Präzision ist unverzichtbar, wenn das Zusammenspiel zwischen Waffe und Patrone ein kompaktes Trefferbild ergeben soll. Der Schuss muss immer den anvisierten Punkt treffen, egal ob er unter Testbedingungen, dynamisch oder im Einsatz abgegeben wird.
Klar und deutlich ausgedrückt: Ein Trefferbild von einem Zentimeter Durchmesser ist präzise, ein Trefferbild von sechs Zentimetern ist immer noch genau.
Die Schussgenauigkeit ist auch mit der verwendeten Zielvorrichtung und mit deren Nullstellung verbunden. Im einfachsten System mit Kimme und Korn wird einfach das Korn so in die Mitte der Kimme gebracht, dass zwischen dem Korn und den Kanten der Kimme zwei gleich breite helle Streifen zu sehen sind. Der höchste Punkt des Korns muss außerdem auf einer Linie mit der Oberkante der Kimme liegen. Auf diese Weise ergibt sich für das Auge eine angedachte Linie bis zum Zielpunkt. Hört sich einfach an, aber dabei sind ein paar Dinge zu berücksichtigen.
Wenn zum Beispiel Licht aus einer nicht punktförmigen Quelle durch einen Schlitz wie die beiden Spalten rechts und links des Korns fällt, kommt es zu Diffraktionslinien, der so genannten Fresnel-Beugung. Das bedeutet, dass man keinen einzelnen Lichtstrahl mehr sieht, sondern mehrere abwechselnd helle und dunkle Linien, die von den Rändern des Lichtschlitzes ausgehen.
Die Diffraktionslinien entstehen auch, wenn der Spalt, auf den man blickt, durch den oberen Rand der Zielvorrichtung und den unteren Rand des Ziels gebildet wird. Das bedeutet, dass man auch dann unter Umständen eine weiße Linie an der oberen Kante sieht, wenn die Visierung im Schwarzen ist. Auch dabei handelt es sich um eine Fresnel-Linie. Wenn ein Schütze sagt, dass er das Ziel plattgedrückt sieht, mit der Kante aber immer noch im Weißen ist, dann sieht er Fresnel-Linien. Das Resultat: Der Schuss wird zu weit oben treffen.
Zielvorrichtungen für Training und Wettkampf
Gegen diesen Effekt werden bei Waffen für Training und Wettkampf ringförmige Zielvorrichtungen verwendet, bei denen der Durchmesser des Rings größer sein muss als der des schwarzen Zentrums der Zielscheibe.
Der Ring muss bei hellem Licht größer sein und kann bei schlechteren Lichtverhältnissen verkleinert werden, denn die Fresnel-Linien sind bei starken Lichtkontrasten deutlicher zu sehen.
Die Kimme muss breit genug sein, denn wegen der Fresnel-Linien erscheinen die seitlichen Schlitze etwas schwammiger, was die Ausrichtung erschwert.
Wichtig ist: Wir sehen nicht Kimme und Korn, sondern eine schematische Kontur, die einen Kontrast zum Ziel bildet.
Von der Zielvorrichtung sehen wir nur die Umrisse. Für einen guten Schuss müssen diese klar zu sehen sein.
Es dürfen keine optischen Täuschungen auftreten und der Kontrast muss so deutlich wie möglich sein. Die Kimme muss sehr schmal oder in der Auskerbung angeschrägt sein.
Eine breite Kimme ohne Anschrägung erzeugt den Eindruck von zwei „Wänden“, die so dick sind wie die Kimme selbst.
Wenn das Licht von der Seite kommt, erscheint eine dieser Wände logischerweise heller als die andere. Dadurch entsteht bei zentriertem Korn der Eindruck einer breiteren Lücke an der beleuchteten Seite. Man würde also weiter zur anderen Seite ziehen und nicht mehr genau zielen, ohne es zu merken.
Aus demselben Grund muss auch das Korn angeschrägt sein, und zwar genau andersherum als die Kimme und in Form eines Pyramidenstumpfs, wobei die Basis zum Schützen zeigt. Eine „Wand“ ist immer störend, selbst wenn sie kaum zu sehen ist.
Zielvorrichtungen für den professionellen Einsatz und die Jagd
Die Zielvorrichtung einer Waffe für den professionellen Einsatz muss gewährleisten, dass diese schnell gezogen werden kann. Dazu braucht es ein passendes Holster, das Kimme und Korn nicht über die Maßen strapaziert.
Visierungen aus Glasfaser sind gut für die Jagd, aber nicht für Präzisionsschüsse auf der Schießbahn, denn zwischen Visier und Ziel muss der Kontrast so stark wie möglich sein, nicht aber zwischen Kimme und Korn.
Es ist auch von Vorteil, wenn die dem Schützen zugewandte Seite des Korns wie auch der Kimme leicht nach hinten geneigt sind, so dass beide immer im Schatten liegen. Das halbrunde „Halbdollar-Korn“ auf einigen Revolvern erschwert die Kollimation und ist für zahlreiche Fehler verantwortlich.
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