Nur wer persönlich IPSC/Action-Matches bestritten hat, weiß, dass jeder noch so kleine Fehler (wie zum Beispiel eine erneute Körperausrichtung in der Schießposition, das Suchen von Zielmedien oder eine Visierbild-Korrektur) Zeit, Punkte und somit Ranglistenplätze kostet. Die „Ökonomie der Bewegung“ gepaart mit traumwandlerisch-sicherer Waffenhandhabung machen erfolgreiche IPSC-Schützen aus.
Wir beleuchten die bereits vor Tagen auf all4shooters veröffentlichten Resultate der 1.237 Wettkämpfer (von ursprünglich gemeldeten 1.345 Teilnehmern) des „WS XVII“ in den fünf Waffenklassen:
- Production („Dienstpistolen“ in 9 mm Luger mit Spannabzug, maximal 5“/127 mm-Lauflänge und mechanischer Visierung),
- Standard (vorwiegend Matchpistolen des 1911/2011 „High Capacity“ Typs in .40 S&W mit Single Action-Abzug mit 5“-Lauf und Kimme und Korn, die in einen Kasten mit den Maßen: 245 mm L x 150 H x 45 mm B passen müssen),
- Open (überwiegend ausgereizte Matchpistolen auf 1911/2011 Hi-Cap-Basis in 9x19, .38 Super Auto mit Single Action-Abzug mit Kompensator-Lauf und Leuchtpunktvisier),
- Classic (1911er-Urtyp in 9x19 oder .40 S&W mit Single Action-Abzug, 5“-Lauf, mechanischer Visierung) sowie
- Revolver (meistens typischer S&W-Revolver in .357 Mag. oder .45 ACP mit Spannabzug, 6“-Lauf, mechanischer Visierung). Betrachtet wird hier nur die Overall-Wertung der Schützenklasse ohne Berücksichtigung der weiteren Kategorien wie Junioren, Ladies, Senioren, Super Senioren und Teams - auch aus deutscher Sicht.
Hitliste
In der Production Division (379 Starter) setzt sich - wie erwartet - der weltmeisterliche Franzose Eric Grauffel (und somit Europa) durch. Auf Platz Zwei und Drei folgen die Amerikaner JJ Racaza und Ben Stoeger. Bester Deutscher ist Arne Lentz mit 71,1229% auf dem 92. Platz. Gerade in dieser teilnehmerstärksten Klasse scheinen wir derzeit schwach aufgestellt zu sein.
In der Open Division (367 Starter) gewinnt der US-Amerikaner Max Michel, dicht auf, US-Topschütze Shane Coley mit nur zwei Punkten (!) weniger auf dem zweiten Rang. Platz Drei belegt der Australier Brodie McIntosh. Bester Europäer wird Emile Obriot aus Frankreich mit einem fünften Platz. Weitere bekannte Topschützen aus Europa entdeckt man auch weit vorne: Martin Kamenicek aus Tschechien (6. Platz), Jorge Ballesteros aus Spanien (9. Platz) oder Saul Kirsch aus Holland (10. Platz). Bester Deutscher wird Nils Nothnagel mit 89,6225% auf dem 22. Rang.
In der Standard Division (348 Starter) kann sich der US-Amerikaner Nils Jonasson vor seinen Landmännern Bob Vogel und Dave Sevigny durchsetzen. Bester Europäer ist der Spanier Juan Carlos Jaime Diaz auf dem vierten Platz. Der beste deutsche Schütze in dieser starken Klasse heißt Gregory Midgley mit einem 11. Platz und 91,3522%.
In der jungen Classic Division (97 Starter) entdeckt man gleich zwei wahre amerikanische IPSC-Pioniere und somit Senior-Schützen im fortgeschrittenen Alter auf den Plätzen Eins und Drei. Das beweist: Erfahrung ist einfach nicht zu schlagen! Denn frischer Weltmeister ist kein Geringerer als der mittlerweile 53-jährige, hoch dekorierte Champion Robert Leatham und den Bronze-Platz auf dem Siegertreppchen erkämpft sich Todd Jarrett. Dazwischen auf dem zweiten Rang gelandet ist der Philippine Edward Rivera. Bester Europäer auf Platz Fünf: Eduardo Buticchi aus Italien. Einziger deutscher Starter in dieser Waffenklasse ist Marijan Loch, der sich mit 81,4992% einen soliden 18. Platz ergattert.
Kommen wir abschließend zur mit gerade einmal 46 Startern übersichtlichsten Waffenklasse in Gestalt der Revolver Division. Den Weltmeistertitel erkämpft sich hier Ricardo Lopez aus Ecuador, Vizeweltmeister ist Josh Lentz aus den USA und der dritte Rang geht an Phillipp Chua von den Philippinen.
Hier erreichen wir Germanen unser bestes Einzelresultat mit einem hervorragenden (und dennoch „undankbaren“) vierten Platz von Sascha Back mit 94,9025%.
Gratulation von all4shooters!
Klassenunterschiede
Um heutzutage an der Weltspitze im dynamischen IPSC-Schießen mitmischen zu wollen, bedarf es eines unglaublichen (finanziellen und zeitlichen) Aufwands bei Ausrüstung, Training und Wettkampfvorbereitung, den viele deutsche Schützen im Vergleich beispielsweise zu den US-Semi-Profis, die oftmals hauptberuflich in der Waffenwelt tätig sind, einfach nicht betreiben können.
Nur mal so als Augenöffner: Der Franzose Julien Boit, Achter in der „Classic Division“, trainierte vier Wochen vor dem WS XVII mit 15.000 Schuss äußerst intensiv, eine Schusszahl, die oftmals ungefähr der Jahresration eines fleißig trainierenden, deutschen IPSC-Spitzenschützen entspricht. Hinzu kommen deutliche Unterschiede im Parcoursaufbau in Europa/Deutschland und den USA, so dass „Einheimische“ auf dem WS XVII in Florida eben auch einen „Heimvorteil“ genossen.
Nicht umsonst reiste Eric Grauffel im Vorfeld mehrfach zu Matches auf der WM-Schießanlage, um sich vor Ort perfekt „akklimatisieren“ zu können. Ganz nebenbei macht man sich so auch direkt mit den speziellen Lichtverhältnissen mit stärker ausgeprägtem Licht-/Schattenspiel auf dem Outdoor-Schießstand vertraut, was gerade für Schützen, die eine Waffe mit mechanischer Visierung schießen, ungemein wichtig sein kann. Unter Berücksichtigung dieser Umstände ist das Abschneiden der deutschen WM-Teilnehmer aller Ehren wert.