Da hat jemand beim live übertragenden(!) ZDF gut recherchiert: 53 Olympia-Medaillen haben die Starter des Deutschen Schützenbund bisher zur deutschen Edelmetall-Ausbeute bei den bisherigen 32 Olympischen Sommerspielen der Neuzeit beigesteuert. Und heute morgen um 9:30 Uhr hätten in Châteauxroux vielleicht welche hinzukommen können, denn mit Christian Reitz als Drittplatziertem nach dem Vorkampf gestern und Robin Walter, dem Weltranglisten-Ersten, der auf Platz 8 gerade noch als letzter ins Finale gerutscht war, hatte Deutschland erstmals überhaupt seit Jahren nicht nur einen, sondern gleich zwei Finalisten gestellt. Aber schon nach den ersten beiden Fünf-Schuss-Serien wurde deutlich, dass allenfalls Reitz eine kleine Medaillenchance gehabt hätte, als er kurzzeitig auf Platz 4 hochrutschte. Am Ende musste sich der Polizei-Oberkommissar aus Regensburg mit Platz 5 und der Wiederholung seiner Platzierung von Tokyo 2021 zufriedengeben. Da er die Luftpistole zwar exzellent beherrscht, aber wohl eher in seiner Paradedisziplin Olympische Schnellfeuerpistole daheim ist, bleibt noch ein Start, und der ist erst in einer Woche, am 4. August. Zeit, neue Kräfte zu sammeln. Robin Walter hat sein erstes Olympia-Erlebnis dagegen mit Platz 6 ganz passabel absolviert; ihm fehlten eben die "dicken" Zehner, um weiter vorn zu landen.
Ungewöhnlich im Vergleich zu den letzten internationalen Wettkämpfen war, dass fünf Europäer gegen nur drei Asiaten antraten – kein Inder, kein Ukrainer, kein Türke hatte in den Endkampf vordringen können. Der amtierende Europameister Damir Mikec mit seiner betagten, aber noch voll leistungsfähigen Walther LP 300 XT schied mit Platz 7 aus, dafür konnten sich die beiden Italiener Paolo Monna und Federico Nilo Maldini bis in die Medaillenränge 1 bis 3 hochkämpfen. Zeitweise lagen sie sogar vor dem Chinesen Yu Xie, aber alle drei trennte nicht einmal ein ganzer Ring. So spannend und knapp war es selten, aber genau richtig für Olympia. Mit dem letzten Schuss, einer 10,0, holte sich Xie das Gold vor Maldini, der mit einer 9,5 "patzte" und insgesamt mit 0,9 Ringen Distanz Silber gewann.
Das pünktlich um 12 Uhr gestartete Finale Luftpistole Damen hatte dann wieder eine typisch asiatische Besetzung und gleich zwei Koreanerinnen (Ye Jin Oh und Yeji Kim) auf den obersten beiden Plätzen. Nur die Ungarin Veronika Major, die als Beste aus dem Vorkampf ins Finale eingezogen war, blieb als europäische Athletin im Rennen – und schied als erste mit Platz 8 aus. Die beiden deutschen Schützinnen Doreen Vennekamp und Josefin Eder hatten sich gestern mit den Vorkampf-Plätzen 20 und 30 nicht für das Finale qualifizieren können.
Olympia 2024: Luftpistole, Herren – die Medaillen-Gewinner
Platzierung: | Medaille: | Namen der Sportschützen: | Nation: |
Gold | 🥇 | Yu Xie | China |
Silber | 🥈 | Federico Nilo Maldini | Italien |
Bronze | 🥉 | Paolo Monna | Italien |
Platz 5 | – | Christian Reitz | Deutschland |
Platz 6 | – | Robin Walter | Deutschland |
Die gesamte Ergebnisliste Luftpistole der Herren finden Sie hier auf der offiziellen Olympia-Website. (Für die kompletten Finalergebnisse lässt sich die Liste oben per Schieber umschalten)
Olympia 2024: Luftpistole, Damen – die Medaillen-Gewinner
Platzierung: | Medaille: | Name: | Nation: |
Gold | 🥇 | Ye Jin Oh | Korea |
Silber | 🥈 | Yeji Kim | Korea |
Bronze | 🥉 | Manu Bhaker | Indien |
Platz 20 | Doreen Vennekamp | Deutschland | |
Platz 30 | Josefin Eder | Deutschland |
Hier geht's zur Gesamtliste des Wettbewerbs Luftpistole Damen
Olympia 2024: Luftgewehr-Krise bei den deutschen Startern?
Die BILD-Zeitung hatte einige deutsche Schützen schon vorab und vorschnell zu sicheren Medaillen-Kandidaten erklärt, Anna Janssen wurde da mehrfach erwähnt. Die Weltklasse-Schützin konnte aber auch heute im Einzelwettkampf mit dem Luftgewehr nicht so befreit punkten wie bereits oft von ihr gesehen. Auf der Paris-Website des Deutschen Schützenbundes geht es ins Detail:
"Die Europameisterin und Weltranglisten-Erste hatte einen miserablen Start, kam zu Beginn gar nicht klar: Eine 102,4er Serie aus den ersten zehn Schüssen – darunter mit 9,7 und 9,5 zwei ungewohnte Neunerwertungen − bedeutete nahezu das vorzeitige Aus im Kampf um einen der acht Finalplätze: ´Es dauert noch ein bisschen, bis ich das komplett verarbeitet habe. Ich bin schlecht reingekommen, habe den Start verpasst und viele Fehler gemacht. Die zwei weiten Neuner saßen genau da, ich war zu langsam im Kopf´, meinte sie danach. Zwar zeigte sie im Anschluss, dass sie es deutlich besser kann – vor allem in der fünften Serie mit 106,6 Ringen – doch die Kunst in der Luftgewehr-Qualifikation ist es, 60 Schüsse konstant hoch anzubringen. Und die 627,5 Ringe waren am Ende – bei einem hohen Finaleingang von 631,3 Ringen einfach zu wenig". In der Gesamtliste erscheint Janssen auf Rang 19 von 43 Starterinnen. Die zweite deutsche Starterin, Lisa Müller, beendete ihre Olympia-Premiere mit 626,5 Ringen auf Platz 25. Vorkampfbeste wurde die Koreanierin Hyojin Ban, die mit 634,5 einen neuen Vorkampf-Weltrekord aufstellte.
Bei den Herren hatte sich nur Anna Janssens Mixed-Partner Maximilian Ulbrich für den Einzelwettbewerb qualifizieren können. Hier landete er mit 628,9 Ringen auf Platz 14, was für den Finaleinzug 0,9 Ringe zu wenig waren (mindestens 629,8 hätten es sein müssen). Er ließ dabei aber prominente Erfolgsschützen wie Istvan Peni (Ungarn) oder den Weltranglisten-Ersten Martin Strempfl (Österreich) hinter sich. Als Bester zog, wie schon im Mixed-Wettkampf, Weltrekordhalter Lihao Sheng mit 631,7 Ringen ins Finale.
Die beiden Finale, eben ohne deutsche Beteiligung, werden morgen ausgetragen – das der Damen bereits früh ab 9:30 Uhr und das der Herren ab 12:00 Uhr.
Olympia 2024: Die Schnapp-Schüsse des 2. Wettkampftages
Alles, was Sie über das Schießen bei Olympia 2024 wissen müssen
...finden Sie in unserem Übersichtsartikel aller 13 Folgen "Road to Paris" bei all4shooters.com
Hier gibt es den kompletten und stets aktuellen Zeitplan für alle olympischen Schießwettbewerbe in Chateauroux (in deutsch)!
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