Ist Long Range-Schießen wirklich so teuer? all4shooters.com klärt auf und ihr erfahrt hier unter anderem, wo die Blaser R8 steht...
Für die Nachberichterstattung zur Long Range Experience 2023 in Polen werfen wir mit euch heute einen Blick auf die Waffen-Setups der Teilnehmer. Wir hatten ja bereits vor kurzem über die jagdlichen Hybridwaffen berichtet, mit denen das Team von WAIMEX und all4hunters/all4shooters.com bei den Profis mitschießen konnte. Den Bericht und die Ergebnislisten zu dem Long Range-Event findet ihr hier. An dieser Stelle geht noch mal ein Dank an die Jungs und Mädels von WAIMEX aus Fürth raus, die uns zum Event eingeladen hatten.
Dem Long Range-Schießsport hängt das Vorurteil an, teuer zu sein. Zugegeben, es können schon ein paar Tausend Euros über den Ladentisch wandern, bevor man ein wettkampffähiges Waffen-Setup sein eigen nennen darf, um bei so einem Wettkampf teilzunehmen. Nichtsdestotrotz, geht’s aber auch "günstiger", um die Sache mal etwas auf Temperatur zu bringen. Doch bevor wir zum preiswerten Einsteigertipp kommen, werfen wir einen Blick auf die üblichen Verdächtigen und wir beantworten so spannende Fragen wie: Wo steht der jagdliche "Platzhirsch" Blaser mit der R8 im sportlichen Bereich? Kann Blaser da überhaupt Spuren hinterlassen? Wer hier weiterliest, wird's erfahren...
Zielfernrohre von Kahles sind im sportlichen Bereich eine Bank. Sportschützen schwören auf die Hochleistungsoptiken. Warum?
Vor kurzem stellten die Optikspezialisten von Kahles das neue Kahles-Zielfernrohr K18i-2 vor. Ein Zielfernrohr, das unserer Meinung nach im sportlichen Bereich insbesondere bei den IPSC-schützen seine Fans finden wird. Bei unserem Besuch in Polen beim Longe Range-Schießen war Kahles ebenfalls megastark vertreten. Thomas Müller zum Beispiel schwört auf Optiken von Kahles. Im Video erklärt er, warum sein Kahles-Glas für ihn das Nonplusultra im sportlichen Schießen darstellt. Auf seiner Voere X3 verwendet er das Kahles K624i 6-24x56i, das ihn nun schon seit vielen Jahren begleitet und ihn noch nie im Stich gelassen hat. Thomas Müller stand bei diesem Event zwei mal auf dem Podest (Platz 2 und 3). Doch hört selbst, was er im Video dazu sagt.
Das Kahles K624i 6-24x56 benutzt auch Alexander Skley auf einer TIKKA TAC A1 im Kaliber .308 Winchester, die von Großhändler Manfred Alberts GmbH nach Deutschland importiert wird. Alexander war neben Jan Kern von "Core Guns" einer der Organisatoren der Long-Range Experience 2023 in Polen. Er ist aktiver Sportschütze. Im Kaliber .300 Norma Magnum schoss er bei der Premiere des Long-Range Events auch noch mit einer Repetierbüchse Modell Scorpio T der Marke Victrix, die man in Deutschland zum Beispiel bei Alljagd-Partnern wie Reimer Johannsen kaufen kann. Hier im Shop von Reimer Johansen findet ihr weitere Infos zur Victrix Scorpio. Für Alexander ging es nach dem Event direkt weiter nach Dänemark, dem Mekka für Long Range-Schützen. Dort wurde dann auf bis zu 2.000 Meter geschossen − doch das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte. Weiter geht's hier mit den Waffen aus der Premiumklasse.
Schnallt euch an: Jetzt wird es teuer - wir stellen die Oberklasse der Long Range-Sportwaffen vor
Die PSG Walküre von ASH Schuler in .338 Lapua Magnum mit Zielfernrohr STEINER M5Xi 5-25
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war die PSG Walküre. Matthias Assmann von Schnupper Schießen Bayern startete in der Magnum Klasse auf 300, 600 und 800 Meter im Kaliber .338 Lapua Magnum mit diesen sportlichen Hochleistungsgewehr der Spitzenklasse. Als Optik verwendete er das STEINER M5Xi 5-25, ein Zielfernrohr, das für weite Schüsse prädestiniert ist. Über Preise können wir bei dem Setup aus Waffe und Optik nur spekulieren. Kleine Anmerkung mitten im Text: Bei dem Event kamen natürlich auch andere Marken zum Einsatz. WAIMEX, einer der Hauptsponsoren des Events, testete bekanntlich jagdliche Hybridwaffen von Howa und Anschütz und konnte erstaunlicherweise gut mithalten bei den Sportschützen. Vor allem das neue Zielfernrohr NOBLEX NZ8 2,5-20x50 inception hinterließ dabei ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Mit einem Verstellweg von über 3 Metern, schossen wir ohne viel Training wirklich gute Gruppen. Und das mit einem vergleichsweise günstigen Zielfernrohr von NOBLEX e-Optics wohlgemerkt. Gut, wir waren zumindest auf der Scheibe und wie sagte Hubert Bodächtel von WAIMEX so treffend: "Du kannst mit dem Sender direkt ins Ziel gehen, auch auf 1.000 Yards." Weitere Infos zu der Einschätzung der Profis von WAIMEX findet ihr im Video "Die 13 Gebote der Longe Range-Schützen", also im ersten Part zu diesem Event.
Welche Waffe schoss die Gewinnerin des Long-Range Events von WAIMEX in Polen 2023?
Die PSG-Walküre wurde auch von der Gewinnerin in der Kategorie „Magnum“ Magnum geschossen, die mit anderen Waffen-Setups übrigens auch die Kategorien „Semi Auto“ und „1.000 Yards“ dominierte. Daniela Kroll startete allerdings mit einer Sonderanfertigung von Büchsenmachermeister Andreas Schuler im Kaliber .300 WSM. Auch hier liegt uns kein Preis vor, wir schätzen das Setup aber auf mindestens zehntausend Euro. Das Besondere bei diesem Modell ist der spezielle Präzisionslauf von Lothar Walther. Auch beim Schaft der Gewinnerwaffe handelt es sich um eine Sonderanfertigung. Als Zielfernrohr kam das Vortex Golden Eagle HD 15-60x52 ECR-1 MOA zum Einsatz. Beim Sieg in „Semi-Auto" verwendete Daniela Kroll einen Halbautomaten von Waffen Albert aus Schweinfurt in Kaliber .300 Winchester Magnum. Auch zum ALR300 gibt es bereits einen Testbericht auf all4shooters. Hier kam das Cronus BTR Gen2 UHD - 4.5-29X56 MIL (APRS6) von Athlon Optics zum Einsatz. Auch dieses Setup schätzen wir auf acht bis zehntausend Euro. Unterstützt wurde die Gewinnerin von Team-Partner Endru Holzhüter, der in der Klasse der Repetierer den zweiten Platz belegte.
War die teuerste Waffe bei der Long Range Experience 2023 in Polen die zivile HK G 28 Z von WAIMEX?
Kurz ein paar Worte zu Simon Deffner, der als Jäger und Sportschütze an diesem Event teilnahm. Simon war für uns von all4hunters/all4shooters.com bei der Produktion des Filmes zu diesem Event dankenswerterweise eine echte Hilfe, denn ohne ihn hätten wir wohl kaum die "13 Gebote der Long Range-Schützen" gefunden. Kommen wir nun zur vermeintlich teuersten Waffe des Events, der zivilen Version des HK G28 Z von WAIMEX. Montiert auf der Waffe von Simon war ein Zielfernrohr von Schmidt & Bender. Das PM II 5-20x56. Der UVP der Kombination liegt bei 11.500,- Euro. Ein Hochleistungsgewehr der Spitzenklasse. Und..., ist das nun wirklich die teuerste Waffe des Events gewesen? Das Urteil darüber, liebe all4shooters-Fans, überlassen wir dem aufmerksamen Leser und den Teilnehmern der Long Range Experience 2023, die diesen Beitrag lesen und möglicherweise wissen, dass noch exklusivere Waffensetups am Start waren. Ihr könnt ja mal euer Feedback über unsere Social Media-Kanäle auf der all4shooters-Facebookseite und der all4shooters-Instagram-Seite dazu abgeben, ob die zivile Version des HK G28 Z von WAIMEX wirklich die teuerste Waffe im Starterfeld gewesen ist.
Redaktionstipp für Long Range Einsteiger: Die Mercury Evo Desert von FRANKONIA made by Sabatti
Wie am Anfang des Beitrages erwähnt, möchten wir es nicht versäumen euch unseren Redaktionstipp von Janos Becker vorzustellen: Der junge Mann war als Sportschütze und Fotograf auf diesem Event und trat in der Klasse „Repetierer“ auf 300, 600 und 800 Meter mit einer Sabatti Evo Desert im Kaliber .308 Winchester und dem Meopta Zielfernrohr ZD 6-24x56 RD MIL-DOT an und ist von seiner Kombination mehr als überzeugt. Und auch wir warfen einen Blick auf diese Kombination, die man in Deutschland wie die meisten Sabatti-Büchsen als Mercury gebrandet bei FRANKONIA erwerben kann. Als Einsteigerpaket für knappe 4.000,- Euro kann man sich damit schon mal beim Long Range Schießen sehen lassen. Die Tactical EVO US Desert von Frankonia ist ein komplett überarbeitetes Repetiergewehr. Den Schaft der Tactical EVO hat Sabatti zwar für dynamische Schießwettbewerbe konzipiert, er eignet sich aber auch fürs statische Longe Range-Schießen. Die Repetierbüchse besitzt das für seine Präzision bekannte Multiradial-Laufprofil (Multi Radial Rifling, kurz MRR) von Sabatti und wird mit einer Mündungsbremse ausgeliefert. Es spricht vor allem Einsteiger an, die ein günstiges Gesamtpaket für das Long Range-Schießen suchen. Hier geht's zur „Mercury Sport“ Tactical Evo US im FRANKONIA-Onlineshop.
Wo also steht Blaser mit der R8? Wir treffen auf eine ganz spezielle Custom Version für Long Range im Kaliber 6,5 PRC
Um die am Anfang gestellte Frage "Wo steht Blaser mit der R8?" zu klären: Wir haben lange gesucht, doch schließlich haben wir zumindest eine Blaser R8 bei der Long Range Experience 2023 gefunden, und zwar die von Kai-Uwe Kühl. Und wie man auf dem Foto sehen kann, stand die Waffe auf dem Toyota Hilux Pick-up mit Double Cab von K&K Premiumjagd. Kai-Uwe verwendete das Kaliber 6,5 PRC. Am Wettkampf konnte Kai-Uwe Kühl leider nicht mehr teilnehmen, was wirklich schade war, denn "Uns Uwe" konnte am ersten Trainingstag eine bemerkenswerte Gruppe auf 800 Meter hinlegen. Wer weiß, wo er gelandet wäre, wenn er nicht vorzeitig hätte abreisen müssen.
Im Kurzinterview sagte uns das Dortmunder Urgestein von K&K Premiumjagd folgendes: "Diese Waffe basiert auf der Blaser R8, der Schaft ist ein AKILA ACSR8 mk2 und wurde in Slowenien hergestellt. Der Präzisionslauf stammt aus Tschechien und ist eine Sonderanfertigung. Mein Ziel war es, eine Long-Range Waffe zu schaffen, die vom Gewicht her noch bei der Bergjagd tragbar ist, also nicht zu viel Gewicht auf die Waage bringt, mit einem vielseitig verstellbaren Schaft, der sich in jeder Lage und Position perfekt an den Schützen anpassen lässt. Und einen Präzisionslauf mit der richtigen Dralllänge zu verwenden, der garantiert, dass die Geschosse auch auf 1.000 Meter präzise im Ziel landen und nicht wegen unzureichender Dralllänge ab 600 Meter anfangen zu purzeln. Mündungsbremse und Abzug sind ebenfalls Sonderanfertigungen. Es empfiehlt sich, immer zwei Läufe zu bestellen und sich im Vorfeld ein zertifiziertes Schussbild liefern zu lassen. Die Spreu vom Weizen trennt sich bezüglich der Präzision schon oft ab 400 bis 600 Meter Distanz. Wer sich eine Long Range-Waffe individuell zusammenstellt, sollte zwischen 10.000,- bis 15.000,- Euro einplanen. Die Grenzen sind nach oben offen. Es empfiehlt sich, von vornherein auf Qualität zu setzen, sonst tauscht man innerhalb der ersten 3 Jahre ständig die Ausrüstung durch. Der Lauf und die entsprechende Dralllänge und das dazu passenden Kaliber bzw. Geschoss sind eine Herausforderung für sich." Spuren hinterließ die Blaser R8 auf jeden Fall, das ist Fakt, auch wenn es sich eine Custom-Version handelte. Die Präzision spricht einfach für diese Waffe! Blaser kann also nicht nur Jagd.
Hochleistungsoptik aus Japan - das Longe Range-Zielfernohr March 5x-42x56 High Master ist sehr kompakt und fiel positiv auf
Interessant ist auch das Zielfernrohr, das ein sehr feines Absehen hatte und nach dem subjektiven Eindruck eines einzelnen Betrachters von diesem mit "sehr gut" bewertet wurde. Es ist ein FFP-Modell mit Absehen in der 1. Bildebene aus Japan und nennt sich MARCH 5x-42x56 High Master. Der K&K Premium-Chef sagt zum Zielfernrohr folgendes: "In der jüngsten Vergangenheit sind hervorragende Zielfernrohre namhafter Markenhersteller für das Long Range-Schießen auf den Markt gekommen. Das Problem für uns war, dass die Standardmontagen diese deutlich schwereren Zielfernrohre bei hoher Belastung nicht mehr hielten. Das High Master March 5x-42x56 ist ein sehr kompaktes Zielfernrohr mit einer sagenhaften Genauigkeit beim Verstellen. Jeder Klick stimmt mit der MOA-Angabe präzise überein. Das Absehen und die Beleuchtungseinheit sind sehr gut. Die optische Brillanz und das Sehfeld garantieren zudem ein sehr klares Bild und präzises Absehen. Das March deckt die Ansprüche von Long Range-Schützen sehr gut ab. Das hat mir sehr gut gefallen". Bleibt am Ende die Frage nach dem Preis: Das March 5x-42x56 High Master kostet derzeit 4.699,- Euro. Puh!
Hornady und RWS haben sich bei Long Range-Wettkämpfen schon oft gut bewährt. Wie lief es in Polen 2023?
Als Munition verwendete Kai-Uwe Kühl beim Training die HORNADY 6,5 mm PRC ELD Match mit 147 grs schwerem Geschoss. Eine Patrone die auf 800 Meter aus dem Kalten heraus, sofort ablieferte und sicherlich eine ernst zu nehmende Wettkampfpatrone ist − auch, wenn viele der Sportschützen mit wiedergeladener Munition anreisten. Dazu hat Kühl auch eine klare Meinung: "Die Zeiten, dass ich im Keller sitze und Hülsen stopfe, gehören schon lange der Vergangenheit an. Die Amerikaner sind ja für ihre Long Range-Erfahrung bekannt und selbst, wenn die 6,5 PRC Hornady ELD Match etwas von der Leistungsbeschreibung auf der Verpackung abweichen sollte, so liefert sie doch eine deutlich höhere v0 als die von mir geschätzte 6,5 Creedmoor. Diese höhere Geschossgeschwindigkeit geht natürlich irgendwann, die Experten sprechen hier von ca. 2.000 Schuss, zu Lasten der Laufhaltbarkeit. Daher verwende ich die 6,5 PRC Match vorrangig zum Long-Range-Schießen auf Schießständen und auf Wettkämpfen, wo 1.000 Meter geschossen werden. Nicht jeder Lauf verputzt verschiedene Geschosse gleich. Das muss jeder im Vorfeld ausgiebig testen und das beste Set und die entsprechenden Komponenten zusammenstellen".
Neben den üblichen Verdächtigen aus Amerika, ließen es sich allerdings auch die Munitionsprofis von RWS aus Fürth nicht nehmen, hier sauber abzuliefern, denn mit der RWS Target Elite Plus konnten wir auch mit jagdlichen Hybridwaffen im Konzert der Sportschützen gut mithalten und wer weiß, wo wir gelandet wären, wenn wir beim Wettkampf Montagen mit Vorneigung genutzt hätten? Wenn ihr eine Montage für weite Distanzen sucht, solltet ihr euch unseren Bericht mit Video zu den ERA TAC-Montagen mit verstellbarer Vorneigung einmal genauer anschauen. So bleibt uns am Ende nur die Erkenntnis, dass Long-Range Shooting echt Spaß macht und sicherlich noch mehr Freude bringt, wenn man mit einem vermeintlichen Handicap in Sachen Ausrüstung trotzdem trifft. Ein Bekannter, ein Profiangler - sagte mal zum Autor: " Mein Lieber, es ist keine Kunst mit einer starken Schnur die dicke Mama an Land zu ziehen (er meinte damit den Hecht). Viel spannender ist es doch, das mit einer dünnen Schnur zu schaffen. Du verstehst was ich meine??? 😊😊😊"
Und deswegen können wir auch sagen, dass Long Range-Schießen günstiger ist als so mancher denkt, denn man kann auch mit einer guten Serienwaffe mit entsprechender Optik und Fabrikmunition an so einem Wettkampf teilnehmen. Auch wenn man am Ende vielleicht nicht ganz vorne landet, kann man dabei trotzdem eine Menge lernen und seine Schießfähigkeiten enorm verbessern. Denn wie sagte es Simon Deffner im Video zu unserem Beitrag über die 13 Gebote der Longe Range-Schützen so treffend: "Das Long Range-Volk ist sehr hilfsbereit. Da wird einem immer geholfen". Also Augen auf und aufgepasst, die Anmeldung zu Longe Range Experience 2024 in Polen startet im September 2023. Meldet euch an, fahrt hin, es macht großen Spaß. Versprochen. Und der Wert eurer Ausrüstung muss dafür nicht unbedingt im fünfstelligen Bereich liegen.