Besuch im Polizeimuseum Hamburg: Eine Reise durch die Geschichte der Behörde

Beim Betreten des Polizeimuseums in Hamburg summt man fast zwangsläufig folgende Zeilen mit: "Wenn der Schutzmann ums Eck kommt, nimmt der Ede reißaus, weil der Ede den Schutzmann nicht mag. Jeder fischt gern im Trüben und der Schutzmann treibts ihm aus, rund um die Uhr, Tag für Tag. Große Haie, kleine Fische, viel Schatten, viel Licht, hier im Großstadtrevier. Große Sünden, kleine Schwächen, das wahre Gesicht, zeigt sich hier im Großstadtrevier" – wer kennt nicht dieses bekannte Lied aus der Serie "Großstadtrevier"?

Verortet in der Hansestadt Hamburg bietet diese Metropole auch genug Stoff für eine solche Reihe. Etwa 10.000 Beamte versehen ihren Dienst rund um Michel, Reeperbahn, Hafen und in den vielen anderen Stadtteilen. Und seit dem Jahr 2014 verfügt die Stadt über ein eigenes Polizeimuseum, untergebracht in der ehemaligen Mackensen-Kaserne, das sich nicht nur mit der Geschichte der Polizei allgemein, sondern auch mit der Hamburger Polizeigeschichte im Besonderen befasst. Aber eines sei schon vorweggesagt: Die Ausstellung lässt sich wirklich schwer finden.

Polizeimuseum Hamburg: Anreise und Hinweise

nachgebildete Polizeiwache aus den 1960er-Jahren im Polizeimuseum Hamburg
Weg in die Vergangenheit: Eine nachgebildete Polizeiwache aus den 1960er-Jahren originalgetreu rekonstruiert.

Der einfachste Weg führt den Besucher per Bahn ins beschauliche Winterhude. An der U-Bahnstation Alsterdorf aussteigen und den Hinweisschildern zum Museum folgen – das dauert zu Fuß etwa 8 Minuten, vor allem geht man durch eine sehr schöne Ecke der Hansestadt. Erreicht der Suchende dann das ehemalige Kasernengelände, darf er sich auf eine interessante Ausstellung nach modernsten Gesichtspunkten freuen.

Eines muss an dieser Stelle noch erwähnt werden: An manchen Stellen darf nicht fotografiert werden. Dies findet seinen Grund nicht in irgendwelchen Geheimnissen vor Ort, sondern einfach in der Tatsache, dass viele der Ausstellungsstücke als Leihgaben u.a. von privaten Sammlern und Institutionen stammen, die keinen Wert darauflegen, ihre Stücke zu Hunderten im Internet oder anderswo kursieren zu sehen. Aber: Im historischen Polizeirevier, dem Streifenwagen oder auch dem Hubschrauber (später mehr zu den Orten) darf nach Herzenslust fotografiert und auch das eine oder andere Selfie geschossen werden.

Nach dem Eintritt in das Gebäude, dem Verstauen des Gepäcks im hauseigenen Shop geht es dann endlich Parterre auf den Rundgang, der bis unters Dach des Hauses führt. Der Auftakt erfolgt dabei für ein Museum sogar recht klassisch und fast antiquiert.

Geschichte der Behörde im Polizeimuseum Hamburg

Schuhe als Spurensicherung und Beweismittel im Polizeimuseum Hamburg
Die Spurensicherung spielt bei der Aufklärung eines Falls eine wichtige Rolle. Welcher Schuh passt zur Spur?

Was findet man auf alle Fälle in einem Museum? Richtig, vor allem Geschichte. Und da bildet das Polizeimuseum Hamburg natürlich keine Ausnahme. Aber in gewisser Hinsicht dann doch. Los geht der Rundgang mit den obligatorischen Schaukästen. Mützen, Helme, Handschellen, Dokumente, alles eben genau das, was man in einem Museum erwartet. Doch hier in Hamburg wird es ganz modern aufbereitet und präsentiert. Dazu gehört natürlich auch ein Audioguide, der dem Besucher die Ausstellungsstücke detailliert erklärt.

Und spätestens wenn der Besucher den hinteren Bereich betritt, wechselt auch das Gefühl, noch in einem Museum zu sein. Eine originalgetreu nachgebildete Polizeistation aus den 1960er-Jahren findet sich hier, samt der archaisch wirkenden technischen Ausstattung, den alten Uniformen, Lampen und einer alten Zelle. Man fühlt sich sprichwörtlich in der Zeit zurückversetzt, als es fast überall so aussah.

Wer eine Führung bucht, der kann sich sogar mal einschließen lassen, um stilecht gesiebte Luft zu atmen. Danach folgt man dem gut beschilderten Rundgang weiter – für mobilitätseingeschränkte Personen steht natürlich auch ein Aufzug zur Verfügung.

SIG Sauer P6 mit Patronen im Polizeimuseum Hamburg
Pistolenschnittmodell einer P6 von SIG Sauer samt Patronen – Polizeiarbeit ergeht sich eben nicht nur in Verfolgungsjagden durch die Stadt.

Polizeiarbeit zum Anfassen im Hamburger Polizeimuseum

Echter Streifenwagen im Polizeimuseum Hamburg
Lust im Streifenwagen mal ausnahmsweise vorne als Fahrer zu sitzen?

Nach dem Ausflug in die Historie der Hamburger Polizei führt der Weg direkt ein Stockwerk höher in dem ehemaligen Wirtschafts- und Kantinengebäude der Wehrmachtskaserne. Und hier folgt auf die trockene Geschichte ein Einblick in die alltägliche Polizeiarbeit

Die Aufnahme von Verkehrsunfällen, toxikologische Gutachten, Spurensicherung, Erkennungsdienst und vieles mehr wird anschaulich dargestellt und zeigt eindrucksvoll, dass man bei der Polizei eben auch als Biologe, Chemiker oder auch Kriminaltechniker eine Arbeitsstelle bekleiden kann.

Etwas ganz Besonderes wartet dann auch auf die großen und kleinen Besucher im hinteren Bereich des Rundganges. Zum einen ein Helikopter und zum anderen ein halber Streifenwagen. In Ersterem kann man in der Kanzel Platz nehmen, aus 4 Szenarien auswählen und dann als Beispiel an der Suche nach einer vermissten Person teilnehmen. Alles mittels Kamera gefilmt und im Museum via Beamer auf die Leinwand gebracht.

Simulation einer Einsatzfahrt im Polizeimuseum Hamburg
Das geht im Polizeimuseum: verschiedene reale Einsatzfahrten stehen zur Auswahl. So kann man erfahren, wie anstrengend ein Einsatzweg sein kann.
Zelle einer Polizeiwache der 1960er Jahre im Polizeimuseum Hamburg
Und ab in die 1960er Jahre: in dieser Zelle kann man sich einschließen lassen.

Ähnlich sieht es auch mit dem Polizeiwagen aus. Dazu auch etwas Wissenswertes am Rande: In der Hansestadt Hamburg heißen alle Streifenwagen "Peterwagen" plus die entsprechende Kennnummer. Jedenfalls verunfallte dieses Auto bei einem Einsatz in Rahlstedt. 

Die Beschädigungen waren derart schwer, dass das Fahrzeug ausgemustert werden musste. Aber anstatt auf den Schrott, nahmen sich viele fleißige Hände des Autos an. Halbiert steht es nun im Polizeimuseum. Wer Lust hat, darf auf dem Fahrersitz Platz nehmen und wieder aus verschiedenen Szenarien auswählen, die so wirklich stattfanden.

Erfolgt die Alarmierung über die Einsatz-Zentrale, gewährt der "Michelsprecher" (ebenfalls ein Fachausdruck in der Elbmetropole) Sonderrechte für die Fahrt. Das heißt Martinshorn, die "eingebaute Vorfahrt" und andere Privilegien, die gewährleisten sollen, dass die Beamten schnellstmöglich vor Ort eintreffen. 

Und sitzt man selbst an diesem Platz, wächst der Respekt für die Polizisten. Durch den Verkehr, dabei auf andere Teilnehmer achtend, muss sich der Wagen mit höchstmöglicher Geschwindigkeit bewegen. Schließlich weiß man vorher nicht, was am Einsatzort auf die Anrückenden wartet. Spaß und Information par excellence.

Hamburger Krimi unter dem Dach des Museums

Tresor mit Einbruchsspuren im Polizeimuseum Hamburg 
Tresor mit Einbruchsspuren – ebenfalls ein Tatobjekt aus der Dachgeschossausstellung.

Den Abschluss des dreigeschossigen Museums bildet die Ausstellung mit spektakulären Kriminalfällen, die alle einen Bezug zur Hansestadt haben. Schon am Eingang wird darauf hingewiesen, dass Besucher mindestens 14 Jahre alt sein sollten, wenn sie diesen Teil des Gebäudes betreten. Eines sei aber versichert: es finden sich hier natürlich keine Opferfotos oder sonstige Bestialitäten. Dennoch muss eben darauf geachtet werden, dass die Besucher alles auch entsprechend einordnen können.

Unter den Exponaten finden sich so auch Original-Beweisstücke der diversen Fälle, die sowohl national wie international für Aufsehen sorgten. Der Skandal des Nachrichtenmagazins "Stern" im Jahr 1983 mit den gefälschten "Hitler-Tagebüchern" (dem man mit "Schtonk" auch ein filmisches Denkmal setzte) zählt ebenso zu der Schau wie eine Original-Streusandkiste. Letztere gehörte zum Fall des Kaufhaus-Erpressers Arno Funke, genannt "Dagobert", der im Jahr 2013 sogar in der RTL-Sendung "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" auftrat.

Colt in .45 ACP einer RAF-Terroristin im Polizeimuseum Hamburg
Colt in .45 ACP: Aus einer Urkundenfälschung entwickelte sich in diesem Fall die Festnahme einer RAF-Terroristin in Hamburg – mit viel Glück für einen der Beamten.

Muten diese beiden Beispiele unter Umständen noch in irgendeiner Art und Weise charmant an, so sieht es im Fall von Fritz Honka anders aus. Der Serienmörder (1935 bis 1998) tötete in den siebziger Jahren 4 Frauen und zerstückelte ihre Leichen – die Säge kann man unter dem Dach sehen. Honkas Leben wurde vor wenigen Jahren im preisgekrönten Bestsellerroman "Der goldene Handschuh" des Hamburger Schriftstellers Heinz Strunk aufgearbeitet.

Zu den Ausstellungsstücken gehören auch die Waffen des Auftragsmörders Werner Pinzner, der sich 1986 selbst erschoss, nachdem er während einer Vernehmung in Hamburg den ermittelnden Staatsanwalt und seine Frau umbrachte, was ebenfalls bundesweit für Aufsehen sorgte. Und auch die RAF "verewigte" sich in der Metropole, als aus einer Urkundenfälschung die Enttarnung einer Terroristin erfolgte. Das waren aber nur ein paar der Beispiele, die sich zum Abschluss unter dem Dach des Museums finden lassen.

Ausgaben des Sterns über die Hitlertagebücher im Polizeimuseum Hamburg
Das ist doch ein F und kein A! Auch der Skandal um die angeblichen Hitler-Tagebücher wird im Dachgeschoss des Museums dargestellt wegen des Hamburger Bezugs.

Polizeimuseum Hamburg: eine tolle Gelegenheit

Auch wenn der Weg ein langer sein wird – außer man fährt direkt bis zum Museum und stürzt sich dort in die schwierige Parkplatzsuche – lohnt sich der Besuch des Polizeimuseums Hamburg. Die 3 Teile aus Polizeigeschichte, Polizeiarbeit und den Hamburger Fällen harmonieren wunderbar. Didaktisch gibt es kaum etwas auszusetzen, an der Modernität ohnehin nicht. Auch Kinder können an den vielen Mitmachstationen nach Herzenslust ihre Spürnase schulen. 

Nach modernsten Erkenntnissen ausgestattet, finden hier Jung und Alt sicher etwas, das ihn oder sie interessiert – zumal auch die alltägliche Arbeit der Polizei nicht so aussieht, wie es Streaming-Dienste, das Fernsehen oder Romane häufig darstellen. In dieser Einrichtung lässt sich die Arbeit der Polizei ganz nah und vor allem realistisch erfahren. Unterhaltung, Aufklärung und Information. Was kann man heute von einem Museumsbesuch mehr erwarten? 

Für den Eintrittspreis von 8,- Euro (ermäßigt 6,- Euro, Kinder unter 18 Jahren kostenlos) kann man viel über jene Institution erfahren, die für uns alle ihren Dienst leistet. Denn die Arbeit der Polizei in Hamburg erfüllt die gleiche gesellschaftliche Aufgabe wie in Hessen, Bayern oder Sachsen.


Mehr Informationen finden Sie direkt auf der Webseite des Polizeimuseums Hamburg.

Hier lesen Sie alles über die Dienstpistolen der deutschen Polizei in unserem Special.