Wie der Kalaschnikow Konzern versucht, Sanktionen zu umgehen

Der Hintergrund dieser Transaktion sind wohl massive Verluste der Unternehmensgruppe. Obwohl die Produktion Anfang des Jahres verdoppelt wurde (all4shooters.com berichtete), werden weitere Investitionen notwendig. Das ist aber nur dann sinnvoll, wenn man nicht von Sanktionen eingebremst wird. Wegen seiner aktuellen Ukrainepolitik wurde Russland von den internationalen Sanktionen hart getroffen.

Die Nachrichten Agentur REUTERS kommentierte die Entwicklung mit dem Hinweis, dass dieser Verkauf vor allem unter dem Aspekt  „Sicherung von Export-Märkten in Europa und den USA“ geplant wurde.


Zu den Details, die in einer Pressemitteilung von ROSTEC nachzulesen sind:

Andrey Bokarev übernimmt 74,9% der Anteile von IMZ (Izhevsky Mekhanichesky Zavod), die der ROSTEC gehören. Der Kaufpreis wird zur „Modernisierung der Produktion“ eingesetzt. ROSTEC behält die Sperrminorität. Der Kauf ist zustimmungspflichtig und soll in zwei Schritten ablaufen. 51% der Anteile werden im ersten Quartal 2015 an die privaten Investoren abgegeben, der Rest folgt etwas später. Die Anteile sollen - so ROSTEC - an ein Unternehmen gehen, das im Besitz von Andrey Bokarev ist. Der Verkaufspreis soll nach einer unabhängigen Wertermittlung festgelegt werden, so das Unternehmen.

Wie der Kalaschnikow Konzern versucht, Sanktionen zu umgehen
Der KALASHNIKOW-Konzern mit Sitz im russischen Ischwesk hat im ersten Quartal 2014 31.000 Waffen produziert

Andrey Bokarev wird vom US-Magazin FORBES auf ein Vermögen von etwa 1,4 Mrd. US-Dollar geschätzt. Er ist u.a. Miteigentümer der Transmash Holding, die der größte russische Hersteller von Lokomotiven, Eisenbahn- und Motorentechnologie (Kamaz) ist. Der Marktanteil der ROSTEC-Gruppe bei kleineren Waffen liegt in Russland bei etwa 50%. Das Unternehmen produziert eine große Palette an zivilen Jagd- und Sportwaffen, Gewehre, Pistolen und auch Soft-Air Modelle. Der Exportanteil liegt nach Unternehmensangaben bei ca. 25%. Die Hauptexportmärkte sind Deutschland, Cypern und die USA. 

Aktuell ist IMZ nicht profitabel. 2013 lag der Umsatz bei 3 Mrd. Rubel (76 Mio. USD). Der Verlust betrug 182 Mio. Rubel (4,6 Mio. USD). Deshalb braucht das Unternehmen jetzt dringend frisches Kapital, eine technische Erneuerung und vor allem wieder besseren Zugang zu den Exportmärkten. Mit dieser neuen Entwicklungsstrategie - man spricht von einer Investition von 4 Mrd. Rubel - soll der Kern des Kalaschnikow-Konzerns modernisiert und überlebensfähig gemacht werden.

Natürlich geht es dabei auch um die militärische AK-47, davon steht allerdings nichts im offiziellen Communiqué.

Wie der Kalaschnikow Konzern versucht, Sanktionen zu umgehen
100 Mio. Exemplare: Das AK-47 ist einer der meistproduzierten Waffen der Welt.

Der Kommentar von all4shooters.com

Der östliche Gegenentwurf zum westlichen M16-Sturmgewehr in 5,56 x 45 mm NATO von Eugene Stoner ist das weltweit berühmt-berüchtigte AK-47 in 7,62 x 39 mm des russischen Waffenkonstrukteurs Michail Timofejewitsch Kalaschnikow (10.11.1919 bis 23.12.2013), das ganz aktuell das Nachrichtenbild rund um den Terror des IS in Ländern wie Irak und Syrien mitprägt. Das russische Sturmgewehr mit der unverkennbaren Silhouette gehört mit geschätzten 100 Millionen Stück zu den meistproduzierten Waffen der Welt. Heutzutage wird der äußerst zuverlässige, simpel handzuhabende Gasdrucklader mit langer Gaskolbenstange („Long Stroke Piston System“) und Drehkopfverschluss bei Unternehmen wie Izhevsky Mekhanichesky Zavod (IMZ), bei uns besser bekannt als “Izhmash”, produziert, das seit August 2013 unter dem Namen „Kalashnikov Concern“ firmiert. Unter dem Markennamen „Baikal“ fertigt man aber auch äußerst zivilisierte Jagd- und Sportwaffen klassischer Bauart. Die 2007 gegründete Staatsholding mit beinahe 700 Unternehmen und 900.000 Mitarbeiten dient unter anderem der Entwicklung, Herstellung und Ausfuhr von Rüstungsprodukten (www.rostec.ru).  

Wie kann man also die Sanktionen der Weltgemeinschaft gegen Russland am elegantesten umgehen?

Das ist wohl die spannendste Frage. Aktuell brodelt die internationale Gerüchteküche rund um die Veröffentlichungen von ROSTEC selbst, dass auch die staatliche AK-47-Produktion an den russischen Oligarchen Andrey Bokarev veräußert und somit weiterstgehend privatisiert werden soll. Sinn und primäres Ziel dieses Eigentümerwechsels soll hier in erster Linie die Umgehung von Wirtschafts-Embargos sein, die Russland von der Weltgemeinschaft aufgrund des aktuellen Ukraine-Konflikts auferlegt wurden. 

Durch einen neuen, privaten Besitzer könnten eventuell bestehende Sanktionen umgangen und somit  wieder Waffen nach Europa und USA exportiert werden. In den USA untersagt beispielsweise derzeit das „Department of Treasury“ (Finanzministerium) die Einfuhr von russischen Waffen. Der Milliardär Bokarev soll neuesten Informationen zufolge 74,9% von IMZ/Kalashnikov Concern erwerben, wobei ROSTEC erst vor kurzem eine neue Entwicklungsstrategie präsentierte (siehe oben), in deren Rahmen mehrere Milliarden Rubel auch in die Modernisierung der AK-47-Produktion investiert werden sollen. Man darf gespannt sein, wie sich die Dinge weiter entwickeln!


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Kalaschnikow

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