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Wenn ein Ort den Ruf hat, für Geld jeden Traum zu erfüllen, dann ist das Las Vegas. Dabei ist es nicht nur der richtige Ort für Träumer, Spieler und aufstrebende Schauspieler, auch für andere Passionen findet sich hier ein Plätzchen.
Das Mekka für Waffenbegeisterte liegt ein wenig abseits des „Strip“, der weltbekannten Hauptstraße von Las Vegas mit ihren Casinos und dem Kongresszentrum mit der jährlich wiederkehrenden SHOT SHOW.
Im Norden der „Industrial Road“ befindet sich ein großes Areal das im ersten Moment eher an einen alten Schrottplatz des Militärs mit einem, in der Mitte liegenden Bunker, als an einen Schiesstand erinnert. Doch der Schein trügt. Wenn man die alten Militärfahrzeuge, Helikopter und den Sherman-Panzer sieht dann weiß man: Man hat Battlefield Vegas erreicht. Im Rahmen der SHOT SHOW Reise hat das all4shooters.com-Team die Location besucht und mit dem Chef, Ron Cheney, gesprochen.
Nun, was ist eigentlich das Unternehmen Battlefield Vegas? Zum einen ist es ein Handelsunternehmen für Waffen, Munition und Zubehör, zum Anderen ein kommerziell betriebener Schießstand. Mit dem Tochterunternehmen, Henderson Defense Industries LLC, befindet sich schließlich noch ein Waffenhersteller mit Reparaturwerkstatt unter dem Dach.
Das Hauptgebäude von Battlefield Vegas ist mit dem Verkaufsraum ausgefüllt. Von Munitionskisten bis hin zu schwerer militärischer Ausrüstung wie Artilleriegeschossen, Sprengkörpern und Raketenwerfern wird hier alles präsentiert – aber keine Sorge, es handelt sich ausschließlich um inerte Modelle. Die funktionsfähigen Waffen werden alle hinter Sicherheitsglas oder in einem separaten, verschlossenen Waffenraum aufbewahrt. Im Hauptgebäude befindet sich ebenfalls die Büchsenmacherwerkstatt, in der alle anfallenden Arbeiten ausgeführt werden können.
Eine Besonderheit von Battlefield Vegas ist, dass das Unternehmen als Händler für vollautomatische Waffen autorisiert ist.
Trotz anderslautender, europäischer Mythen ist der Besitz von vollautomatischen Waffen auch in den USA seit der Einführung des „Gun Control Act“ von 1968, im Widerspruch zum zweiten Verfassungszusatz, nicht mehr uneingeschränkt möglich. Neben horrenden Kosten sowie einer umfangreichen Registrierung und Überprüfung des Leumundes ist noch eine weitere Hürde zu nehmen. Aufgrund des „Huges Amendments“ sind alle vollautomatischen Waffen, die nach 1968 produziert wurden, vom Privatbesitz ausgeschlossen und dürfen lediglich von Behörden und als Vorführmodelle von deren Zulieferern besessen werden. Da die Zahl an vollautomatischen Waffen somit beschränkt ist, sind die wenigen erhältlichen Exemplare höchst begehrt und den Gesetzen des Marktes folgend sehr teuer. Als registrierter Händler hat Battlefield Vegas sowohl transferierbare als auch nach 1968 gefertigte Vorführmodelle vorrätig - natürlich besonders gesichert in ihrem Waffenraum.
Insgesamt lagern über 300 verschiedene Waffen in den Tresoren von Battlefield Vegas. Alle davon können von interessierten Schützen ausgeliehen und auf der hauseigenen Schießbahn ausprobiert werden. Dies macht den Stand zu der Schießanlage mit der größten Auswahl an Leihwaffen in den Vereinigten Staaten.
Natürlich hat so ein Ruf auch Nachteile, denn der beliebte Stand ist fast immer ausgebucht. Schon bei der Reservierung kann man sich für einzelne Waffen, oder aber für eines der angebotenen Pakete entscheiden, Schutzbrille und Gehörschutz sind im Preis inbegriffen. Wie auf der Website angegeben, sind auch Besuchergruppen in Battlefield Vegas stets willkommen.
Das Mindestalter für den Standbesuch liegt bei 10 Jahren (in Begleitung eines Erziehungsberechtigten), ganz ohne Begleitung ist der Zugang ab 18 Jahren möglich. Alle Besucher müssen einen Ausweis oder Führerschein vorweisen und das Mitbringen privater Waffen (auch verdeckt getragen) ist verboten. Gäste mit Reservierung werden auf Wunsch von jedem Hotel in Vegas abgeholt, natürlich stilecht in einem Militär-HMMWV mit Fahrer in passender Uniform.
Das Team von all4shooters.com war schon mehrfach in Vegas, wir hatten aber aufgrund der doch sehr ereignisreichen SHOT SHOW noch nie die Gelegenheit gehabt, Battlefield Vegas zu besuchen. Dank der großzügigen Einladung des Inhabers, Ron Cheney, hatten wir jedoch im Januar 2014 die Chance einen Blick hinter die Kulissen von Battlefield Vegas zu werfen, auch wenn wir gleich am nächsten Morgen nach Europa fliegen mussten. Also wurden wir am späten Nachmittag eines grauen Januartages von unserem Hotel in einem alten Militärfahrzeug abgeholt und ins Heiligtum der Waffenbegeisterten gebracht.
Vor Ort angekommen wurden wir von Ron Cheney persönlich empfangen.
Er führte uns durch das gesamte Areal und wir bekamen auch die vorher erwähnten Strukturen zu sehen, die dem normalen Besucher verschlossen sind: Insbesondere die Werkstatt und den als „Fort Knox“ bezeichneten Tresorraum. In der Werkstatt hatten wir auch ein kurzes Gespräch mit den dort beschäftigten Büchsenmachern, denen die Ablenkung sichtlich willkommen war. Wir diskutierten über die persönlichen Präferenzen bei geführten Waffen, sprachen über einige der dort liegenden Projekte, z.B. ein Arisika Typ 99 mit intakter „Mum“ und eines der persönlichen Steckenpferde der Werkstatt, die Entwicklungsgeschichte der Rhino-Revolver.
Als es an die Besichtigung der Sammlung ging waren wir kaum zu halten. Von klassischen und kaum noch zu findenden Waffen wie Bergmann und Sten MkII Maschinenkarabinern, Madsen und Carl Gustav Maschinenpistolen bis hin zu einer Vielzahl von leichten und schweren MGs aus allen Epochen der Entwicklung waren alle automatischen Waffen der Geschichte vertreten. Uns wurden auch die Kronjuwelen der Sammlung vorgeführt. Eine Browning M1919-A6 in 30-06 mit kurzem Lauf, scherzhaft auch „das Biest“ genannt sowie eine voll funktionsfähige M134D Minigun, die aus Sicherheits- und Verschleißgründen nur mit Kurzbahnmunition und Plastikgeschossen betrieben wird.
Wenn man diese Sammlung betrachtet, so wird schnell klar, warum Battlefield Vegas recht hohe Preise für seinen Stand fordert. Diese Waffen funktionsfähig zu halten und Verschleißteile zu ersetzen ist keine leichte Aufgabe. Ersatzteile gibt es oftmals nicht und von der Feder bis zum Verschlussträger muss alles in Handarbeit hergestellt werden.
Als wir schließlich aus „Fort Knox“ herauskamen, hatten wir unsere doch sehr umfangreiche Auswahl an Testwaffen getroffen: PM-63 RAK, Zastava M56, Hotchkiss, Thompson M1 und eine schallgedämpfte MAC-10, ein FN SCAR-H Gewehr und ein STK SAR21 bull-pup Sturmgewehr aus Singapur. Schließlich kamen noch eine MPiK-69 der NVA, ein Mg15 und einige andere klassische Maschinengewehre des 1. Und 2. Weltkrieges hinzu. Abschließend mussten noch die beiden Kronjuwelen der Sammlung mitkommen - wobei die Minigun bereits fertig aufgebaut und lafettiert auf einer der Bahnen auf zahlende Kundschaft wartete.
Für seine eingeladene Gäste wollte sich Ron nicht lumpen lassen und hatte uns ausreichend Munition zur Verfügung gestellt. Einige Waffen wurden zwar nur mit einem Magazin ausgegeben, dies war aber eher der Knappheit der Magazine geschuldet und wir hatten immer genug Munition zum Nachladen.
Die Standaufsicht, die die Waffen vorbereitete und unser Schießen beobachtete, war eine angenehme Abwechslung zu deutschen Ständen. Wenn man das griesgrämige Geschnauzte eines älteren Herren gewohnt ist und als Gast maximal mit der ältesten, klapprigsten .22lr Einzelladerwaffe spielen darf, dann kommt man sich in Battlefield Vegas mit den freundlichen, zuvorkommenden Angestellten wie auf einem anderen Stern vor.
Der Stand selbst ist auf Sicherheit ausgelegt. Die 12 Bahnen mit jeweils 20m sind großzügig bemessen und verhindern effizient Abpraller und Querschläger.
Die Belüftung ist hervorragend, so dass man keine Dämpfe und Gase einatmet und auch die Beleuchtung ist mehr als ausreichend. Das Personal selbst achtet auch ständig auf Sicherheit, ist aber dabei sehr verständnisvoll und nicht unhöflich oder gar ausfallend, wenn einmal das Verhalten eines Gastes korrigiert werden muss.
Alles in Allem ist es der ideale Stand, um einmal vollautomatische Waffen in einer entspannten Atmosphäre auszuprobieren.
Wir möchten uns zum Abschluss des Artikels noch einmal in aller Form bei Ron Cheney für die großzügige Einladung bedanken. Wir haben wirklich viel Spaß gehabt und werden sicherlich wiederkommen.
Wenn jemand unserem Beispiel folgen möchte und in Las Vegas statt dem Rattern der Spielautomaten einmal ein anderes Geräusch vernehmen möchte, der sollte während seines Aufenthaltes in der Stadt der Sünde einmal bei Battlefield Vegas vorbeischauen.
Ob einzeln oder als Gruppe, ob mit oder ohne Reservierung, es lohnt sich allemal und wird mit der bevorstehenden Erweiterung des Geländes sicherlich noch viel interessanter. Bitte bedenkt nur, der Fahrdienst benötigt eine Reservierung und der Stand ist oftmals stark besucht - eine Voranmeldung kann daher nie schaden.
Die Kontaktdaten sind:
Battlefield Vegas
2771 Industrial Road
Las Vegas, NV - 89109 U.S.A.
Phone: +1-(702)-566-1000
Questions: info@battlefieldvegas.com
Reservations: reservations@battlefieldvegas.com
Website: www.battlefieldvegas.com