Skeet ist die beliebteste Tontauben-Disziplin der Welt und diejenige, die unter den olympischen Schießsportarten der Jagd am ähnlichsten ist. Das liegt am "Schwung" der Schussbewegung und auch an der Flinte, die sich alles in allem nicht allzu sehr von einer Jagdwaffe unterscheidet: 71 cm lange, mäßig gechokete Läufe im Kaliber 12 (oder kleiner), mit nicht zu "geradem" Schaft. Es wird durchgängig mit sogenannten Bockflinten geschossen (erkennbar an den zwei übereinander platzierten Läufen), halbautomatische Flinten oder Pump-Action-Modelle sind nicht erlaubt.
Skeet hat seinen Ursprung in einer alten amerikanischen Schießdisziplin namens "Shooting around the clock" (Schießen um die Uhr), bei der der Sportler von zwölf Positionen aus schoss, die wie das Zifferblatt einer Uhr markiert waren: Die Idee war, dass der Schütze immer dieselben zwei Arten von Wurfscheiben treffen musste, aber eben von zwölf verschiedenen Positionen aus. Das heutige Skeet-Programm besteht aus acht Stationen, die in einem Halbkreis mit einem Radius von 19,2 Metern angeordnet sind, an dessen Enden sich die beiden "Häuser" mit den Wurfmaschinen befinden, eines hoch und links, Pull (oder Hochhaus) genannt, und eines niedrig und rechts, Mark (oder Niederhaus) genannt.
Die Starter müssen einen Schuss für jede einzelne Wurfscheibe und zwei Schüsse (die sogenannten Doubletten) für die Doppelscheiben (die gleichzeitig aus den beiden Häusern geworfen werden) laden und abgeben, je nachdem, an welcher Station sie sich befinden. Die Höhe und die Flugrichtung der Zielscheiben sind allen Teilnehmern bekannt: Sie werden nämlich von den Maschinen stets auf die gleiche Weise geworfen und kreuzen sich immer in demselben Durchflug-Bereich mit einem Durchmesser von 0,90-0,95 m, der sich 4,57 m über dem Boden befindet, oberhalb von Station 8, auf halbem Weg zwischen den beiden Häusern (die manchmal "krummen" Distanzangaben entstanden über die Jahrzehnte durch Umrechnungen aus dem angelsächsischen oder amerikanischen Bereich).
Details: So funktioniert das Skeet-Flintenschießen bei Olympia 2024
Die Schwierigkeit beim Skeet-Schießen mit der Flinte liegt in den unterschiedlichen Positionen des Schützen im Winkel zu den Maschinen und das Timing des tatsächlichen Wurfs, das von null bis drei Sekunden nach dem Aufruf variieren kann. Die größten Schwierigkeiten gibt es bei den mittleren Stationen (3-4-5), wo die Winkel unterschiedlich sind.
In der Bereitschaftsstellung muss die Schaftkappe den Körper in einer Höhe berühren, die der Höhe der Ellbogenspitze entspricht. Bei ISSF-Wettbewerben wird diese Höhe durch ein gelbes Band auf der Weste der Sportler markiert. Der Pull-Schuss wird immer zuerst aufgerufen, außer an den Stationen 5, 6 und 7, wo die Mark-Scheibe vor der Pull-Scheibe geschossen wird.
Die beschriebene Formel gilt bei olympischen und ISSF-Wettbewerben im Allgemeinen für die ersten 125 Scheiben, das bedeutet: für fünf Serien. Die sechs besten Schützen aus den Qualifikationsrunden kommen dann in das Finale, wobei eventuelle Stechen zur Auflösung von Gleichständen und zur Ermittlung der Startnummern stattfinden. Nur für die 50 Wurfscheiben des Finales werden fünf Doubletten an den drei zentralen Stationen geschossen, also 3-4-5: zehn Wurfscheiben, aufgeteilt auf zwei Doubletten an der 3 (zuerst vom Hochhaus, dann vom Niederhaus), eine Doublette an der 4 (zuerst vom Hochhaus) und zwei Doubletten an der 5 (erst Niederhaus, dann Hochhaus).
Nach den ersten 20 Tontauben scheidet der Sechstplatzierte aus, und so weiter alle 10 Tontauben, also nach jeder Runde. Für den Sieg wird eine weitere Runde geschossen, bis sechzig Tontauben erreicht sind. Für das Ausscheiden gilt bei Gleichstand die Regel der höchsten Startnummer, für die Ermittlung der Goldmedaillengewinner werden Gleichstände durch Shoot-Offs aufgelöst. Am besten schauen Sie sich's einfach live beim Finale an, dann leuchtet es eher ein und Sie können mitfliebern...
Technische Ratschläge für den Erfolg beim Skeetschießen
Man muss unterscheiden zwischen den "ausgehenden" Scheiben (die Pulls, die von Station 1 bis 4 von links nach rechts gehen; die Marks, die von Station 4 bis 7 von rechts nach links gehen), die in der Mitte getroffen werden müssen. Dagegen müssen die "eingehenden" Platten (alle anderen) auf Höhe der Plätze 3 und 4 getroffen werden. So kann man sich auch die Schusszeit einprägen, die auch bei Doubletten gleich ist.
Es ist wichtig, immer entspannt zu bleiben, um die Bewegung fließend zu beschleunigen: in nur 6 bis 7 Zehntelsekunden muss man die fliegende Scheibe einschätzen, ihr mit der Flinte folgen, sie führen und schießen. Diese Technik der "gehaltenen Führung" besteht darin, die Mündung immer vor dem Ziel zu halten und den Abzug zu betätigen: Es wird durchaus ein schneller Schuss, der aber häufig fehleranfällig ist. Stattdessen ist es besser (und wird von den Top-Schützen auch so praktiziert), dem Ziel mit den Läufen zu folgen, es einfach zu überholen und zu führen und dann zu schießen, während man sich für eine sehr kurze Zeit gedachten auf der Flugbahn weiterdreht: das ist der so genannte "swing through"-Schuss. Diese Aktion ist lockerer, kontinuierlicher und weniger fehleranfällig.
Die Patronen im Kaliber 12 verschießen jeweils 24 Gramm Bleischrot mit einer Geschwindigkeit von rund 1.440 km/h (400 m/sek). Streukreuze und andere Vorrichtungen, um die Schrotgarbe besser zu verteilen, sind in den Hülsen nicht zulässig. Die Garbe, sprich der fliegende Schwarm aus kleinen Bleikügelchen ist in der Lage, die Wurfscheibe mit einem Durchmesser von 110 mm, einer Höhe von 25 und einem Gewicht von 105 Gramm zu zertrümmern.
Für das Finale werden auch spezielle Wurfscheiben, so genannte "Flash Clays", die mit einem Farbpulver bestückt sind, verwendet, die eine insbesondere auch für das Fernsehpublikum gut sichtbare Wolke durch den farbigen Staub erzeugen, wenn sie bei einem Treffer von den Schroten zerbrochen werden.
Olympische Spiele Paris 2024: Drei Goldmedaillen für vier Schützen
Skeet ist seit 1968 eine olympische Disziplin, als der Russe Jewgeni Petrow in Mexiko-Stadt gewann. Männer und Frauen traten damals noch gemeinsam an. Seit den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, die von der Aserbaidschanerin Zemfira Meftahatdinova gewonnen wurden, gibt es auch einen Wettbewerb für Frauen. In Tokio konnten die USA mit Amber English und Vincent Hancock zweimal punkten. Bei den Frauen sind Diana Bacosi, die frischgebackene Europameisterin, Goldmedaillengewinnerin von Rio und Silber in Tokio, die Britin Amber Jo Rutter, die Slowakin Danka Bartekova, die Chinesinnen Mang Wei und Jinmei Gao sowie Samantha Simonton und Dania Jo Vizzi aus den USA Medaillenkandidatinnen. Aus deutscher Sicht starten Nadine Messerschmidt, die in Tokio Platz 5 erreichte und Nele Wißmer.
Bei den Männern ist neben Vincent Hancock, einer wahren Skeet-Legende mit drei Goldmedaillen in Peking, London und Tokio, auch Gabriele Rossetti im Rennen, der Goldmedaillengewinner von Rio, vielleicht auch der Überraschungs-Weltmeister von Baku 2023, der Grieche Efthimios Mitas. Dann der Däne Jesper Hansen, Silber in Tokio, der Franzose Eric Delauney, der im eigenen Land antritt, und durchaus auch der Ägypter Azmy Mehelba, Weltmeister von 2022. Erster der Weltrangliste der ISSF ist aktuell jedoch der frischgebackene Europameister Sven Korte aus Deutschland, der sich damit auch sein Olympia-Ticket erwarb.
Als einziger männlicher Skeet-Schütze des Deutschen Schützenbundes darf Korte auch im in Paris (genauer: auf dem Schießstand in Chateauroux) erstmals olympisch ausgetragenen Mixed-Wettbewerb starten, ob mit Nadine Messerschmidt oder Nele Wißmer ist noch nicht entschieden. Neben den beiden Einzel-Goldmedaillen für Herren und Damen gibt es also zwei weitere Goldmünzen für das beste olympische gemischte Doppel, insgesamt also viermal Skeet-Gold.
Die aktuellen ISSF-Ranglisten finden Sie hier. Mit dem am 19. Juni abgeschlossenen ISSF-Weltcup in Lonato/Italien ist auch sozusagen die Generalprobe für Olympia abgeschlossen. Und dann wird es an diesen Tagen zu den Entscheidungen kommen:
Die Skeetwettbewerbe in Paris beginnen am 2. August 2024 von 9 bis 16 Uhr mit der Qualifikation der Herren, also den ersten 75 Tontauben in drei 25er-Serien, am Folgetag ab 9 Uhr mit den letzten beiden 25er-Serien und dem Finale um 15.30 Uhr.
Der Wettbewerb der Damen beginnt ebenfalls am 3. August 2024 mit den ersten 75 Tontauben des ersten Qualifikationstages und endet mit den letzten 50 Tontauben des zweiten Qualifikationstages und dem Finale am Folgetag (4.8.), ebenfalls um 15.30 Uhr.
Die ersten Medaillen im 2024 neu eingeführten Wettbewerb Skeet Mixed, an dem 18 Duos teilnehmen dürfen, werden dann am 5. August 2024 vergeben – das sind gleichzeitig die letzten Finalschüsse bei diesen Olympischen Spielen.
Nationale Einigkeit: Die 8 italienischen Trap- und Skeet-Schützen setzen bei Olympia 2024 alle auf Flinten von Beretta...
Interessante Randnotiz aus Italien: 8 von 8 Schützen der italienischen Nationalmannschaft werden in Paris 2024 mit einer Beretta O/U (Over and Under) an den Trap- und Skeet-Wettbewerben teilnehmen. Und die magische Zahl 8 taucht auch in der Tatsache auf, dass dies die achte Teilnahme von Johnny Pelleleo an den Olympischen Spielen sein wird, da er der italienische Athlet mit den meisten Auftritten bei dieser Art von Veranstaltung wird. Chapeau!
In den Wochen vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris werden wir regelmäßig Artikel über die Olympischen Spiele und den Schießsport veröffentlichen. Wir lassen Sie den olympischen Traum bis zum Anzünden des Feuers und auch danach leben, wenn es Zeit für die Medaillen ist. Bleiben Sie auf dem Laufenden!
ACHTUNG: Da aus organisatorischen Gründen Verschiebungen im Zeitplan auftreten können, finden Sie hier den stets aktuellen Zeitplan für alle olympischen Schießwettbewerbe in Chateauroux (in deutsch)!
Alle bisherigen Folgen der all4shooters Olympia-Reihe "Road to Paris" 2024
- Road to Paris, Teil 1: Das sollten Sportschützen über die Olympischen Spiele 2024 in Paris wissen
- Road to Paris, Teil 2: Die Schießwettbewerbe bei den Olympischen Spielen Paris 2024 vom 27. Juli bis 5. August in Châteauroux
- Road to Paris, Teil 3: Olympische Schießwettbewerbe, Medienberichterstattung und Zeitplan
- Road to Paris, Teil 4: Interview mit Luciano Rossi, ISSF-Präsident
- Road to Paris, Teil 5: Schießwettbewerbe bei den Olympischen Spielen: 10 Meter Luftpistole
- Road to Paris, Teil 6: Trap: anfangs waren es gläserne Zielkugeln, die sich in Tontauben verwandelten
- Road to Paris, Teil 7: Das ISSF-Haus in Chateauroux, Treffpunkt für Sportler, Trainer, Ausstatter und Presse
- Road to Paris, Teil 8: Schnellfeuerpistole und Sportpistole, beides auf 25 Meter
- Road to Paris, Teil 9: Kleinkaliber-Gewehr Dreistellung auf 50 Meter