Der SPIEGEL diffamiert den DSB in der Causa Özil – was Sie darüber wissen sollten

In seiner Kolumne „Der falsche Präsident“ im Spiegel Nr. 31, S. 10 vom 27. Juli 2018 (siehe unten) kritisiert SPIEGEL Autor Markus Feldenkirchen das Verhalten des Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Reinhard Grindel, im Umgang mit dem Nationalspieler Mesut Özil, und attestiert ihm das „Fingerspitzengefühl eines Schaufelbaggers“ mit dem Ergebnis, dass der DFB, dem „Integration und Antirassismus einst ein Anliegen“ gewesen seien, jetzt „vor einem Scherbenhaufen“ stehe. Grindel könne ja weiter Präsident sein, so Feldenkirchen abschließend, „aber bitte schön in einem anderen Verband, in dem sich weniger zerstören lässt und es inhaltlich einfach passt“. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge „wäre eine schöne Alternative. Oder natürlich der Deutsche Schützenbund“.

Der Deutsche Schützenbund verwahrt sich in aller Form gegen diese unsachliche und völlig abwegige Inanspruchnahme. Hier soll suggeriert werden, dass ein - nach Meinung des Autors - unfähiger Verbandspräsident, der wie seine Vorgänger beim Deutschen Fußball-Bund „wenig Ahnung“ von dem Sport seines Verbandes habe und das mit „aufgeplusterter Selbstherrlichkeit“ und „Eitelkeit“ verbinde, also ein Versager, zum Deutschen Schützenbund als Präsident „einfach“ passe. Es ist dies eine unglaubliche und völlig grundlose Diffamierung, die so nicht stehenbleiben kann. Wie, fragt man sich, kann ein mehrfach ausgezeichneter Journalist auf einen derart bornierten und geistlosen Zusammenhang kommen. Das macht fassungslos.

 

Der Deutsche Schützenbund ist – ganz abgesehen von seinen unzähligen sportlichen Erfolgen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen –  der viertgrößte Sportverband in Deutschland mit ca. 1,4 Millionen Mitgliedern aus allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten. In 14.000 Vereinen wird seit Jahrzehnten Breiten- und Leistungssport betrieben und eine Integrationsarbeit geleistet, die ihresgleichen sucht.

Im Jahr 2001 sagte der damalige Bundespräsident Johannes Rau über die soziale Bedeutung der Schützen und ihrer Vereine: „Die Schützen stehen gegen jede Form von politischem Extremismus, sie stehen für Toleranz und für die Zuwendung zu den Schwachen. Das Besondere an den Schützenvereinen ist, dass sie sogar denen ein Stück Heimat bieten, die nicht zu ihren Mitgliedern zählen.“ Und im Jahr 2014 hat die Deutsche UNESCO-Kommission das Schützenwesen in Deutschland in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die Begründung betont ausdrücklich die einzigartige Liberalität und Diversität der Schützenvereine: "Das Schützenwesen ist vielerorts ein wichtiger, historisch gewachsener und lebendiger Teil der regionalen oder lokalen Identität. Es umfasst eine große Anzahl von Bräuchen und Traditionen, die in Deutschland in zahlreichen unterschiedlichen Erscheinungsformen verbreitet sind. Das alte Brauchtum wird heute in der Regel im Rahmen einer Vereinszugehörigkeit von Menschen jeden Alters und Geschlechts unabhängig von religiösem Bekenntnis, sexueller Orientierung, Herkunft oder auch Behinderung ausgeübt.“ 

Der Präsident des Deutschen Schützenbundes Hans-Heinrich von Schönfels zeigte sich erschüttert angesichts des Spiegel-Kommentars. „Leute wie Feldenkirchen und solche Presseartikel in Print- und Onlinemedien sind es, das weiß ich aus vielen Gesprächen, die ich seit Wochen an der Basis mit Trainern, Vereinsvorsitzenden und Integrationsbeauftragten führe, die künstlich und offenbar mit Absicht Öl ins Feuer gießen und gewachsene Freundschaften zwischen den Mitgliedern gefährden. Bei uns trainieren Deutsche, Türken, Deutschtürken, Inder und Farbige, Muslime, Christen und Atheisten, Schwule, Lesben und Heteros, Menschen mit und ohne Behinderung ohne Probleme miteinander“, so von Schönfels. „Und wie blind muss man eigentlich sein“, so fragt er sich, „um nicht zu sehen, wie gefährlich diese Polarisierung ist.“ Von Schönfels findet es gut, dass inzwischen eine Diskussion darüber stattfinde, wie der Diskurs über Fremdenfeindlichkeit und Migration wieder (oder erstmals) in eine sachliche, menschliche Bahn geleitet werden könne. „Aber offenbar werden selbstkritische, zur Zurückhaltung mahnende Autoren in der Spiegel-Redaktion nicht gelesen oder nicht ernst genommen“.

Der Präsident des Deutschen Schützenbundes werde seit mehr als 150 Jahren von den Mitgliedern gewählt und nicht von einem „Spiegel“-Kommentator eingesetzt. „Der DSB ist der älteste Sportverband in Deutschland und war Wegbereiter der liberalen Einheitsbewegung und Pionier der deutschen und europäischen parlamentarischen Demokratie“, so Hans-Heinrich von Schönfels. „Das weiß jeder, der sich nur einmal ernsthaft mit der Sportverbandslandschaft in Deutschland, seiner Geschichte und Gegenwart, beschäftigt hat. Feldenkirchens Kommentar jedenfalls ist völlig ahnungslos und zeugt von mangelnder Recherche. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn es keine*r läse. Aber auf einem Forum wie dem gedruckten „Spiegel“ so etwas zu veröffentlichen, ist erschreckend verantwortungslos. Es tut mir leid für die Mitglieder, die hier mit diffamiert werden. Aber ich hoffe und gehe mal davon aus, dass schnellstmöglich ein Nachdenken einsetzt“.


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