Olympia 2024, Tag 3: Deutsche Schützen ohne Medaillen, die Flinten-Wettkämpfe beginnen mit dem Trap der Herren

Olympia 2024: Zweites Gold für Chinas Lihao Sheng in einem spannenden Finale und eine 16-jährige gewinnt bei den Damen

Das Siegerfoto, präsentiert als Kurzvideo vom offiziellen Zeitnehmer Omega – leider falsch als "Luftpistole" beschriftet, daher nur als Ausschnitt zu sehen.
Hyojin Ban aus Korea ist die 16-jährige Studentin, die erst im Stechen gegen die Chinesin Yuting Huang Gold mit dem Luftgewehr gewinnen konnte.

Die exzellenten Darstellungsmöglichkeiten bei den Schießsport-Finalkämpfen machen das Zuschauen am Fernsehbildschirm spannend – so auch beim Finale Luftgewehr der Herren heute mittag. Hochklassig besetzt traten die acht weltbesten Luftgewehr-Schützen an, wobei dem chinesischen Weltrekordhalter Lihao Sheng (der schon eine Mixed-Goldmedaille errungen hatte) eine klare Favoritenrolle zukam. Aber schon bald zeigte sich, dass auch die Europäer gut mithalten konnten, etwa Victor Lindgren, der Überraschungs-Weltmeister von Baku 2023, der Italiener Danilo Dennis Sollazo oder Petr Gorsa, der zweite Kroate im Finalfeld. Dennoch setzte sich Sheng mit dem letzten Schuss wieder durch, und dies mit neuem olympischen Rekord von 252,2 Ringen. Der einzige deutsche Teilnehmer, Maximilian Ulbrich, hatte im gestrigen Vorkampf zwar einen achtbaren 14. Platz erreicht, das reichte aber nicht zum Final-Eintritt.

Knapper wurde es bei den Damen mit dem Luftgewehr: erst im 25. und damit dem ersten Schuss des Stechens wegen Ringgleichheit bis zum Zehntel konnte die erst 16-jährige Koreanierin Hyojin Ban die Chinesin Yuting Huang besiegen. Die Bronzemedaille ging überraschend in die Schweiz: die 21-jährige Audrey Gogniat hatte bisher nur Silber 2023 und Bronze 2024 bei den  Europameisterschaften aufzuweisen.

Olympia 2024: Luftgewehr, Herren – die Medaillen-Gewinner

Platzierung:
Medaille:
Namen der Sportschützen:
Nation:
Gold
🥇
  Lihao Sheng
China
Silber
🥈
  Victor Lindgren
Schweden
Bronze
🥉
  Miran Maricic
Kroatien




Platz 14
Maximilian UlrichDeutschland

Die gesamte Ergebnisliste Luftgewehr der Herren finden Sie hier auf der offiziellen Olympia-Website.

Olympia 2024: Luftgewehr, Damen – die Medaillen-Gewinner

Platzierung:
Medaille:
Name:
Nation:
Gold
🥇
 Hyojin Ban
Korea
Silber
🥈
 Yuting Huang
China
Bronze
🥉
 Audrey Gogniat
Schweiz




Platz 19

 Anna Janssen
Deutschland
Platz 25

 Lisa Müller
Deutschland

Hier geht's zur Gesamtliste des Wettbewerbs Luftgewehr Damen


Olympia 2024: Erster Wettkampftag Trap-Flinte Herren

Giovanni Pelliello
Giovanni Pellielo startet in Châteauroux bereits zum achten Mal bei Olympia. Der Weltrekordhalter und mehrfache Medaillengewinner (Silber in Athen 2004, Peking 2008, und Rio 2016 sowie Bronze in Sydney 2000) liegt auch diesmal gut im Rennen um einen der begehrten sechs Finalplätze. Er schießt mit seiner bewährten Beretta DT11 – wie sich übrigens mehr als die Hälfte der Flinten-Schützen (54,7 Prozent) bei Trap und Skeet auf Beretta-Flinten verlassen.

Erstmals geht es, nachdem die Druckluft-Wettbewerbe heute beendet wurden, für die Schützen in den Außenbereich der weitläufigen Schießanlage von Châteauroux. Nach drei Durchgängen mit je 25 zu beschießenden Wurfscheiben liegt der Australier James Willett vorn (25/24/25 Treffer) vor dem Kroaten Giovanni Cernogoraz und der italienischen Trap-Legende Giovanni Pellielo: Der hält den Qualifikations-Weltrekord von 125 von 125 Scheiben bereits seit 30 Jahren und traf die in d den ersten drei Durchgängen insgesamt nur zwei Wurfziele nicht (24/24/25). Die letzten beiden Runden zu je 25 Wurfscheiben starten morgen ab 9 Uhr und das Finale am späten Nachmittag. Der Wettbewerb der Damen beginnt parallel ebenfalls morgen am 30. Juli mit den ersten 75 Wurfscheiben des ersten Qualifikationstages und endet mit den letzten 50 Wurfscheiben des zweiten Qualifikationstages und dem Finale am folgenden Tag, also dem 31. Juli.

Die offizielle Ergebnisliste der Herren wird morgen um die Resultate von der zweiten Wettkampfhälfte ergänzt, danach stehen die sechs besten Vorkampfschützen als Finalisten fest.


Olympia 2024, Kommentar: Ist die Gleichberechtigung durch Mixed-Wettbewerbe auch im Schießsport möglich?

Sind die Leistungen der Herren und Damen im Schießsport 1:1 vergleichbar? Mixed-Wettkämpfe (hier Robin Walter und Doreen Vennekamp vom DSB) könnten eventuelle Schwächen elegant ausgleichen.

Nach drei Tagen intensiver Olympia-Wettkämpfe mit Luftgewehren und Luftpistolen konnten wir gute Vergleiche ziehen zwischen den Leistungen der männlichen und weiblichen Schützen. Das erklärte Ziel des IOC war und ist, die Anzahl der Frauen und Männer bei Olympia gleich hoch zu bekommen, um als Spiegel der Gesellschaft zu wirken. Der Sport ist eine der letzten Bastionen, in denen mit fadenscheinigen, ab und zu aber auch ein wenig nachvollziehbaren Argumenten Männlein und Weiblein in getrennten Wettkämpfen antreten. In diesem Bereich hat sich der Schießsport auch unter dem sanften Druck des IOC und des Weltverbands ISSF über die letzte "Olympiade" (also den Zeitraum zwischen zwei olympischen Spielen) ziemlich verändert. Um die zu Olympia 2021 in Tokyo erstmals ausgetragenen Mixed-Wettbewerbe einzuführen, ohne die Gesamtzahl der Schießwettkämpfe zu erhöhen, wurden zuvor einige beliebte Disziplinen aus dem Olympia-Programm genommen: etwa die Freie Pistole oder das Kleinkaliber-Liegendschießen, beides allerdings auch Wettbewerbe nur für Männer. Beim direkten Vergleich der Einzelprogramme bei sonst gleicher Schusszahl zeigt sich allerdings ungeschönt, dass die Herren der Schöpfung den Damen immer noch um wenige, bei der aktuellen Leistungsdichte aber entscheidende Ringe, Zehntel (oder Treffer bei den Flinten-Disziplinen) voraus sind. Ein Wettkampf ohne Geschlechtertrennung wäre daher unfair – auch wenn es vereinzelt in der olympischen Geschichte Frauen gab, die die Männer-Dominanz durchbrechen konnten. Allerdings ist etwa seit der Silbermedaille der US-Schützin Margaret Murdock-Thompson 1976 im KK-Dreistellungskampf in Montreal auch schon fast ein halbes Jahrhundert vergangen. 

Maximilian Ulbrich und Anna Janssen stellten das Mixed-Team Luftgewehr, das leider unglücklich nur auf Rang 4 landete.

Die drei Mixed-Wettbewerbe mit Luftgewehr, Luftpistole und Skeet-Flinte bei Olympia 2024 gleichen die Geschlechterunterschiede aus, zumal das abgewandelte Zählverfahren verständlicher für das Publikum in der Finalhalle wie vor den Fernsehern ist: Es werden keine oftmals "krummen" Zehntelringwerte angezeigt, die einem Laien schwer zu vermitteln sind, sondern aus der internen Zehnteladdition ergeben sich glatte Punkte, und welches Team zunächst 16 Punkte (oder ab 15 zwei Punkte Vorsprung) erreicht hat, gewinnt. Die drei Mixed Events werden keine Krise im Weltschießsport auslösen, sie sind aber eine Chance und es wert, ausgebaut zu werden. Immerhin gibt es in den anderen Wettbewerben Damen Sportpistole, Herren Schnellfeuerpistole und den Dreistellungskämpfen mit dem Kleinkalibergewehr weiterhin separat gewertete Ranglisten für Damen und Herren. Gerade der Dreistellungskampf, von 3x40 Schuss bei den Herren auf 3x20 Schuss wie bei den Damen reduziert, böte einen Anlass, die oft gleich hohen Resultate zusammenzuführen. Für den Schießsport bleibt angesichts der ständigen Bedrohung, wegen Unattraktivität (und den Kosten für Schießstände) aus dem olympischen Programm zu fliegen, eh nur die Flucht nach vorn, hin zu attraktiveren Wettbewerben mit klar verständlichen Regeln und modernem Image, in denen Frauen und Männer gemeinsam und auf Augenhöhe antreten.
Ulrich Eichstädt


Olympia 2024: Luftpistole Mixed – für beide deutschen Teams ist nach dem Vorkampf das Rennen vorbei

Zweite Chance vertan: Nach den Einzelwettbewerben traten Josefin Eder und Christian Reitz heute als "Germany 2" bei der Qualifikation zum letzten Druckluft-Wettbewerb an. Im Luftpistolen Mixed landeten sie auf Rang 6, nur zwei Ringe von einer Finalteilnahme entfernt.

Immerhin 17 Zweier-Teams starteten heute morgen im Vorkampf Luftpistole Mixed, darunter je zwei aus Deutschland, China, Indien, der Türkei und Korea. Ob nun Germany 1 mit Doreen Vennekamp und Robin Walter (immerhin Weltranglisten-Erster) oder Germany 2 mit Josefin Eder und Christian Reitz, der im Einzel ja Fünfter wurde: man kann eigentlich keins der Teams besser als das andere einstufen. Manchmal läuft es aber eben unglücklich: Während Reitz mit 293 von 300 Ringen noch besser als gestern traf und bester männlicher Starter im Mixed war, fing sich Josefin Eder in der zweiten Zehn-Schuss-Serie zwei unglückliche Achten ein, was das Gesamtresultat des Duos beeinträchtigte: Mit 577 Ringen und 21 Innen-Zehnern landeten sie auf Rang 6, nur zwei volle Ringe mehr hätten für das Finale der besten vier Teams gereicht (mindestens 579 Ringe und 18 Innenzehner). Germany 1 mit Vennekamp und Walter kamen auf 576 Ringe und Rang 9. Das Finale bestreiten morgen früh ab 9:30 Uhr: Match um Bronze: Indien 1 und Korea 1, danach anschließend das Match um Silber und Gold: Türkei 2 und Serbien.

Zur Ergebnisliste nach der Qualifikation

Olympia 2024: Die Schnapp-Schüsse des 3. Wettkampftages

Das deutsche Pistolen-Team (v.l.): Detlev Glenz (Bundestrainer Schnellfeuer), Thomas Zerbach (Co-Trainer), Christian Reitz und Florian Peter (beide OSP), Robin Walther (LP), Josefin Eder und Doreen Vennekamp (beide LP und SP), Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause
Josefin Eder musste in der zweiten Zehn-Schuss-Serie leider zwei Achten hinnehmen. Diese 92er Serie könnte ihr Team Germany 2 den Finaleinzug gekostet haben. Denn dank des stark schießenden Christian Reitz fehlten am Ende nur zwei ganze Ringe, um ins Finale der besten vier Teams vorzudringen.
Christian Reitz erzielte zwar mit zwei 98er Serien und einmal 97 Ringe zum Schluss mit insgesamt 293 Ringen das höchste Einzelresultat im Mixed-Vorkampf. Es reichte aber nicht, um sich mit seinem Team Germany 2 für das Finale zu qualifizieren.

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