Test: ZCO ZC420 und ZCO ZC527 − wie gut sind die Zielfernrohre des neuen Herstellers Zero Compromise Optic aus Österreich?

ZCO-Zoomring
Die aktuelle Vergrößerung lässt sich bei ZCO sowohl hinter der Waffe als auch von oben gut durch die schräge Anbringung ablesen. Der Stellring hat zudem eine (hier nach oben zeigende) Nase zum besseren Greifen.

Nein, Zero Compromise Optic GmbH (ZCO) aus dem österreichischen Margarethen am Moos kennen die meisten Sportschützen wohl nicht – noch nicht. Dies liegt vor allem daran, dass Marke und Werk sowie erste Produkte erst 2018 auf der SHOT Show und 2019 auf der IWA vorgestellt worden sind. Neu heißt aber nicht unerfahren, blicken die Macher hinter ZCO doch auf jahrzehntelange Praxis bei den Optikfirmen KAHLES und LEICA zurück. Bei ihren Zielfernrohren hat sich ZCO die Vorgabe gesetzt, mit allen optischen Belangen wie Lichttransmission, Auflösung, Mechanik und Verstellbereich Oberliga-Niveau zu erreichen. Somit sind die Optiken im Premium-Segment speziell für Sportschützen entwickelt worden. Um den selbst gesteckten, sehr hohen Zielen zu genügen, kommen alle Zielfernrohr-Metallteile aus Österreich, die Linsen bezieht ZCO von namhaften Herstellern. Die wichtigste Frage vorab: Halten die Optiken, was sie versprechen? 

Aktuelle Varianten und Ausstattung der Optiken von ZCO:

ZCO ZC527 (oben) und ZCO ZC420
Beide Modelle aus der ZCO-Familie haben ein Mittelrohr von 36 mm Durchmesser, in der Gesamtlänge unterscheiden sie sich aber um 62 mm.

Zum Ausprobieren standen die beiden verfügbaren Modelle ZC420 und ZC527 bereit. Dabei gibt die erste Ziffer Auskunft zu der Minimalvergrößerung und die beiden letzten Ziffern benennen die Maximalvergrößerung. Folglich handelt es sich beim 420 um das kleinere und beim 527 um das größere Glas. Beide Modelle bilden das Absehen objektivseitig in der ersten Bildebene (1. BE) ab. Das führt dazu, dass das Absehen unabhängig von der Vergrößerung immer die gleiche Zielfläche verdeckt. 

Der Kunde kann aus 3 Absehen namens MPCT 1, MPCT 2 und MPCT 3 wählen, alle 3 vor allem zum Distanzschuss im freien Gelände ausgelegt. Das MPCT 1 ist ein beleuchtetes Mil-Dot-Absehen mit einem Strichabstand von 0,2 mil beziehungsweise 0,1 mil, sprich: 2 respektive 1 cm auf 100 m Distanz. Auch das MPCT 2 zeigt sich als beleuchtete Mil-Dot-Version, wobei die untere Vertikalachse als sogenannter Tannenbaum ausgelegt ist. Damit lässt sich die Winddrift präzise ermitteln, also der tatsächliche Geschosseinschlag in Abweichung zum eigentlichen Haltepunkt. Die Strichabstände betragen 0,2 mil. Somit kann man bei bekannter Distanz Zielgrößen oder umgekehrt bei bekannter Zielgröße die Entfernung genau berechnen. Wer geübt ist, kalkuliert damit zudem die Zielgeschwindigkeit bei Querfahrt. Das beleuchtete Absehen lässt sich durch Dimmen den jeweiligen Lichtverhältnissen anpassen. Als Automatic Illuminating Management (AIM) bezeichnet, schaltet das System via Neigungssensor die Beleuchtung ab, sobald sich die Zielfernrohr-Achse über 75 Grad nach oben/unten und über 45 Grad zu den Seiten bewegt. Das MPCT 3 hätte auf der IWA 2020 Premiere feiern sollen und ist ganz neu im Bunde. Es hat die gleiche Basis wie die beiden anderen Absehen, wobei in die Entwicklung des MPCT 3 zahlreiche Detailverbesserungen einflossen. So soll ein neuartiges Punktmatrixdesign dem Schützen eine erleichterte Höhen- und Seitenleitwertskorrektur ermöglichen. In der oberen Hälfte des Sichtfeldes findet sich ein "Trichter" aus 2 Messskalen, mit diesem fortschrittlichen Konzept zur schnellen Entfernungsmessung soll die Leistungsfähigkeit der ZCO-Zielfernrohre nochmals gesteigert werden.  

ZCO-Stelltürme
Der linke Stellturm nimmt bei jedem der beiden ZCO-Zielfernrohre die Parallaxeverstellung und die Beleuchtungsstärkeeinstellung auf.

Ambitionierten Weitdistanzschützen dürfte bei dem Duo der sehr große vertikale Verstellbereich von 35 mil oder 350 cm auf 100 m begeistern. Für die Seite gibt es sehr komfortable 20 mil. Um jeweils den Seiten- und Höhenturm verstellen zu können, ziehe man zuerst die Drehkappe nach oben. Das gibt die Mechanik frei. Dieses Konzept verhindert ein versehentliches Verstellen durch Kleidung oder Hängenbleiben. Die Klickverstellung beträgt 1 cm oder 0,1 mil. Den gesamten vertikalen Verstellbereich ermöglichen damit etwas mehr als 2 komplette 360-Grad-Drehungen. Ein ausfahrender Stift zeigt an, in welcher Einstellebene sich die Mechanik befindet. Clever umgesetzt hat ZCO die Beschriftung der Vergrößerungsziffern. Diese befinden sich auf einem angefasten, nach hinten angeschrägt ausgeführten Ring. Somit lassen sie sich sehr gut von der zielenden Schießposition und auch von oben ablesen. Bei Distanzwechsel verstellt man die Türme entgegen dem Uhrzeigersinn (counter clockwise). Genauer gesagt: Mit zunehmender Distanz zum Ziel wird der Höhenturm somit von oben gesehen gegen den Uhrzeigersinn justiert.

Die technischen Daten der Zero Compromise Optic Zielfernrohre:

Modell:ZCO ZC420ZCO ZC527
Preis:3.570,- Euro3.740,- Euro
Objektivdurchmesser:50 mm56 mm
Länge:325 mm387 mm
Mittelrohrdurchmesser:36 mm36 mm
Absehen:MCPT 1+2MCPT 1+2
Klickverstellung:0,1 mil0,1 mil
Max. Höhenverstellung:35 mil35 mil
Max. Seitenverstellung:20 mil20 mil
Parallaxe-Einstellung:25 m - ∞25 m - ∞
Gewicht:986 g1.075 g
Okulare ZCO ZC527 (links) und ZCO ZC420
Mittels schnell arretierendem und griffi gem Dioptrien-Stellring lässt sich die Sehstärke am Okular jedes der beiden Gläser fein justieren.

Mit den ZCO-Zielfernrohren auf dem Schießstand − wirklich keine Kompromisse?

Man kann nun bei optischem Gerät auf die wissenschaftlich messbare optische Leistungsfähigkeit Wert legen, sieht sich dann aber einer komplexen Messarbeit gegenüber, vom notwendigen hohen apparativen Aufwand gar nicht zu reden: Die hier wichtigen Parameter lassen sich nur von optischen Laboren messen und dokumentieren. Das betrifft etwa die Lichttransmission, sprich: wie viel Prozent des im Objektiv einfallenden Lichtes am Okular wieder austreten – ZCO nennt für beide Gläser übrigens 92%. Und es gilt für die Auflösung oder die Randschärfe, auch chromatische Aberration genannt. Wie gesagt: Kann man machen – und erhält doch nur eine bruchstückhafte Auskunft zur Praxistauglichkeit. "Grau is‘ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is‘ auf‘m Platz", wissen nicht nur Fußballer wie der legendäre Mittelstürmer und spätere Trainer Adi Preißler. Im übertragenen Sinn heißt das hier, dass sich die ZCO-Zielfernrohr erst bei der gründlichen Begutachtung durch die Tester und dann an der Feuerlinie bewähren müssen.

Höhenverstellung bei ZCO
Die Höhenverstellung beträgt jeweils 35 mil oder 350 wcm. Mit etwas mehr als 2 Umdrehungen steht der Bereich zur Verfügung. Ein ausfahrender Pin zeigt die Einstellebene an.

Erster Eindruck: sehr sauber gearbeitet, mit Blick auf Details, etwa das erwähnte Sicherheits-Feature mit dem Hochziehen der Turm-Drehkappen. Auch gefällt die Mattierung am Korpus. Sie ist reflexmindernd und erleichtert die Montage, indem sie den Ringen mehr Grip bietet. Dann der Blick hindurch und im Fall des ältesten der Tester jedes Mal der Griff zum Dioptrienstellring: gut zu greifen, schnell bedienbar. Danach: messerscharfes Bild, helle Farben bei klaren Kontrasten, keine – zumindest von den Augen der Prüfer – als störend bemerkten Farb- und Randsäume. Auch die Bedienbarkeit gefiel: Die Elemente zeigten sich mit Blick auf intuitives Benutzen arrangiert. Ihre Rastung entsprach dem, was die Amerikaner als "crisp" bezeichnen, war also markant und akzentuiert. 

ZCO ZC527 auf ERA-TAC-Montage
Um der Montage, hier eine ERA-TAC mit verstellbarer Vorneigung, mehr Halt zu bieten, wurde bei beiden ZCO-ZFs der Aluminiumkorpus vor dem Eloxieren glasperlengestrahlt.

Dann das Einstellen an sich – hier der Blick auf die Parallaxefreiheit. ZCO graviert bei beiden Modellen das Parallaxerad mit den Entfernungen 25, 30, 40, 50, 100, 150, 200, 250, 300, 500, 800 m und Unendlich. Zudem kennzeichnet jeweils ein Strich die vollen hunderter Werte. Das folgt gängiger Sitte, die meisten Hersteller versehen ihre Türme mit Distanzangaben. Hier nun Grundsätzliches zu diesem Parameter: Kennt ein Schütze die Entfernung zu seiner Zielscheibe, weiß aber nur rudimentär Bescheid über das Zielfernrohr-Bedienen, wird er meist diesen Wert wählen. Die Parallaxefreiheit hängt jedoch nicht nur von der Distanz, sondern auch von meteorologischen Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur ab. Folglich kann es vorkommen, bei einer Distanz von etwa 300 m am entsprechenden Stellrad einen Wert von 500 oder gar 700 m einstellen zu müssen, um tatsächlich ein parallaxefreies Bild zu erhalten. Die eingravierten Ziffern sollten somit nur als grober Richtwert gelten. Die parallaxefreie Feineinstellung erfolgt mittels des Auges. Das Zielbild muss absolut scharf sein. Und beim Auf-, Ab-, Rechts- und Links-Bewegen der Augenposition darf das Fadenkreuz nicht wandern. Das war bei den ZCOs gegeben: Bei Check der Parallaxe konnten die Tester auf Abstände von 30 bis 500 m jeweils ein klares, scharfes Zielbild am Parallaxerad herstellen. 

STL Hunter C2 mit ZCO ZC527 und ZCO ZC420 auf RWS-Munitionspackung
Die Repetierbüchse STL-Hunter C2 lieferte mit der Patronensorte RWS Target Elite Plus auf 100 m Schussentfernung reproduzierbare Streukreise von maximal 15 mm Durchmesser.

Zur Qualität der Verstellmechanik gibt es einen so sinnvollen wie einfachen Prüfschritt: den Box-Test. Für den braucht man mit 25 Patronen auch nicht viel Munition. Man schießt Waffe und Zielfernrohr auf beliebige Distanz ein, hier 100 m. Danach schießt man sozusagen die geometrische Figur eines Quadrates, eben den Box-Test: zuerst eine Fünfergruppe bei gleichem Haltepunkt. Dann ändert man die Höhe an ihrem Stellturm um eine bestimmte Klick-Zahl, hier 20 Rastungen. Nächste Fünfergruppe. Das wiederholt man, bis eine Verstellung mittels Höhen- und Seitenstellturm um jeweils 20 Klicks nach oben, rechts, unten und abschließend wieder nach links stattgefunden und man die jeweiligen Gruppen geschossen hat. Der Clou dabei: Die letzte Fünfergruppe sollte deckungsgleich auf der ersten liegen. Mit einem Lineal misst man nun den Abstand des mittleren Treffpunktes der einzelnen Gruppen zueinander aus. Bei einer Klickverstellung von 0,1 mil oder 1 cm sollte der direkte Abstand der Gruppen zu obigem Beispiel zirka 20 cm betragen. Dieser Test wird natürlich umso genauer und aussagekräftiger, je besser die Kombination aus Waffe und Munition schießt. all4shooters.com bediente sich daher einer STL-Repetierbüchse Hunter C2 mit Carbon-Schäftung und der Match-Munition 168 grs Target Elite Plus von RWS. Diese lieferte aus der STL Fünferstreukreise zwischen 12 bis 15 mm. Das Vermessen der geschossenen Box ergab einen Abstand der einzelnen Gruppen von 194 bis 202 mm zueinander: hervorragend. 

Schutz der ZCO-Türme
Zum Einstellen der ZCO-Zielfernrohre muss man Höhen- respektive Seitenturm ein Stück nach oben oder zur Seite ziehen. Dies verhindert, dass man das Glas durch ungeschicktes Hantieren versehentlich verstellt.

Mit zunehmender Schusszahl mag es vorkommen, dass sich die Mechanik setzt. Dabei können nach der spanenden Fertigung zurückgebliebene Mini-Grate abbrechen und sich in die Einstellmechanik oder die Lagerung der Stellspindeln und -zahnkränze setzen. Daher unterzogen die Tester das große ZC527 einem bislang einmaligen Härtetest – sozusagen als Überbau eines 1000-Schuss-Dauertestes, der Unterbau war das SIG Sauer MCX Virtus. Nach der 1000er Tortur montierten die Prüfer das ZCO wieder auf die STL-Hunter C2 und wiederholten mit der RWS Target Elite Plus den Box-Test. Das Ergebnis war wenig spektakulär. Die Abstände zwischen den Gruppen hatten sich nur um wenige Millimeter, jedoch um deutlich weniger als ein Klick geändert. Besser geht es nicht! 

Test-Fazit: Sind die neuen Premium Zielfernrohre ZCO ZC420 und ZC527 zu empfehlen?

Importeur und Großhändler RUAG Ammotec empfiehlt unverbindlich einen Preis von 3.570,- Euro für das ZC420 und von 3.740,- Euro für das ZC527. Damit spielt das Duo in der Zielfernrohr-Oberklasse. Auch in dieser Liga werden die erwartbaren, sehr hohen Qualitätsansprüche an Funktionalität, Bedienerfreundlichkeit sowie optische und mechanische Leistung voll erfüllt. Es kommt nicht allzu oft vor, dass vollmundige Herstellerversprechen voll umfänglich zutreffen. ZCO ist dies jedoch mit beiden Test-Zielfernrohren auf beeindruckende Weise gelungen. Daher können wir ambitionierten Sportschützen und Long-Range-Fans den Kauf klar empfehlen. 


Mehr zu ZCO ZC420 und ZCO ZC527 erfahren Sie auf der Homepage von Zero Compromise Optic.

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