In den USA nennt man sie Battle Sights: Als Gefechtsvisierung bezeichnet man kompakte Optiken mit fixem Zoom, die eher auf die Anforderungen von Polizei und Armee zugeschnitten sind als auf Sport oder die Jagd. Solche Gefechtsvisiere sind vielleicht nicht so universell einsetzbar wie variable Zielfernrohre. Dafür fallen sie aber auch als robuste Militärversion deutlich leichter und erheblich kürzer aus als ein "kleines" taktisches Zielfernrohr, das hat auch viele Vorteile. Günstiger in der Anschaffung sind sie obendrein: Ein Battle Sight der neuen S-Serie von Steiner gibt es schon ab 1.149,- Euro. Zum Vergleich: Das bewährte Trijicon ACOG kostet je nach Ausführung um 1.800,- Euro und gehört damit bereits mit zu den teuersten Gefechtsvisierungen auf dem Markt. Die ebenfalls für das Militär entwickelten Zielfernrohre mit einem Zoom-Faktor von 1x bis 8x kosten dagegen schnell deutlich über 2.500,- Euro. Aber nun zu unserem Testprodukt.
So schlägt sich das Steiner S432 Battle Sight im Test:
Neben der kurzen Bauweise springt beim Steiner S432 das auch für ein Battle Sight außerordentlich imposante 45-mm-Okular sofort ins Auge. Beim Durchblicken gefällt das bis in den Randbereich scharfe, kontrastreiche und farbtreue Bild. Die Linsen wie auch das Duralgehäuse mit M-LOK-Adaptern und integrierter Montagebasis nach MilStd 1913 (Picatinny) machen einen hochwertigen Eindruck - da muss man keine Angst vor hohen Schussfrequenzen haben. Das von uns getestete S432 Typ 556 kam mit auf die Patrone SS109 (5,56x45 mm, 62 grs Vollmantel) ausgelegter Strichplatte in die Redaktion. Alternativ bietet Steiner aber auch eine Version mit auf die Patrone 7,62x51 mm NATO abgestimmtem Absehen an. Ansonsten gibt es von Steiner noch das fast baugleiche, aber rund 50 Gramm leichtere Modell S332 mit 3-facher Vergrößerung. Das Rapid Dot-Absehen bietet Haltemarken in Abständen von jeweils 100 m: Auf 200 und 700 m nutzt man das obere beziehungsweise das untere Ende des vertikalen Balkens. Für 300 bis 600 m gibt es passende Querbalken.
Steiner beleuchtet beim S432 anders als bei Vorgängern wie dem M332 nur den Punkt, nicht den Rest des Absehens. Seine Leuchtstärke lässt sich für den Tag in 5 Stufen variieren. Auf der höchsten Stufe strahlte der Punkt bei Sonnenschein auch gegen den Himmel und auf hellem Hintergrund. Dazu kommen noch 3 Helligkeitsstufen für minimales Licht oder Nachtsichtgeräte. Die Helligkeit lässt sich über einen Drehregler links am Gehäuse mit klar fühlbaren Rastpunkten sehr gut verstellen, dazu jeweils mit einer "Komplett-Aus"-Stufe zwischen den 8 Helligkeitsoptionen. Der Augenabstand fällt mit rund 80 mm sehr angenehm für einen entspannten Anschlag aus. Manche Battle Sights von anderen Herstellern bieten im Vergleich einen extrem kurzen Augenabstand, der bei Waffen wie dem AR-15 den Anschlag "Nase am Spannhebel" dem Nutzer mehr oder weniger aufzwingt. Zudem ist die Eye Box beim Steiner S432 relativ unempfindlich, so dass der Schütze einiges an Spielraum mit der Positionierung des Auges hinter der Optik hat, bevor man nur noch Schwarz sieht. Das besonders üppige Sehfeld von 11,8 m auf 100 m Entfernung hat uns im Test beeindruckt. Beim S332 mit dreifachem Zoomfaktor wären es sogar über 14 m Panoramablick auf die 100-m-Distanz - das sind tolle Werte.
Als Waffen für den Test der neuen Steiner-Gefechtsoptik dienten uns ein G3-Klon von Sabre Defence sowie ein Oberland Arms OA-15. Die Verbindung zwischen dem G3 und dem S432 knüpfte eine niedrige Klemmbasis von UTG. Das OA-15 kam - wie die meisten AR-15 - mit ins Gehäuse integrierter Picatinnyschiene. Beim OA-15 passte die Höhe der ab Werk mitgelieferten Steiner-Montage auch ohne (mitgelieferte) Erhöhung (Riser) subjektiv perfekt. Das Sabre Defence hätte von einer Schaftrücken-Erhöhung profitiert.
Unsere Testanlage: Geschossen wurde auf 50 m Freihand und 100 m aufgelegt. Durch das große Sichtfeld findet man das Ziel trotz 4-facher Vergrößerung sehr schnell, nur auf Kurzdistanzen deutlich unter 50 m wird es etwas schwieriger. An der umsetzbaren Präzision gab es nichts auszusetzen: Bei 20 Patronen zügig hintereinander verschossener 7,62er MEN-Surplus lagen die Löcher maximal 70 mm auseinander, 11 davon auf 23 mm. 5 Schuss Jagdpatronen der Sorte RWS Short Rifle SPEED TIP PROFESSIONAL (150 grs) brachten bei gleichem Treffpunkt einen Streukreis von 41 mm. Der etwas kratzige 4.800-g-Militärabzug erschwerte optimale Trefferergebnisse erheblich mehr als die vergleichsweise geringe Vergrößerung und der kräftig dimensionierte, aber schön randscharfe Leuchtpunkt des Rapid Dot-Absehens.
Im Detail − die technischen Daten des Steiner S432:
Modell: | Steiner S432 |
Preis: | 1.199,- Euro (UVP) |
Vergrößerung: | 4x |
Objektivdurchmesser: | 32 mm |
Austrittspupille: | 7 mm |
Austrittspupillenabstand: | 80 mm |
Dämmerungszahl: | 11,31 |
Sehfeld auf 100 m: | 11,8 m |
Dioptrienausgleich: | ± 3 dpt |
Länge: | 140 mm |
Betriebstemperatur: | -30/+60° |
Stoßfest: | bis 900 g |
Druckwasserdicht: | bis 10 m |
Absehen-Verstellschritte: | 1 cm |
Absehen-Verstellbereich: | 150 cm auf 100 m |
Gewicht: | 640 g |
Ausstattung: | Dioptrienausgleich, Schutzkappen, Picatinny-Montage, zusätzliche M-LOK-Schnittstellen. |
Unser Testurteil zum Steiner S432 Battle Sight für den Zivilmarkt:
Insgesamt ist das S432 aus dem Hause Steiner eine gut durchdachte und optisch wie mechanisch ansprechend verarbeitete und stabile, aber mit nur knapp über 600 Gramm leichte Optik für Sportgewehre. Wer mit einem 4-fachen Zoom hinkommt, der sollte unbedingt einen Blick riskieren, denn für den aufgerufenen Preis bekommt man ein technisch hervorragendes und sehr belastbares Produkt, das sich sehr gut für mittlere Distanzen eignet.
Weitere Informationen über das Battle Sight Steiner S432 finden Sie direkt auf der Website von Steiner Optik.
Für weitere Distanzen gibt's das Steiner M7Xi IFS und wir beantworten die Frage: Was leistet das Long-Range-Zielfernrohr mit den elektronischen Feinheiten?
Wie so eine Optik produziert wird, lesen Sie in unserem Artikel: 70 Jahre Steiner Optik - die Entstehung eines Zielfernrohrs.