Das MRDS Holosun HS 507 C − mit der Energie der Sonne! Wir machten den Praxistest und setzten die Optik sogar bei IPSC Wettkämpfen ein.

Solarpaneel des Holosun MRDS.
In der Oberseite des Linsenrahmens ist ein Solarpanel eingebettet, das die Elektronik mit Energie versorgt.

Das 2013 gegründete und in Kalifornien ansässige Unternehmen Holosun Technologies mischte bislang mit diversen röhrenförmigen Leuchtpunktvisieren nach herkömmlicher Bauart sowie dem röhrenlosen, großen Reflexvisier HS 510 C auf dem dicht gedrängten Optik-Markt mit, ehe nun mit dem HS 507 C die Welt der MRDS betreten wird. Wie eingangs erwähnt, steigt der neue Visierzwerg gerade in den USA unaufhörlich in der Gunst der Schützen. Die Gründe hierfür sind zahlreich: So greift Holosun beim HS 507 C auf das Montagebild, auch "Footprint" genannt, des mittlerweile schon fast als legendär zu bezeichnenden Trijicon Ruggedized Miniature Reflex Sight (RMR) zurück. Dazu gilt das HS 507 C als sehr zuverlässig und sein Anschaffungspreis hält sich im Vergleich zu den namhaften Konkurrenzprodukten in Gestalt des eben genannten Trijicon RMR (ab 699,- $) oder des Leupold DeltaPoint Pro (520,- $) mit einem offiziellen Verkaufspreis von 353,- $ in Grenzen. Hierzulande geht das Holosun HS 507 C für 359,90 Euro über die Ladentheke.

Das Holosun HS 507 C im Detail

HS 507 C getrennt von der Montageplatte.
Man muss nicht befürchten, dass sich die Trefferlage ändert, wenn das HS 507 C für einen Batteriewechsel von der Waffe genommen werden muss. Denn durch die Passstifte ist eine wiederholgenaue Montage sichergestellt.

Auf den ersten Blick wirkt das HS 507 C recht wuchtig, was vor allem an dem massiven Bügel rund um die 23x16 mm große und mit einer Multi-Layer-Beschichtung versehenen Scheibe liegen dürfte. Mit seinen eigentlichen Abmessungen von 40x30x45 mm (LxBXH) fällt es jedoch im Vergleich zu anderen MRDS nicht aus dem Rahmen. So misst selbst das im Vergleich zum Holosun fragil daherkommende Shield Sights RMS 42x25x23 mm. In der Oberseite wurde ein Solarpaneel eingelassen, das die Standzeit und Nutzungsdauer der ansonsten für den Betrieb verantwortlichen Batterie vom Typ CR2032 deutlich erhöhen soll, indem die Lichtenergie gesammelt und zum Erzeugen des Absehens genutzt wird. Wo wir schon das Absehen erwähnt haben, kommen wir gleich zur weiteren Besonderheit des HS 507 C. Denn der Nutzer kann durch Tastendruck zwischen drei verschiedenen Absehen wählen. wechseln. Zur Verfügung stehen ein 2 MOA großer Punkt, ein 32-MOA-Kreis mit kurzen Balken auf der 3-, 6-, 9- und 12-Uhr-Position sowie das Circle-Dot-Absehen. Letzteres erinnert mit seinem zentralen 2-MOA-Punkt umgeben von einem 32-MOA-Kreis stark an das bekannte EOTech-Absehen.

Absehen des Holosun HS 507 C.
Beim Holosun HS 507 C kann man zwischen drei verschiedenen Absehen hin- und herwechseln. Einem 2-MOA-Punkt, einem 32-MOA-Kreisabsehen sowie einem 32-MOA-Kreisabsehen mit 2-MOA-Punkt.

Bei den Bedienelementen kommt das Holosun HS 507 C mit zwei Drucktasten auf der linken Gehäuseseite aus, die mit Plus- und Minus- Symbolen gekennzeichnet sind. Über diese werden sämtliche Funktionen des Visiers bedient beziehungsweise gesteuert. Durch einmaliges Drücken einer der beiden Tasten wird das Reflexvisier eingeschaltet und durch gleichzeitiges Drücken beider Tasten wieder ausgeschaltet. Hält man hingegen die Minustaste jeweils 3 Sekunden lang gedrückt, kann man zwischen den verschiedenen Absehen wechseln. Wird indes die Plustaste für 3 Sekunden gedrückt gehalten, ändert sich die Betriebsart des HS 507 C. Zur Verfügung stehen hier einmal der Automatikmodus, bei dem die Elektronik über die Solarzelle mit Energie ersorgt wird und die Helligkeit des Leuchtpunkts automatisch der Umgebungshelligkeit angepasst wird, sowie der manuelle Modus, bei dem die Leuchtintensität mittels der Plus- und Minustasten in zwölf Stufen (zwei Nachtsicht- und zehn Tagesleuchtstufen) frei geregelt werden kann. Die Batterielaufzeit beträgt laut Hersteller bei mittlerer Intensitätsstufe und unter Verwendung des Circle-Dot- Absehens 20.000 Stunden respektive 50.000 Stunden, wenn allein der 2-MOAPunkt genutzt wird. Zudem hat Holosun das HS 507 C noch mit dem sogenannten "Sensitive Motion Sensor"-System ausgestattet. Nach 10 Minuten Nichtgebrauch schaltet sich die Elektronik zur Schonung der Batterie ab. Wird die Optik nun wieder bewegt – etwa beim Ziehen aus dem Holster – schaltet sich das Visier automatisch wieder ein und greift dank Memory-Funktion auf die vorher gewählte Einstellung zurück. Die Verstellung der Treffpunktlage erfolgt über eine deutlich wahrnehmbare Klickverstellung in ½-MOA-Schritten und der Verstellbereich beträgt sowohl in der Höhe als auch in der Seite jeweils 50 MOA. Geliefert wird das parallaxenfreie Reflexvisier, dessen Gehäuse aus einer T7075 T6 Aluminiumlegierung in Zusammenspiel mit einer Titanhaube besteht, in einer schwarzen Kunststoffbox. Neben dem Visier findet man darin noch eine 3V Lithium CR2032 Knopfzelle, Werkzeug für die Montage, ein Reinigungstuch, eine ausführliche Bedienungsanleitung sowie eine MIL-STD M1913-Picatinny-Montage. Alternativ kann das Holosun HS 507 C dank des Trijicon RMR Footprints auf der Gehäuseunterseite direkt auf entsprechende Montage oder hierfür ausgefräste Pistolenverschlüsse montiert werden.

MRDS Holosun HS 507 Bedientasten.
Die beiden Bedientasten des Holosun auf der rechten und ...
Justierschraube für Treffpunktlagekorrekturen des Holosun HS 507 C.
... die Justierschraube für Treffpunktlagekorrekturen auf der linken Gehäuseseite des HS 507 C.

Wettkampferprobt: Das HS 507 von Holosun auf dem Schießstand

Adapterplatte der US-Tuningfirma Springer Precision.
Wir haben das Holosun HS 507 C mittels einer Adapterplatte der US-Tuningfirma Springer Precision auf einer SIG Sauer P 320 M17 montiert. Die Adapterlösung war vonnöten, da die M17 ab Werk und auf Wunsch der US-Army nur für die Aufnahme eines Leupold DeltaPoint vorbereitet ist.

Für den Großteil der praktischen Erprobung montierten wir das HS 507 C mittels einer Adapterplatte von Springer Precision LLC auf einer SIG Sauer P320 M17 aus dem eigenen Bestand. Um Zeit und Munition zu sparen, justierten wir das MRDS übrigens wie in der Redaktion mittlerweile üblich unter Zuhilfenahme einer Laserpatrone vor. Hierzu wird die Laserpatrone in das Patronenlager eingeführt und anschließend wird der Leuchtpunkt des Visiers mit dem auftreffenden Punkt der Laserpatrone auf der gewünschten Entfernung in Übereinstimmung gebracht. Unsere Wahl fiel auf eine Fleckschussentfernung von 15 Meter, da wir hiermit gerade im Bereich des praktischen Schießens bislang die besten Erfahrungen gemacht haben. Mit der so vorjustierten Combo ging es dann das erste Mal ab auf den Schießstand. Dank unserer Vorarbeit waren nur wenige Klicks als Feinabstimmung nötig, sodass wir zügig dazu übergehen konnten, dem Holosun HS 507 C bei einer Reihe von Standardübungen als auch auf einer typischen IPSC-Stage mit mehreren Schießpositionen und unterschiedlichen Zielaufbauten auf den Zahn zu fühlen. 

Der erste Eindruck, den das Holosun hierbei hinterließ, war derart positiv, dass wir uns kurzer Hand dazu entschlossen, mit der Kombination aus P320 M17 und HS 507 C an der Deutschen IPSC Meisterschaft in der Production Optics Division teilzunehmen. 

Fortan waren daher die beiden in den darauffolgenden Wochen bis zur Meisterschaft unsere ständigen Begleiter bei jedem Schießstandbesuch und nahezu mit jedem weiteren Schuss manifestierte sich dieser erste positive Eindruck weiter. Der 2-MOA-Punkt ermöglicht präzise Treffer selbst auf weitere Entfernung und lässt sich dank der hohen Abbildungsgüte dennoch blitzschnell aufnehmen. Haltepunktverschiebungen waren nicht zu beobachten, auch wenn das MRDS mal unliebsam in Kontakt mit Schießrahmen geriet oder als Durchladehilfe missbraucht wurde. Obgleich wir nach wie vor ein normales Punktabsehen sowie eine manuelle Regelung der Leuchtintensität favorisieren, haben wir im Zuge unseres Tests auch die anderen beiden Absehen sowie den Automatik-Betriebsmodus ausprobiert. Treffpunktverlagerungen beim Wechsel des Absehens sind nicht zu befürchten, da das Absehen streng genommen nicht gewechselt wird, sondern vielmehr nur ein Teil des vorhandenen Absehens ausoder zusätzlich eingeblendet wird. Der Automatik-Betriebsmodus gewährleistet sowohl in der Raumschießanlage als auch unter freiem Himmel eine zuverlässige, zügige Anpassung der Leuchtintensität des Absehens an die Lichtverhältnisse der Umgebung. Die Mitte August abgehaltene Deutsche Meisterschaft markierte schließlich den Höhepunkt unseres bis dahin weit über 4.000 Schuss umfassenden Tests, den das Holosun ohne jedwede Ausfälle über sich ergehen ließ. Auf den 12 fordernden Stages zeigte das HS 507 C dann, dass es neben Nehmerqualitäten auch das Zeug zum Leistungssportler hat, konnte doch der Autor mit ihm die Production Optics Light Division und den Deutschen Meister-Titel gewinnen.

Fazit: Das leistet das Holosun HS 507 C

Holosun HS 507 C mit Kunststoffkoffer.
Ausgeliefert wird das Holosun HS 507 C in einem stabilen Kunststoffkoffer.

Das nach dem IPX8-Standard wasserfeste, stickstoffgefüllte Holosun HS 507 C bietet neben einer robusten Aufmachung den Komfort, zwischen drei unterschiedlichen Absehen umschalten zu können. Ferner stellt die Möglichkeit, das Visier zur Erhöhung der Batterielaufzeit im Automatikmodus über das Solarpanel zu betreiben ein interessantes Konzept dar, ohne dass man hierbei auf einen manuellen Betrieb verzichten muss. Der gestochen scharfe, feine 2-MOA-Punkt gestattet präzise Treffer auf den typischen Kurzwaffenentfernungen, ist dank seiner Helligkeit aber dennoch blitzschnell aufzunehmen. Noch nach der Meisterschaft blieb das HS 507 C auf der P320 M17 für ein weiteres Level III IPSC Match montiert und im Anschluss wurde es zur Ermittlung der Schussleistung auf eine ZEV O.Z-9 gepackt, sodass angesichts einer Schussbelastung von mehreren tausend Schuss dem HS 507 C eine konkurrenzfähige Haltbarkeit attestiert werden kann. Inklusive der flachen Picatinny-Montage aus Aluminium beläuft sich der empfohlene Verkaufspreis hierzulande auf 359,90 Euro. Das Preis-/Leistungsverhältnis überzeugt damit in unseren Augen ebenfalls.


Weitere Informationen zu den Optiken von Holosun gibt es auf der deutschen Homepage des Herstellers.