Steiner MPS – das geschlossene Rotpunktvisier für harte Einsätze. Anwendung in der Praxis und seine Vorteile.

Zweifel gegenüber geschlossenen Systemen bei Pistolensights gründen oft auf rein optischen Eindrücken: Der Kasten sieht größer aus als einlinsige Systeme, ist ergo wohl schwerer, könnte also eher zu Funktionsstörungen auf Kurzwaffen führen. Doch rund 60 Gramm Masse (besserer) geschlossener Systeme sind in OR-Modellen (Optics Ready) der führenden Pistolenhersteller eingeplant. Die Abdeckplatten von OR-Aussparungen bestehen meistens aus Stahl und wiegen schon um und über 40 Gramm. Auch etwas schwerere Rotpunktvisiere erhöhen damit das Verschlussgewicht netto nur zwischen 15 und 20 Gramm. Das ist ein zur Funktionsreserve unkritischer Gewichtszuwachs. Die geschlossene Bauweise suggeriert also rein optisch fälschlicherweise ein höheres Gewicht, als die tatsächliche Differenz zu einlinsigen Systemen ausmacht.

Durchblick durch das Steiner MPS.
Der Rotpunkt des Steiner MPS wirkt real etwas größer als hier abgebildet. Wer unter Zeitdruck optional sofort über die offene Visierung schießen möchte, braucht dazu eine deutlich höhere OR-Kimme und das passende Korn.

Ausgangs-Voraussetzungen: Warum gibt es geschlossene Systeme wie das Steiner MPS?

Militärisch-behördliche Einsätze sind sehr hart zur Technik. Dreck, Schlamm, auch Schnee oder Frost lassen einlinsige, also offene Systeme schnell "erblinden". Versuch: Ein den Strahldurchlass (Impulsgeber) eines einlinsigen Systems verdeckender was-auch-immer-Krümel lässt den roten Punkt verschwinden. Muttis Bügelwasserspritze dagegen sorgt, einmal kräftig damit auf das offene System gesprüht, für ganz viele Punkte. Regen hat genau den gleichen Effekt: Jeder Tropfen vervielfältigt die Strahlwirkung auf der Linse. 

Zur Entwicklungsgeschichte: Rotpunktvisiere für Jagd- und Sportwaffen wurden vor fast 50 Jahren erstmals von Aimpoint entwickelt und 1975 auf den Markt gebracht. Das erste Gerät war übrigens auch ein geschlossenes System, ein Tubus. Weder Tuben, noch einlinsige offene Systeme waren anfangs für Behörden oder Militär interessant. Zu groß die einen, zu anfällig für Umwelteinflüsse die anderen Systeme. Dazu mochten lange Zeit beide weder Druckwasser- noch Falltests und die für militärische Zertifizierungen so beliebte Rüttelplatte schon gar nicht. Das änderte sich erst in den letzten Jahren.

Die Vorteile: Das MPS Pistolensight von Steiner in der Praxis

Neben geschrumpften Dimensionen und Unempfindlichkeit gegen Dreck oder Regen vertragen moderne, geschlossene Systeme mittlerweile einiges. Das vorliegende Steiner MPS (das steht für "Micro Pistol Sight") mit 3,3 MOA großen Zielpunkt bietet neben der Stoßfestigkeit eine Wasserdichte bis zu zehn Meter. Die Temperaturen können zwischen -40 und +60 Grad Celsius liegen. Das sind, für jagdliche oder sportliche Einsätze, wohl extremere Umwelteinflüsse, als Jäger oder Sportschützen jemals erleben werden. Die Batterielebensdauer des Steiner MPS soll etwa 13.000 Stunden bei mittlerer Intensität betragen. Davon gibt es übrigens insgesamt acht. Die gliedern sich in sechs Stufen für den Einsatz bei Tag und zwei Stufen für den Einsatz bei Nacht. Der Schütze schaltet die Intensität mit Hilfe der Taster auf der linken Gehäuseseite durch. Zum Sparen von Energie bietet das Steiner MPS eine zuschaltbare, automatische Deaktivierung bei Inaktivität. Der Batteriewechsel ist durch das oben liegende Fach sehr einfach. Sauber rastende Verstellschrauben lassen im üppigen Verstellbereich auch simple Schlitzschraubendreher fassen, falls das beiliegende Werkzeug nicht zur Hand ist.

Linke Seite des Steiner MPS.
Die halten dicht: Beide Schalter des Steiner MPS werden von wasserdichten Abdeckungen aus Gummi umhüllt. Das Gerät hält Druck bis zehn Meter Wassersäule stand. Auf der Oberseite sichtbar: Die Abdeckung des Batteriefachs.

Trotz der Eingangs erwähnten, theoretischen Überlegungen haben wir das Steiner MPS dem Praxistest auf dem Schießstand unterzogen. Ist zuverlässige Funktion doch eines der wichtigsten Kritierien – insbesondere bei Geräten die für die behördliche und militärische Verwendung vorgesehen sind. Allerdings gab es hier, wie erwartet, keine Überraschungen: Die recht schwache 9-mm-Magtech-Laborierung (115 Grains Vollmantel) erzeugt, etwas nachlässig gehalten, auch aus schussschwacher Hand keine Hemmer.

Steiner MPS: Technische Daten und Preis im Überblick

Modell:Steiner MPS
Preis:€ 470,-
Maße (L x B x H):45 x 31,5 x 30,5 mm
Gewicht:58 g ohne Platte
Leuchtpunkt:3,3 MOA, ca. 14 mm über Montagebasis
Stromquelle, Lebensdauer:CR 1632, mittlere Intensität ca. 13.000 h
Klickverstellung:1 Klick = 1 MOA auf 100 m pro Klickraste
Verstellbereich:90 MOA Höhe/Seite
Wirksames Objektiv:20 x 16mm
Rechte Seite des Steiner MPS.
Die Maße täuschen: Geschlossene Rotpunktsysteme wirken schwerer, als sie sind. Top-Geräte wie das Steiner MPS wiegen sogar unter 60 Gramm.

Fazit: Anwendungsbereiche des Steiner MPS

Wer "umweltunabhängige" Rotpunktvisiere für den harten Einsatz sucht, kommt an geschlossenen Systemen nicht vorbei. Das Steiner MPS bietet innovative Technik und hohe Nutzerfreundlichkeit. Die Robustheit qualifiziert es sogar für behördliche Zwecke.

Insofern handelt es sich beim Steiner MPS im zivilen Bereich um eine universell einsetzbare Kurzwaffenoptik, die so einiges abkann: Denn nicht nur der Soldat oder Polizist profitiert von den Vorteilen, auch auf der Fangschusswaffe oder dem Sportgerät macht das neue System im harten Outdoor-Einsatz eine gute Figur. Der Preis von unter 500.- € geht voll in Ordnung.


Mehr zum neuen MPS und anderen Optiken des Herstellers, gibt es auf den Seiten von Steiner Optik.

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