Seine Karriere begann der künftige „König des Schießpulvers“, wie schon sein Vater Wilhelm Duttenhofer (1800-1854), als bescheidener Pharmazeut im schwäbischen Ulm im heutigen Baden-Württemberg. Seine tatkräftige Mutter Thessaline Duttenhofer (geb. Widmaier, 1808-1889), die anscheinend das unternehmerische Geschick ihres Vaters, eines Schömberger Kaufmanns, geerbt hatte, verkaufte jedoch die Apotheke, um sich einem in ihren Augen lukrativeren Geschäftszweig zuzuwenden: der Herstellung von Schießpulver. Überzeugt hatten sie die stattlichen Dividenden, die sie als Teilhaberin einer kleinen Pulverfabrik in Max‘ Heimatstadt Rottweil erhielt, in die Wilhelm Duttenhofer noch ein Jahr vor seinem Tod investiert hatte.
Diese Einlage erbte nach seinem Ableben seine geschäftstüchtige Witwe, die daraufhin beschloss, ein eigenes Munitionsunternehmen zu gründen. 1857 kaufte sie eine ältere Rottweiler Pulverfabrik aus dem 15. Jahrhundert (solche Fabriken nannte man damals Pulvermühlen). 1863 übernahm dann der erst 20-jährige Max Duttenhofer diese ehemalige Mühle. Was ihm an Erfahrung fehlte, machte er durch seine ausgezeichnete Ausbildung, sein Chemiestudium am Stuttgarter Polytechnikum sowie seine glänzenden organisatorischen und technisch-wissenschaftlichen Fähigkeiten wett. Obwohl dort anfänglich nur sechs Arbeiter beschäftigt waren, gehörte Duttenhofers Pulverfabrik bereits zu den fortschrittlichsten in Deutschland. Durch seine Heirat mit Anna Flaiz (1866), der Tochter des Eigentümers des neuen Werks, wurde das Familienunternehmen zweifellos noch zusätzlich gestärkt. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, ein Sohn und zwei Töchter.
Max von Duttenhofer: "Der König des Schießpulvers"
Die preußische Beteiligung an den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 gegen Dänemark, Österreich bzw. Frankreich sowie der Berg- und Eisenbahnbau verlangten damals nach immer mehr und immer besserem Pulver zur militärischen und industriellen Verwendung. Um angesichts der harten Konkurrenz bestehen zu können, kaufte Duttenhofer 1871 zwei weitere Pulverfabriken in der Nähe.
Die Pulverfabrik Rottweil war ein bedeutendes Unternehmen in Rottweil, das vor allem Patronen für Jagd- und Kriegszwecke herstellte. Das Pulver wurde außerdem im Bergbau eingesetzt. Sie ging 1863 mit der Übernahme durch Max Duttenhofer aus einer Pulvermühle aus dem 15. Jahrhundert - wie oben erwähnt - hervor. 1872 erfolgte dann die Umwandlung der Pulverfabriken Rottweil in eine AG. Gleichzeitig wuchs das Unternehmen, und nach nur fünf Jahren wurde in Düneberg nahe Hamburg eine Zweigfabrik gebaut. Reichskanzler Otto von Bismarck selbst stellte für die Fabrik ein Grundstück am Elbufer aus seinem persönlichen Landeigentum zur Verfügung. Nur fünf Kilometer weiter stand übrigens das Werk Alfred Nobels, wo der namhafte schwedische Chemiker 1866 erstmals Dynamit gewonnen hatte. Nicht umsonst nannte man Nobels und Duttenhofers Fabriken im Hamburger Umland bis 1945 die „Pulverkammer Deutschlands“.
Max Duttenhofer wurde Vorstand und Direktor der Aktiengesellschaft, und der Firmenname wurde in „Pulverfabrik Rottweil-Hamburg“ geändert. Damit wurde Duttenhofers Werk in Deutschland zum einzigen ebenbürtigen Konkurrenten der Vereinigten Rheinisch-Westfälischen Pulverfabriken AG. Nachdem das von Duttenhofer erfundene prismatische Pulver C82 sich vor allem in der Artillerie immer stärker durchsetzte, schloss Duttenhofer 1882 mit den Vereinigten Rheinisch-Westfälischen Pulverfabriken eine Vereinbarung, wonach alles Militärpulver gemeinsam hergestellt werden sollte, um der anhaltenden Auftragslage besser gewachsen zu sein. In den Jahren 1883-84 kaufte die Pulverfabrik Rottweil-Hamburg AG noch fünf weitere Pulverfabriken, zwei in Württemberg und drei in Bayern, und gründete Verkaufskontore in Belgrad und Hamburg. Ab 1882 konzentrierte sich die Aktiengesellschaft zunehmend auf die kommerzielle Pulverproduktion. Es folgten weitere Zweigstellen im Ausland, die Duttenhofers Pulver in zahlreiche Länder lieferten, von den USA bis nach China.
Die Erfindung des raucharmen Pulvers - der "Urknall" für moderne Munition
Zu dieser Zeit arbeitete die gesamte Pulverindustrie auf ein Ziel hin: die Erfindung einer neuen chemischen Pulverrezeptur als Ersatz für Schwarzpulver. Duttenhofer gehörte 1884 zu den ersten, die neben Vieille dieses Ziel erreichten. Sein neues braunes prismatisches Pulver, auch Rottweiler chemisches Pulver genannt, bestand aus Nitrozellulose und verbrannte raucharm und fast rückstandsfrei. Es war das erste deutsche raucharme Pulver, das der „Krupp von Süddeutschland“ 1887 der preußischen Führung vorstellte. Preußen erteilte einen Großauftrag, und Max Duttenhofers Werk wurde als eines der ersten auf die industrielle Herstellung von raucharmem Pulver umgestellt.
Die rasche Umstellung auf die neue Technologie gelang Duttenhofer nicht zuletzt dank einer schon im Vorfeld erworbenen Fabrik für die Herstellung von Baumwolle, die als Packmittel für das Pulver benötigt wurde. Bald schon stellte der deutsche Unternehmer das Werk auf die Produktion von Nitrozellulose um, einem wichtigen Bestandteil von raucharmem Pulver. Die Kunde von der Erfindung verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter der Konkurrenz, und schon 1889 brachte die Preußische Gewehrfabrik in Spandau ein deutlich besseres Blättchenpulver auf den Markt. Duttenhofer reagierte umgehend und stellte die Produktion auf die modernere Pulverart um.
1890: Die Pulverfabrik Rottweil wird zum Konzern mit Waffen und Munition
Im selben Jahr übernahm Max Duttenhofer den Vorsitz im Aufsichtsrat der Pulverfabrik Rottweil-Hamburg. 1890 fusionierte das Unternehmen mit seinem langjährigen Kölner Konkurrenten zur Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken AG, wiederum mit Duttenhofer als Aufsichtsratsvorsitzendem. 1894 folgte der Zusammenschluss mit den Vereinigten Sprengstofffabriken, aus dem die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG hervorging.
Im Zuge dieser Transaktion, die mehrere Gewehr- und Munitionshersteller unter einem Dach vereinte, wurde unter anderem auch das Werk der Gebrüder Mauser in Oberndorf, unweit von Rottweil, Teil des Unternehmens.
Damit war die Waffen-, die Munitions- und die Pulverindustrie Deutschlands in einem mächtigen Konzern vereint, wie es Duttenhofers Strategie entsprach. Dieser war nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender der Mauser-Werke in Oberndorf, sondern auch im Automobilwerk Daimler. 1898 förderte er die Gründung der „Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen“ in Babelsberg und wurde Vorsitzender ihres Kuratoriums. Damit war er ein Wegbereiter der industriellen Forschung. Außerdem war Duttenhofer 25 Jahre lang Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer Rottweil und leitete dort auch für viele Jahre die Deutsche Partei. Mit Otto von Bismarck, dem „eisernen Kanzler“ verband Max von Duttenhofer eine enge Freundschaft. Duttenhofer behielt seinen Wohnsitz in Rottweil und tat viel für die Stadt. Duttenhofer galt als Mann mit Weitblick, tatkräftig und in geschäftlichen Angelegenheiten oft hart. Im persönlichen Umgang jedoch war er gutherzig und bescheiden und kümmerte sich gut um die ihm Anvertrauten.
Das Vermächtnis von Max von Duttenhofer
Seine größte wirtschaftliche Macht erreichte Max Duttenhofers Unternehmen erst nach dessen Tod. Das Pulverimperium des „Krupps von Süddeutschland“ leitete nun sein Bruder Karl Duttenhofer (1849-1921), zuvor Direktor der Niederlassung in Düneberg. Während des Ersten Weltkriegs beschäftigte Duttenhofers Pulverfabrik in Rottweil über 2.000 Arbeiter. Von einer Fabrik konnte man hier kaum noch sprechen, es war ein ganzer Industriekomplex aus gut 140 Gebäuden und mit eigenem Kraftwerk. Letzteres gilt heute als architektonisches Meisterwerk und ist ein Wahrzeichen der Stadt.
Nicht vergessen sollte man die Rolle, die Max von Duttenhofer für die Entwicklung der Pulverindustrie in anderen Ländern gespielt hat. Er war Mitbegründer des Russischen Verbands der Pulverhersteller und ähnlicher Gesellschaften in England, Japan und den Niederlanden. Er wurde zum Geheimen Kommerzienrat ernannt und erhielt 1896 schließlich den Adelstitel.
Anders als bei vielen anderen Rüstungsindustriellen wie Nobel, Krupp oder Mauser wurde Duttenhofers Name nicht zur Marke, wiewohl Bismarck mehrfach anregte, die Düneberger Pulverfabrik in Duttenhofer-Werk umzubenennen.
Die Munitionsmarke Rottweil ist auch heute bei Sportschützen und Jägern wohlbekannt. Sie erfreut sich weltweit großer Beliebtheit und verdankt ihre Herkunft dem Unternehmen Max Duttenhofers.
Die Marke RWS entstand aus den Rheinisch-Westfälischen Sprengstoff-Fabriken, die im Jahre 1931 zur Dynamit Nobel kamen.
Seit 2002 gehören beide Munitionsmarken Rottweil und RWS zum Schweizer Technologiekonzern RUAG. In Deutschland hat die RUAG Ammotec ihren Sitz in Fürth, an dem das Unternehmen beide Marken mit über 1.000 Mitarbeitern entwickelt, produziert und weltweit vertreibt.
Mehr Information zur Munition von RWS und Rottweil finden Sie unter: www.rws-munition.de
Hier finden Sie einen Artikel über die ROTTWEIL "Copper Unlimited" Schrotpatronen.