Obwohl das Trijicon RMR mehrheitlich auf Kurzwaffen verwendet wird, war es eigentlich als Plattform-unabhängige Lösung für Büchsen, Flinten, Kurzwaffen oder als Sekundäroptik gedacht. Mit der lediglich 22 x 16 mm messenden Linse bietet das RMR ein verhältnismäßig kleines Sichtfeld. Zudem muss es zum Batteriewechsel demontiert werden, da sich das Batteriefach an der Unterseite befindet. Das ist zwar kein Weltuntergang, doch empfiehlt sich im Anschluss ein Gang auf den Schießstand, will man bezüglich der Treffpunktlage auf Nummer Sicher gehen. In vielerlei Hinsicht hat hier die Konkurrenz nicht geschlafen und entsprechende Alternative an den Start gebracht. Allen voran Leupold mit seinem Delta Point Pro (DPP), das sich nicht nur bei Sportschützen, sondern unter anderem auch bei dem 1st Special Forces Command (Airborne) großer Beliebtheit erfreut. Im Gegensatz zum RMR bietet das DPP mit 25,7 x 17,5 mm ein deutlich größeres Sichtfeld und muss dank des oben liegenden Batteriefachs auch nicht demontiert werden. Betrachtet man nun die Key Features des neuen SRO wie die 25 x 22,5 mm große Linse und das auf die Gehäuseoberseite gewanderte Batteriefach hat man offenbar bei den wesentlichen Punkten nachgebessert. Laut Hersteller soll das SRO dabei das RMR nicht ersetzen. Vielmehr soll es durch seine Konzeption als dedizierte Kurzwaffenoptik eine Ergänzung des bisherigen Portfolios darstellen. Zumal das SRO in erster Linie für Sportschützen gedacht ist und für behördliche Anwender nach wie vor das RMR empfohlen wird.
Das von Ferkinghoff International gelieferte Trijicon SRO im Detail
Auf den ersten Blick hat das SRO durch sein großes, nach vorne überstehendes Linsengehäuse ein ungewöhnliches Erscheinungsbild. Man ist schon fast geneigt zu sagen: "Schön ist anders!" Doch die Formgebung ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass es sich um einen Toploader handelt, die CR2032-Batterie wird von oben in das Gehäuse eingesetzt und das Batteriefach dann mit einem Deckel verschraubt. Wie erwähnt, misst die Linse satte 25 x 22,5 mm und überzeugt durch eine klare, verzerrungsfreie Durchsicht. Erhältlich ist das SRO wahlweise mit einem 1.0 MOA, 2.5 MOA oder 5.0 MOA großen Punkt, wobei unser Exemplar mit der mittleren Punktgröße ausgestattet ist. Bis auf das eigenwillige Erscheinungsbild ähnelt das SRO in weiten Teilen dem RMR. So befinden sich die Bedienelemente in Gestalt der beiden Druckknöpfe für die Helligkeit zu beiden Seiten des Scheibenrahmens und die Einstellschrauben für die Höhe sowie Seite lagern sauber versenkt an den gewohnten Stellen im hinteren Teil des Gehäuses. Das Gehäuse selbst besteht aus geschmiedetem 7075-T6-Aluminium und soll bis zu einer Tiefe von 3 Metern wasserdicht sein.
Das SRO verfügt über acht Helligkeitsstufen, wobei sich hierunter ein sogenannter Super Bright Mode und zwei Nachtsichtstufen befinden. Durch einmaliges Drücken einer der beiden Tasten wird das Leuchtpunktvisier eingeschaltet und durch gleichzeitiges Drücken beider Tasten für mehr als 3 Sekunden wieder ausgeschaltet. Wird das SRO eingeschaltet "wacht" es zunächst im Automatikmodus auf, was bedeutet, dass die Leuchtintensität des Absehens automatisch auf den Stufen 3-7 der Umgebungshelligkeit angepasst wird. Drückt man nun entweder die "+"- oder "-"-Taste, um die Helligkeit anzupassen, wechselt das SRO in den manuellen Modus und verbleibt dort. Eine Rückkehr in den Automatikmodus ist über das gleichzeitige Drücken beider Schalter für weniger als 3 Sekunden möglich. Darüber hinaus stehen die Modi "Lock-Out" sowie "Lock-in" zur Verfügung, in denen sich der Automatikmodus respektive eine gewünschte Helligkeit sperren lassen. Die Batterrielaufzeit beträgt laut Hersteller bei mittlerer Intensitätsstufe (4 von 8) über drei Jahre. Das SRO kann dank identischem Footprint grundsätzlich auf jeder RMR Montage/Schnittstelle/Adapterplatte genutzt werden. Die Befestigung erfolgt dabei mit zwei #6-32 UNC Senkkopfschrauben. Übrigens entfällt durch die vollständig geschlossene Unterseite beim SRO die Notwendigkeit einer gesonderten Sealing Plate (Dichtplatte). Beim RMR hingegen ist diese vor allem bei der Verwendung auf Kurzwaffen notwendig, da oftmals die Optik den Verschluss seitlich überragt und somit Feuchtigkeit von unten eindringen kann. Bei der Montage auf Pistolen sollte darauf geachtet werden, dass die Linse nicht über den Stoßboden hinausragt, da es sonst zu Funktionsstörungen kommen kann.
Das Trijicon SRO Red-Dot 2.5 MOA im Training und Wettkampf
Um das SRO auf Herz und Nieren testen zu können, wurde es für die meiste Zeit der praktischen Erprobung auf einer Walther PPQ Q5 Match in 9x19 montiert. Wie üblich waren wir auch bei der Montage dieser Optik darauf bedacht, einen Drehmomentschlüssel zu verwenden und den Herstellerangaben zu folgen. Im Falle unserer PPQ Q5 Match gibt Walther ein Drehmoment von 2 Nm (≈ 17 in-lbs) für die zwei M3x6 Innensechskantschrauben der Optikmontageplatte an. Leider sucht man bei Trijicon derartige Angaben vergebens und weitere Recherchen verliefen nicht wirklich erfolgreich. So fanden sich lediglich vage Angaben von handfest bis tatsächlichen Werten. Mehrheitlich wurden dort 10-12 in-lbs (mit und ohne Schraubensicherung) genannt. Dies schien uns zwar etwas wenig, aber mangels anderer validierter Herstellerangaben hielten wir uns daran und zogen die mit Schraubensicherung versehenen Schrauben mit 10 in-lbs (≈ 1,1 Nm) in der standardmäßigen Optikadapterplatte an.
Nachdem diese kleine Klippe umschifft war, justierten wir das SRO unter Zuhilfenahme einer Laserpatrone für den Anfang grob vor, ehe wir die Combo final auf dem Schießstand auf einer Fleckschussentfernung von 10 Metern einschossen. Dank unserer Vorarbeit mit der Laserpatrone sowie der präzisen Klickverstellung war der letzte Teil der Vorbereitungen mit wenigen Schüssen erledigt. Nach einigen Experimenten hat sich für dynamische Anwendungen eine Fleckschussentfernung von 10 Metern am praktikabelsten erwiesen, da sich so bei Subsonic-Patronen auf 25 Meter ein geringer Hochschuss von 2 cm und auf 50 Meter ein Tiefschuss von nur 1 cm ergibt, was letztlich in den meisten Fällen zu vernachlässigen ist beziehungsweise in der Schützenstreuung untergehen dürfte. Zu Beginn schossen wir erst einmal einige statische Standardübungen wie Bill Drills, 1-5 Drill oder den El Presidente, um uns mit dem SRO vertraut zu machen, ehe wir noch am selben Abend eine typische IPSC-Stage mit diversen Schießpositionen und unterschiedlichen Zielaufbauten schossen. Mit jedem Durchgang kamen wir mit dem SRO besser zurecht und wollten schon bald die Kombination aus großer Linse und blitzsauberem, präzisen 2.5 MOA Punktabsehen nicht mehr missen, so dass wir uns kurzer Hand dazu entschlossen, die bevorstehende Deutsche Meisterschaft IPSC in der Production Optics Light (POL) damit zu bestreiten. In den Wochen bis zur Meisterschaft schluckte das SRO anstandslos weit über 3.000 Schuss im Training. Auch bei hellstem Sonnenschein ließen sich der feine Leuchtpunkt schnell aufnehmen, präzise Treffer setzen und selbst bei schnellsten Schussfolgen verließ der Punkt nicht die Linse. Mit anderen Worten: "Bewährungsprobe bestanden".
Technische Daten, Preis und Bezugsquelle des Trijicon SRO
Modell: | Trijicon SRO |
Gehäusematerial: | Gehäuse aus 7075 Aluminium (harteloxiert, schwarz) |
Objektivdurchmesser: HxB | 25 x 22,5 mm |
Abmessungen: LxBxH | 55 x 32 x 34 mm |
Gewicht: | 46,5 g |
Absehen: | Varianten mit 1.0 MOA / 2.5 MOA / 5.0 MOA Punktabsehen |
Helligkeitsstufe: | 8 einstellbare Helligkeitsstufen (inklusive einer Super Bright Stufe und zwei Nachtsichtstufen); automatischer und manueller Modus |
Batterie: | 1 x 3 Volt CR2032 |
Lieferumfang: | CR2032 Batterie, Montageschrauben (Gewinde No. 6 – 32 UNC), Torx Winkelschlüssel, Bedienungsanleitung |
Höhen-/Seitenverstellung | Klickverstellung (1 MOA); 150 MOA Verstellbereich |
Montageprofil ("Footprint“) | Trijicon RMR |
Unverbindlich empf. VK-Preis: | 1.025,- Euro (im Online-Shop von Waffen Ferkinghoff) |
Unser Test-Fazit zum Trijicon SRO Minileuchtpunktvisier
Wer einmal in den Genuss des extrem großen Sichtfelds des SRO gekommen ist, um den ist es eigentlich geschehen. Das gepaart mit der guten Verarbeitung, der hohen Abbildungsgüte des Absehens, einer komfortablen Bedienung (große Druckschalter, leicht zugängliches Batteriefach), der präzise arbeitenden Klickverstellung sowie der von Trijicon gewohnten Zuverlässigkeit ließ das SRO rasch zu einer unserer favorisierten Optiken avancieren. Doch trüben leider zwei Wermutstropfen das Resümee: der Preis von 1.025,- Euro und die bislang eher schwierige Verfügbarkeit. Vorbestellungen sind aktuell im Ferkinghoff Online-Shop möglich.
Mehr über das Trijicon SRO 2.5 erfahren Sie hier im Online-Shop von Ferkinghoff International.
Weitere Informationen zum Sortiment von Ferkinghoff International finden Sie auf dieser Webseite des Unternehmens.