Die Kombination aus Zielfernrohr mit integriertem Ballistikrechner und digitaler Darstellung im Sehfeld des Schützen soll das Zielfernohr das Schießen auf lange Distanzen revolutionieren und macht das Steiner M7Xi IFS zum unltimativen Scharfschützen-Zielfernrohr. Schon 2018 im Rahmen der IWA News berichtete all4shooters.com über das Wunderwerk der Technik, durfte Ende 2018 in Grafenwöhr zur aktiven Vorstellung und bekam nun die Gelegenheit, die Power- Maschine auf Herz und Nieren zu testen. Dazu stellte Steiner das M7Xi IFS zusammen mit einem SAKO TRG M10 in .338 Lapua Magnum zur Verfügung.
Folgende Modellvarianten des Steiner M7Xi sind erhältlich:
Das M7Xi gibt es derzeit in 4 Varianten. Alle verfügen über einen 7-fachen Zoom und einen Vergrößerungsbereich von 4 – 28-fach. Das Zielfernrohr kann dabei mit einem G2B- oder aber einem MSR-2-Absehen ausgerüstet werden. Beide Absehen befinden sich beim M7Xi in der 1. Bildebene, was es dem Long- Range-Schützen ermöglicht, unabhängig von der Vergrößerung das Absehen vollumfänglich zu nutzen. Wahlweise kann das M7Xi mit dem IFS (Intelligent Firing Solution) ausgestattet werden, dem wirklichen Clou. Die moderne Ballistikstation befindet sich in dem Fall über dem Okular und gibt dem Schützen digitale Unterstützung beim Treffen der Ziele.
Die relativ kurze Bauform des M7Xi von 390 mm ermöglicht den Einsatz von Vorsatzgeräten wie Wärmebild- oder Nachtsichtgeräte. Die M7Xi-Serie zeichnet sich durch die von Steiner bekannte Robustheit aus. So kamen nur widerstandsfähige Werkstoffe bei diesem Gerät zum Einsatz. Laut Hersteller ist es bis zu 20 m (2 bar) druckwasserdicht, funktioniert sowohl bei -46°C als auch bei +64°C und absorbiert Stöße bis 900 G. Damit ist der Einsatz auf Waffen im Kaliber .50 BMG ohne weiteres möglich. Das 34-mm-Mittelrohr bietet viel Platz für die Mechanik und erlaubt so auch große Verstellwege.
So funktioniert die Intelligent Firing Solution IFS:
Am Zielfernrohr befindet sich das IFS (Intelligent Firing Solution = Intelligente Schusslösung), welches die Elektronik und die Software für das System beinhaltet, also für den integrierten Ballistikrechner, der gleichzeitig sämtliche Umweltparameter der Umgebung misst und in die Berechnung der Ballistik mit einfließen lässt. Neben der Temperatur und dem Umgebungsluftdruck hat das IFS einen dreidimensionalen Neigungssensor verbaut. Er misst die Neigung der Waffe, sprich: einen Schuss bergauf oder bergab, und lässt die dadurch veränderte Treffpunktlage in die Berechnung mit einfließen. Zudem registriert es über einen digitalen Kompass die Schussrichtung, was den Einfluss der Corioliskraft berücksichtigt. Sämtliche Informationen der integrierten Wetterstation kann sich der Schütze im Sichtfeld oberhalb des Absehens in Echtzeit anzeigen lassen. Das obere Viertel des Sehfeldes nutzt Steiner zur digitalen Anzeige. Sie wird in einer in der Helligkeit regelbaren gelben Schrift angezeigt. Das Sehfeld bleibt erhalten, wird nur durch die Informationen in diesem Bereich etwas verdeckt. Die Anzeige besteht aus mehreren Bildschirmen, die durch den Benutzer durchgeklickt und verändert werden können. Dazu befinden sich auf der Oberseite des Okulares 4 Richtungstasten und eine zentrale Bestätigungstaste.
Die erste Seite zeigt die ballistischen Informationen an. Diese können über eine Smartphone App (sowohl für Android als auch iOS) angepasst, ein- und ausgeschaltet und frei positioniert werden. Zentral an der Oberseite werden die eingestellte Treffpunktentfernung und die seitliche Neigung der Waffe angezeigt. So hat der Schütze zum einen direkte Information, ob er das Gewehr verkantet, und zum anderen, auf welcher Einstellung der Höhenturm steht. Zudem kann man sich in einem separaten Kasten die aktuelle Klickeinstellung von Höhen- und Seitenturm anzeigen lassen. Für die wesentliche Beachtung der Windstärke und -richtung gibt es ein Kompassfeld. Durch Betätigen der Pfeiltasten kann so die Windrichtung und Windstärke direkt in das Display eingegeben werden. Der Schütze bekommt daraufhin die direkte Rückmeldung in Echtzeit, mit wieviel Klicks er in der Seite und gegebenenfalls in der Höhe reagieren muss.
Ein weiteres Feld gibt Hinweise über die eingegebene Munitionssorte, die dem Ballistikrechner aktuell zu Grunde liegt. Ein letztes Feld zeigt bei vorgewählter Zielgröße die tatsächliche Größe in MIL bei eingestellter Entfernung oder die Flugzeit des Geschosses an. Die zweite Seite ist eine alternative Seite zur ersten Seite. Hier kann der Schütze beispielsweise die angezeigten Daten auf ein Minimum reduzieren, um ein größeres freies Sichtfeld zu bekommen, nachdem er auf Seite eins alles eingestellt hat. Die Alternativseite kann per App komplett ausgeschaltet werden. Die dritte Seite ist die Munitionsseite. Diese enthält die eingestellten ballistischen Grunddaten der Anwendermunition. Hier kann man dann eine oder auch mehrere Munitionssorten eintragen. Ein Beispiel aus der Praxis wäre etwa die Nutzung einer sportlichen und einer jagdlichen Patrone. Hier werden die unterschiedlichen Daten wie Mündungsgeschwindigkeit, Geschossgewicht und -durchmesser, Geschosslänge und der Ballistische Koeffizient eingetragen. Bei der Zweitsorte gibt man zudem die Klickabweichung in Höhe und Seite, also die Treffpunktverlagerung zur Einschussentfernung ein. Lauf- und Dralllänge, Einschussentfernung und Höhe des Zielfernrohrs bezogen auf die Laufachse sind obligatorisch einzutragen. Bei der vierten Seite handelt es sich um das Einstellungsmenü. Hier lassen sich in fünf Registerblättern verschiedene Einstellungen vornehmen. Zudem kann die Helligkeit angepasst, die Messwerte der Sensoren angezeigt und die Bluetootheinstellungen vorgenommen werden. Außerdem kann man die Menüsprache ändern und die Einheiten von metrisch auf imperial wechseln.
Ein Highlight: die Bedienung des IFS über die kostenlose App. Mit der App kann man sich problemlos mit dem Zielfernrohr verbinden, die aktuellen Daten aufs Handy downloaden, aber vor allem neue Munitionssorten am Handy eingeben und an das Zielfernrohr übermitteln. Zudem lassen sich die erste und zweite Seite frei am Handybildschirm konfigurieren. Informationen können ein- oder ausgeblendet und ganz nach den Wünschen des Anwenders platziert werden.
Die technischen Daten des Steiner M7Xi IFS:
Modell: | M7Xi IFS |
Preis: | 4.999,- Euro |
Vergrößerung: | 4-28-fach |
Objektivdurchmesser: | 56 mm |
Mittelrohr: | 34 mm |
Absehen: | MSR-2, 1. Bildebene, Leuchtabsehen |
Klickverstellung: | 0,1 MIL/Klick (1 cm/Klick auf 100 m) |
Maximale Höhenverstellung: | 23,9 MIL (239 cm/100 m) |
Maximale Seitenverstellung: | 12,2 MIL (122 cm/100 m) |
Parallaxe-Einstellung: | 50-∞ m |
Gewicht (ohne Montage, etc.): | 1150 g |
Länge (ohne Sonnenblende): | 390 mm |
Auf dem Schießstand muss das Steiner M7Xi IFS beweisen, was es kann:
Für die umfangreiche Begutachtung standen insgesamt 3 unterschiedliche Tests auf dem Programm. Standardmäßig wurde die Einstellbarkeit der Parallaxe überprüft, danach ein Boxtest geschossen, bei dem die Wiederholgenauigkeit der Mechanik auf dem Prüfprotokoll stand. Weil es sich geradezu aufdrängte, ging es dann noch mit der Waffenkombination auf 2 Schießstände, um alles auf größeren Distanzen zu probieren.
Der Parallaxentest lief auf einer freien Schießbahn bis 1000 m ab. Die dabei in 100-m-Abständen aufgestellten Zielscheiben mit speziellen grafischen Formen und Farben mussten allesamt nacheinander angepeilt werden, gefolgt von dem Versuch, über das Parallaxenrad scharf zu stellen. Hier konnten die Tester keine Bereiche finden, wo das nicht problemlos möglich war. Das Einstellrad hat eine präzise Unterteilung, die sich sowohl im nahen Bereich als auch auf weiten Entfernungen einfach voreinstellen lässt. Nach der 1000-m-Einstellung folgt unmittelbar die Einstellung Unendlich, was kein Problem darstellt, da der Parallaxenfehler auf diesen Distanzen vernachlässigt werden kann. Die vorhandenen Entfernungsangaben am Stellrad stimmten größtenteils mit den realen Entfernungen bis auf ein paar kleine Abweichungen bestens überein. Der Boxtest fand auf der 500-m-Schießbahn statt. 500 m – so dieses Mal die Distanz für den Boxtest, für den 5 Streukreise geschossen werden sollten. Nach dem ersten Streukreis wurde die Mechanik um 15 Klicks nach rechts verstellt, was den zweiten Streukreis exakt 45 Zentimeter nach rechts verlagerte. Danach folgten 15 Klicks nach unten gestellt und noch zweimal wiederholt (links und oben), so dass der letzte Streukreis deckungsgleich mit dem ersten lag. Die mittleren Treffpunkte lagen hierbei alle exakt 45 Zentimeter auseinander und bildeten ein fast perfektes Quadrat. Test bestanden.
Vor dem Schießtest war allerdings etwas Fleißarbeit angesagt. 8 Laborierungen mussten mittels App in das ZF programmiert werden. Danach war der Spaßfaktor aber umso größer. Völlig ungerade Zieldistanzen von 111 bis 1185 Meter konnten teils mit dem ersten Schuss getroffen werden. Sobald die ballistischen Daten stimmen, ist es fast ein Kinderspiel zu treffen, da im Zielfernrohr direkt die Entfernung angezeigt wird.
Etwas gewöhnungsbedürftig: Der Augenabstand, der bei großer Vergrößerung sehr genau eingehalten werden muss. Die Austrittspupille beträgt bei 28-facher Vergrößerung nur noch 2,0 Millimeter. Die optische Leistung des M7Xi war der Marke entsprechend gut. Lediglich bei 28-facher Vergrößerung wird das Bild gefühlt etwas dunkler. Schießt man gegen einen sehr hellen Hintergrund, der das gesamte Sehfeld ausfüllt, wird es trotz stärkster Helligkeit mitunter schwer, die Schrift des IFS zu lesen. Der Stromverbrauch erwies sich als enorm. So ging das IFS nach etwa 4 bis 5 Stunden Dauerbetrieb aus.
Unser Test-Fazit zum Steiner M7Xi IFS:
Alles in allem erweist sich das M7Xi IFS als erstklassiges Zielfernrohr, das die heutigen technischen Möglichkeiten der smarten Generation voll ausnutzt. Die Tatsache, dass man sich nun hinter das Gewehr legen kann, das Ziel kurz mit dem Laser Range Finder einmisst und trifft, ist beachtlich. Zugegeben, Wind und Zielentfernung müssen noch händisch in das Zielfernrohr eingegeben werden. Aber den Rest macht es komplett allein. Fällt das IFS durch leere Batterien mal aus, so kann über das Absehen wie mit einem herkömmlichen Zielfernrohr weitergeschossen werden. Sicherlich ist das M7Xi IFS schon aufgrund des hohen Preises nichts für jedermann. Aber für den ambitionierten Long-Range-Schützen, den Jäger, der jenseits der normalen Distanz einen sicheren Schuss anbringen will, oder auch für behördliche Anwendungen lässt sich der Einsatz des Flaggschiffes von Steiner durchaus vorstellen.
Den kompletten Test des Steiner M7Xi IFS und des SAKO TRG M10 in .338 Lapua Magnum finden Sie in VISIER 9/2019, die ab dem 28.08.2019 im Handel erhältlich ist. Darin enthalten sind auch alle Informationen zum Testzielfernrohr, zu den geschossenen Laborierungen und deren Streukreisen und natürlich alles, was Sie über die SAKO TRG M10 wissen sollten.