiges an Modellen  und Neuerungen geschaffen, unter Club-Namen ebenso wie solo. Wie viele Waffen  insgesamt, wie viele Modelle? Die Frage blieb unbeantwortet. Wie vielen anderen Kreativen geht es auch den 30ern weniger ums Listenführen, als vielmehr darum, etwas Neues zu ersinnen. Von  Laufgewichten war noch nicht die Rede,  ebenso wenig wie von anderen Finishes, sei es goldfarben schillerndes Titannitrid,  äußerst robustes Wolframkarbid oder  hochfeine Spiegelpolituren unter nachtblau schimmernder Brünierung, diese  auch schon im Verbund mit goldfarbenen  Bedienelementen und Griffschalen aus  Wurzelmaserholz. Doch solch ausgefallenes Überarbeiten ist nur ein Grund für das  Tuning eines Serienrevolvers. Denn seit  der Mitte des 20. Jahrhunderts drängten  immer mehr Hersteller aus Niedriglohnländern auf den Markt, mit Revolvern wie  mit Pistolen. Da musste manches Traditionshaus unter Mitbewerberdruck Fertigungsaufwand und Qualität reduzieren, so auch S & W. Das bescherte den 30ern  reichlich Arbeit: Zwar gelten etwa die Revolver von S & W in ihrer Preis- und Leistungsklasse nach wie vor als die besten  der Welt, vom verwendeten Rohmaterial  her wie von der Schlossgeometrie. Es  heißt aber nicht, dass keine Korrekturen  anfielen. Das umfasst alles vom Nacharbeiten der Laufgewinde über das Abzugsjustieren bis hin zum Optimieren der Rasteneingriffe der Schlossteile. 

Wer aber sind die Leute, die das alles bearbeiten? Und was baut diese Meister-Mannschaft an Revolvern wie an Pistolen? Darum geht es im Detail im VISIER Special 111 „Club 30“. Das 100 Seiten starke Sonderheft kostet 9,90 Euro plus Porto, Sie können es direkt hier in unserem VS Medien Shop kaufen.

Hier gibt es das Inhaltsverzeichnis

und hier eine Leseprobe im PDF-Format


VIDEO: So entsteht der Club 30-Jubiläumsrevolver RL Range 

(gedreht bei Spohr Shooting Precision)