Austria Arms: Portrait eines außergewöhnlichen Waffenhändlers in Österreich. Ein erstes Interview nach dem Corona Shut-Down

Unsere Kollegen in Österreich führten das Interview mit dem Inhaber, Ing. Markus Fritsch, direkt nachdem die Läden in Österreich wieder öffnen durften:

Halbautomatische Langwaffen an der Wand bei Austria Arms
Einer der Hauptschwerpunkte liegt bei Halbautomaten für Sportschützen und Behördenanwendern. Angefangen von klassischen AR-15 und den speziell in Österreich sehr beliebten Steyr AUG Z erstreckt sich das Angebot auch bis zu PCC / Pistol Caliber Carbines wie dem Beretta CX4 Storm.

all4shooters.com: Danke für Eure Einladung. Wir sitzen hier auf einer bequemen Ledercouch, umgeben von Waffen. Wie viele sind das eigentlich?

Austria Arms: Ausreichend. Hier findet jeder etwas.

...und was gibt es noch? Mir fällt auf, dass es hier kein Gewand oder Gummistiefel gibt.

Da hast Du recht, abgesehen von ein paar T-Shirts vielleicht oder Plattenträgern. Unser Schwerpunkt sind Waffen, Munition und Zubehör für Waffen. Sonst nichts, pures Fleisch, kein Gemüse.

Was mir auch auffällt ist die Einrichtung. Jede Menge Antiquitäten, dazu coole Deko wie der 50er Jahre Fernseher da hinten, geschmiedete Lampen mit Waffen, massive Holzmöbel. Gibt es da einen Innenarchitekten?

Was Du da siehst, ist über viele Jahre gewachsen, ohne Innenarchitekten. Du kannst es mir jetzt glauben oder nicht: da war nichts geplant. Sieh Dir z.B. den Holztisch da in der Mitte an. Er hat eine Länge von 7 m und ist aus einem Stück gewachsen. Ich habe mich einfach in dieses Monster verliebt und es spontan gekauft. Gottseidank war schon die Firma da und es gab dadurch einen Platz zum Hinstellen. Jetzt stehen die Scharfschützengewehre mit Zweibeinen drauf und eine Menge andere Dinge. Der Tisch ist ideal dafür, wiegt 1,5 t, biegt sich in der Mitte nicht durch und kann nicht umfallen.

Wand mit exotischen Kurz- und Langwaffen, u.a. von Volquartsen und ZEV
Auch exotische Marken wie die edle Kleinkaliber Custom Schmiede Volquartsen Firearms oder der GLOCK-Tuner ZEV Technologies findet man bei Austria Arms.

Wäre es nicht einfacher, zweckmäßige Möbel anzuschaffen, es gibt ja da Ladeneinrichter, die…

Mag ja sein, aber wir verkaufen hier keine Mainstream-Ware. Waffen sind etwas Ästhetisches, jede ist ein kleines Kunstwerk für sich. Waffenliebhaber sind fast immer Menschen mit einem ästhetischen Empfinden und einem Faible für technische Dinge. Es ist kein Zufall, dass diese Menschen z.B. auch schöne Uhren, interessante Autos, Motorräder oder spannende Architektur lieben. Genau aus diesem Grund haben wir bei Austria Arms dieses Ambiente geschaffen. Hier geht es nicht einfach um den Kauf eines Nutzgegenstandes. Das Gesamtpaket muss stimmen, deshalb sind unsere Waffen auch in einem spannenden Umfeld zuhause. 

Was ist der Schwerpunkt des Warenangebotes bei Austria Arms und welchen Kundenkreis sprecht Ihr an? 

Wir sind ein konzessioniertes Handelsunternehmen für zivile und militärische Waffen. Unsere Kunden sind Personen, die Waffen für ihr Hobby, die Selbstverteidigung, den Beruf oder für alles zugleich kaufen. Viele haben einen behördlichen Hintergrund, z.B. Angehörige von Polizei oder Militär. Warenseitig haben wir uns auf die Themen Pistolen, Revolver, halbautomatische Gewehre, Präzisionswaffen, Verteidigung und generell taktische Waffen spezialisiert. Natürlich wollen unsere Kunden nicht nur die Waffe, sondern auch alles Mögliche an Zubehör, das bieten wir natürlich mit an. Was wir nicht verkaufen sind Schreckschuss-, Airsoft- und Dekowaffen.

Die Revolver-Vitrine bei Austria Arms
Revolver sind ebenso Teil des Warenangebots von Austria Arms, Marken wie Smith & Wesson, Ruger, Colt und Korth sind hier in großer Menge lagernd.

Das Warenangebot ist wie erwähnt, sehr umfangreich. Gibt es Schwerpunkte bei den Herstellern? 

Wir haben deutsche, österreichische, italienische, amerikanische, türkische, brasilianische, russische etc. Waffen hier liegen. Grundsätzlich gilt, dass bei uns die Qualität das Nr.-1-Kriterium darstellt. Hersteller, bei denen sich Fehler häufen, listen wir aus. Wir verkaufen Waffen, die funktionieren und auf die man sich verlassen kann. Dann sind auch die Kunden glücklich – und davon leben wir. Das muss eine win-win Situation für beide Seiten sein.

Wer steht eigentlich hinter Austria Arms, wer sind die Eigentümer, Mitarbeiter, wie lange gibt es das Unternehmen? Gibt es eine Unternehmensgeschichte?

Eigentümer von Austria Arms sind wir, die Familie Fritsch. Es gibt keine externen Partner oder stille Teilhaber. Das Unternehmen wurde im Jahr 2005 von mir, Ing. Markus Fritsch gegründet. Davor habe ich bei der GLOCK im internationalen Vertrieb gearbeitet. Das war eine spannende Zeit und letztlich war das dort erworbene know-how und jene Verbindungen die Basis für mein eigenes Unternehmen. Da ich in Deutsch Wagram lebe, war es durch die Schulpflicht der Kinder und den vorhandenen Wohnraum die beste Lösung, einfach hier zu bleiben. So war es dann auch und wir haben heute die Liegenschaft in unmittelbarer Nachbarschaft zu GLOCK bekommen. Austria Arms war zum Beginn ausschließlich auf den Export von Gebrauchtwaffen spezialisiert. Kurze Zeit später kamen Neuwaffen verschiedener Hersteller dazu. Das Warenangebot war schon damals recht umfangreich, es war immer gute Ware da. Irgendwie hat es sich dann ergeben, dass Endverbraucher aus unserem privaten Umfeld zu uns kamen und einkaufen wollten. Eigentlich wollte ich es gar nicht, aber es war schwer ihnen das abzuschlagen. Ich habe dann immer gesagt: 'ok, aber erzähl es nicht weiter…'. Genau das Gegenteil ist aber passiert. Sie haben es natürlich weitererzählt und ebenfalls gesagt, es nicht weiter zu erzählen. Heute haben wir mehr Endverbraucher als Export.

Meine Kinder Martina, Andreas und Martin waren von Beginn an mit dabei, das hat sich ebenfalls so ergeben. Die kamen von der Schule heim, haben die Hausaufgaben in der Firma gemacht, dann beim Waffenputzen, verpacken etc. geholfen und so das ganze Wissen und vor allem den Respekt vor Waffen von Kindesbeinen an mitbekommen.

Barrett M82A1 auf der Vitrine von Austria Arms
Neben dem großes Sortiment an Faustfeuerwaffen, schmücken besondere Ausstellungsstücke wie dieses Barrett M82A1 auf der Vitrine den Schauraum von Austria Arms.

Ist das nicht gefährlich, wenn Kinder in der Nähe von Waffen aufwachsen?

Alles, was Du vor Kindern versteckst und zum Tabuthema machst, wird für sie besonders interessant. Und gerade dann wird es gefährlich. Unsere Kinder sind doch täglich durch das Fernsehen oder durch Computerspiele mit Waffen konfrontiert. Da ist es doch besser, wenn Du aktiv auf sie zugehst und ihnen die Funktion und Gefahren von Waffen erklärst, die Sicherheitsregeln, den Umgang und das Schießen. Die wichtigste Lektion war, dass sie den Respekt vor Waffen gelernt haben und das ganze Thema in der Familie nicht zum Tabu wurde. Sehr wohl war es aber ein Tabu, es in der Schule zu erzählen. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie stolz die Kinder waren, hier ein kleines Geheimnis zu haben! Letztlich war es aber dann auch der Gewöhnungseffekt und das nachlassende Interesse. Stell Dir einmal vor, Du musst am Nachmittag 2 Kisten Walther P38 durchputzen, einölen und verpacken. Das ist so wie wenn Du in einer Lebkuchenfabrik arbeitest – da kannst Du das Zeug auch nicht mehr sehen. Wir haben damals viele von diesen Pistolen reinbekommen und mussten alle zusammen helfen, damit sie dann wieder rausgingen. Diese Geschichte ist der Grund, dass Martina, Andreas und Martin die Sicherheitsregeln, den Respekt und zugleich den Abstand zum Thema Waffen schon als Kinder mitbekommen haben. Und sich dann daraus ihre berufliche Tätigkeit im positiven Sinne ergeben hat. 

In diesem Video stellt sich Austria Arms vor:


Austria Arms ist ein Familienbetrieb. Deine Kinder sind die 2. Generation, sie sind bereits in das Unternehmen integriert. Wie funktioniert die Zusammenarbeit untereinander, wie geht es Euch mit dem Thema Generationen?

Ja, wir sind ein Familienbetrieb. Zusammenhalt und Loyalität funktionieren. Da muss man dankbar sein, dafür aber auch etwas tun. Jeder hat einen eigenen Aufgabenbereich. Martina macht bei uns die Administration, was enorm wichtig ist. Ohne gute Administration nützt der beste Verkauf nichts. Und umgekehrt natürlich auch. Martin macht den Einkauf, Importabwicklung aus den USA, besucht mit Andreas zusammen die wichtigen Messen wie IWA und SHOT Show. Die beiden Brüder sind zusammen die der Trendscouts, wir sind immer auf der Suche nach Innovationen. Beide stehen mit mir im Verkauf vorne an der Kundenfront. Geschäftsleitung, Finanzen, Export, Internet sind immer noch Chefsache, beginne aber schon langsam die Dinge zu übergeben und mehr Verantwortung der jüngeren Generation zu übertragen. Wichtig ist der gegenseitige Respekt zwischen den Generationen. Jeder muss respektieren und erkennen, dass es Dinge gibt die die andere Generation besser kann. Wenn Du dazu in der Lage bist und das Vertrauen entgegenbringst, diese Dinge von den anderen erledigen zu lassen, dann klappt auch es mit dem Generationen-Thema. 

Martin Fritsch bearbeitet ein GLOCK-Griffstück in der Werkstatt von Austria Arms
Büchsenmachermeister Martin Fritsch ist bei Austria Arms für die Werkstatt zuständig, hier bearbeitet er ein GLOCK-Griffstück. Durch das Abrunden des unteren Teils des Abzugsbügels wird ein sogenannter "Undercut" geschaffen der es ermöglicht die Waffe höher zu greifen wodurch ein bessere Rückstoßkontrolle durch den Schützen gegeben ist.

Was haben Deine Kinder für eine Ausbildung?

Martin und Andi sind Absolventen der 5-jährigen HTL Ferlach, also Ingenieure für Waffen- und Sicherheitstechnik. Beide haben Berufspraxis auch in anderen Unternehmen absolviert. Andi war beim Revolverhersteller Korth Arms, Martin bei Oberland Arms beschäftigt. Tina war auf einer Tourismusschule in Wien, sie hat dabei viel aus den Bereichen Dienstleistung und Administration mitgenommen. Den Rest lernen alle bei Austria Arms in der täglichen Arbeit. 

Neu ist jetzt das Thema YouTube. Der Waffenkanal von Austria Arms liegt aktuell bei 16.000 Abonnenten. Woran liegt das?

Martin und Andi machen den Austria Arms Videokanal gemeinsam und eigenständig seit Dezember 2019. Wir zeigen auch Waffen, die es zivil nicht zu kaufen gibt. Waffen im Fullauto Modus zu zeigen ist im deutschsprachigen Raum neu. Warum nicht? Man muss sich auch etwas trauen. Mainstream alleine ist nett aber nicht außergewöhnlich. Natürlich haben wir die erforderliche militärische Handelslizenz zum Besitz dieser Waffen, einen behördlich genehmigten Schießstand und die rechtliche Abklärung mit den österreichischen Behörden erledigt. Das rasche Wachstum des Austria Arms Videokanals ist auch der Corona Quarantäne zu verdanken. Da waren viele Leute zwangsbeurlaubt und hatten Zeit zum Schauen und abonnieren. Hier geht’s zum YouTube Kanal von Austria Arms.

Der Austria Arms Munitionsschrank
Von außen ein antiquarischer Schrank aus Massivholz, der nun seinen Dienst als Munitionsschrank verrichtet.

Themenwechsel: Corona Krise. Wie geht ihr damit um?

Durch die Entscheidung der österreichischen Bundesregierung mussten wir unsere Firma vom 16. März bis 13. April 2020 schließen. Wirtschaftlich ein Schaden, aber Geld ist nicht alles. Was zählt, ist die Gesundheit der Kunden und Deines persönlichen Umfeldes. Die Wochen der Ruhe waren persönlich sehr erholsam, es gab endlich Zeit für viele Dinge, die erledigt werden mussten. In dieser Zeit sind auch viele Videos für den Austria Arms YouTube Kanal entstanden. Aktuell haben wir wieder geöffnet. Besuche nur mit Schutzmaske und Gummi-Handschuhen, kostenlos für unsere Kunden. Für Besuche sind Terminvereinbarungen gewünscht, wenn Kunden spontan kommen und nicht genügend Platz im Verkaufsraum ist, werden sie ersucht, kurz draußen zu warten. Das Verständnis und die Disziplin der Kunden sind vorbildlich. Generell möchte ich hier anmerken, dass wir über die vielen Jahre hinweg Legalwaffenbesitzer als sehr positiv eingestellte und verantwortungsbewusst handelnde Menschen kennengelernt haben. 

… und wie geht es jetzt weiter?  Wie beurteilst Du die Lage zum österreichischen Waffenrecht ?  

Es wird sich bald alles wieder normalisieren. Die Schießstätten öffnen wieder am 2. Mai 2020 und darauf freuen sich viele unserer Kunden. Generell sind Schießsport, Jagd und der legale Waffenbesitz in Österreich kein Tabuthema und werden von der Politik befürwortet. Sogar das Thema Selbstverteidigung gilt als Rechtfertigung für den Kauf einer Waffe. Unbescholtene Bürger, die keine Sportschützen oder Jäger sind, dürfen zum Eigenschutz ihrer Liegenschaft oder Wohnung eine Waffe besitzen. Eine Waffenbesitzkarte berechtigt zum Kauf von bis zu 2 Waffen der Kategorie B (Pistolen, Revolver, halbautomatische Gewehre), diese bekommt jeder unbescholtene Bürger ab dem 21. Lebensjahr. Repetiergewehre und Flinten können von unbescholtenen Bürgern nach einer Abkühlphase von 3 Tagen frei gekauft werden. Generell wird das Waffengesetz in Österreich im Sinne des mündigen Bürgers von der Politik und den Behörden positiv gelebt. Wir haben in Österreich demokratische Strukturen, unsere Regierung hat jetzt im Zuge der Corona Krise Stärke gezeigt und im internationalen Vergleich eine sehr gute Performance hingelegt. So war es auch über viele Legislaturperioden hinweg mit dem österreichischen Waffengesetz. In diesem Sinne bin ich positiv eingestellt und sehe gerne in die Zukunft. 

GunCamSamstag − unser Videoformat mit Martin Fritsch und Danielle Valkyrie:

Bisher sind folgende Videos erschienen: