Nachdem ich vor kurzem von all4shooters.com und Zero Compromise Optic als Long-Range-Langzeittester des Zero Compromise Optic ZC527 ausgewählt wurde, lesen Sie heute den ersten von mehreren Artikeln über diese recht neue Zieloptik aus Österreich.
Einige Worte zu meiner Person:
Seit über 25 Jahren schieße ich bereits mit Kurz- und Langwaffen. Die letzten sieben Jahre überwiegend im Long-Range-Bereich und mit stärkeren Kalibern wie .338 Lapua Magnum, .375 Cheytac oder sogar .50 BMG.
Ich nutze den 500-m-Schießstolln Rosenberg 1 im erzgebirgischen Marienberg zur Waffen- und Optikeinrichtung sowie für Geschoss- und Laborierungsentwicklung. Wenn es organisatorisch möglich ist, betreibe ich natürlich auch Long-Range-Schießen im Freien. Leider sind dazu oft Fahrten ins Ausland notwendig, die Schießstandproblematik speziell in Deutschland ist vielen Schützen sicher gut bekannt.
Mein Langzeittest des ZC527 von ZCO:
Vor dem eigentlichen Schießen wollen wir uns zunächst die Technik des Zielfernrohrs etwas genauer ansehen.
In den folgenden Berichten soll es dann um den Zielfernrohreinbau in die Montage, um die Anpassung an verschiedene Waffen und das Schießen mit dem neuen Zero Compromise Optic ZC527 gehen.
Zudem habe ich einen kurzen Abstecher in den jagdlichen Bereich geplant, schließlich wollen wir auch wissen, wie sich das eher taktische und sportliche Modell ZC527 in der Dämmerung schlägt.
Ich bin also selbst gespannt, was uns dieser Langzeittest alles offenbart.
So und nun zu meinem ersten Eindruck vom ZC527:
Die Spannung steigt, als der Lieferdienst klingelt und mir das ersehnte Paket mit dem Zero Compromise Optic ZC527 übergibt. Freudig packe ich das gut gepolsterte Zielfernrohr nebst umfangreichen Zubehör und zwei Anleitungen im schicken schwarzen Karton aus. Neben einer gepolsterten Neoprenhülle gehören ein Okular- und Objektivschutz in Bikiniform, ein Optikreinigungstuch mit ZC-Aufdruck sowie ein 2-Millimeter-Inbusschlüssel für die Befestigung der Verstelltürme zum Lieferumfang.
Mein erster Eindruck: "… wow, was für ein mächtiges Teil."
Sofort sticht mir der massive Rohrkörper mit seinem 36 Millimeter starken Mittelrohrdurchmesser und dem fetten Gehäuse für die Absehenverstellung sowie den Verstelltürmen ins Auge. Speziell die relativ flachen aber mit großem Durchmesser ausgestatteten Verstelltürme machen mit ihrer gut ablesbaren und eindeutigen weißen Beschriftungen einen guten ersten Eindruck. Gleiches gilt für die Verstellung des Zoombereiches, auf die technischen Raffinessen gehe ich aber später noch detailliert ein.
Obwohl das Objektiv den üblichen Durchmesser von 56 Millimetern hat, wirkt es an diesem Zielfernrohr schon fast dezent. Bedingt durch den Mittelrohrdurchmesser von 36 Millimetern hat das Okulargehäuse natürlich auch einen dementsprechenden Durchmesser, was das ganze optisch hervorragend abrundet.
Trotz des großen Zoombereiches von 5-27x ist das ZC527 mit 390 Millimeter Länge kompakter als die meisten anderen vergleichbaren Zielfernrohre mit bis zu 420 Millimetern Baulänge und nur 5-25x Zoom. Hier müssen einige optische Raffinessen eingebaut worden sein, damit das funktioniert.
Am Gewicht von etwas über 1.000 Gramm spürt man auch deutlich, dass wir es hier mit einem sehr stabilen Zielfernohr zu tun haben, welches auch für alle schweren Kaliber geeignet sein dürfte.
Die mattschwarze Beschichtung des Zielfernrohrs macht ebenfalls einen sehr wertigen Eindruck, sieht sehr schön aus und hat eine nicht zu starke matte Reflexion.
Zur eindeutigen Identifikation trägt das Zero Compromise Optic ZC527 eine Seriennummer, die unten am Okularkörper angebracht ist.
Verstelltürme für die Absehenverstellung am ZC527
Die Türme für die Absehenverstellung haben einen großen Durchmesser von ca. 44 Millimeter, was sie in Verbindung mit der groben Riffelung sehr gut greifbar macht. Die Höhe von nur ca. 20 Millimeter fällt dagegen angenehm flach aus.
Beide Türme mit der Einteilung von je 0,1 mil je Klick besitzen eine Verriegelung, damit sie nicht versehentlich verstellt werden können. Der Verstellbereich beträgt hier gigantische 35 mil in der Höhe (35 Meter auf eine Entfernung von 1.000 Meter), was das Herz eines jeden echten Long-Range-Schützen höher schlagen lässt. Der Grund dafür ist, dass man mit den üblichen 28 mil anderer Zielfernrohre beispielsweise im Kaliber .375 Cheytac in der Regel mit dem Verstellweg gerade noch bis ca. 2.300 Meter kommt. Mit den riesigen 35 mil des ZC527 wäre dies sogar bis ca. 2.700 Meter möglich.
Diese Werte sind natürlich von vielen weiteren Faktoren abhängig wie Geschossgewicht, v0, Klima/Luftdichte, usw. und hier nur als Beispiel zu verstehen. Für noch weitere Entfernungen kann man ab da zusätzlich noch die mil-Einteilung des MPCT 3-Absehens nutzen.
Wir sind uns einig, dass die wenigsten Schützen diesen Verstellbereich komplett ausreizen werden, aber man könnte es eben, wenn man die Möglichkeiten hat.
Auf Grund des weiten Verstellbereiches sind etwas mehr als 2 Umdrehungen nötig, um den kompletten Bereich von 35 mil einzustellen und dabei noch eine gut fühlbare Rastung zu haben. Damit man immer zuverlässig erkennt, in welcher Ebene man sich befindet, wurde hier ein Signalstift verbaut. Ist er herausgefahren und schwarz erkennbar, befinden wir uns in der 2. Ebene. Ist der Stift noch etwas weiter herausgefahren und zeigt einen weißen Ring, sind wir in der 3. Ebene. Fazit: Kein Rätselraten, sondern sauber und einfach abzulesen und damit jederzeit leicht reproduzierbar.
Der seitliche Verstellbereich beträgt insgesamt 20 mil (je 10 mil nach Rechts/Links), was auch deutlich mehr als bei anderen vergleichbaren Zielfernrohren ist. Die ersten 7 mil (R/L) sind direkt einstellbar und an der Skala am seitlichen Verstellturm ablesbar. Sollte dies tatsächlich einmal nicht ausreichend sein, können durch Lösen der beiden 2 mm Inbusschräubchen und durch Nachsetzen der Turmkappe die restlichen 3 mil zusätzlich genutzt werden. Auf diese Art können beide Verstelltürme auch genullt werden. Eine "Return2Zero"-Funktion ist ebenfalls verbaut, die man bei Bedarf auch abschalten kann.
Insgesamt gilt beim Verstellbereich von Zielfernrohren das gleiche wie bei starken Motoren: "Hubraum ist eben auch nur durch noch mehr Hubraum ersetzbar." Dieses Motto hat Zero Compromise Optic beim ZC527 mehr als erfolgreich umgesetzt.
Parallaxeausgleich – beim ZC527 von 25 m bis ∞
Der Parallaxeausgleich befindet sich auf der linken Seite des ZC527 in einem gemeinsamen Turm mit der Verstelleinheit des Leuchtabsehens. Einstellbar ist hier der Bereich von sehr nahen 25 Metern bis unendlich. Damit könnte man seine Waffe notfalls auch auf einem sehr kurzen Schießstand mit dem ZC527 einschießen und hätte dabei garantierte Parallaxefreiheit.
Die ungefähren Entfernungen sind auf dem Stellrad angegeben, so dass man bequem eine sehr gute Orientierung hat. Die tatsächliche Parallaxefreiheit richtet sich bekanntermaßen am Ende nach jedes Schützen Auge, bei mir stimmt es ziemlich genau mit der Beschriftung überein.
Verstelleinheit für das Leuchtabsehen mit umfangreichen Funktionen
Die Verstelleinheit des Leuchtabsehens ist entgegen dem Uhrzeigersinn für den Einsatz mit Nachtsichtgeräten und im Uhrzeigersinn bei Tageslicht stufenlos einstellbar. Das Fach für die Batterie im Format CR2032 befindet sich unter dem kleinen Deckel im linken Seitenturm. Erfreulicherweise lässt er sich öffnen und schließen, ohne dass man gleichzeitig die Verstelleinheit festhalten muss.
Im Batteriefach befinden sich zusätzlich der Umschalter für die Auswahl der Farbe des Leuchtabsehens und der Ein/Aus-Schalter für das AIM – Automatic Illumination Management. Dieses System schont die Batterie bei Nichtbenutzung, indem es das Leuchtabsehen abschaltet, wenn der Neigungswinkel seitlich mehr als 45 Grad und horizontal mehr als 75 Grad von der Waagerechten abweicht. Eine Dauerabschaltung bei längerer Nichtbenutzung ist natürlich ebenfalls vorhanden.
Endlich habe ich mal die Wahl, da ich ein grün leuchtendes Absehen deutlich angenehmer empfinde als ein rotes. Wer es in grün nicht mag, bleibt eben einfach beim Standard in rot.
Verstelleinheit für den Zoombereich und Dioptrienausgleich bei Zero Compromise Optic
Die Verstellung des extragroßen Zoombereiches von 5-27x erfolgt standardmäßig am Drehring des Okulares. Zur besseren Erfühlbarkeit in der Dämmerung ist zusätzlich eine Griffnase bei 15-facher Vergrößerung angebracht. Durch die große Riffelung ist die Griffigkeit insgesamt sehr gut und auch mit Handschuhen sicher fühl- und bedienbar.
Damit das Absehen an jede Sehschärfe angepasst werden kann, ist am Okular ein Dioptrinausgleich (-3 bis +2) vorhanden, der zusätzlich durch einen Klemmring arretiert werden kann. Außerdem kann hinten eine Abdeckkappe von Tenebraex angebracht werden.
Wie gut ist die Anleitung von ZCO?
Alle Funktionen zur Bedienung sind in der hier vorliegenden Anleitung in deutscher Sprache sehr gut beschrieben und können daher problemlos durch den Schützen angewendet werden.
Für ungeübte Anwender sind zusätzlich auch die Vorgänge des Einbaus in die Zielfernrohr-Montage und des Einschießens gut beschrieben und bebildert worden, so dass auch das kein Problem darstellen sollte.
Ganz besonders positiv ist mir aufgefallen, dass sogar das Drehmoment angegeben ist, mit dem die Schrauben der Ringe der Zielfernrohr-Montage maximal angezogen werden dürfen. Der Wert darf hier 2,8 Nm bzw. 25 lbs/inch nicht überschreiten, damit sichergestellt ist, dass das Zielfernrohr nicht beschädigt wird. Einfach genial, besser kann das dem Anwender nicht bereitgestellt werden.
Soviel für heute zum ersten Eindruck, welchen das neue ZC527 von Zero Compromise Optic auf mich gemacht hat. Kurzum: Ich bin wirklich begeistert und freue mich auf die nächsten Schritte meines Langzeitanwendertests, bei dem es dann um Einbau in die ZF-Montage und um die Grundeinstellungen am Zielfernrohr gehen wird.
Bis dahin wünsche ich Euch viel Freude beim Lesen.
Rafael Nehring
Weitere Informationen zum ZC527 erhalten Sie auf der Homepage von Zero Compromise Optic.
So konnte man ZCO-Zielfernrohr-Tester werden.
Hier haben wir das ZC420 und das ZC527 von ZCO getestet.