Nach eigenem Bekunden ist das Erfolgsprinzip von Kahles, sich mit voller Leidenschaft konsequent auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das war auch vor fünf Jahren so, als man im Unternehmen die Entscheidung traf, nun besonders leistungsstarke Sportzielfernrohre zu entwickeln. In der Regel werden so aufwendige, kostenintensive Konstruktionsentwicklungen für mehrere Anwendungsbereiche (Behörden, Jagd, Sport) gestartet, um möglichst schnell eine Investitionsrentabilität zu erreichen. Damit sind jedoch auch immer Kompromisse verbunden, was die mechanischen und optischen Technikdetails angeht. Mit dem Startschuss im Jahr 2019 begann man bei Kahles Workshops mit PRS/Long-Range-Topschützen, Vertriebspartnern und Händlern abzuhalten, um das schließlich in den Zielfernrohrmodellen K328i und K328i DLR gipfelnde Projekt voranzutreiben. Relevante Personen aus aller Welt wurden eingeladen, um einerseits über die aktuelle Situation zu sprechen und andererseits auch Inputs für zukünftige Entwicklungen zu definieren. In dieser Phase wurde bereits festgestellt, dass das Sehfeld und die "Eyebox" die wesentlichen Faktoren in diesem Bereich sind. Im internationalen Fachslang bezeichnet man mit "Eyebox" den Raum hinter dem Okular des Zielfernrohrs, in dem das zielende Auge bei vollem Sehfeld positioniert werden kann. Das war die Ausgangsbasis, um ein neues Optikdesign zu entwickeln, das im Bereich Sehfeld und Eyebox absolut wegweisend sein sollte.
Das Kahles-Zielfernrohr K328i im Detail
Nach nahezu fünf Jahren Entwicklung und Tests hat Kahles nun den nächsten revolutionären Schritt in der Firmengeschichte mit dem neuen Kahles K328i mit einem Vergrößerungsbereich von 3,5- bis 28-fach und einem 50-mm-Objektivdurchmesser eingeläutet. Die äußeren Abmessungen sind denen des bekannten K525 sehr ähnlich. Mit einer Gesamtlänge von 360 mm ist das K328i kürzer als das K525i mit 377 mm. Das Gewicht des K328i beträgt knapp über 1.000 Gramm, das K525i liegt hier knapp unter 1.000 Gramm.
Den im Höhenjustierturm integrierten Parallaxenausgleich kennt man bereits vom K525i. Dadurch wird der in der Regel für die Parallaxeneinstellung genutzte linke Turm frei und bei diesem Kahles-Patent ist es möglich, den Turm für die Seitenverstellung links oder rechts frei wählen zu können. Das Justierrad des Parallaxenausgleichs ist aber größer als beim standardmäßigen K525i und griffig gestaltet. Der rote Indikator für die Höhenverstellung am Turm ist mit dem des K525i identisch und erhöht sich bei jeder vollen Umdrehung. Im direkten Vergleich mit dem K525i wirkt die deutlich großzügigere "Eyebox" des K328i wie die einer aktuellen "Low Power Variable Optic" (LPVO), sprich ein Zielfernrohr mit variabler Vergrößerung im niedrigen Bereich. Typische LPVO des Herstellers sind beispielsweise das Kahles K18i und das darauf basierende, verbesserte K18i-2 (beide in 1-8x24). Hier finden Sie einen all4shooters-Testbericht zum Kahles K318i. Die Eyebox ist dafür verantwortlich, das Ziel schnell zu finden beziehungsweise in unkonventionellen Anschlagarten/Stresssituationen stets im Blick behalten zu können − je größer die Eyebox, desto einfacher gelingt dies dem Schützen. Damit kann in dynamischen Wettkämpfen im Moment der Schussabgabe und Wirkung des Rückstoßes das Ziel durchgehend beobachtet oder wieder schneller gefunden werden. Der abgegebene Schuss kann optimal kontrolliert werden. Eine konstante visuelle Kontrolle und Beherrschung der Bewegungen und Aktivitäten ist dadurch möglich. Das Sehfeld des K328i ist um 40 Prozent größer als beim K525. Als Vergleich: Das K328i besitzt bei 25facher Vergrößerung das gleiche Sehfeld wie das K525i bei 18facher Vergrößerung. Der Vorteil ist, bei relevanter Vergrößerung mehr Sehfeld oder bei höherer Vergrößerung das gleiche Sehfeld zu haben. Die Daten von 14,3 Meter Sehfeld bei 3,5facher Vergrößerung beim K328i zu 7,7 Meter bei 5facher Vergrößerung beim K525i sind wahrlich ein Statement.
Weitere K328i-Ausstattungsmerkmale sind die Zero-Stopp-Funktion für das schnelle Wiederfinden gewählter Einstellungen und der patentierte „Twist Guard“-Verdrehungsschutz. Beim K328i beträgt der Mittelrohrdurchmesser nun 36 mm, was man bei der Anschaffung von Montagen/Montageringen beachten sollte. Damit ergibt sich ein interner Justierweg in der Höhe von 3,40 m/100 m. Das bedeutet wiederum 340 Klicks Höhenverstellung bei einer Korrektur von 0,1 mrad (= 1 cm/100 m) pro Klick. Diese Eigenschaften sind nicht nur für PRS-Schützen von Wichtigkeit. Auch LR- und ELR-Schützen können in Verbindung mit einer in der Vorneigung verstellbaren Montage auch über zwei Kilometer entfernte Ziele anvisieren.
Neben der Standardversion des K328i steht auch die K328i DLR (Dynamic Long Range)-Ausführung des brandneuen Kahles Zielfernrohres zur Wahl. Bei der Standardversion werden 160 Klicks pro Umdrehung am Höhenjustierturm absolviert. Beim DLR-Modell sind es lediglich 100 Klicks pro Umdrehung. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, zugunsten der Lesbarkeit die Turmgravur größer abzubilden. Auch beim neuesten Zielfernrohr von Kahles besteht die Möglichkeit, den Seitenturm links oder rechts zu platzieren. Bei der Standardversion ist die Verstellung von Höhe und Seite Clockwise, kurz CW, also im Uhrzeigersinn, oder gegen den Uhrzeigersinn Counter Clockwise, kurz CCW, wählbar. Bei der DLR-Variante ist nur Counter Clockwise möglich. Bei dem in der ersten Bildebene positionierten Leuchtabsehen stehen für K328i DLR die Ausführungen SKMR4+ und SKMR+ zur Wahl, beim K 328i kommen noch die Absehen AMR und MSR2/Ki hinzu. Beim den beiden Absehen SKMR4+ und SKMR+ musste dem größeren Sehfeld Rechnung getragen werden. Überdies wurde das SKMR+ gemeinsam mit dem Erfinder Shannon Kay speziell weiter für die Anforderungen in den dynamischen PRS/DLR-Disziplinen optimiert.
+++ Beide Ausführungen der neuen Kahles-Long-Range-Zielfernrohre sind bereits im Handel verfügbar. Die unverbindlich empfohlenen Verkaufspreise für das Kahles 328i und das Kahles 328i DLR betragen jeweils 4.300,- Euro. +++
Technische Daten und Preise des Kahles K328i und K328i DLR
Modell: | K328i | K328i
DLR |
Vergrößerung: | 3,5x bis 28x | |
Objektivdurchmesser: | 50 mm | |
Augenabstand: | 92 mm | |
Sehfeld (auf 100 m): | 14,3 m bis 1,8 m | |
Dioptrienausgleich: | +2/-3 dpt | |
Parallaxenausgleich (m): | 20 m bis ∞ | |
Korrektur/Klick (auf 100 m): | 1 cm (0,1 mrad) | |
Verstellweg Höhe/Seite (auf 100 m): | 3,4 m /1,3 m | |
Mittelrohrdurchmesser: | 36 mm | |
Filtergewinde objektivseitig: | M52 x 0,75 | |
Länge: | 360 mm | |
Gewicht: | 1.040 g | |
Absehen (1. Bildebene): | SKMR4+ SKMR+ MSR2/Ki, AMR | SKMR4+ SKMR+ |
Beleuchtet: | Ja | |
Batterietyp: | CR2032 | |
Verstellrichtung: | CW/CCW | CCW |
Seitenverstellung: | wahlweise im rechten oder linken Turm | |
Zero Stopp: | Ja | |
Twist Guard: | Ja | |
EasyRead Höhenelevation: | Nein | Ja |
Preis: | 4.300,- EURO (UVP) | 4.300,- Euro (UVP) |
Dieser Beitrag erschien inklusive erster Eindrücke aus der Praxis auch in der caliber-Ausgabe 02/2024, die Sie hier im VS Medien Online-Shop als gedrucktes Heft oder als Digitalausgabe bestellen können.
Weitere Informationen zum Hersteller Kahles, seinen neuen K328i-Zielfernorhren und weiteren Produkten finde Sie auch hier auf der Kahles-Webseite.
Einen kompletten Test lesen Sie hier bei all4shooters.com in Kürze.