Nur kurz zur Erinnerung: Im PRS-Schießsport agieren die Schützen überwiegend mit Repetiergewehren in dynamischen Parcours bei festen Zeitvorgaben von meistens 90 oder 120 Sekunden, um in wechselnden Stellungen/Positionen und verschiedensten Anschlagarten multiple Zielmedien auf bis zu 1.000 Yards (914 Meter) zu treffen. Die teilnehmerstärkste Waffenklasse ist hierbei die Open Division, in der die PRS-Aktiven mit kostspieligen, handangefertigten Custom-Gewehren auf Basis feinster Komponenten an den Start gehen. Neben der Waffe samt Montage und Optik sowie reichlich Munition für Training und Wettkampf benötigt man weitere Zusatzausrüstung wie Zweibein, Dreibein, Laserentfernungsmesser und transportable Sandsack-Auflagen.
Munition: Bei der Precison Rifle Series vertrauen viele Schützen auf die innovativen Long Range-Kaliber von Hornady
Fachkundige Medienleute aus den sechs Ländern Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, England und Polen kamen der Einladung des US-Firmentrios Hornady, Leupold und Savage nach und fanden sich in dem südfranzösischen Jagdschloss „Domaine D'Aristee“ ein. Das verwunschene Schloss mit eigenem Jagdrevier und Schießstand befindet sich in St. Félix de Pallières, etwa eine Autofahrtstunde von Montpellier entfernt.
Vor Ort waren aus den USA der Ballistikexperte Seth Swerczek von Hornady, der Optikfachmann Nic Kytlica von Leupold sowie der von Leupold und Savage Arms gesponserte Profischütze Matthew Alwine vertreten. Dominant sind im PRS-Metier übrigens eine ganze Reihe von 6 mm-Kalibern, wovon mit der 6 mm Creedmoor und der 6 mm ARC (Advanced Rifle Cartridge) gleich zwei Patronen von Hornady stammen, was die große Innovationsfreude des familiengeführten Munitionsherstellers unterstreicht. Einen internationalen Bestseller hat Hornady auch mit der weltweit für Jagd und Sport immer populärer werdenden 6,5 Creedmoor entwickelt. Zu den neuesten Kreationen des US-Herstellers gehört die bisher noch nicht CIP-gelistete 7 mm PRC (Precision Rifle Cartridge), die wir hier bereits vorgestellt haben, aber leider vor Ort noch nicht schießen konnten. Sicherlich gehören hochmoderne Matchgeschosskonstruktionen von Hornady wie ELD-Match und A-Tip für ambitionierte Long Range-Gewehrschützen und Wiederlader zu den besten Ladekomponenten auf diesem Planeten.
Leupold stattet Mark 5HD Zielfernohre auch mit einem speziell fürs dynamische Long Range-Schießen entwickelten PR2-Absehen aus
Seit Mitte der 1980er Jahre werden Leupold-Optiken von US-amerikanischen Streitkräften, Polizeibehörden und -Dienststellen sowie anderen Sicherheitsinstitutionen wie der Zoll- und Grenzschutzbehörde im großen Stil genutzt. Unseren detaillierten Bericht zur Leupold Mark 5-Serie lesen Sie hier.
Die primär für den professionellen Militär/Polizei-Einsatz konzipierten Modelle 5-25x56 und 7-35x56 der Zielfernrohrserie Mark 5HD mit 35 mm-Mittelrohrdurchmesser sind für den Long Range-Einsatz prädestiniert. Das Absehen befindet sich praxisgerecht bei beiden Modellen in der ersten Bildebene (FFP = First Focal Plane). Bei Vergrößerungswechseln verändert sich also die Größe des Absehens in Relation mit, was die Entfernungsschätzung mittels der Absehen-Markierungen in MOA oder MIL zuverlässig ermöglicht. Auf dem riesigen Schießareal in den Bergen Südfrankreichs arbeiteten wir ausschließlich mit dem speziell für den PRS-Sport entwickelten PR2-Absehen. Das Absehen mit feinen MIL-Halte-/Windmarken wirkt nicht so überfrachtet und kompliziert wie andere "Christbaum-Absehen". Als absolute Spitzengläser sind sie im Vergleich zu den üblichen Verdächtigen aus Europa im Preis vergleichsweise immer noch attraktiver, so kosten das Leupold Mark 5HD in 5-25x56 und 7-35x56 mit PR2-Absehen 2.779,- Euro beziehungsweise 3.029,- Euro (Preisangaben: UVP Deutschland).
Savage hat mit der Baureihe Elite Precision gleich mehre Top-Repetierer nicht nur für die PRS im Programm
Mit der Savage 110 Elite Precision wurde Matt Alwine, hochdekoriertes Mitglied des Savage und Leupold Pro Shooter-Teams, im Vorjahr US-Champion in der PRS Production Division. Dieses Gewehr ist das Flaggschiff der sportlichen Precision Series von Savage und wird mittlerweile auch als Impulse Elite Precision mit Geradezugverschluss offeriert. Gemeinsamer Nenner beider Modellausführung mit Geradezug- und konventionellem Zylinderverschluss ist das vollverstellbare sowie ausbaufähige „Adjustable Core Competition“ (ACC)-Leichtmetallchassis des kanadischen Spezialisten Modular Driven Technologies (MDT). Diese voll wettkampftauglichen Gewehre gibt es jeweils in sieben gängigen Kalibern von .223 Remington über 6 mm Creedmoor und 6,5 Creedmoor bis zu .338 Lapua Magnum, wobei die 110 Elite Precision auch als Linksausführung erhältlich ist. Die Lauflänge beträgt 26“ in den Standard- und 30“ in den Magnum-Kalibern. Eine Savage 110 Elite Precision kostet 2.649,- Euro, eine Impulse Elite Precision liegt im Preis bei 3.299,- Euro. Unseren ausführlichen Testbericht zur Savage 110 Elite Precision in 6,5 Creedmoor finden Sie hier verlinkt. In persönlichen Gesprächen vor Ort mit den US-Topschützen kristallisierte sich aber heraus, dass alle den klassischen Zylinderverschluss gegenüber dem Geradezugverschluss bevorzugen, weil er sich geschmeidiger bedienen lässt und weniger Unruhe in den stabilen Anschlag bringt, wenn man im Repetiervorgang mittels Zielfernrohr-Absehen bereits das nächste Ziel sauber aufgenommen hat. Der marginale Zeitvorteil eines „Straight Pull“-Systems spielt angesichts all der anderen essentiellen Faktoren im PRS, durch die man wertvolle Sekunden sparen kann, so gut wie keine Rolle.
Ein typischer Mittelklasse-Vertreter ist das Modell Savage 110 Precision mit MDT LSS XL-Chassis, das in den Kalibern 6,5 Creedmoor, .308 Winchester, .300 PRC, .300 Winchester Magnum und .338 Lapua Magnum angeboten wird. Der Lauf weist eine Länge von 20“ in Standard- und 24“ in Magnum-Kalibern auf. Auch diesen Savage Repetierer gibt es in einer Linksausführung. Preis: 1.999,- Euro. Das Einsteigermodell ist die Axis II Precision mit einem eigens für diese Baureihe von MDT entwickelten Chassis mit Kunststoffverkleidung. Es ist mit 22“-Lauf in den Kalibern .223 Remington, .243 Winchester, 6,5 Creedmoor, .270 Winchester, .308 Winchester und .30-06 Springfield erhältlich. Der Preis beträgt lediglich 1.399,- Euro.
Das Event: Im PRS-Paradies mit Hornady, Leupold und Savage
Wir erhielten von den US-Spezialisten zum morgendlichen Start theoretischen Unterricht und ein wenig Produktschulung rund um Hornady, Leupold und Savage. Den Schwerpunkt bildeten aber im Long Range-Sport fundamentale Themen wie die Außenballistik und Flugbahnkurven unterschiedlicher Kaliber/Geschosstypen oder die Möglichkeiten des Windlesens. Der Wind ist nach wie vor die größte Fehlerquelle, wenn es um Treffer oder Fehlschuss auf Weitdistanzen geht. Zahlreiche Savage-Repetierer von der Jagdbüchse Modell 110 Predator mit einfachem AccuFit-Kunststoffschaft bis hin zur voll wettkampftauglichen Matchbüchse Modell 110 Elite Precision mit MDT ACC-Leichtmetallchassis standen parat, um auf Distanzen von 50 Meter bis 1.010 Meter geschossen zu werden. Die Gewehre waren überwiegend in 6,5 Creedmoor eingerichtet, es standen aber auch andere Kaliber wie 6 mm Creedmoor oder 6 mm ARC zur Auswahl. Alle Büchsen waren mit Leupold Mark 5HD-Gläsern mit PR2-Absehen ausgerüstet und von den drei US-Profis bereits perfekt auf 100 Meter mit Hornady-Munition eingeschossen. Hierbei wurden auch die Geschwindigkeiten mit dem LabRadar-Messgerät gemessen sowie die Basisdaten aller Gewehre in die hervorragende Hornady 4DOF-Ballistik-App eingegeben, die sich jeder Schütze im Verlauf des Seminars auf sein Mobiltelefon heruntergeladen hatte.
Während des gesamten Schießens in Südfrankreich war uns dieses Ballistikprogramm eine wertvolle Hilfe. Es besitzt viele smarte Funktionen: Man kann mit QR-Code den individuellen Datensatz von einem Mobiltelefon aufs andere weiterleiten, so dass Spotter/Ausbilder und Schütze über die gleichen Informationen verfügen und perfekt kommunizieren können. Nach der grauen Theorie im Klassenraum, zogen wir für den Praxisteil mit Geländefahrzeugen in die Berge, um sich zuerst einmal auf der kurzen 50 Meter-Bahn an das zugeteilte Gewehr gewöhnen zu können. Nach dem individuellen Einschießen folgten einige Drills, um die Anforderungen zu steigern. Am zweiten Tag kletterten wir auf die erste Long Range-Station, um Stahlziele auf Distanzen von 300, 400, 450 und 500 Meter zu beschießen. Die Klickkorrekturen in der Höhe ermittelten wir mit der Hornady 4DOF-Ballistik-App schnell und zuverlässig. Die mit Kestrel-Windmessgeräten ermittelten Windkorrekturen erfolgten ausschließlich über die Haltemarken im Absehen und konnten in Eigenregie oder auf Zuruf der erfahrenen US-Spotter blitzschnell verändert werden. Am abschließenden, dritten Tag ging es auf die zweite Long Range-Station, wobei hier die Stähle 800, 900 und 1.000 Meter entfernt waren. Nach dem Einrichten auf der hölzernen Plattform wurden alle notwendigen Daten wiederum mit Kestrel-Windmessern und der Hornady 4DOF-Ballistik-App geklärt. Jeder Schütze konnte in Reihe seine Stahlziele treffen, die auf der Maximalentfernung von 1.010 Meter die Dimensionen 100 cm x 100 cm, 50 cm x 50 cm und 30 cm x 30 cm aufwiesen.
Die routinierten US-Long Range-Schützen standen uns stets mit Rat und Tat zur Seite. Dennoch war es überraschend festzustellen, dass man sogar mit einen nicht überarbeiteten Seriengewehr „out of the box“, wie beispielsweise dem Modell 110 Predator für gerade einmal 1.400,- Euro, solche Leistungen beim Long-Range-Schießen realisieren kann. Last, but not least wurde ein kleiner PRS-Parcours errichtet, um bei Positionswechseln in unterschiedlichsten Anschlagarten insgesamt fünf Ziele immer abwechselnd auf 300 und 500 Meter zu treffen. Dies war ein herausforderndes Erlebnis und während wir „Normalos“ mehrere Minuten unter fachkundiger Anleitung benötigten, schossen Nic Kytlica und Matt Alwine diese Stage „Full House“ in 90 beziehungsweise nur 35 Sekunden - Chapeau! Uns hat es Spaß gemacht dabei zu sein, wir haben eine Menge gelernt und wir hoffen, ihr habt Spaß mit diesem Bericht und unserem exklusiven Video.
Weitere Infos zum dynamischen Long Range-Schießen á la PRS finden Sie auf der Website der Precision Rifle Series.
Mehr über die Repetierbüchsen und andere Waffentypen von Savage Arms erhalten Sie auf der Internetseite des Herstellers.
Hier erfahren Sie mehr über die Mark 5 HD-Zielfernrohrbaureihe von Leupold.
Auf der Webseite von Hornady können Sie sich einen Überblick über das komplette Munitions-Portfolio des Familienunternehmens samt ballistischer Daten verschaffen.