Nicht nur, dass die am Wochenende vom 08. bis 10. Mai 2015 abgehaltene deutsche IPSC Rifle Meisterschaft ein rundes Jubiläum feiern durfte. Obendrein verzeichnete sie mit insgesamt 172 Startern aus Deutschland, Norwegen, Tschechien, Frankreich, Österreich und der Schweiz einen Teilnehmerrekord; hierbei starteten 145 Schützen in der Open Semi-Auto Division und 27 Schützen in der Standard Semi-Auto Division. Im Vorfeld gingen die Veranstalter bereits von einem recht hohen Andrang aus, weshalb die Anmeldung zunächst nur für BDS Mitglieder freigeschaltet wurde. Und sie sollten auch nicht enttäuscht werden. Bereits nach wenigen Minuten war das Match hoffnungslos ausgebucht.
Für das Stage-Design auf der BDS Schießanlage im baden-württembergischen Philippsburg war Markus Wohlmuth verantwortlich. Der Bundessportleiter Langwaffe bauten zwölf Übungen mit einer Mindestschusszahl von 218 auf. Mit Blick auf die mit riesigen Schritten näher kommende Europameisterschaft im dynamischen Gewehrschießen nach den Regeln des Weltverbandes International Practical Shooting Confederation (IPSC) ließ er es sich nicht nehmen, ein überaus anspruchsvolles und technisch forderndes Match zu gestalten.
Neben Entfernungen von drei bis 300 Metern wurde von den Teilnehmern auf den sechs Short-Courses, vier Medium-Courses und zwei Long-Courses nahezu die volle Bandbreite an Schießfertigkeiten abverlangt. Nur hinsichtlich der verwendeten Zielmedien wurde etwas Zurückhaltung geübt. So wurde gänzlich auf die Verwendung von A3 bzw. A4 Scheiben verzichtet – lediglich auf einem der Long-Courses wurden zwei Wurfscheiben eingesetzt. Ansonsten wurde nur auf Classic und Mini Classic Scheiben sowie Stahlscheiben in unterschiedlichen Größen zurückgegriffen.
IPSC Rifle: Viele Wege führen zum Ziel
Auf dem 300-Meter-Schießstand war in diesem Jahr lediglich ein Medium-Course aufgebaut. Dabei waren von zwei Pritschen liegend zwei Classic Scheiben auf weniger als zehn Meter, acht Stahlplatten auf 250 Meter und vier weitere Classic Scheiben auf 300 Meter zu beschießen.
Die wohl anspruchsvollsten Stages fanden sich wieder einmal auf den vier 200-Meter-Ständen. Hier tummelten sich im Entfernungsbereich von 50 bis 200 Meter Mini Targets, Classic Targets, rechteckige Stahlplatten und jede Menge Popper. Auch wenn in der Mehrzahl der Stages die Möglichkeit bestand, die Waffe anzustreichen oder aufzulegen, musste andernorts unweigerlich stehend freihändig geschossen werden.
Apropos angestrichene Schießposition: Neben den diversen Anschlagstechniken beim Anstreichen der Waffe war interessant zu beobachten, dass die Topplatzierten in der Open Semi-Auto Division größtenteils versuchten, das Anstreichen zu vermeiden und stattdessen lieber überlange Zweibeine nutzen oder gleich liegend schossen.
Auf den 25-Meter-Ständen ging es dann wieder etwas dynamischer zu, wobei zwei Parcours eher zu Akrobatikeinlagen mutierten. So mussten bei einer Übung von einer Pritsche durch eine sehr niedrige Öffnung halbe Classic Scheiben in beiden Seiten- und im Hauptkugelfang beschossen werden. Insbesondere die letzten Scheiben im Seitenkugelfang machten es hierbei erforderlich, sich fast auf den Rücken zu drehen, um die Ziele noch aufnehmen zu können.
Die andere Übung war dem Hörensagen von einer Stage beim diesjährigen Bükk Mountain Rifle Open Match inspiriert und wird so auch bei der kommenden Europameisterschaft erwartet. Bei dieser Stage konnten die Ziele – allesamt Classic Targets – nur durch zwei extrem schmale, diagonale Öffnungen beschossen werden. Die Schlitze waren dabei so schmal, dass die Waffe fast unweigerlich verkantet werden musste. So mancher Schütze erlebt hier sein blaues Wunder und hatte buchstäblich ein Brett vor dem Kopf beziehungsweise seinem Visier.
Wie auch in den Vorjahren gehörten die Stages auf den beiden 50-Meter-Ständen zu den Highlights der DM IPSC Rifle. Sie dürften zu den dynamischsten Übungen gehören, die die IPSC Region Deutschland im Bereich des dynamischen Gewehrschießens zu bieten hat. Die Teilnehmer kamen hier also noch einmal richtig auf ihre Kosten. Neben jeweils zweier durch Trittplatten auszulösenden Pendel, unterschiedlichen Schießentfernungen von 3 bis 50 Metern, einer Vielzahl von Schießpositionen und längeren Laufwegen, boten beide Stages obendrein diverse Lösungswege. So war auch taktische Gespür gefragt.
Die Waffen der DM IPSC-Rifle
Hinsichtlich der eingesetzten Waffen ist es schon fast mühselig zu erwähnen, aber beim dynamischen Büchsenschießen ist und bleibt das AR-15 mit direktem Gasdruckladesystem das Maß der Dinge. Andere Selbstladegewehre sind – wenn man sie denn überhaupt sichtet – allenfalls eine Randerscheinung. Dem Autor ist bei der diesjährigen DM lediglich ein SIG 550 erinnerlich. Hinsichtlich der weiteren Ausstattung gleichen sich die Gewehre der Teilnehmer in der Open Semi-Auto Division zunehmend. Derzeit könnte ein "Lastenheft" für ein Gewehr in der Open Semi-Auto Division wie folgt aussehen: AR-15-System mit 16,75"-18" Lauf, freischwingender Handschutz in 15" Rifle Length, Aufnahmemöglichkeit für ein Zweibein, Kompensator/ Mündungsbremse, leichtgewichtigerer Verschlussträger (sog. "Low Mass Bolt Carrier"), verstellbare Gasentnahme, variables Zielfernrohr mit einfacher Vergrößerung und optionalem Rotpunktvisier als Sekundäroptik. Bei den Magazinen erfreuen sich Magazinverbinder (zweifach oder dreifach) großer Beliebtheit.
Einen eigenen Weg haben hier die bestens bekannten Topschützen Gregory Midgley und Patrick Kummer eingeschlagen. Sie haben im Match auf das Ultimag 10 Schuss Pentagon Magazin Kit von FAB Defense gesetzt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Magazinverbindern (etwa den erstklassigen XMAG Kopplern von Claus Rothweiler), bei denen die Magazine nebeneinander sitzen, sind beim Pentagon Kit fünf Magazine sternförmig um einen Verbinder angeordnet.
Die kompletten Gesamtergebnisse in allen Waffen- und Schützenkategorien sowie Resultate jeder einzelnen Übung der deutschen IPSC Rifle Meisterschaft 2015 findet man im Internet unter: www.ipsc-dm.de
Ergebnisse der IPSC DM Rifle 2015
Open Semi-Auto
1. | 100,00 % | 932,3811 Punkte | Markus Husterer | GER |
2. | 99,50 % | 927,6979 Punkte | Christian Holzapfel | GER |
3. | 94,06 % | 876,9666 Punkte | Siegbert Papzien | GER |
4. | 92,81 % | 865,3443 Punkte | Patrik Kirsch | GER |
5. | 92,51 % | 862,8539 Punkte | Sascha Back | GER |
6. | 91,32 % | 851,4487 Punkte | Stephan Lehman | GER |
7. | 90,98 % | 848,3122 Punkte | Patrick Bieri | SUI |
8. | 90,92 % | 847,7018 Punkte | Gregory Midgley | GER |
9. | 88,87 % | 828,5823 Punkte | Thomas Risse | GER |
10. | 88,23 % | 822,6452 Punkte | Oliver Damm | GER |
Standard Semi-Auto
1. | 100,00 % | 949,5964 Punkte | Oliver Spoerner | GER |
2. | 98,73 % | 937,5755 Punkte | Georg Gonglach | GER |
3. | 97,28 % | 923,7721 Punkte | Sverre Idland | NOR |
4. | 83,46 % | 792,5320 Punkte | Jochen Richter | GER |
5. | 81,51 % | 774,0486 Punkte | Werner Wieder | GER |
6. | 80,60 % | 765,3692 Punkte | Bastian Hintz | GER |
7. | 78,39 % | 744,4194 Punkte | Max Baumann | GER |
8. | 74,90 % | 711,2270 Punkte | Patrick Bull | GER |
9. | 69,95 % | 664,2290 Punkte | Tilo Fickinger | GER |
10. | 66,53 % | 631,7245 Punkte | Stefan Hager | GER |
Teamwertung Open Semi-Auto
1. | 2643,2172 Punkte | Team Kahles |
2. | 2554,6433 Punkte | Team Odin |
3. | 2377,1221 Punkte | IRONHANDS |
4. | 2278,3166 Punkte | Heckler & Koch |
5. | 2264,9570 Punkte | TRG-Berlin |