Dynamisches Kurzwaffenschießen und IPSC-Schießtechniken: der Zielwechsel

Der richtige Bewegungsablauf beim Zielwechsel in 4 Schritten

Schütze im Anschlag mit einer Pistole.
Die Ausgangsposition: Das Ziel wurde beschossen und der Schütze möchte sich dem neuen Ziel zuwenden.

Zielwechsel gehören sicherlich zu dem Gebiet, bei dem der überwiegende Teil der Schützen auf einer Stage die meiste Zeit verlieren . Grob heruntergebrochen stellt sich der Zielwechsel als das Ausrichten der Waffe auf ein neues Ziel und dortiges Verharren bis zur Schussauslösung dar. Im Einzelnen stecken folgende Schritte dahinter:

  1. Das neue Ziel wird mit den Augen aufgenommen.

  2. Die Waffe wird auf das neue Ziel gerichtet.

  3. Kontrolle des Visierbildes.

  4. Die Waffe verharrt auf dem neuen Ziel, bis dieses getroffen worden ist.
Schütze hat eine Pistole im Anschlag. Der Blick befindet sich bereits auf dem nächsten Ziel.
Der Zielwechsel wird damit eingeleitet, dass der Blick auf das neue Ziel gerichtet wird. Je nachdem, wie eng die Ziele beisammen stehen, genügt für die Zielaufnahme schon eine Augenbewegung. In jedem Fall müssen die Augen aber immer vor der Waffe auf dem neuen Ziel sein.

Wenn wir vom "Aufnehmen des neuen Zieles" (Punkt 1) sprechen, meinen wir allerdings nicht das neue Ziel an sich, also nicht etwa die gesamte IPSC-Scheibe. Sondern vielmehr wird der Fokus auf den genauen Punkt gerichtet, den man treffen will. Bei unserem Beispiel also die Mitte der A-Zone oder das Zentrum der Kalibrierzone bei einem Classic-Popper. Die Waffe wird nämlich immer unserem Blick folgen – im positiven wie im negativen Sinne. Um es noch einmal zu betonen: Schauen Sie zuerst genau auf den Punkt, den Sie treffen wollen und erst im Anschluss wird die Waffe dorthin nachgeführt! Die Effektivität dieses Grundsatzes lässt sich an einem alltäglichen Beispiel ganz gut demonstrieren. Wenn man vor dem PC sitzt und einen Dateiordner mittels Mausklick öffnen möchte, schaut man auch zuerst auf den Ordner und führt dann den Mauszeiger dorthin. Würde man hingegen mit den Augen auf dem Mauszeiger verharren, hätte man nicht nur Probleme den Ordner zu finden, sondern man wäre auch langsamer in der Bewegung. Bewegung ist übrigens ein weiteres gutes Stichwort. Obgleich wir bemüht sein sollten, das Ziel schnell zu wechseln, sollten abrupte Waffenbewegungen tunlichst vermieden werden, weil sie das Visierbild stören können . Hier ist also die richtige Balance zwischen schnellen Bewegungen und frühzeitigem Abstoppen gefordert. In jedem Fall ist das Überschwingen des Zieles zu vermeiden. Wie bereits im Kapitel über die richtige Körperhaltung angesprochen, können auch die Beine beim Zielwechsel unterstützend eingesetzt werden. Üblicherweise macht dies Sinn bei Zielwechseln über 45 Grad.

Das Zielen beim dynamischen Pistolenschießen

Schütze im Anschlag mit einer Pistole, im Profil.
Erst nachdem das neue Ziel aufgenommen worden ist, wird die Waffe nachgeführt, wobei der eigentliche Schwenk allein aus dem Hüftbereich erfolgt. Die Position des Oberkörpers (Schultern/Arme) darf nicht verändert werden.

Nachdem wir den Bewegungsaspekt beim Scheibenwechsel behandelt haben, wenden wir uns jetzt dem Prozess des Zielens zu. Dieser ist hoch komplex und von vielen Faktoren abhängig (wie etwa Zielaufbau, Schützenfertigkeit, Visierung, usw.). Visieren kann in diesem Zusammenhang von einem kurzen Aufblitzen des Fiberglaskorns in der Zielmitte bis hin zum scharf umrissenen Korn, das perfekt im Kimmenausschnitt positioniert ist, alles bedeuten. Es ist essentiell, dass man sich im Training herantastet, wie viel man letztlich für einen akzeptablen Treffer bei den unterschiedlichsten Zielaufbauten zielen muss. Ist das Ziel etwa weniger als sieben Meter entfernt, kann der Schuss idealerweise bereits brechen, wenn die Waffe eine gedachte Linie zwischen dem Auge und der Zielmitte durchbricht. Hier muss grundsätzlich nicht auf dem Ziel pausiert werden und der Fokus vom Ziel auf das Korn zurückgenommen werden. Apropos Fokus: Unsere Augen können nur auf ein Objekt fokussieren. Dies ist entweder das Ziel oder die Visierung (bei einer offenen Visierung kann streng genommen wiederum nur die Kimme oder das Korn wirklich scharf gesehen werden) und obgleich der Fokus grundsätzlich auf der Visierung liegen sollte, stellt beim IPSC-Schießen im Gegensatz zum klassischen, statischen Scheibenscheißen das Schießen mit einem sogenannten Zielfokus eine durchaus praktikable Option dar, mit der einfache Ziele effektiv und schnell getroffen werden können. Wie bei vielem ist auch hier Ausprobieren Trumpf.

Schütze in Komplettansicht mit Pistole im Anschlag.
Bei großen Schwenks lässt sich die Geschwindigkeit des Zielwechsels steigern, indem man die Beine aktiv in den Prozess einbindet.
Schütze beim Zielwechsel. Der Kniebereich ist grün markiert und der Kopf mit einer eins, das linke Knie mit einer 2 markiert.
Wie bei jedem Zielwechsel wird zunächst der Kopf auf das neue Ziel gerichtet (1). Anschließend wird der Körper auf das neue Ziel durch Eindrehen des äußeren Knies ausgerichtet (2).
Schütze in Endposition nach einem Zielwechsel mit Einbinden der Beine.
Die abschließende Schusshaltung bei der Einbindung der Beine in den Prozess des Zielwechsels.

Häufige Fehler beim Zielwechsel

Das Ziel muss so lange anvisiert werden, bis es getroffen worden ist. Das mag vielleicht selbstverständlich klingen, doch bei der Optimierung des Scheibenwechsels wird man früher oder später der Versuchung erliegen, einfach eine Reihe von Zielen abzuschwenken, die Waffe wird praktisch also nie auf dem Ziel gestoppt. Das ist jedoch nicht das, was wir wollen. Ziel ist es, die Waffe exakt von einem gewünschten Zielpunkt zum nächsten zu schwenken und dort verharren zu lassen. Das bloße Abschwenken führt lediglich zu schlechten Treffern, wenn nicht sogar Fehlschüssen. Ein weiterer, recht geläufiger Fehler in diesem Zusammenhang ist, dass das Auge bereits auf das nächste Ziel gerichtet wird, ehe der vorherige Schuss abgeschlossen ist. Seien Sie diszipliniert und warten Sie die notwendige, visuelle Rückmeldung der Visierung ab, ob das Ziel getroffen wurde und richten Sie erst danach Ihre Augen auf das nächste Ziel.

Den Wechsel des Ziels richtig trainieren

Scheibenwechsel können auch gut im Trockentraining geübt werden. Allerdings seien Sie gewahr, dass man im herkömmlichen Trockentraining keine Rückmeldung bezüglich der „Treffer“ bekommt und es leicht passieren kann, dass man etwas übermotiviert zu Werke geht; die Waffe wird frühzeitig vom Ziel genommen oder man zielt nicht wirklich sorgfältig genug. Insofern muss man im Trockentraining besonders ehrlich mit sich selbst sein, will man nicht falschen Vorstellungen über die eigenen Fähigkeiten erliegen . Aus eigenen Erfahrungen lohnt sich hier die Anschaffung eines der mittlerweile zu günstigen Preisen auf dem Markt verfügbaren Lasertrainingssystemen. Für das Training im scharfen Schuss empfehlen wir darüber hinaus, stets Ziele mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden einzubauen. Variieren Sie bei den Scheibenentfernungen und der Zielgröße. Auf diese Weise lernen Sie, sich schnell an drastische Wechsel bei der Schwierigkeit und Geschwindigkeit zu adaptieren.


Hier finden Sie die weiteren Teile unserer Serie zum Dynamischen Kurzwaffenschießen:

Weiterführende Informationen zum Thema Dynamisches Kurzwaffenschießen:

Welche IPSC-Klassen gibt es im Bereich Kurzwaffe? Wir bieten Ihnen einen kurzen Überblick zu den Handgun Divisions .

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