EAW ist heute einer der renommierten Hersteller von Zielfernrohrmontagen in Deutschland. Wir stellen einige Highlights vor und werfen einen Blick in die Historie

Das heute für seine hochwertigen Optikmontagen bekannte deutsche Unternehmen wurde 1919 ursprünglich von Ernst Apel im fränkischen Würzburg als Fabrik zur Herstellung von Instrumenten und Apparaten für Zahnärzte gründet. 1923 konnte Apel die in Konkurs geratenen und unter der Marke EDW bekannten Elektro-und Dentalwerke Frankfurt aufkaufen. Apel änderte kurzerhand das Markenzeichen von EDW in EAW (Ernst Apel Würzburg) um. Das Unternehmen konnte so weiter expandieren und es kamen unter anderem Kompetenzen in der Metallveredelung und im Bereich Elektroinstallation hinzu.

Die NS-Zeit brachte eine Zäsur und bei Apel, der nicht auf Partielinie lag, wurden alle Produktionsmaschinen konfisziert, sodass EAW zunächst nur noch als Groß- und Zwischenhändler für den Zahnarztbedarf agieren konnte. Ab 1941 wurde EAW dann zum Herstellen von kriegswichtigen Gütern zwangsverpflichtet.

Nach dem Einstieg von EAW in die Konstruktion und Produktion von ZF-Montagen wird dies schnell zum erfolgreichen Kerngeschäft

Beim Wiederaufbau der Fabrikation nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt zunächst wieder auf dem Zahnarztbedarf, aber EAW begann nun auch damit erste Zielfernohrmontagen zu entwickeln und herzustellen. Nachdem Apels Sohn, Ernst Apel Junior, 1951 als frischgebackener Ingenieur bei EAW eingestiegen war, wurde die Produktion von Optikmontagen schließlich zum Kerngeschäft. Vater und Sohn konnten rasch Kontakte und Lieferbeziehungen in mehr als 40 Länder aufbauen. 

EAW-Schwenkmontage im Detail.
Die klassiche EAW-Schwenkmontage wird noch immer gefertigt.  Heute  entsteht sie allerdings allerdings in den hochmodernen CNC-Bearbeitungszentren von EAW.

Immer wieder machte EAW mit zum Teil für die Branche richtungsweisenden Innovationen auf sich aufmerksam wie etwa in den 1960er Jahren mit der 2/3-Teilung der Montageringe oder in den 1970ern mit der EAW-Schwenkmontage, die jahrzehntelang nicht nur im deutschsprachigen Raum mit als das Maß der Dinge in Sachen Wiederholgenauigkeit galt. Außerdem erlaubte es die gleichmäßige Fertigung der Bauteile dasselbe Zielfernrohr mit entsprechender Montagebasis auf mehreren Waffen, oder bei Bedarf die Zieloptik auf einer Waffe rasch gegen eine andere auszutauschen, ohne diese jedes Mal neu Einschießen zu müssen. 

Bis 1977 stieg der Anteil der Montagen, die für den Export ins Ausland bestimmt waren, laut Firmenangaben, auf rund 60 Prozent. Hierzu hatte der enorme Erfolg der EAW-Schwenkmontage sicher einiges beigetragen. 

Bereits 1970 hatte EAW seinen Firmensitz aus Platzgründen von Würzburg in die nur einen Steinwurf entfernte Nachbargemeinde Gerbrunn verlegt. 1980 reichten die Fertigungskapazitäten auch dort nicht mehr aus und das Betriebsgebäude und die Werkhalle mussten erweitert werden. 1992 kamen noch eine zweite Fertigungshalle und neue Verwaltungsgebäude hinzu. Zwar hatte EAW unter anderem auch noch Einhak- Aufkipp- und Blockmontagen im Programm, aber anscheinend ruhte man sich zu sehr auf dem Erfolg der Schwenkmontage aus und verpasste es − anders als andere Hersteller − sich auf einen wichtigen Trend zu konzentrieren: die Picatinny-Schiene. Diese immer beliebter werdende Montagebasis und auch der Umstand, dass viele renommierte Jagdwaffenhersteller inzwischen eigene Montagearten entwickelt hatten, grub EAW zunehmend das Wasser ab. 

Stefan Schilling als neuer Eigner manöveriert EAW auf Erfolgskurs

2018 geriet das mittlerweile von den Enkeln des Gründers geführte Familienunternehmen soweit unter finanziellen Druck, dass es Insolvenz anmelden musste. Dem während des Insolvenzerfahrens eingesetzten Geschäftsführer, Stefan Schilling, gelang es aber zusammen mit der Insolvenzverwaltung den Betrieb zu sanieren und die Schließung abzuwenden. Seit Januar 2021 ist Schilling auch Inhaber der Ernst Apel GmbH. 

Dabei hat Stefan Schilling von Anfang an der etablierten und traditionsreichen Marke EAW festgehalten, das Firmenlogo aber um „Das Plus“ ergänzt. Auch hat Schilling schnell die Zeichen der Zeit erkannt und setzte auf hochmoderne CNC-Bearbeitungszentren und ein qualifiziertes Team. Zudem holte Schilling schnell das nach, was zuvor verpasst wurde und legte gerade im Bereich der nach militärischem Standard gefertigten Picatinny-Schienen mächtig nach. So kann EAW heute, dank einer entsprechenden Datenbank und besagter moderner CNC-Maschinen, aus dem Stehgreif Picatinny Rails für rund 1000 verschiedene Waffenmodelle anfertigen. Die Schienen können sowohl aus Stahl als auch Aluminium produziert werden und kommen bereits mit der zur jeweiligen Waffen passenden Geometrie und allen erforderlichen Bohrungen aus der Maschine, sodass sie vom Büchsenmacher ohne weitere Nacharbeiten und somit kostengünstig montiert werden können. Von dem Maschinenpark von EAW und dem, was das Unternehmen damit an qualitativ hochwertigen Montagen und -bauteilen zustande bringt, konnte sich unser Team bereits vor Ort ein Bild machen. Das Video zu unserem Firmenbesuch bei EAW finden sie hier.

Black-Line und Titan-Montage von EAW.
Vorne ist hier eine im 3D-Druckverfahren hergestellte Alu-Montage aus der behördlichen Black-Line zu sehen. Dahinter die neuste 3D-Druck-Montage von EAW aus Titan. 

Die zu den besagten Picatinny-Schienen passenden Montagen-Modelle unterteilt EAW in die für die zivile Verwendung, etwa auf einer Jagdwaffe, angedachte kostengünstigere Blue-Line- und die für den professionellen behördlichen Einsatz konzipierte Black-Line-Baureihe. Bei beiden Baureihen kann der Kunde zwischen einer Schnellspannung per Hebel oder einer Klemmung mittels Schrauben wählen.

Mit der aktuellen Firmenphilosophie knüpft EAW damit an die lange Firmentradition an und erlegt sich selbst die „Verpflichtung zur Innovation“ auf. Dass die Ernst Apel GmbH auch heute noch für bahnbrechende Innovationen gut ist, hat das EAW-Team erst kürzlich wieder mit der Patenanmeldung der weltweit ersten im 3D-Druckverfahren hergestellten Montage unter Beweis gestellt.

Als zweites Standbein übernimmt EAW auch die Lohnfertigung von kleineren und größeren Bauteilen und Baugruppen. Das Angebot reicht hier vom CNC-Fräsen oder -Drehen, über das Trowalisieren und Brünieren bis hin zum Laserbeschriften.


Wer sich selbst einen Überblick über die aktuelle Produktpalette von EAW im Bereich Montagen und -zubehör verschaffen will oder auch nachschauen möchte, ob EAW auch speziell für die eigene Waffe oder Optik spezielle Montagekomponenten anbietet, der kann dieses im brandneuen Onlinekatalog von EAW tun. Wir haben aktuell alle vier im Aufmacherbild gezeigten Montagen zum Praxistest in der Redaktion und werden Ihnen diese Modelle und ihre speziellen Anwendungen im Detail vorstellen.

Weitere Infos zu EAW und zu den neuen 3D-Montagen finden sie auf der Firmenwebseite.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: