Führung durch das Waffenmuseum Suhl

Ein Besuch der Waffenstadt Suhl ohne einen Ausflug ins Waffenmuseum, wäre etwa wie das Oktoberfest ohne Bier und Weißwurst. Das bekannteste technische Museum in Thüringen und das einzige Waffenmuseum in Zentraleuropa, das jährlich seine Türen für 40.000 Besucher öffnet, erneuert regelmäßig seine Ausstellungen und in seinen Vitrinen kann man immer etwas Neues finden - wie für Waffenkenner so auch für Menschen, die mit Waffen gar nichts zu tun haben.

Die Historie des Waffenmuseums Suhl

Eine alte Maschine für Waffenkunst
Waffenmuseum Suhl: Zuerst als Mälzerei benutzt, wurde das Haus später zu einer Waffenwerkstatt umgebaut.

Das Museumsgebäude, das sogenannte Malzhaus, das schon 1668 erbaut wurde, stellt eine Sehenswürdigkeit an sich dar.

Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es als Mälzerei benutzt. Dann wurde das Haus zu Wohnzwecken umgebaut und im Jahre 1957 wurden einige Räume des Hauses für ein kleines Heimatmuseum eingerichtet.

Vierzehn Jahre später veränderte das Museum sein Profil und begann sich auf Waffen zu spezialisieren - nicht ungewöhnlich für die Stadt Suhl, die in ihrer Blütezeit  die  europäische Hauptwaffenschmiede war und wo Handfeuerwaffen schon über 600 Jahre lang angefertigt werden.

Selbst wer mit Waffen gar nichts zu tun hat, kann für sich etwas Interessantes finden. Beispielsweise, eine Sammlung des Suhler Porzellans, eine Ausstellung zur Geschichte des Bergbaues mit einer hervorragenden Sammlung von Mineralien oder eine rekonstruierte Waffenwerkstatt mit alten primitiven Werkzeugen und Maschinen, mit denen jedoch echte Meisterwerke gefertigt wurden.

So haben wir in dieser "Waffenwerkstatt" zwei Junggraveure getroffen, die den Besuchern direkt die traditionelle einheimische Kunst zeigten. Die jungen Leute waren Lehrlinge aus der Suhler Berufsfachschule für Büchsenmeister und Graveure (www.graveur-ausbildung-suhl.de), die beim Museum ein Praktikum absolvierten.

Bronzefarbene Statue eines Jägers
Die massive Bronzefigur eines Jägers, der auf einer Bank vor dem Waffenmuseum Suhl sitzt, ist ein Besuchermagnet.

Die angehenden Meister kommunizierten gern mit den Besuchern und erklärten die Besonderheiten ihrer Kunst. Dies war hundertmal besser als Audioguides und Medienstationen, mit denen  viele moderne Museen heutzutage "überspitzen". Menschlichen Kontakt kann man damit nicht ersetzen. 

Nichtdestotrotz kann man das Suhler Waffenmuseum auch nicht als altmodisch bezeichnen. Seine Räume sind modern gestaltet (jeder Raum hat einen eigenen Farbton) und mit Effektbeleuchtung ausgestattet. Es gibt sogar einen modernen Videosaal.

Der "rote und grüne Saal" im Waffenmuseum Suhl

Frau graviert Waffe
Suhl: Die zukünftigen Waffen-Graveure absolvieren im Waffenmuseum ihr Praktikum

Geht man ins Obergeschoss, so kommt man in den Raum mit den Prunkwaffen. Mit Gold, Silber, Elfenbein und prächtigen Gravierungen geschmückte Waffen sind der Höhepunkt der Kunst der Suhler Handwerker.

Natürlich kann man diesen Museumsteil nicht mit der Rüstkammer in Dresden, vergleichen, aber man kann dafür das sehen, was man in anderen Waffensammlungen kaum finden wird - wie nämlich die Fertigung einer Waffe  geschieht. Sehr informativ war zudem die Sammlung von Lauf- und Schaftrohlingen, Werkstücken, Lehren und Werkzeugen.

 

Der "Rote Saal" des Waffenmuseum Suhl widmet sich den Militärwaffen - von alten Keulen, über Hakenbüchsen, bis hin zu Kalaschnikow-Kopien aus der DDR-Fertigung. Hier kann man echte Raritäten finden, wie das Scharfschützengewehr SSG 82 mit Kaliber 5,45 x 39 mm für die Stasi oder die Schnellfeuerpistole  "IX Parteitag" mit Kaliber 9 mm.

Jagdgewehr ausgestellt in der Vitrine
Waffenmuseum Suhl: Drilling von Christoph Funk, 1927
Eine Pistole von der Seite
Betäubungspistole Mod. "Scheintod", um 1925, ausgestellt im Waffenmuseum Suhl

Die Jagdwaffen befinden sich im "Grünen Saal". Es ist zwecklos, über diese Sammlung, wo zahlreiche Büchsen, Flinten, Armbrüste und Stockpistolen ausgestellt sind, einfach nur zu erzählen -  man muss es einfach mit eigenen Augen sehen. Allein die Tatsache, dass einige Waffen einen fünfstelligen Preis haben, spricht für sich selbst.

 

Nach dem Jagdwaffen-Saal kommt der Bereich Sportwaffen. Genauer gesagt, der Bereich Schießsport, da es sich nicht nur um Sportpistolen und -gewehre, sondern  auch um mehrere renommierte Suhler Sportler, Olympiasieger, Welt- und Europameister handelt.  

Übrigens ist Suhl eine Sportstadt und ein traditionelles Zentrum des Schieß- und   Wintersports. Nur 16 km davon entfernt, liegt Oberdorf mit der in Zentraleuropa ersten Ski-Halle, wo die deutschen Biathlon-Nationalmannschaften trainieren. Nichtdestotrotz hat diese Ski-Halle für alle Besucher geöffnet - diese Möglichkeit hat auch der Autor dieses Aufsatzes wahrgenommen.

Ebenso ist ein Schießtraining direkt im Museum möglich. Für die Besucher ist eine Lichtpunktschießanlage "IROSA" installiert, sodass jeder seine Schießleistungen testen kann und das Museum mit einem Souvenir in Form einer Zielscheibe mit seinen eigenen Leistungen verlassen kann.

Frau schießt mit Gewehr
Lichtpunktschießanlage im Museum

Im Dachgeschoss bietet das Museum Sonderausstellungen an. Derzeit ist hier die Sammlung der Prägemedaillen von Franziska Schwarzbach und dem Graveurmeister Horst Walther zu sehen.

Außerdem gibt es da die Handfeuerwaffen von diversen Firmen und Büchsenmeistern aus Suhl: J.P. Sauer & Sohn, Simson, V. Cr. Schilling, Gebrüder Merkel, Krieghoff, C.G. Haenel, Aydt, Menz, F. Jäger, Schüler, Lignose, Mann und vielen anderen. Eine solche Sammlung zu erstellen, kostet viel Mühe, da die meisten Hersteller heute nicht mehr existieren. Viel ist dem Museumsleiter Peter Arfmann, dank seiner Energie und seinem Enthusiasmus zu verdanken.

 

Zum Schluss empfehlen wir, den kleinen Museumsshop zu besuchen, der eine Auswahl an seltenen Büchern und lustigen Souvenirs für Waffenfreunde bietet. Empfehlenswert ist eine Flasche Kräuterlikör - "Suhler Waffenöl" - eine Spezialität aus dem Thüringer Wald und Erinnerung an einige faszinierende Stunden im Museum, die zweifellos keine verschwendete Zeit war.

Eine Pistole ausgestellt in der Vitrine
Waffenmuseum Suhl: Pistole Mod. IX Parteitag
Drei Gewehre ausgestellt
Made in Suhl: moderne Gewehre von C.G. Haenel im Waffenmuseum Suhl

Weitere Informationen über das Waffenmuseum Suhl sowie die Adresse und Internet-Seite finden Sie hier:


Waffenmuseum Suhl

Friedrich-König-Str. 19

98527 Suhl

Deutschland / Germany

Tel.: +49 (0) 36 81 /  74 22 18

Fax: +49 (0) 36 81 / 74 22 20

Internet: www.waffenmuseumsuhl.de

E-Mail: info@waffenmuseum.eu


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