Im ersten meiner Artikelreihe über das Zero Compromise Optic ZC527 habe ich mich den grundsätzlichen Eigenschaften und technischen Daten der Zieloptik aus Österreich gewidmet. Wenn ihr noch einmal nachlesen möchtet, findet ihr den ersten Teil des Langzeittests des ZC527 Zielfernrohrs hier.
Im zweiten Teil habe ich mir die Montage des ZC527 vorgenommen und gezeigt, was es in Sachen Grundeinstellung alles zu beachten gilt.
Im dritten Teil meines Langzeittests ging es mit dem Zero Compromise Optic ZC527 an die frische Luft: Auf 1.500 Meter habe ich die Darstellungsqualität der Optik unter freiem Himmel in Augenschein genommen und sie mit anderen Premium-Zielfernrohren verglichen.
In diesem Teil begebe ich mich fürs Einschießen an einen ganz besonderen Ort: Ich zeige die sorgfältige Anpassung des Zielfernrohrs an meine Cadex CDX-50 Tremor in Kaliber .50 BMG – schließlich hat man nicht überall die Gelegenheit auf 500 Meter zu gehen wie im Stolln Rosenberg 1 in Marienberg.
Vierter Teil des Langzeittests: Anpassung und Einschießen
Vor dem Start kurz ein paar Worte zur Schießanlage Stolln Rosenberg 1: Es handelt sich hierbei um einen ehemals geplanten Wasserüberleitungsstolln für einen Stausee. Dieser war jedoch niemals fertiggestellt worden und ist heute ein 500-Meter-Schießstolln. Die Schreibweise Stolln ist übrigens korrekt, es handelt sich um die ortsübliche bergmännische Bezeichnung. Will man mit möglichst guter mentaler Unterstützung schießen, grüßt man dort auch am besten mit den Worten "Glück auf!".
Die verwendete Waffe für den Test des Zielfernrohrs ZC527 und weitere Technik
Zum Einsatz kommt hierbei neben dem neuen Zero Compromise meine Cadex CDX-50 Tremor im Kaliber .50 BMG und weiteres Zubehör, welches uns die Arbeit erleichtern wird. In diesem Fall sind der stabile Schießtisch und mein guter alter russischer Ziellinienprüfer gemeint.
Die optimale Vorneigung für das ZC527 Zielfernrohr
Im vorletzten Bericht hatte ich bereits sehr ausführlich über den Einbau des Zielfernrohrs in die verstellbare Montage berichtet. Die Vorneigung kann hier von 0-20 mil (oder 0-70 MOA) eingestellt werden. Damit kann für jede Waffe die optimale Voreinstellung gewählt werden, um den sehr großen Höhenverstellbereich des ZC527 von 35 mil optimal ausnutzen zu können.
Um bei jedem Long-Range-Schießen optimal starten zu können, ist es sehr wichtig, dass sich Waffe und Zielfernrohr nicht verändert haben. Daher führe ich als Erstes immer mindestens einen Referenzschuss auf 100 Meter durch. Dadurch stelle ich sicher, dass ich immer mit den gleichen Einstellungen und Bedingungen starten kann.
Zum ersten Anpassen des ZC527 Zielfernrohrs auf die Waffe habe ich vor Beginn des Einschießens einige theoretische Überlegungen angestellt. Ich möchte weder die teuer angefertigte Matchmunition sinnlos verschwenden, noch will ich die Messtechnik im Schießstolln beschädigen.
Meine Waffe hat bereits eine Zielfernrohr-Montageschiene mit 40 MOA Vorneigung, was umgerechnet ca. 11,6 mil entspricht. Da das neue ZC527 einen großen Verstellbereich von 35 mil hat und wir in der Regel mindestens die Hälfte des Verstellbereiches vorneigen können, haben wir hier höchstwahrscheinlich noch etwas Reserve. Ich habe die verstellbare Montage jedoch zunächst auf 0 mil belassen.
Das erste Einschießen des ZC527 auf die Referenzentfernung
Im Schießstolln angekommen gab es zunächst ein paar nette Unterhaltungen mit meinen dortigen Freunden und den obligatorischen Start-Kaffee, bevor es dann an die Arbeit ging.
Zum ersten Einschießen auf die Referenzentfernung habe ich mir dann zunächst eine Pappscheibe mit Schusspflastern im sicheren Bodenbereich in 100 Meter Entfernung aufgestellt. Nach dem Einrichten der Waffe auf dem Schießtisch verwendete ich meinen russischen Ziellinienprüfer, um das Zero Compromise Optic ZC527 auf die 100 Meter vorab auszurichten.
Das Gerät wird einfach in die Mündung der Waffe gesteckt und arretiert sich dort mithilfe von Klemmfedern. Beachtet bitte die Sicherheitsfahne im Sichtbereich des Zielfernrohrs, damit man das Teil auf keinen Fall herauszunehmen vergisst, bevor man schießt. Anderenfalls wäre eine Waffensprengung die garantierte Folge.
Der Blick durch den Ziellinienprüfer und das Zielfernrohr ergab mit dem ZC527 in der 0-mil-Einstellung bei Höhe und Seite und der aktuellen Vorneigung durch die Montageschiene der Waffe von 40 MOA bzw. 11,6 mil noch weiteren Einstellbedarf. Nach der zusätzlichen Verstellung der Vorneigung an der Montage um weitere 10 mil war ich dem Zielpunkt auf 100 Meter bereits sehr nahe.
Im obigen Bild ganz rechts ist hier symbolisch dargestellt, wie das ZC527 für 100 Meter ungefähr 0,25 Strich tief auf dem Absehen des Ziellinienprüfers ausgerichtet werden muss. Die Laufachse zeigt damit nur sehr wenig über die optische Linie des ZFs, da die Flugbahn des Geschosses auf 100 Meter nur sehr wenig abfällt. Ich habe damit eine Vorneigung von insgesamt 21,6 mil, was nur durch den sehr hohen Verstellbereich des ZC527 von 35 mil möglich ist.
Mit diesen Einstellungen habe ich den ersten Schuss auf das 100 Meter Referenzziel abgegeben und lag mit einer Abweichung von nur fünf Zentimeter tief und zwei Zentimeter rechts schon ziemlich nahe am Zentrum. Nach der Verstellung der Höhe um plus 0,5 mil und der Seite um 0,2 mil nach links saß der zweite Schuss exakt im Zentrum der 100-Meter-Referenzscheibe. Das nächste Bild weiter unten zeigt die beiden Schüsse und alle aktuellen Einstellungen an Waffe, Montage und Zielfernrohr.
Wir haben nun mit 34,5 mil fast den gesamten Höhenverstellbereich des Zielfernrohrs für das Long-Range-Schießen zur Verfügung. Das Zero Compromise Optic ZC527 hat damit bewiesen, dass die Treffpunktverstellung exakt den Werten der Messung der Einschüsse entspricht. So stelle ich mir Qualität vor.
Durch die Verdrehsicherung der Türme ist sichergestellt, dass man nichts versehentlich verstellt. Wer möchte, hat beim ZC527 zusätzlich die Möglichkeit, die beiden Türme nach dem Einschießen zu nullen. Ich bevorzuge jedoch die originale Turmstellung und trug daher die 0,5 bzw. 0,2 mil in meine Ballistiksoftware als 100-Meter-Referenzwert ein.
Zero Compromise Optic ZC527: Test-Schießen auf 500 Meter
Als Nächstes hat es mich natürlich sehr interessiert, wie sich das ZC527 unter den klimatischen Bedingungen unseres Schießstollns auf 500 Meter schlägt. Immerhin haben wir dort eine 96 prozentige Luftfeuchtigkeit bei nur neun bis zehn Grad Celsius. Da unsere Waffe über eine sehr effektive Mündungsbremse verfügt und der Stolln nur ca. 2,50 Meter Durchmesser hat, fliegen dem Schützen zusätzlich alle Schmutzablagerungen auf dem Betonfußboden mit jedem Schuss um die Ohren – speziell beim Kaliber .50BMG.
Dabei verschmutzt nicht nur die Waffe, sondern natürlich auch die Zieloptik. Dem Zero Compromise Optic ZC527 hat das jedoch nichts ausgemacht, alle Bedienelemente und Linsen haben dem Staub und der kondensierenden Luftfeuchte erfolgreich und ohne Einschränkungen getrotzt.
Unsere Ballistiksoftware hat nach der Eingabe der Referenzwerte des Zielfernrohrs, der Density Altitude (Meter Dichtehöhe als Klimamodell), des korrekten ballistischen Koeffizienten (G7) und der v0 von 820 Meter pro Sekunde einen einzustellenden Höhenwert von 3,3 mil sowie einen Seitenwert von 0,3 mil errechnet.
Die Messanlage war kurze Zeit zuvor erneuert, eingestellt und justiert worden, daher konnte ich mich auf die angezeigten Ergebnisse hundertprozentig verlassen. Die Schüsse lagen ziemlich gut dort, wo sie sein sollten. Okay, der Streukreis war mit 173 Millimeter etwas über 1 MOA / 0,35 mil und damit noch verbesserungsbedürftig. Jedoch stand ja heute keine Weltmeisterschaft auf dem Programm.
Das Zero Compromise Optic ZC527 hat auch hier gezeigt, dass die eingestellten Werte mit der Realität übereinstimmen, obwohl die Ballistiksoftware immer nur eine ungefähre Berechnung anhand der eingegebenen Daten ausgibt. Wir werden zum späteren Zeitpunkt, wenn es die Coronabestimmungen wieder zulassen, auf größere Entfernungen schießen und das ZC527 weiter auf Herz und Nieren prüfen.
Die Munition habe ich selbst geladen und dabei mein selbstentwickeltes 750-Grain-Geschoss verwendet, welches ich bei meiner eigenen privaten Geschossentwicklung regelmäßig zur Referenzmessung der Messanlage und meiner anderen neuentwickelten Geschosse nutze.
So viel für heute zur optimalen Anpassung des Zielfernrohrs ZC527 der Firma Zero Compromise Optic GmbH an unsere Long-Range-Waffe und zum Einschießen auf 100 und 500 Meter.
Ich freue mich auf die nächsten Schritte meines Langzeitanwendertestes, bei dem es dann um das Testen des ZC527 beim Schießen von neuentwickelten Geschossen im 500-Meter-Stolln Rosenberg 1 in Marienberg gehen wird. Da bei diesem Test wichtige Werte wie die ballistischen Coeffizienten G1 und G7 ermittelt und natürlich auch erste Präzisionstests durchgeführt werden müssen, kann das neue Zielfernrohr seine Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen.
Bis dahin wünsche ich Euch viel Freude beim Lesen.
Rafael Nehring
Die User-Testreihe des Zero Compromise Optic ZC527 Zielfernrohrs von Rafael Nehring:
1. Teil: Eigenschaften und erste Eindrücke.
2. Teil: Montage und Grundeinstellung.
3. Teil: Optik unter freiem Himmel.
Weitere Informationen zum ZC527 erhalten Sie auf der Homepage von Zero Compromise Optic.
So konnte man ZCO-Zielfernrohr-Tester werden.
Hier haben wir das ZC420 und das ZC527 von ZCO getestet.