Zielgruppe der besonderen Fortbildungsveranstaltung sind ambitionierte Schützen, die das Waffensystem GLOCK genauer kennenlernen wollen. Im Rahmen des GLOCK-Technikseminars vermittelten Kursleiter Frank Thiel und Fachdozent Jürgen Braun hierzu die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten. Alle Teilnehmer wurden in die Lage versetzt, sämtliche notwendige Arbeiten zur Reinigung und Wartung ihrer GLOCK Pistole eigenständig durchzuführen.
Neben der vollständigen Zerlegung der jeweiligen Waffe fand eine Verschleißbewertung statt. Moderate Modifikationen und praxisbewährte Abzugsoptionen bildeten weitere Themenschwerpunkte. Ein ausführlicher Funktionstest im scharfen Schuss rundete die gelungene Veranstaltung ab.
Warum muss es eine Pistole von GLOCK sein?
GLOCK Pistolen sind weltweit bei unzähligen militärischen und polizeilichen Einheiten im Einsatz. Seit Jahren dominieren sie den US-amerikanischen Behördenmarkt. Dort gelten sie zudem als beliebtester Kurzwaffentyp: Immer mehr Privatwaffenbesitzer erliegen dem puristischen Charme der Polymerpistole aus dem österreichischen Deutsch-Wagram.
Robustheit, große Magazinkapazität, geringes Gewicht und vor allem die hohe Zuverlässigkeit repräsentieren die wesentlichen Merkmale der Pistolenmodelle von GLOCK. Ähnliche Eigenschaften treffen inzwischen zwar ebenso auf Produkte anderer Hersteller zu, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Kaum ein anderes Kurzwaffenmodell lässt sich so unkompliziert und schnell komplett zerlegen wie eine GLOCK Pistole – und das ohne Spezialwerkzeug.
Dieses Alleinstellungsmerkmal unterstreicht die Genialität der Architektur der Pistolenmodelle von GLOCK. Außerdem sind die Kosten für Verschleißteile äußerst moderat. Größtenteils liegen sie schließlich im einstelligen Eurobereich.
GLOCK-Technikseminar: Alles rund um die beliebten Pistolen!
Das Werkstattseminar fand auf dem Gelände der Deutschen Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen e.V. (DEVA) in Berlin statt. Eines gleich vorneweg: Bei dem Kurs GLOCK-Technikseminar handelt es sich nicht um die Ausbildung zu einem zertifizierten "GLOCK Armorer" (GLOCK Waffenmeister). Diese spezielle Ausbildung darf ausschließlich von GLOCK selbst durchgeführt werden. Technikseminare von Baltic Shooters werden bereits seit mehreren Jahren erfolgreich abgehalten. Dieses Jahr war die Nachfrage derart groß, dass extra ein zweiter Kurs angeboten wurde.
Unter den 15 Teilnehmern befanden sich Sportschützen, Jäger, Bedienstete der Sicherheitsbranche, Polizeibeamte und sogar ein ehemaliges Mitglied der Eliteeinheit GSG 9.
Frank Thiel ist der Inhaber des Unternehmens Baltic Shooters, das neben der zivilen Schießausbildung auf behördliche Belange spezialisiert ist. International bekannt wurde Frank Thiel als Veranstalter des "Special Forces Workshop" für Schießtrainer von Spezialeinheiten. Der Dozent Jürgen Braun war neun Jahre lang als Werks- und Teamschütze bei dem Hersteller SIG Sauer in Eckernförde beschäftigt. Der erfolgreiche IPSC-Schütze ist nun als Schießtrainer und Fachdozent bei Baltic Shooters tätig.
Zum Auftakt der Veranstaltung erfolgte die obligatorische Sicherheitseinweisung. Einblicke in die Unternehmensgeschichte von GLOCK, das Herstellungsverfahren und die aktuelle Modellpalette sorgten für die richtige Einstimmung. Daran schloss sich der waffentechnische Anschauungsunterricht an. Dabei wurden die Funktionsweise einer GLOCK Pistole und das Zusammenspiel der lediglich 34 einzelnen Bauteile erörtert. Als äußerst hilfreich erwiesen sich die beiden bereitgestellten G17 Schnittmodelle. Sie wurden von den Schülern ausgiebig begutachtet und sorgten für so manches Aha-Erlebnis.
Der Vortrag über diverse Visiereinrichtungen stieß bei den Teilnehmern ebenfalls auf reges Interesse. Neben Visieroptionen aus dem Hause GLOCK wurden praxisbewährte Visiere diverser Zulieferer erörtert. Die beiden Ausbilder gaben ihre persönlichen Erfahrungen bereitwillig weiter.
"Hier im Seminarraum hantieren wir ausschließlich mit Schusswaffen, die Munition verbleibt im Waffenkoffer. Für eventuelle Ladetätigkeiten bekommt ihr von mir orangefarbene Pufferpatronen. Auf dem Tisch will ich nur Schusswaffen sehen, keine scharfen Patronen!"
Frank Thiel, Kursleiter GLOCK-Technikseminar
Was ist beim Zerlegen von GLOCK-Pistolen zu beachten?
Dann ging es an die Demontage der beliebten Kurzwaffen aus dem Hause GLOCK. Hierzu wurden die Kursbesucher mit dem originalen Zerlege-Werkzeug von GLOCK ausgestattet – im Prinzip ein simpler Durchtreiber mit einem zylindrischen Dorn von 2,5 mm Durchmesser. Mehr braucht es letztendlich nicht, um eine GLOCK Pistole umfassend zu zerlegen. Putzutensilien lagen ebenfalls bereit. Für diejenigen, die ohne eigene Waffe angereist waren, standen Leihwaffen in ausreichender Anzahl zur Verfügung.
Zunächst galt es, das Griffstück von sämtlichen Funktionskleinteilen zu befreien. Frank Thiel erklärte und demonstrierte jeden einzelnen Schritt der Zerlegung ausführlich. Die Teilnehmer konnten die Vorgehensweise problemlos nachvollziehen. Haperte es doch mal irgendwo, war Jürgen Braun sofort zur Stelle und griff unterstützend ein. Somit war gewährleistet, dass beim GLOCK-Technikseminar alle Schüler stets synchron arbeiteten. Als Nächstes ging es an die Demontage des Verschlussstücks. Dabei gaben die Ausbilder etliche Kniffe weiter, welche das Zerlegen merklich erleichterten.
Zum Erstaunen aller Teilnehmer machten die Dozenten auf ein besonderes Bauteil aufmerksam. Kaum jemand kennt dieses Bauteil und es taucht auf keiner Explosionszeichnung von GLOCK auf: der sogenannte "Firing Pin Channel Liner". Dabei handelt es sich um eine Kunststoffhülse, die in den Schlagbolzenkanal eingepresst ist. Sie verhindert den metallischen Kontakt zwischen Schlagbolzenfeder und Verschlussstück. Die Hülse kann aufgrund ihres engen Sitzes nicht zerstörungsfrei entfernt werden – auf eine Demontage wurde beim GLOCK-Technikseminar verzichtet. Das Entfernen des "Firing Pin Channel Liners" ist außerdem nur notwendig, wenn das Verschlussstück überarbeitet und beispielsweise großer Hitze ausgesetzt wird.
GLOCK-Technikseminar: Wie bewertet man den Verschleiß der Kleinteile einer Pistole?
Nachdem alle GLOCK Pistolen bis ins kleinste Detail zerlegt waren, machte sich Skepsis breit, ob die Waffen ihren Dienst jemals wieder verrichten würden. Ein ausführlicher Funktionstest auf dem Schießstand sollte dies nach dem Zusammensetzen noch beweisen.
Im Anschluss an eine ausgiebige Reinigungsprozedur wurden die Kleinteile zudem auf ihren jeweiligen Verschleiß kontrolliert und bewertet. Auch hierbei konnten die Ausbilder auf reichliche Praxiserfahrungen zurückgreifen. Zudem befindet sich eine GLOCK 17 Gen4 mit einer Belastung von gut 100.000 Schuss im Besitz des Unternehmens Baltic Shooters. Im Laufe der Zeit sind alle Abzugs- und sonstigen Kleinteile ausgetauscht worden. Original belassen sind mittlerweile lediglich das Griffstück, der Verschluss sowie der Lauf.
"Bei einer solch hohen Schussbelastung wird ein zwangsläufiger Präzisionsverlust gerne alleinig auf den Lauf geschoben. Wir haben festgestellt, dass nach Austausch des Verschlussblocks wieder eine deutliche Steigerung der Präzision eintrat."
Frank Thiel zum Verschleiß von GLOCK Pistolen
Welche Abzugsoptionen bieten sich für die beliebten GLOCK Pistolen?
Nach der Mittagspause standen Tuningmaßnahmen im Programm des GLOCK-Technikseminars. Die Abzugsmodifikation von Gebrauchspistolen ist ein polarisierendes Thema. In jedem Fall sollte die Eindringtiefe des Schlagbolzens in das Zündhütchen mindestens 0,3 mm betragen.
Beide Instruktoren boten eine hinreichende Beratung an, was in puncto GLOCK Abzugstuning sinnvoll ist und was nicht. Ein entsprechendes Sortiment an Tuningteilen, die es optional zu erwerben gab, wurde bereitgehalten. Auf Wunsch konnten Optimierungen direkt vor Ort fachmännisch ausgeführt werden. Schließlich kann der Einbau schnell und unkompliziert erfolgen. Von diesem Service machten einige Sportschützen dankend Gebrauch.
"Hier ist mit Augenmaß vorzugehen. Bei Jägern und Berufswaffenträgern, deren Leben von der sicheren Funktion ihrer Waffen anhängen kann, ist zugunsten von höheren Funktionsreserven von Tuningmaßnahmen abzuraten. Bei sportlich ambitionierten Schützen hingegen kann ein dezentes Verfeinern der Abzugscharakteristik durchaus sinnvoll sein."
Frank Thiel, Vollblutpraktiker von Baltic Shooters
Montage der Pistolen beim GLOCK-Technikseminar
Anschließend ging es ans Zusammenbauen. Während der Montage des Griffstücks machten die Dozenten auf ein unscheinbares Kleinteil aufmerksam, das sich verkehrt herum einbauen lässt: der Verriegelungsschieber. Hier muss die einseitige Nut, die sich im oberen Bereich befindet, in Richtung Abzug zeigen.
Weiterhin besteht beim Vervollständigen des Verschlussstücks die Möglichkeit, die Druckbolzeneinheit, die auf den Auszieher wirkt, verkehrt herum einzusetzen – Jürgen Brauns Merksatz: "Stahl auf Stahl, Plastik auf Plastik." Der stählerne Druckbolzen muss also Richtung Auszieher weisen, das aus Plastik bestehende Federlager Richtung Deckplatte.
Einige Teilnehmer hatten Schwierigkeiten mit der winzigen Feder, die sich in der Schlagbolzensicherung befindet. Während der Montage des Ausziehers löste sie sich und verkantete sich quer im Verschlussstück.
"Wenn beim Überkopfhalten der Sicherung die Feder nicht von selber hält,
einfach etwas Waffenfett in die Bohrung des Bolzens geben.
Demzufolge wird die Feder sicher fixiert."
Tipp des Kursleiters Frank Thiel
GLOCK-Technikseminar: Pistolen im Funktionstest
Nachdem alle Pistolen zusammengesetzt waren, ging es am Nachmittag auf den Schießstand. Auf die Distanz von 7 Metern wurden verschiedene Schießübungen absolviert – teilweise ohne Zeitdruck, teilweise unter engen Zeitvorgaben. Geschossen wurde beidhändig und einhändig mit der schussstarken und schussschwachen Hand.
Während des Schießens nutzen die beiden Trainer die Gelegenheit, im Detail auf die elementaren Grundfertigkeiten des Schießens einzugehen: Stand, Grifftechnik und Abzugsmanipulation wurden bei jedem einzelnen Schüler analysiert und gegebenenfalls korrigiert. Auf diese Weise konnte die Schießleistung bei einigen Teilnehmern direkt nochmals gesteigert werden.
Sämtliche GLOCK Pistolen funktionierten auf Anhieb tadellos – es gab keine einzige Funktionsstörung an einer Waffe. Gegen 17:30 Uhr endete das lehrreiche und kurzweilige Seminar.
Die absolut faire Kursgebühr von 125,- Euro erwies sich als überaus lohnenswerte Investition. Zudem ist die Schießstandbenutzung in dem Preis bereits enthalten. Als letzte Amtshandlung überreichte der Inhaber von Baltic Shooters die Teilnahmeurkunden an die rundum zufriedenen GLOCK-Enthusiasten.
Wo können sich interessierte Schützen zum GLOCK-Technikseminar anmelden?
Frank Thiel
Malchiner Straße 55
17166 Teterow
Telefon: +49-(0)172-3152671
Email: info@baltic-shooters.de
Wir von all4shooters.com können nur eines empfehlen: anmelden und teilnehmen!
Eine Teilnahme am GLOCK-Technikseminar ist nicht nur ein tolles Erlebnis, sondern bietet jedem Schützen, Waffennutzer und GLOCK-Enthusiasten einen echten Mehrwert. Im Rahmen des eintägigen Kurses werden die wesentlichen Aspekte rund um GLOCK Pistolen vermittelt und zudem die individuellen Leistungen eines jeden Teilnehmers auf dem Schießstand verbessert. Von unserer Redaktion gibt es für den GLOCK Experience Partner Baltic Shooters zwei Daumen nach oben.
Eine Übersicht über das komplette Programm an GLOCK Pistolen finden Sie beim Großhändler für Deutschland und Österreich:
Oder direkt bei GLOCK.
Den Artikel zum GLOCK-Technikseminar von Baltic Shooters finden Sie in der caliber 5/2017. Diese caliber-Ausgabe können Sie ganz bequem im VS Medien Online-Shop bestellen.
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