KT-Manz: Zielfernrohr - Montage mit Vorneigung

Die Firma Konstruktionstechnik Manz hat sich auf Kleinserien präziser Montagen und Zubehör spezialisiert. Das Unternehmen genießt bei Kunden einen sehr guten Ruf, trotzdem blättert wohl kaum jemand regelmäßig einen Katalog mit Dutzenden Ringen, Schienen und dergleichen durch. Was kann es schon Langweiligeres geben als Montagen in allen möglichen Größen und Bauarten? 

Doch die „Fifty Montage“ mit variabler Vorneigung zeigt, wie interessant so unscheinbares Zubehör sein kann. Georg Manz entwickelte die Konstruktion ursprünglich für ein spezielles Scharfschützengewehr: das SSG 1.7 von German Precision Rifles.

Ohne eine Montage mit Vorneigung befinden sich die Ziele, die sehr weit vom Schützen entfernt sind oft außerhalb des Verstellbereiches des Zielfernrohrs. Die Montage von KT Manz bietet eine für das jeweilige Zielfernrohr erforderliche Vorneigung. Und noch ein Punkt findet sich im Pflichtenheft: Die Montage muss sich an Zielfernrohre mit unterschiedlichem Mittelrohr-Durchmesser anpassen lassen.

Neigungsfragen

Dass die Zieloptiken auf große Entfernungen ohne Montage mit Vorneigung nicht auskommen, lässt sich am besten am konkreten Beispiel erkennen - ein auf ein Sako TRG 42 im Kaliber .338 Lapua Magnum befestigtes Schmidt & Bender 5-25 x 56 PM II. 

Das Zielfernrohr  besitzt einen Verstellbereich von insgesamt 65 MOA (Winkelminuten), also 189 Zentimeter auf 100 Meter. Steht der Höhenturm auf 33 MOA, dann schaut der Schütze gerade durch das Glas. Nimmt man grob vereinfacht an, dass die Optik und der Lauf parallel liegen, schießt das Gewehr dann auf 100 Meter Fleck. 

Will der Schütze jedoch weiter hinaus, bleiben ihm nur noch zirka 32 MOA Verstellweg nach oben. Doch das ist nicht allzu viel. Dies zeigen einige Zahlen für das gewählte Beispiel: Auf 1000 Meter genügt in diesem Kaliber für den Fleckschuss noch eine Korrektur von 27,7 MOA. Doch schon 100 Meter weiter stößt das PM II an seine Grenzen - erforderlich wären 32,6 MOA. Der Grund liegt im parabelartigen Geschossabfall.

Auf 1.500 Meter müsste der Schütze die Optik schon um 58 Winkelminuten anpassen. Die Lösung besteht nun darin, dass Objektiv mittels Montage vorn abzusenken.

Bei der Fifty Montage von KT Manz löst man dazu vier Schrauben und montiert dann ein dazu passendes Einlegeplättchen. Mit einer Vorneigung von 30 MOA kann dann der Schütze die Optik insgesamt um 62 MOA korrigieren. Das ermöglicht in dem erwähnten Beispiel Fleckschüsse bis auf 1500 Meter. 

Als Faustformel gilt: Die Vorneigung sollte die Hälfte des Höhenverstellbereiches vom Zielfernrohr betragen.

Schraubenkunde

Das SSG 1.7 verschießt neben .50 BMG-Projektilen auch bis zu 94 Gramm schwere Unterschallgeschosse. Die auf das gesamte System wirkenden Kräfte sind enorm, deshalb muss die Fifty Montage extrem belastbar sein. Das Rückgrat der Konstruktion bildet ein verwindungssteifer Grundkörper aus einer hochfesten Aluminium-Walzlegierung oder aus Chrom-Molybdän-Stahl. Drei separate, stählerne Klemmbacken verbinden diesen mit der Picatinny -Schiene. 

Unterschiedlich hohe Lochbilder bei den Einlegeplättchen (hier für 0 und für 90 MOA) und Langlöcher im Grundkörper sorgen für die gewünschten Vorneigungen. Die Plättchen passen in eine Ausfräsung im Grundkörper. Die integrierte Wasserwaage unterstützt den Schützen beim seitlichen Einrichten der Waffe.

Der Grundkörper aus Stahl und die Klemmbacken sind PVD-beschichtet. Das Kürzel PVD steht für „physical-vapour-deposition“ (physikalische Gasphasenabscheidung). Dieser Korrosionsschutz aus dem Werkzeugbau zeichnet sich durch eine extreme Härte von mehr als 3000 HV aus (HV steht für  Härteprüfung nach Vickers). Trotzdem ist die Schutzschicht gerade einmal 0,003 Millimeter dick - Probleme mit der Maßhaltigkeit gibt es deshalb nicht. 

Die schwarz eloxierten Ringe aus Aluminium sind symmetrisch aufgebaut und übertragen deshalb die beim Rückstoß wirkenden Kräfte gleichmäßig auf den Grundkörper.

Jeweils sechs M4 - Inbusschrauben befestigen die oberen Halbschalen der Ringe mit einer hohen Klemmkraft. Weil die Ringe sehr breit ausfallen, ist die Flächenpressung trotzdem vergleichsweise klein. So muss das Zielfernrohr keinen übermäßigen Belastungen standhalten. Die Schraubenköpfe setzt der Hersteller bewusst in die unteren Ringhälften: Die Konstruktion bleibt oben schlank, und der Schütze hat eine gute Sicht auf die Skalen der Verstelltürme des Zielfernrohres. Außerdem ermöglicht diese Anordnung sehr große Freiheiten bei der Gestaltung der Oberringe - wichtig, wenn die Konstruktion zusätzliche Picatinny-Schienen, Schusswinkelmesser oder Notvisiere aufnehmen soll. Die Einlegeplättchen besitzen zwei Bohrungen, die sich je nach gewünschter Vorneigung durch die Höhe der Lochpaare unterscheiden. 

Die Fifty Montage besteht aus einem Grundkörper und Aluminium-Ringen. Die Inbusschlüssel dienen zum Befestigen der Ringe und des Grundkörpers auf der Picatinny-Schiene. Die Beschriftung der Ringe zeigt den Mittelrohrdurchmesser des Zielfernrohrs sowie die Bauhöhe an. Am Schlüsselring hängen die Einlageplättchen für die variable Vorneigung von 0 bis 90 MOA – so gehen die kleinen Teile nicht verloren.
Schusswinkelmesser und Rotpunktvisier kommen auf den mündungsseitigen Oberring, ohne dass sie die Verstelltürme des ZF verdecken. Man kann die nötigen Werte von allen Anbauteilen ablesen – und braucht sich dazu nicht zu verrenken.

Damit die verschiedenen Bohrungen zum Grundkörper passen, enthält dieser sogenannte Langlöcher. (Das sind keine kreisrunden, sondern längliche Bohrungen mit parallelen Längsseiten). Die stählernen Einlegeplättchen werden CNC-gefräst und anschließend galvanisch verzinkt. 

Von links: Neben den austauschbaren Montageringen für unterschiedliche Bauhöhen und Ringdurchmesser liegt eine kurze Picatinny-Schiene nach Mil-Std-1913 für die Montage an die obere Ringhälfte. Manz bietet auch spezielle Oberringe an. Sie können zum Beispiel Schusswinkelmesser und Rotpunktvisiere aufnehmen – in diesem Fall ein Docter Sight.
Die Mindestbauhöhe der Fifty Montage beträgt 37 mm. KT Manz liefert zum selben Preis wie die Standardhöhe beliebige Bauhöhen. So lassen sich auch Zielfernrohre mit großem Objektivdurchmesser an jede Waffe anpassen – etwa das abgebildete Zeiss 6-24 x 72.

Zum Lieferumfang der Fifty Montage vom Rhein gehören insgesamt zehn Plättchen für eine Neigung von Null bis 90 MOA, abgestuft in Zehnerschritten. Die Montageringe gibt es in den Durchmessern 30, 34, 36 und 38 Millimeter sowie in verschiedenen Bauhöhen. Die niedrigste beträgt 37 Millimeter. Für militärische Anwendungen mit vorgeschalteten Nachtsichtvorsätzen oder Wärmebildgeräten liefert KT Manz aber auch Höhen über 55 Millimeter. 

Nutzbarer Verstellbereich des Zielfernrohrs mit KT Manz-Montage

Die beiden Grafiken  veranschaulichen den nutzbaren Verstellbereich für eine .308 Winchester mit einem 168 Grains schweren Sierra-Match-King-Geschoss ohne und mit Vorneigung. In beiden Fällen lässt sich das Zielfernrohr vertikal um 40 MOA verstellen. 

ZF ohne Vorneigung_neu
Verstellbereich für eine .308 Winchester mit einem 168 Grains schweren Sierra-Match-King-Geschoss ohne Vorneigung

Ohne Vorneigung teilt sich der Verstellbereich in 20 MOA oberhalb (roter Bereich) und 20 MOA unterhalb (grüner Bereich) der horizontalen Visierlinie. Für Weitschüsse kann der Schütze demnach nur die unteren 20 MOA (oder 58 cm auf 100 m) nutzen. Entscheidend für den maximalen Einsatzbereich des ZF ist, bei welcher Entfernung das Geschoss um mehr als 20 MOA unter die horizontale Visierlinie fällt. Bei der genannten Laborierung geschieht dies bei zirka 650 m. Visierkorrekturen für einen Fleckschuss ohne Vorneigung sind also bis etwa 650 m möglich. 

ZF mit Vorneigung_neu
Verstellbereich für eine .308 Winchester mit einem 168 Grains schweren Sierra-Match-King-Geschoss mit Vorneigung

Mit Vorneigung beträgt der Verstellbereich 5 MOA oberhalb und 35 MOA unterhalb der horizontalen Visierlinie. Deshalb liegt der maximale Einsatzbereich bei einem Geschossabfall von 35 MOA. Das entspricht bei dieser Laborierung etwa 950 Meter - also 300 Meter mehr als ohne Vorneigung.

Fazit

Eine Montage für unterschiedliche Kaliber und Zielfernrohre - eine clevere Lösung. 

Dazwischen ist alles möglich, so der Geschäftsführer Georg Manz. Manz fertigt auf Kundenwunsch auch Sonderlösungen in kleinen Stückzahlen.

Die nach Firmenangabe komplett in Deutschland gefertigte Fifty kostet aber viel Geld: Für die Alu-Ausführung werden 665 Euro, für die Stahlvariante 798 Euro fällig. 

Zum Lieferumfang gehören zehn Einlegeplättchen, passende Inbusschlüssel sowie eine Bedienungsanleitung auf USB-Stick. Ein Satz Wechselringe für ein Zielfernrohr mit anderem Mittelrohrdurchmesser kostet 240 Euro. 

Für all das Geld bekommt man aber ein richtig feines Teil!

Die Montage stellte KT Manz (www.kt-manz.de und www.90moa.com) zur Verfügung. Die Zielfernrohre kamen von ZEISS (www.sportsoptics.zeiss.com).