Wer bei der Kahles Dynamic Long Range Competition International Championship 2024 auf der Le Arcate Shooting Range in Collesalvetti antreten durfte, hatte sich entweder bei einer nationalen Kahles DLR Competition qualifiziert oder war über eine Einladung von Ausrichter Kahles, also eine Wildcard dabei. Insgesamt waren mehr als 60 Teilnehmer am Start, die auf 8 Squads (Startgruppen) aufgeteilt wurden. Die Schützen kamen aus 17 Nationen, darunter neben Italien und seinen Nachbarstaaten auch einige skandinavische, baltische und mittel- und osteuropäische Länder, asiatische wie etwa Kasachstan und Kirgisistan, aber auch Schützen aus den USA und aus Südafrika hatten die lange Anreise nicht gescheut.
Das Startgeld betrug pro Kopf jeweils 200,- Euro. Damen sowie die jeweiligen Gewinner einer der nationalen Vorausscheidungen mussten lediglich 150,- Euro begleichen, um bei diesem außergewöhnlichen Event auf der im toskanischen Hügelland nordöstlich von Livorno in einer herrlichen Landschaft gelegenen, weitläufigen Schießanlage des privat betriebenen Le Arcate Shooting Clubs dabei zu sein. Im Gegenzug dazu gab es viele wertvolle Preise zu gewinnen. Die Hauptpreise kamen dabei neben zahlreichen Optiken von Kahles auch von der CZ-Colt Group, die insgesamt drei CZ Long Range-Büchsen zur Verfügung stellte, wovon eine nach der Siegerehrung unter allen Teilnehmer ausgelost wurde. Die anderen beiden gingen jeweils an die Gewinner in der Herren- und Damenwertung. Weitere Sponsoren waren etwa das auf taktische Bekleidung spezialisierte Unternehmen UFPRO aus der Mehler Gruppe, aus Ungarn der für seine Shooting Bags (Sandsackauflagen) in der Szene bekannte Ausstatter CSER Industries und Stahlzielfabrikant Loterfelszereles, der slowenische Geschosshersteller ZAN, Lapua aus Finnland, EraTac aus Deutschland und als etwas exotisches Unternehmen in diesem Reigen der österreichische Getränkehersteller 2B Drinks.
Rahmenbedingungen für die Teilnahme an den Kahles DLR Finals 2024
Neben der Herren- und Damenwertung gab es auch noch eine eigene Wertung für militärische und Law Enforment-Long Range-Spezialisten, auf die wir hier aber, wie zum Schutz der Angehörigen solcher Scharfschützen-Einheiten üblich, nicht näher eingehen möchten. Zugelassen waren grundsätzlich alle Zylinderverschlussrepetierbüchsen in den Kalibern von 6 mm bis .338 Lapua Magnum mit jedem beliebigen Zielfernrohr. Ein Schütze ließ es sich aber dennoch nicht nehmen, die Wettkampfübungen mit seiner Selbstladebüchse auf AR-Basis mit zu schießen. Er durfte aber die Patronen dann an allen Stationen nur einzeln per Hand in das Patronenlager einlegen. Als weiteres Zubehör waren Zweibeine an der Waffe, Dreibeinstative, jegliche Arten von Shooting Bags und auch Schießriemen gestattet. Geschossen werden musste auf den Stages von diversen Metallgestellen und -rahmen, Balkenkonstruktionen, Metallfässern, Holzstämmen oder dem blanken Boden.
Obwohl es ein „Kahles-Event“ war, waren dort neben dem bewährten Kahles K525i und dem neuen und inzwischen im Handel verfügbaren Kahles K328i, hier natürlich in der für diese Art des Schießens optimierte DLR-Variante, auch zahlreiche Long-Range-Optiken anderer Top-Marken im Einsatz zu sehen. Wie konnten das Kahles K328i und K328i DLR bereits vor der Markteinführung ausführlich unter die Lupe, den Bericht dazu finden Sie hier all4shooters.com. Mehr über dieses kompakte LR-Glas, das neben einer großzügigen Eyebox auch mit einem – im Vergleich zu anderen Zielfernrohren in diesem Segment – bis zu 40% größeren Sehfeld aufwartet, erfahren Sie auch in unserem Video von den diesjährigen DLR Finals. Dort können Sie das Kahles K328i auch beim norwegischen Topschützen Nikolas Omland in Action sehen erfahren welche Vorteile die Version K328i DLR gerade für das dynamische Long Range-Schießen mitbringt. Im Video sehen sie aber auch Schützen, die auf der Stage auch auf das bewährte K525i zurückgreifen.
Bei den internationalen Kahles Dynamic Long Range-Meisterschaften 2024 gab es einige sehr herausfordernde Stages
An den zwei aufeinanderfolgenden Wettkampftagen hatten die Teilnehmer insgesamt 16 Stages mit unterschiedlichen Wertungsübungen zu absolvieren. Hinzu kam eine Cold Bore-Übung vor Beginn des Wettkampfes, bei der die Schützen jeweils auf der Einschießbahn einen Schuss aus dem „kalten Lauf“ auf eine rund 2,5 x 5 cm große Metallplatte in 100 m Entfernung abgeben konnten. Diese Platte durften die Schützen dann auch als Andenken behalten.
Doch nun zurück zu den 16 Stages, die in die Wertung einflossen. Sie alle hatten ein festgesetztes Zeitlimit von 90 Sekunden und an 14 Stages gab es auch eine vorgegebene maximale Schusszahl. Lediglich an zwei der Stages durften die Schützen bei Bedarf insgesamt so viele Schüsse abgeben, um alle Ziele in der richtigen Reihenfolge zu treffen, wie sie in dem anderthalbminütigen Zeitlimit schafften. Insgesamt mussten mindestes 150 Schuss abgegeben werden, um alle vorgegeben Ziele auf den 16 Stages zu treffen. Die Distanzen variierten zwischen 100 m und 1.100 m, waren den Schützen aber alle aus dem Matchbook, das alle wichtigen Information zum sportlichen und organisatorischen Ablauf enthielt, bekannt.
Zudem wurden die Zielentfernungen auch von den Range Officers (ROs) bei dem vor jedem Durchgang an einer Stage obligatorischen Briefing ebenso angesprochen wie die Reihenfolge, in der die Stahlplatten beschossen werden mussten, nochmals erläutert. Neben den ROs hatte Le Arcate-Schießstandbetreiber und Match Director Valerio Junio Lunatici zusammen mit Range Master Gianni Guidi an jeder Stage noch einen Spotter eingeteilt, der mit einen lauten „Impact“ jeden Treffer quittierte. Bei den sehr weit entfernt stehen Zielen bekam der Schütze so eine akustische Trefferansage schon, bevor das typische „Pling“ des Einschlages auf dem Stahl auch auf der Stage zu hören war. Die Ziele waren je nach Entfernung und Schwierigkeitsgrad der Übung unterschiedlich groß und differierten von kleinen Zielen von 5 x 5 cm, 8 x 8 oder 10 x 10 cm, über mittlere von 15 x 15 oder 25 x 25 cm bis hin zu großen von 35 x 35 oder 50 x 50 cm messenden Stahlplatten. Bei den anspruchsvolleren Stages musste zunächst ein nahestehendes Ziel getroffen und dann wieder ein sehr weit entferntes. So galt es etwa bei Stage 6 zunächst eine 25 x 25 cm große Steel Plate (Ziel A) in 210 m zu treffen und 50 x 50 cm große Platten in 1.002 m (Ziel B1), 1.012 m (Ziel B2), 1.010 m (Ziel B3) und 1.000 m (Ziel B4), die zudem noch deutlich weiter links von Schützen in einem steilen Hang positioniert waren. Zu der Herausforderung, dass nach dem Treffer auf B1 zunächst wieder Ziel A getroffen werden musste, um auf B2 schießen zu dürfen, kam hier erschwerend hinzu, dass die Schützen an dieser Stage nur mit dem Absehen des Zielfernrohres arbeiten durften − das Berühren und damit auch das Verstellen der Türme war tabu. Dafür war dieses eine der beiden Stages, bei der das „Nachfassen“ der Munition erlaubt war und mehr als die sonst maximal gestatteten, acht Patronen innerhalb der 90 Sekunden eingesetzt werden konnten.
Apropos Patronen: Auch hier hatte sich der erfahrene Long Range-Schütze und Schießausbilder Aleš Žakelj aus dem Kahles-Team, der die Stages konzipiert hatte, so manche Challenge für die Teilnehmer ausgedacht. An manchen Stages durften alle Patronen aus einem Magazin geschossen werden, an anderen wurden die acht Schuss auf zwei Magazine aufgeteilt, es gab auch welche, bei denen die Patronen in einer separaten Box lagen und nach jedem Schuss einzeln nachgeladen werden mussten, wobei die Box mit den Patronen auch durchaus mal ein paar Schritte hinter dem Schützen abgestellt sein konnte, sodass hier zwischen der auf dem Zweibein stehenden Waffe und der Box hin und her gelaufen werden musste. Also alles Maßnahmen, die den Stressfaktor und die Schwierigkeit für die Schützen heraufsetzen sollten. Schließlich sollten hier die besten DLR-Schützen und Schützinnen ermittelt werden. Zu guter Letzt gab es auch eine Stage, bei der innerhalb der 90 Sekunden nur 5 unterschiedlich große Ziele zu treffen waren. Hier gab es die Möglichkeit innerhalb der Zeitvorgabe 3 weitere Treffer und damit Bonuspunkte zu erzielen. Zurück zur Gesamtwetung: Hier gab es bei allen Übungen für jeden in der richtigen Reihenfolge abgegeben Treffer einen Punkt, hinzu kamen für je Sekunde, die der Schütze eine der Stages mit Timebonus früher erfolgreich komplettiert hatte, eine Gutschrift von 0,1 Punkten.
Bevor wir auf das Ranking eingehen, bleibt noch zu erwähnen, dass bei den Kahles DLR Finals 2024 die Wetterbedingungen durchaus hätten schlechter sein können. Mit Temperaturen von um die 30 °C im Schatten war es für den Juli rund 10 °C kühler als erwartet. An beiden Tagen gab es morgens auch einige kurze Schauer, die für eine hohe Luftfeuchtigkeit aber zumindest in der Schießphase am Vormittag jeweils für kühlere Bodentemperaturen und damit auf für unterschiedliche Mirage und Windverhältnisse während des Tagesverlaufs sorgten. Letztgenannter verhielt sich nach der Mittagspause dann zuweilen besonders launisch und änderte des Öfteren die Richtung, was den einen oder anderen Schützen, der nicht damit umgehen konnte, sicher auch so manchen Punkt kostete. Die damit besser umgehen konnten, landeten am Ende des Wettbewerbs auf den vorderen Plätzen:
Die besten Schützen und Schützinen beim internationalen Finale der Kahles Dynamic Long Range Competition 2024
Top 5 Damenwertung Kahles DLR Finals 2024 | ||
1. Platz | Tereza Toman Helštýnová | 94,1 Punkte |
2. Platz | Ida Tenvall | 67 Punkte |
3. Platz | Giulia Trevisan | 52 Punkte |
4. Platz | Nina Kostadinova | 44 Punkte |
5. Platz | Kinga Listosz | 35 Punkte |
Top 5 Herrenwertung Kahles DLR Finals 2024 | ||
1. Platz | Nikolas Omlad | 121,8 Punkte |
2. Platz | Shpend Iseni | 103,9 Punkte |
3. Platz | Nyland Sindre | 102,5 Punkte |
4. Platz | Olla Javier Zabalegui | 102,4 Punkte |
5. Platz | Noel Rowe | 102,0 Punkte |
Die ausführlichen Ergebnisse aller Teilnehmer können Sie hier auf der Kahles DLR-Webseite einsehen.
Weitere Impressionen von den Kahles DLR Finals 2024
Hier auf der Kahles-Unternehmenswebseite erhalten Sie weitere Informationen über den österreichischen Optikhersteller und seine Produkte
Weitere Details zu den neuen Long Range-Zielfernrohrmodellen finden Sie auf den Produkt-Seiten zum Kahles K328i und zum Kahles K328i DLR.