Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Gerüchte um den Tod von Mikhail Kalashnikow, doch nun ist es wahr: Er starb am 23. Dezember 2013 im Alter von 94 Jahren in Russland. Die traurige Nachricht wurde heute von russischen Nachrichtenagenturen bestätigt.
Mikhail Kalashnikow war ein hochdekorierter militärischer Held in der früheren Sowjetunion. Er wurde unter anderem als „Held der Arbeit“ ausgezeichnet und vom russischen Präsidenten Boris Jelzin zu seinem 75. Geburtstag als Generalmajor geehrt. Anlässlich seines 90. Geburtstages wurde Michail Timofejewitsch Kalaschnikow am 10. November 2009 durch einen Erlass des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew die Auszeichnung „Held der Russischen Föderation“ verliehen. Seine lange Karriere im russischen Waffenkonzern IZHMASH neigte sich eigentlich erst vor etwa einem Jahr dem Ende zu, weil ihn seine Herzprobleme zu immer mehr Krankenhausaufenthalten zwangen.
Viel bewundert und viel gehasst auf der ganzen Welt: Das war das Schicksal vom Mikhail Kalashnikow. Er wurde am 10. November 1919 in einem kleinen russischen Dorf namens Kurya geboren. In einer sehr armen Gegend nahe der Mongolischen und Chinesischen Grenze. Als Sohn einer armen Bauernfamilie hatte Kalashnikow achtzehn Brüder und Schwestern. Er war eines der nur sechs Geschwister, die die harte und unwirtliche Zeit überlebten. Aber sein Überleben führte ihn mehr oder weniger direkt in sein Schicksal: den 2. Weltkrieg
Kalashnikow trat 1938 in die Rote Armee ein. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als Waffenkonstrukteur erkannten die Sowjets sehr bald. Dennoch diente er in den ersten Jahren bei einem Panzerregiment. 1941 - in der Schlacht von Bryansk - wurde er schwer verwundet, als sein T-34 Panzer von einer deutschen Granate schwer beschädigt wurde.
Während seiner Genesung hatte er immer wieder die Bilder des Angriffs der Deutschen vor Augen. Er war geradezu besessen von der Idee, ein leichtes Sturmgewehr zu entwickeln, das den Feind ein für alle Mal von russischem Grund und Boden vertreibt. Ohne dieses Erlebnis hätte er nach eigenen Angaben wohl ebenso gut Landmaschinen entwerfen und bauen können. Aber es kam anders: Er studierte die deutschen Waffen und wusste sehr genau um die Defizite der russischen Konstruktionen, wenn er sie mit den deutschen verglich. Als Studienobjekt diente unter anderem das deutsche Sturmgewehr 44.
Mikhail Kalashnikow war einer der ersten Konstrukteure, der das Potenzial eines leichten Sturmgewehres vollständig verstanden hatte. Am Ende des Krieges konnte Kalashnikow sogar vom Know-how deutscher Waffenkonstrukteure profitieren, die nach Russland deportiert worden waren, um ihn zu unterstützen. 1947 gab es dann die ersten funktionsfähigen Prototypen des AK-47.
AK-47 ist übrigens die Abkürzung für Awtomat Kalaschnikowa, obrasza 47 (kyrillisch Автомат Калашникова образца 47), für das erste sowjetisch-russische Sturmgewehr.
Die legendäre Waffe, die Kalashnikow (Fertigstellung in den frühen 1950-er Jahren), war eine echte Revolution in ihrer Zeit: Einfach und günstig zu produzieren, einfach und zuverlässig in der Handhabung, sehr präzise und beinahe unzerstörbar. Ein weiterer Vorteil war die minimale Wartung, die die Waffe brauchte. Kein Wunder, dass „die Kalashnikow“ sehr schnell eine Art Flaggschiff der Sowjetischen Armee wurde. Es folgen zahlreiche andere Armeen sowie jede Menge Nachbauten und Clone, die teils mit und teils ohne Genehmigung der Sowjetischen Regierung auf demselben einfachen Grundprinzip aufbauten. Später gab es natürlich entsprechende technische Verfeinerungen und Weiterentwicklungen, so dass bis 2013 insgesamt über 100 Millionen Waffen des Typs „Kalashnikow“ weltweit gebaut wurden.
Die AK, AKM und weitere Varianten wurden schon bald zum Symbol für Widerstand und revolutionäre Bewegungen - weltweit. Aber gerade die Einfachheit machte die Kalashnikows eher zu Waffen der Unterdrückung als zur Befreiung. Häufig wurden gerade diese Waffen von Terroristen und Diktatoren eingesetzt. Wir erinnern uns nur ungern an Bilder von Kindersoldaten mit Kalashnikows - und besonders nach dem Fall des eisernen Vorhangs, als man die Kontrolle über die sowjetischen Militärbestände verloren hatte, wurden die illegalen Schwarzmärkte mit genau diesen Waffen versorgt.
Dennoch hat Mikhail Kalashnikow niemals die Verantwortung für die vielen Toten übernommen, die durch seine Erfindung zu beklagen waren. Seiner Meinung nach sind die wirklich Verantwortlichen bei den nationalen und internationalen Politikern zu suchen, die für all die Kriege und Tragödien verantwortlich sind. Diese hätte es mit oder ohne seine Erfindung gegeben. In der Tat machte seine Erfindung Mikhail Kalashnikow nicht wirklich zu einem „reichen Mann“. Er scherzte oft darüber und sprach davon, dass er wohl doch lieber Landmaschinen hätte entwerfen sollen. Erst vor Kurzem hatte er seine wirtschaftliche Situation dadurch erheblich verbessert, als er die Lizenz auf seinen Nachnamen als Marke für diverse Produkte, bis hin zu einem Wodka, verkauft hatte.
Zuletzt wurde sein Name auch dafür genutzt, um die beiden größten russischen Waffenfirmen zu verschmelzen und so vor dem Bankrott zu bewahren. Es wird kolportiert, dass dafür kein Geld geflossen sei, sondern dass es Mikhail Kalashnikow dabei nur um seinen Patriotismus und vielleicht auch etwas Eitelkeit ging.
Die weltweite Anti-Waffenlobby zeichnete ein düsteres Bild eines „blutrünstigen Monsters“. Wir sehen das so: Mikhail Kalashnikow war ein Patriot, der für sein Land kämpfte, in einer der dunkelsten Zeiten der Menschheit, dem 2. Weltkrieg. Wir sollten ihm als Menschen und als begnadetem Konstrukteur ein ehrendes Andenken bewahren.