Die Abwehrtaktik und ihre daraus resultierende Kontrollposition wurden von CBC Studenten in Ernstfällen erfolgreich als Abwehrmaßnahmen verwendet. Aufgrund der auf der Straße geprüften Effektivität und kraftvollen Kontrolle über den Messer führenden Arm des Angreifers ist die Technik eines der wichtigsten Elemente des CBC Programms. Unter Stress und reichlicher Adrenalinausschüttung gilt hierbei grundsätzlich das lebensrettende Motto "umso simpler, desto besser". Daher ist die Fokussierung auf die praxistauglichsten, funktionellsten Techniken, die als Basis für die erfolgreiche Verteidigung gegen viele unterschiedliche Typen von Attacken taugen, eines der Schlüsselelemente des kompletten "Martial Blade Concepts" (MBC) Systems. Auch wenn die Taktiken des CBC Systems unterschiedliche Wege und Lösungsmöglichkeiten der Verteidigung bieten, sind sich die meisten meiner Schüler darin einig, dass es am effektivsten ist, wenn man seine Taktiken auf dem Split X Block aufbaut, um praxisbezogene Messerabwehrtechniken zu entwickeln und mit Selbstvertrauen nutzen zu können.
Die Kontrolltechnik in der Praxis beim Messerangriff
Wird eine Schnitt- oder Stichbewegung mit tiefer Vorhand von einem rechtshändigen Aggressor ausgeführt, wäre die Angriffszielfläche die untere, linke Seite unseres Rumpfes. In vielen Fällen wird der Angreifer mit einem tiefen, zentral auf unseren Körper ausgerichteten Stoß beginnen, der einem tiefen Angriffswinkel entsprechen würde. Senkt das Opfer seinen Arm herab, um seine Bauchgegend zu schützen, wird der Angreifer einfach den Weg seines Vorstoßes verändern, um horizontal den Arm des Opfers zu umgehen. Ihn abzuwehren ist relativ simpel, wenn man schon mit der Split X Blocktechnik gegen einen auf unsere Körpermitte ausgerichteten Angriffswinkel vertraut ist. Alles, was man zu tun braucht, ist den Oberkörper und die Arme nach links zu drehen, um dem Angriffspfad des attackierenden Arms entgegenwirken zu können. Hierbei bleibt der rechte Arm hoch und der linke Arm tief und die Rücken beider Arme zeigen nach außen. In dieser Position erreicht man eine sehr starke Defensivstruktur, mit der man selbst kraftvollste Attacken abwehren kann. Hat man die Blocktechnik erfolgreich ausgeführt, dreht man die rechte Handinnenfläche nach unten, um den Rücken des Ellbogens des Angreifers zu greifen, um ihn in seiner Wiederholungsbewegung zu hindern. Nun zieht man mit beiden Armen den Angriffsarm zu sich, dreht ihn und verriegelt seine Schulter, um das Gegenüber gleichzeitig mit Kniestößen in den Unterleib zu malträtieren.
Kontrolle des Messers mit dem „Compression Lock“
Mit dem Ellenknochen unseres Armes "sägen" wir über die Trizepssehne oberhalb des Ellbogens des Arms des Aggressors und mit einer klatschenden Bewegung verbinden wir unsere Handinnenflächen miteinander, um einen kraftvollen Hebel mit der Bezeichnung "Compression Lock" zu kreieren. Den Messerarm des Angreifers nun voll kontrollierend, setzen wir ihn mit weiteren Kniestößen oder tiefen Tritten außer Gefecht. Das Konzept, dass möglichst viele einleitende Abwehrtechniken zu einer einzigen finalen Taktik führen, die den Angreifer letztendlich ausschaltet, ist ein wichtiger Teil des CBC Programms. Denn hierdurch muss man weniger Techniken lernen und es stellt sicher, dass alle Abwehrmaßnahmen gemeinsame Elemente aufweisen. Denn merke: Je weniger man lernen und sich merken muss, desto schneller lernt man und es fällt einem vor allem leichter, die Taktiken im Ernstfall unter Stress auch anwenden zu können! Mit diesem Konzept im Hinterkopf, wollen wir eine andere, sehr gefährliche Form des Messerangriffs betrachten: einen von oben nach unten verlaufenden Stoß oder Hieb. In traditionellen Kampfkünsten wird die Abwehr oftmals vollführt, wenn der Messerangriff mit einem übertriebenen, hoch über dem Kopf startenden Bewegungsablauf eingeleitet wird. In der Realität jedoch handelt es sich vielmehr und eine sehr kompakte Bewegung im Nahbereich, deren Abwehr schwierig ist. Viele klassische Kampfkunstsysteme lehren eine simple Block- und Schlagtechnik als Defensivmaßnahme. Unglücklicherweise kennen aber die bösen Jungs diese Abwehrtaktik und benutzen einen Konter, indem sie sich in den Arm des Opfers einhaken und ihn nach unten aus dem Weg ziehen, um den Angriff fortsetzen zu können. Auch gegen einen Angreifer mit einer längeren Schlagwaffe ist die traditionelle Block-Schlag-Abwehr keine gute Wahl, weil der Aggressor aufgrund der Reichweitenvorteile auch über den Blockarm hinweg einen Treffer landen könnte.
Gemeinsame Nenner der Abwehrtechniken
Eine bessere Lösung ist es, mit der linken Hand in einer von links nach rechts verlaufenden Bewegung die Angriffshand abzufangen. Hierbei handelt es sich grundsätzlich um einen schnell ausgeführten Klatsch mit der linken Handaußenfläche gegen den Handrücken der rechten Angriffsfaust. Während man das tut, dreht man sich nach rechts, so dass sein Unterarm parallel zur eigenen Brust ausgerichtet und der Körper aus dem Angriffsweg ist. Die Bewegung dieser eingeleiteten Ablenkung fortsetzend, drückt man seinen Arm nach unten während man sich zurückdreht, um den Aggressor wieder im Blick zu haben. Man rotiert seine linke Hand, so dass der Daumen nach oben ausgerichtet ist und treibe seinen linken Unterarm mit einer verkeilenden Aktion nach vorne. Zeitgleich stoßen wir unseren rechten Arm nach vorn, um den Arm des Angreifers oberhalb des Ellbogens zu treffen. An diesem Punkt befindet man sich exakt in der gleichen Position wie bei einem Split X Block gegen einen tief verlaufenden Vorhandstoß. Man hat nur einfach die einleitende Abwehr genutzt, um den Angriffsarm in diese Position zu lenken. Ab hier kann man seine gewohnte Split X Abwehr zur Vollendung bringen: Wir ziehen mit beiden Armen den Angriffsarm zu uns, drehen ihn und verriegeln seine Schulter, um gleichzeitig Kniestöße in den Unterleib anzubringen. Mit dem Ellenknochen unseres Armes "sägen" wir oberhalb des Ellbogens über seinen Arm und verbinden mit einer klatschenden Bewegung unsere Handinnenflächen, um den wirkungsvollen Kompressionshebel auszuführen. Den Messerarm unter Kontrolle, finishen wir mit Kniestößen und/oder tiefen Tritten. Das Schlüsselelement dieser Techniken ist es, verstehen zu lernen, wie man die einleitende Ab- und Umlenkungsbewegung einsetzt, um einen von oben nach unten ausgerichteten Messerstich in die gleiche physikalische Position wie bei einem tiefen Vorhandstoß zu zwingen. Hat man einmal den Angriffsarm in diese Stellung gezwungen, kann man mit einer bereits gewohnten und einstudierten Technik abschließen.
Einfachheit ist der Schlüssel bei der Selbstverteidigung
Es gilt der entscheidende Grundsatz: Umso weniger man für seine Selbstverteidigung lernen muss, desto schneller wird man in der Lage sein, nützliche Fähigkeiten zu entwickeln. Noch wichtiger: Je mehr verbindende Elemente Deine Defensivtaktiken aufweisen, desto einfacher werden sie zu erlernen, verinnerlichen und unter Stress wirklich umsetzbar sein. Trainiere hart, bleibe sicher!
Die anderen Teile unserer Serie lesen Sie hier:
- Grundlagen der Selbstverteidigung und die Abwehr des "Schwingers"
- Die Abwehr eines würgenden Angreifers
- Die Standardsequenz als Fundament erfolgreicher Selbstverteidigung
- Abwehr eines üblichen Straßenangriffs: Des Kragengriffs
- Bewaffnete Selbstverteidigung: Improvisierte Waffen.
- Selbstverteidigung am Boden, wenn der Gegner auf uns sitzt.
- Abwehr von mehreren Gegnern, die auf uns am Boden liegend eintreten.
- Grundtechniken der Stockabwehr
- Stockabwehr für Fortgeschrittene
- Grundlagen der Messerabwehr
- Messerabwehrtechnik: "Split-X"
- Improvisierte Schilde gegen Messer
Mehr zum Thema Selbstverteidigung lesen Sie im VISIER Special 85 Selbstschutz & Sicherheit.
Tipps zum Thema: Wie schütze ich mich vor Übergriffen? Haben wir Ihnen auch schon hier gegeben.