Olympia 2024, Tag 6: Kniend, liegend, stehend kämpfen die Kleinkaliber-Gewehrschützen um Medaillen und Finalplätze

Yukun Liu Gold 3x20 Olympia 2024
Yukun Liu hatte erst im Mai den Weltrekord im Wettbewerb 3x20 Schuss eingestellt, gestern die Qualifikation gewonnen und heute konsequent Gold bei Olympia 2024 gewonnen.

Die einzige heutige Medaillen-Entscheidung bei den Schießwettbewerben in Châteauroux stand bereits um 10:21 Uhr fest: Yukun Liu aus China, erst seit Mai dieses Jahres Weltrekordhalter im Dreistellungkampf 3 x 20 Schuss, konnte sich in dieser Disziplin gegen starke Konkurrenz durchsetzen und gewann die Goldmedaille mit 2,3 Ringen Vorsprung vor dem Ukrainer Serhiy Kulish. Die Bronzemedaille hat sich der Inder Swapnil Kusale gesichert. Das sehr engagiert mitgehende Publikum in der Finalhalle konnte sich in den Umbaupausen zwischen den Anschlagsarten überzeugen, wie geschickt und schnell die Finalisten ihre Sportgewehre in wenigen Minuten umrüsteten. Moderator Shak Siyya, vielen Finalzuschauern schon von anderen ISSF-Finale bekannt, holte zur Überbrückung den im Vorkampf ausgeschiedenen Maximilian Ulbrich ans Mikrofon, der kompetent auf die einzelnen Schritte vor der nächsten Teildisziplin hinwies.

Daheim beim Hersteller Carl Walther in Ulm wird man sicher gejubelt haben, denn alle drei Medaillengewinner vertrauten auf Kleinkalibergewehre des Topmodells Walther KK500, das in den letzten Jahren an zahllosen internationalen Erfolgen beteiligt war. Ebenso mehrfach im Finale vertreten war der Schweizer Hersteller Grünig & Elmiger mit seinem Modell R3.

Olympia 2024: Ergebnisse Kleinkaliber 3 x 20 Schuss Herren. Alle Medaillengewinner setzten auf das Topmodell KK500 von Walther

Platzierung:
Medaille:
Name:
Nation:
Gold
🥇

 Yukun Liu

 China
Silber
🥈
 Serhiy Kulish
 Ukraine
Bronze
🥉
 Swapnil Kusale
 Indien




Platz 17

 Maximilian Ulbrich
 Deutschland

Olympia 2004: Ergebnisse Kleinkaliber 3x20 Schuss Frauen

Anna Janssen: Die deutsche Top-Schützin startet gleich dreimal bei Olympia 2024 – mit Maximilian Ulbrich zusammen im Mixed-Duo wurde sie Vierter mit dem Luftgewehr. Aber auch das Kleinkalibergewehr liegt ihr gut.
Jolyn Beer absolviert nach Tokyo 2021 ihren zweiten (und vermutlich letzten) Olympiastart mit dem KK-Gewehr.

Letzte Chance in Châteauroux für Anna Janssen, erster und einziger Olympia-Auftritt für ihre Teamkollegin Jolyn Beer: Im Qualifikationswettkampf 3x20 Schuss auf 50 Meter wollen die beiden deutschen Top-Schützinnen vorn mitmischen und zumindest das Finale am morgigen Freitag erreichen. Die Regeln, die Ausrüstung und die Favoriten haben wir Ihnen bereits ausfühlich im Rahmen unserer Artikelserie "Road to Paris" vorgestellt. Für beide deutschen Damen stehen die Chancen nicht schlecht, Anna Janssen ist hier sogar Zweite in der Weltrangliste. Auch die 30-jährige Jolyn Beer hat schon Finalerfahrung, bei Olympia 2021 in Tokyo belegte sie sogar Rang 6. Nach den Spielen, so hörte man, will sie sich aus dem internationalen Schießsport zurückziehen; also muss sie heute auf dem 50-Meter-Schießstand auftrumpfen. Auch Seonaid McIntosh aus England möchte sich nach zwei unglücklichen Olympia-Starts im Luftgewehr (Einzeln und Mixed) noch einmal mit dem KK-Gewehr beweisen, denn hier führt sie die ISSF-Rangliste an.

In dem ab 12:00 gestarteten Qualifikationsdurchgang versuchten 32 Damen aus 24 Ländern, einen der ersten acht Ränge und damit ein Finalticket zu erkämpfen. Anna Janssen hatte schon beim Kniendschießen drei Neuner kassiert, im Liegendteil kamen zwei weitere Neuner hinzu – dennoch lag sie zeitweise auf Platz 4. Beim abschließenden Stehendschießen rutschte sie quasi Rang um Rang aus den acht Finalplätzen hinaus, um nach 192 Ringen im Stehen bei 587 von 600 Ringen und 27 Innenzehnern abzuschließen, was Rang 11 ergab. Bei Jolyn Beer lief es andersherum, weil sie im Kniendteil recht schwach angefangen hatte (195 Ringe) und liegend 198 Ringe nachlegte. Bis zur letzten Zehn-Schuss-Serie stehend rangierte sie zwischen den Plätzen 6 bis 8, mit dem gleichen Endresultat wie Anna Janssen, aber zwei Innenzehnern mehr (29) schrappte Jolyn Beer mit Platz 9 knapp am Finale vorbei, für das mindestens 589 Ringe notwendig gewesen wären.

Die Qualifikation gewann die US-Amerikanerin Maddalena Sagen mit 593-45 und neuem olympischen Rekord vor der Chinesin Quiongiue Zhang mit 593-40. Europa ist im kommenden Finale durchaus gut vertreten: die Schweizerin Chiara Leone wurde Dritte, Jeanette Duestad aus Norwegen Fünfte, auch Polen, Österreich und Dänemark sind im Finale – Deutschland wieder nicht.

Das Finale der Damen im Dreistellungskampf findet morgen am 2. August 2024 um 9:30 Uhr Ortszeit statt. Eurosport mit seinem (allerdings kostenpflichtigen) Kanal Discovery+ überträgt alle Finalkämpfe mit exzellenten Kommentaren (Tipp: Amazon Prime-Nutzer können einen Probemonat Discovery+ für wenige Euro abschließen). Ob ARD und ZDF das Finale 3x20 übertragen, ist fraglich, da sich keine deutschen Starterinnen qualifiziert haben.

Hier geht's zur Ergebnisliste KK 3x20 Schuss Damen, die besten acht Starterinnen kommen ins Finale.

Übrigens sind in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF zeitversetzt einige komplette Finale noch einige Tage zu sehen – etwa das Trap-Finale der Damen oder das Trap-Finale der Herren

Olympia 2024: Die Munition für die Kleinkaliber-Wettbewerbe − RWS liefert zum Beispiel die Top-Wettkampfpatrone R50

Das traditionelle "R im Wappen" kennzeichnet den Hülsenboden der RWS-Wettkampfpatronen. Im Rand der Messinghülse sitzt der Anzündsatz, der durch einen heftigen Schlag des federgetriebenen Schlagbolzens der Wettkampfwaffe gezündet wird. Die 2,6 Gramm schweren, gefetteten Weichbleigeschosse sind auf gleichmäßige Führung im Lauf und hohe Präzision auf der Flugbahn ins Ziel optimiert.
Die RWS R50 ist die Top-Wettkampfpatrone des Fürther Munitionsherstellers RWS im Kaliber .22 long rifle, und das bereits seit Jahrzehnten.

Die ab heute laufenden Wettkämpfe mit dem Kleinkaliber-Gewehr werden mit einer über mehr als ein Jahrhundert immer mehr perfektionierten Munitionssorte bestritten, denn die Patrone .22 long rifle wurde schon 1886 entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Randfeuerpatrone, bei der der Zündsatz namensgebend im Rand der Messinghülse verborgen ist. Die heute gebräuchlichen quecksilberfreien Anzündsätze wurden bereits in den 1930er Jahren vom deutschen Unternehmen RWS entwickelt. Die vorn abgerundeten und mit einer dünnen Gleitschicht überzogenen Bleigeschosse wiegen 2,6 Gramm (40 Grains), die Mündungsgeschwindigkeit der Matchpatronen liegt bei etwa 330 Meter pro Sekunde und damit knapp unter der Schallgeschwindigkeit. Die Auswahl der Patronensorte ("Los" in der Fachsprache) erfolgt zunächst aus einer Einspannvorrichtung mit dem jeweiligen Gewehr. Die letzte Entscheidung fällt nach dem Testen aus dem freien Anschlag, denn auch das Rückstoßverhalten der Kombination Gewehr/Patrone sollte möglichst gleichmäßig sein. Über den Fachhandel können die Schützen dann ihren Jahresbedarf an individuell für ihre Sportwaffe "passenden" Wettkampfpatronen kaufen. Informationen gibt es über die RWS-Website, dort kann man auch einen Termin auf dem Testschießstand in Fürth bei Nürnberg buchen.


Olympia 2024: Die Schnapp-Schüsse des 6. Wettkampftages

Die weitläufige Schießanlage in Châteauroux ist das offizielle nationale französische Schießsportzentrum, auf dem jetzt die olympischen Schießwettbewerbe ausgetragen wurden. Die Standanlagen erlauben aber auch andere Schießdisziplinen; so fand schon vor zehn Jahren dort auch die Weltmeisterschaft im IPSC-Großkaliberschießen statt.
So freute sich Silvana Stanco nach der hart erkämpften olympischen Silbermedaille im Wettbewerb Trap der Damen. Ihre hochgehaltene Beretta DT 11 Bockflinte hatte daran natürlich auch ihren Anteil.
So sieht ein guter Anschlag im Kniendschießen aus – aus dieser Perspektive werden bei Olympia nur wenige Fotografen und Kampfrichter zuschauen können. Jolyn Beer posierte hier für die DSB-Olympiabroschüre.
Futuristisch: Das Kleinkalibergewehr Walther KK500 ist einer der aktuellen Favoriten bei den Top-Schützen. Die einschüssige Büchse in .22 long rifle besitzt einen werkzeuglos von links auf rechts schwenkbaren Verschlusshebel, ideale Maße für einen guten Schießanschlag und einen vielseitig justierbaren Aluminiumschaft.
Natürlich musste Silbermedaillen-Gewinnerin Silvana Stanco (Italien) ihre Medaille aus dem Trap-Wettbewerb gestern auch im ISSF-Haus bei ihrem Landsmann, dem ISSF-Präsidenten Luciano Rossi präsentieren.

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