Hot Shoot in Italien im August 2021: Extended Long Range Shooting. Unser Eventbericht mit Danielle Valkyrie im Video

Wow - was für eine Location: Die Skiritai-Schießanlage in Livorno in Norditalien bietet die Möglichkeit, auf Distanzen von 100 Meter bis 2.240 Meter schießen zu können. Doch nicht nur Schießen war beim Hot Shoot Event 2021 des EXLRS One Mile Club gefragt, sondern auch rechnen, messen und beobachten. Von diesem ereignisreichen Event durfte ich zwei große "Aha!’s" zum Thema Extended Long Range Shooting mitnehmen. Ich freue mich, für all4shooters.com darüber exklusiv zu berichten:

Ankunft und Einweisung beim Long-Range-Event in Livorno

Endlich da! Nach meiner Ankunft in Livorno gab es ein gemütliches Abendessen mit anschließendem, ausführlichen Briefing zu den Sicherheitsbestimmungen auf der Range, dem Ablaufplan und eine Einweisung in die Schießanlage. Bei Distanzen bis zu 2.240 Meter bewegt man sich in einem unglaublich weitläufigen Areal, mit verschiedenen Firing Positions (Schießständen). Für mich war es das erste Mal auf einer richtigen Long-Range-Schießanlage, da es zuhause in Österreich diese Möglichkeit nicht gibt. Dementsprechend aufgeregt war ich natürlich.

Das Labradar auf der 100m-Bahn.
Danielle Valkyrie beim Waffen-Check auf dem 100-Meter-Schießstand in Livorno

Es geht endlich los: Der erste Tag des Hot Shoot 2021– zuerst kommt der der Zero-Check

Vom Hotel fuhren wir mit dem Auto zum nahegelegenen Parkplatz des Skiritai Legacy Schießplatzes. Dort wurden Waffen und Ausrüstung auf einen Anhänger verladen und es ging mit dem Geländewagen weiter zur Stage 1: Zero-Check der Waffen. Nach der Registrierung führte jeder seinen Zero-Check auf der 100 Meter-Bahn durch. An dieser Station wurden auch wichtige Parameter der Munition, mittels ballistischem Radar, gemessen: Die Geschwindigkeit zum Beispiel ist für die späteren Berechnungen wichtig. Daher ist eine möglichst geringe Abweichung zwischen Minimal- und Maximalgeschwindigkeit der Geschosse anzustreben. Wenige Prozent Abweichung der V0 (Geschossgeschwindigkeit an der Mündung) des Geschosses können auf weitere Distanzen eine deutliche Abweichung im Ziel ergeben.

Erstes "Aha!" für mich: Die Perfektion im Long Range Schießsport beginnt schon bei der Munition.

Stage 2: Schießen auf Distanzen bis zu 770 Meter

Daniellen auf der zweiten Stage mit Büchse.
Stage 2: Hier galt es, auf Entfernungen bis zu 770 Meter zu treffen.

Danach ging es weiter zur Stage 2, die nur eine Minute Fußweg entfernt lag. Die Schützen und Schützinnen legten ihre Schießmatten unter die zur Beschattung aufgestellten Zelte und positionierten ihre Gewehre. Auch die Spotter machten es sich auf ihren Campingstühlen oder Munitionskisten hinter den Spektiven gemütlich. Nach dem Kommando "Range ist Hot" durften dann die Zielscheiben, auf Distanzen zwischen 310 Meter und 770 Meter, auf der Lichtung vor uns beschossen werden. Dazu werden vor der ersten Schussabgabe üblicherweise ballistische Berechnungen durchgeführt und danach die passenden Einstellungen am Zielfernrohr vorgenommen.

Danielle Valkyrie macht Notizen.
D.O.P.E.: Beim Long-Range gehört nicht nur die Erarbeitung der ballistischen Daten dazu, sondern auch die Kommunikation mit dem Spotter.

Während des Schießens erarbeitete ich mir deshalb zusammen mit meinem Spotter das sogenannte D.O.P.E. (Data of Previous Engagements). Dabei handelt es sich um die Werte der Höhenverstellung meines Zielfernrohrs für die Entfernung und der Seitenverstellung für den Wind. Das bedeutet: Ich kommunizierte vor und nach jeder Schussabgabe – mit Waffe und Auge aufs Ziel gerichtet – mit dem Spotter und versuchte mit den gegebenen Daten und Einstellungen, den perfekten Moment zur Schussabgabe abzupassen. Profis setzen den ersten Schuss direkt auf die Zielscheibe, da gehört allerdings, abgesehen vom D.O.P.E., auch viel Erfahrung dazu. Gemeinsam arbeiteten wir uns die Distanzen hoch, bis wir die maximal erreichbare Distanz dieser Stage - trotz starkem Wind - erfolgreich beschossen hatten.

Büchse mit ZCO-Optik.
Ritter & Stark Modell SX-1 MTR in .308 Winchester. Optik: Zero Compromise ZC 527.

Diese Erkenntnis führte zu meinem zweiten "Aha!": Long Range Schießen ist Teamwork.

Nachdem ich Stage zwei mit meinem Winchester XPR Long Range-Gewehr in Kaliber 6.5 Creedmoor mit einer Kite Optik abgeschlossen hatte, durfte ich noch ein Gewehr von Ritter & Stark Modell SX-1 MTR in Kaliber .308 Winchester mit einer Optik von Zero Compromise ZC 527 ausprobieren - eine tolle Kombi, die ich am zweiten Tag nochmals schießen durfte. Am Ende des ersten Range Days versuchte ich mich noch an einer kleinen Challenge mit dem Veranstalter: Wir probierten unter anderem die kniende Anschlagsart auf 400 Meter aus. Es war zwar nicht einfach, doch ich konnte zwei Treffer auf die 400 Meter Scheibe verzeichnen. Tag 1 ging erfolgreich zu Ende, mit Staub auf der Kleidung und Lächeln im Gesicht fuhren wir gesammelt zum Parkplatz zurück.

Mein Ziel für Tag 2: Den One-Mile-Shot absolvieren und mir damit den begehrten "braunen Patch" zu verdienen!

Long-Range-Shooting Tag 2: Verdient Danielle den One-Mile-Patch?

Am zweiten Tag fuhren einige von uns - auch ich - mit einem Geländefahrzeug direkt zur Stage 3, um hier auf Distanzen von 660 Meter  bis 945 Meter zu schießen. Zusammen mit meinem Spotter und dem Ritter & Stark Gewehr vom Vortag in .308 Winchester, waren wir nach einer Stunde bei der Maximaldistanz angelangt. Trotz des starken Windes. Da noch Zeit bis zum Stage-Wechsel blieb, hatte ich die Möglichkeit meinen Selbstlader zu schießen: Ein Oberland Arms OA-15 in Kaliber .223 Remington mit 14.5 Zoll Lauf. Mit einer vierfach Vergrößerung wirken 660 Meter ganz schön weit weg, trotzdem gelangen mir hier einige Treffer.

Ritter&Stark-Büchse im Anschlag.
Danielle beim One-Mile-Shot 2021 in Livorno mit dem Ritter&Stark in Kaliber .308. Optik: ZCO (Zero Compromise ZC 527)

Da mein Tagesziel der One-Mile Shot war, wechselte ich zu Mittag zur letzten Stage. Hier war die Maximaldistanz des Schießstandes zu erreichen – 2.240 Meter. Ich habe diese Stage wieder mit einer Ritter & Stark-Waffe, diesmal in Kaliber .338 Lapua Magnum absolviert. Generell ist das Kaliber .338 Lapua Magnum, genau wie das Kaliber 6.5 Creedmoor sehr gut für Extended Long Range Distanzen geeignet. Bei meinen verwendeten Patronen handelte es sich um besonders hochwertige und spezielle, massive Geschosse, ohne Blei: Zum Einsatz kamen Laborierungen von Solid Solution Designs, die auch von Behörden verwendet werden. Mittels eines Kestrel Windmessgerätes konnte ich alle wichtigen Einstellungen am Zielfernrohr vornehmen und so auch ohne vorher gesammelten D.O.P.E. Daten direkt bei 1.675 Meter mit dieser Waffe starten.

Der One-Mile-Patch wird überreicht.
Geschafft! Danielle Valkyrie bekommt den One-Mile-Patch überreicht.

Es war ein sehr windiger Tag - entsprechend hat es ein bisschen Zeit gebraucht - um mit den Verhältnissen warm zu werden. Bei dieser Distanz spielte die Corioliskraft (ablenkende Kraft der Erdrotation) auch schon eine Rolle. Das macht also einen Parameter mehr vor der Schussabgabe, den es zu beachten gilt. Nach vier bis fünf Versuchen hat sich mein Schuss endlich ins Ziel bewegt, auch dank meines tollen Spotters! Die 1.675 Meter und somit ein bisschen mehr als eine Meile waren beschossen und zweimal bestätigt. Das bedeutet hier, ich musste noch zwei Schüsse ins selbe Ziel abgeben und treffen, um sicher zu gehen, dass die Daten auch wirklich passen und die Patrone nicht nur von einem Windstoß zufällig ins Ziel befördert wurde. Natürlich war ich unglaublich glücklich, dass ich dann tatsächlich mein Ziel erreicht habe.

Sogleich hat sich beim Durchsehen durch das Zielfernrohr schon das nächste Ziel in mein Sichtfeld gedrängt. Die 2.240 Meter waren auch von dieser Stage aus zu erreichen. Es war das am weitesten entfernte Ziel der Shooting Range. Der Wind war aber zu stark und der Tag fast vorbei, also hob ich mir diesen Schuss für Tag 3 auf.

Danielle Valkyrie mit Desert Tac-Büchse.
Den Schuss auf 2.240 Meter absolvierte Danielle mit  einem custom-made Desert Tech im Kaliber .375 Cheytac.

Tag 3: Long-Range bis 2.240 Meter und Fazit zum Event des One Mile Clubs in Livorno 2021

Danielle mit 2200 Meter Patch.
Gelungenes Event: Am dritten Tag konnte sich Danielle auch noch den Patch für den Treffer auf 2.200 Meter sichern.

An Tag 3 durfte ich für meinen 2.240 Meter-Schuss noch einmal Waffe wechseln. Ich wollte diese Schüsse unbedingt mit der custom-made Desert Tech in .375 Cheytac machen. Diese Multikaliber-Waffe hatte ich schon am ersten Tag auf der 100-Meter-Bahn ausprobiert. So habe ich die Waffe am Vortag zuerst in Kaliber .416 Barrett geschossen und für meinen 2.240 Meter-Versuch  auf Kaliber .375 Cheytac umgerüstet. Dieses sehr spezielle Kaliber, konnte ich hier das erste mal zum Einsatz bringen. Fazit: beeindruckend!

Der Tag war perfekt für einen Extended Long Range-Schuss! Es war nahezu windstill, sowohl an der Stage, als auch vorne am Ziel - das ist ja nicht immer gleich, bei diesen Entfernungen. Mit Hilfe des Kestrel Meters habe ich es geschafft, den dritten Schuss ins Ziel zu bringen, also lediglich zwei Fehlschüsse! Ich habe den Schuss bestätigt und damit das Ziel erreicht, das Target mit der weitesten Distanz zum Schützen/der Schützin auf dieser Anlage zu beschießen.

Alles in allem war es ein tolles Erlebnis, den One Mile Club bei dem Hot Shoot in Livorno 2021 zu begleiten. So toll, dass ich es in Zukunft gerne wiederholen möchte. Leider haben wir in Österreich kaum Möglichkeiten über 300 Meter Distanz zu schießen. Es ist aber allemal eine Reise ins Ausland wert, um Extended Long Range bei einer passenden Schießanlage auszuprobieren.


Text/Bilder: Danielle Valkyrie; Video: Franco Palamaro/all4shooters.com

Mehr zu Danielle finden Sie bei Instagram: @daniellevalkyrie

Informationen zum Event und EXLRS One Mile Club gibt es auf dessen Seiten.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: