Der Charakter von Flachstichgravuren ist relativ einfach. Es wird nicht so sehr in die Tiefe gearbeitet, trotzdem lassen sich auch komplexe Motive mit Ornamenten oder Tierszenen gut herausarbeiten. Bei dieser Technik, die sich für nahezu jedes Motiv eignet, werden maximal die Zwischenräume flach herausgearbeitet und zur Kontraststeigerung mattiert. Das sieht ausgezeichnet aus und kann sehr ansprechend sein, dennoch ist es noch vergleichsweise "einfach und kostengünstig", weil "nur" in zwei Ebenen gearbeitet wird. Typische Ornamente hierfür sind Blattarabesken, Eichenlaub oder das sogenannte Grundenglisch. Das bekannte und im Vergleich zu diesen Ornamenten feiner angelegte "English Scroll" kommt ohne umstochenen Hintergrund aus. Die Tiefenwirkung kommt lediglich durch den etwas kräftigeren Druckstich und die Abschattierungen der Gravur zustande.
Krieghoff-Graveur Uwe Spindler sagte uns im Gespräch: "Ich verwende nur einfachste Werkzeuge für meine Tätigkeit, diese aber schon seit Jahrzehnten, sodass ich jede ihrer Eigenheiten kenne. Alles entsteht in reiner Handarbeit ohne den Einsatz von Maschinen. Nach einem genau mit dem Kunden abgesprochenen und genehmigten Entwurf steht am Beginn der Arbeit das Übertragen des Entwurfes auf das Werkstück, das ich dazu in einen speziellen, drehbaren Schraubstock spanne. Das mache ich nach alter Väter Sitte mit Hilfe von Reißnadel und Stahlzirkel. Das spanabhebende, eigentliche Gravieren geschieht dann mit dem leichten Hammer und den Graviersticheln, die ich je nach Form einsetze. Das sind feine Meißel mit Holzheft in unterschiedlichen Stärken und Formen der Schneide. Den Handstichel benötige ich für die ganz feinen Schattierungen, er wird ohne Antrieb eines Hammers geführt. Den brauche ich wiederum nur, wenn ich tiefer in das Material eindringen muss. Um den herausgestochenen Hintergrund, zum Beispiel bei Blattarabesken, gleichmäßig abzudunkeln, setze ich sogenannte Punzen ein. Sie sehen in etwa wie Nägel aus, haben aber an der gehärteten Spitze eine gravierte Form, die in das Werkstück eingeschlagen wird. Darüber hinaus verwende ich noch Feilen in verschiedenen Hiebstufen und in unterschiedlichsten Formen sowie Schmirgelpapier in diversen Körnungen."
Bei der Reliefgravur hingegen handelt sich um eine dreidimensionale Arbeit. Ornamente und Jagdszenen werden wesentlich stärker hervorgehoben, modelliert und gestaltet. Für ein optisch hochwertiges Ergebnis empfiehlt sich die Anlage der Gravur in verschiedenen Ebenen: Der Hintergrund wird bedeutend tiefer herausgemeißelt – dies können schon mal 2,5 Millimeter sein – als das Motiv, ein Tier beispielsweise, sodass es sich plastisch abhebt. Im Hintergrund einer solchen Reliefgravur kann man es mit der Federstichgravur kombinieren, um so noch feinere Darstellungen zu integrieren. Die Reliefgravur eignet sich auch für Einlegearbeiten mit weiteren Materialien wie Gold oder Silber, aber im Ausnahmefall – für den reichen Unternehmer, der schon alles hat – auch für Mammut-Elfenbein oder Edelsteine.
Die Federstich- oder auch "Bulino"-Gravur gilt als die wohl edelste kunsthandwerkliche Technik unter allen Gravurstilen. "Bulino" ist italienisch für Handstichel (im englischen "Burin"). Berühmt geworden in Italien und England, findet sie hierzulande in den letzten Jahren auch immer mehr Anhänger. Der Federstich entsteht mit dem Handstichel. Das Verfahren ist noch überwiegend spanabhebend und das Motiv bildet sich durch das Einbringen und Überlagern feinster, strichförmiger Stiche. Dieses Verfahren wird oft von hervorragenden deutschen Graveuren angewendet. Beim Bulino, wie es in Italien angewendet wird, handelt es sich um ein hauchfeines, nahezu tiefen- und spanloses Eindrücken eines harten Stahlstichels oder einer Diamantenspitze in das Werkstück unter Verwendung eines Mikroskops. Ähnlich dem Pointilismus in der Malerei werden gestochene Linien in einzelne Punkte aufgelöst. Die Kontrastwirkung kommt durch die Variierung der Punktdichte pro Flächeneinheit zustande. Gemein ist beiden Techniken die fotorealistische Darstellung von Motiven. Oftmals werden Fotografien eins zu eins umgesetzt oder sogar mit Verbesserungen ausgeführt. So wird beispielsweise aus einem Elefant mit 70 Pfund Stoßzähnen nun ein Dickhäuter, der die magische 100er Grenze knackt. Durch die hauchzarten, nur wenige Hundertstelmillimeter tief eingebrachten, genau platzierten Stiche und Punkte entstehen Bilder von Jagdszenen und Landschaften in höchster Detailtreue. Die Dynamik von Licht und Schatten lässt das Motiv ausgesprochen natürlich wirken. Insbesondere das Mikro Bulino ermöglicht beispielsweise die Darstellung von Höhenzugstaffelungen, die aus dem morgendlichen Dunst ragen oder sich lichtende Nebelschwaden, die hier und da mit feinsten Übergängen den klaren Blick auf eine Landschaft freigeben. Der Eigentümer einer solchen meisterhaften Gravur wird sich oft daran erfreuen. Je nach Sonnenstand wirkt sie auch unterschiedlich, man spricht auch von einer "lebenden Gravur". Wie die Reliefgravur ist diese Form der Darstellung sehr zeitaufwendig, ein einzelnes Tierstück kann schon mal drei Tage Arbeitszeit dauern und über 1.000,- Euro kosten.
Handwerk pur: Krieghoff bietet nicht nur Schäfte nach Maß sondern auch individuelle Gravuren nach Kundenwunsch
Für Gravuren kann man viel Geld ausgeben, aber auch für das Schaftholz. Geschmackvoll und bitte nicht überladen sieht das auch wirklich toll aus. Wenn man aber etwas mehr Geld in sein Gewehr investieren möchte und nicht die Standardlösung will, dann sei einem zunächst erstmal zu einem Maßschaft geraten. Diese Investition zahlt sich sofort durch besseres Schießergebnis, gewonnenes Vertrauen in sich selbst und die Waffe aus. Die Anpassung des Gewehres an die Körperproportionen des Schützen ist ein Mitverdienst von Krieghoff. Basierend auf dem Stellgewehr von Eduard Kettner (Köln) aus dem Jahr 1891 – mit dem man sogar schießen konnte – kam man rasch zu dem Schluss, dass mit Universalmaßen nur bedingt zu arbeiten ist. Das galt und gilt vor allem für den instinktiven Schuss, wie den Flintenschuss oder den Schuss auf bewegtes Wild mit der Büchse. Der alte Schäfter Fleischmann macht sich um die vorletzte Jahrhundertwende an die Arbeit und ermittelt die günstigen Schaftmaße in Bezug auf Länge, Senkung und Schränkung. So wird ein Rechenverfahren entwickelt, das es erlaubt, aus den Körpermaßen die richtigen Schaftmasse zu ermitteln. Dieses Schaftmaßverfahren wird sogar 1903 unter der Nr. 123902 patentiert. Noch heute wird darauf in Teilbereichen zurückgegriffen, wobei man nun aufgrund der guten Beziehung zu den Weltklasseschützen noch weitere 100 Jahre Erfahrung hat und das System stetig verbessert. Was die wenigsten wissen, der altbekannte Lehrsatz "Die Läufe schießen, aber der Schaft trifft", geht auf Krieghoff sen. zurück.
Hierzu eine Werbeaussage (etwa 1920): "Wenn alle Hasen, Hühner, Enten, Füchse, die alljährlich zu Holz geschossen werden, sich einmal zusammenfänden, es gäbe eine traurige Parade. Gewiss, Fehlschüsse sind unvermeidbar und ein zuverlässiger Hund macht manchen Fehler wieder gut. Aber das kann leichtfertiges Schießen nicht entschuldigen. Es gibt keine Weitschussflinten, die auf 60 m oder gar weiter mit Sicherheit das Huhn runterholen. Gegenteilige Äußerungen sind Selbsttäuschungen oder täuschende Reklame. Aber das Weitschießen ist nicht die einzige Ursache für das Krankschießen. Viele Jäger führen Gewehre, die vielleicht vorzüglich schießen und sehr wertvoll sein mögen, aber die Schäftung passt einfach nicht und behindert deshalb den sicheren Anschlag. Fehlschüsse sind die Folge, angebleites Wild das Opfer. Versuchen Sie mal Folgendes: Schlagen Sie Ihr Gewehr wiederholt rasch und zwanglos an, so wie auf der Jagd, aber mit geschlossenen Augen. Ändern Sie den Anschlag nicht nachträglich. Öffnen Sie nun das Auge. Wie und wo sehen Sie jetzt das Korn? Auf der linken Kante der Schiene? Dann gehen Ihre Schüsse links vorbei. Oder ist das Korn ganz verschwunden? Ein Kurzschuss wäre die Folge. Und sehen Sie gar allzu viel von der Schiene, so überschießen Sie das Huhn. Sie werden jetzt eventuell verstehen, was es bedeutet, wenn ich sage „Die Läufe schießen, der Schaft trifft". Lassen Sie Ihr Gewehr bei uns nach Ihren Maßen schäften. Diese kleine Mehrausgabe erhöht Ihre jagdliche Freude". Dem ist auch gute 100 Jahre später nichts hinzuzufügen.
Krieghoff-Schäfter Ralf Sommer: "Mit Gelenkgewehren arbeiten wir heute nicht mehr. Das ist auch oftmals nur noch Show. Unsere Schäfter haben eine jahrzehntelange Erfahrung sowie das Feedback von tausenden Kunden, die damit gut treffen. Zusammen mit unserem modernen, computerunterstützten Rechenverfahren erreichen wir perfekte Ergebnisse. Unsere Wettkampfteams und deren Erfolge bestätigen das." Ein Standardschaft einer Krieghoffschen Jagdbüchse ist 37,0 cm lang, gemessen von der Mitte der Schaftkappe hin zur Mitte des Abzuges. Die Senkung und Schränkung fällt je nach Modell und Kalibergröße unterschiedlich aus. Alles ist gutes, europäisches Mittelmaß und passt einem durchschnittlich schlanken Mann, um die 180 Meter Körpergröße und ohne Anomalitäten wie längere Arme, kürzerer Hals oder Augenfehler. Aber eben nur dann. Natürlich gilt auch hier der alte Lehrsatz: "Any gun will do, if you will do", aber wir sind auf der Jagd und nicht im taktischen Einsatz und da ist etwas Individualität schon erwünscht. Dass für längere Arme der Schaft auch länger sein muss, bei breitem Schädel und dicken Wangen aus dem Gesicht geschäftet werden muss oder bei langem Hals die Senkung im Anlagepunkt anders sein muss, ist längst kein Geheimnis mehr. Krieghoff bietet da einen 24-Stunden-Service für die Schaftvermessung an, der gerne genutzt wird, wobei die Kunden solange in der Stadt verbleiben und den Aufenthalt mit einem Kurzurlaub verbinden. Auch andere Konfigurationen können individuell eingestellt werden, seien es das Abzugsgewicht, der Zielfernrohrabstand oder die Lauflänge. Auch hierfür gibt es hauseigene Spezialisten, zumal dies einfacher zu ermitteln ist.
Ausbildung zum Büchsenmacher: Die Lehrwerkstatt bei Krieghoff
Ein weiteres Novum bei Krieghoff ist die Lehrwerkstatt. Schon beim Betreten des Raumes wird klar, dass hier mit einem ganzheitlichen Konzept die Ausbildung der jungen Leute betrieben wird. Tafeln mit wichtigen Konstruktionsprinzipien, Schaukästen und jedes Gewehr von Krieghoff als Schnittmodell erleichtern die Darstellung. Auch hier gilt das schon mehrfach genannte Credo der Leidenschaft für den ausgeübten Beruf. Vorgelebt wird das vom motivierten Ausbildungsleiter Johannes Kleen, der dem Nachwuchs als Vorbild zur Seite steht. Hierbei ist er mehr Mentor und hemdsärmeliger, väterlicher Freund als launiger Meister mit Stehkragen und grauem Kittel. Kleen ist ein guter Schütze und ein begnadeter Handwerker, der jede Arbeitstechnik selber ausführen kann. Er zeigt den jungen Menschen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen, die notwenigen Grundlagen wie Sicherheit am Arbeitsplatz und im Umgang mit Waffen sowie die Feinheiten der Werkstoff- und Werkzeugkunde. Das gilt es dann gleich umzusetzen, denn im ersten Lehrjahr fertigt der angehende Büchsenmacher sein Werkzeug selber. Von dem Hammer über die Säge bis zur Zange, alles hat er mit eigenen Händen hergestellt und baut dann damit später die Gewehre. Der Beruf des Büchsenmachers ist seit 1985 aus drei Spezialisierungen zusammengesetzt: Rohrmacher, Systemmacher und Schäfter. Es gibt kaum einen Beruf, bei dem so viel technischer Sachverstand und praktisches Können verlangt wird. Und das bei den zwei großen Werkstoffen Holz und Metall, zunächst einzeln und dann in Kombination. Büchsenmacher ist ein anerkanntes Berufsbild in Deutschland mit drei Jahren Ausbildungszeit. Laut staatlicher Ausbildungsordnung stehen die Techniken der Metall-, Holz- und Kunststoffbearbeitung ebenso auf dem Lehrplan wie Waffentechnik, Ballistik, Optik und die rechtlichen Grundlagen des Waffengesetzes. Die Ausbildung findet kombiniert in einem Meisterbetrieb und in einer Berufsschule statt. Derzeit existieren eine Berufsfachschule für Büchsenmacher in Baden-Württemberg (Ehingen) und eine Berufsfachschule für Büchsenmacher in Thüringen (Suhl), wobei die Lehrlinge von Krieghoff natürlich nach Ehingen gehen.
Johannes Kleen von Krieghoff drückt das so aus: "Die schulische Ausbildung läuft heutzutage im Blockunterricht ab, wobei neben allgemeinen Unterrichtsfächern auch noch Werkstofftechnik, technische Mathematik und Kommunikation, Informatik, Hydraulik, Pneumatik, SPS- und CNC-Technik, aber natürlich auch Jagdwaffenkunde, Ballistik und Schießen unterrichtet werden. Wir machen hier im Werk dagegen mehr die praktischen Dinge, die meine Schüler auch sehr gut umsetzen. Die von anderen Handwerksmeistern oft geäußerte Stammtischaussage >>Die jungen Leute taugen alle nichts mehr<< kann ich überhaupt nicht bestätigen. Bei uns sind alle mit großem Engagement bei der Sache und viele nehmen große Mühen auf sich, um hier ihren Traumberuf zu erlernen." Es sind nicht nur junge Männer, auch junge Damen haben hier schon ihre Lehrjahre durchlaufen und ihre Prüfungen an der Berufsschule mit exzellenten Leistungen bestanden. Leider sind diese dann teilweise in andere Berufe abgewandert. Zurzeit hat Krieghoff sechs junge Männer im Alter um die 18 Jahre in der Ausbildung, die dann nach bestandener Prüfung zum Büchsenmacher auch übernommen werden können, wenn sie es möchten".
Hier geht es zum ersten und zweiten Teil der Krieghoff Historie.
Diese Serie zur Unternehmensgeschichte von Krieghoff Jagd- und Sportwaffen wird hier bei all4shooters.com fortgesetzt.
Fotos: Dr. Frank B. Metzner, Herstellerarchiv