Das österreichische Traditionsunternehmen KAHLES zählt als der älteste noch existierende Hersteller von Zielfernrohren und somit als Zielfernrohrpionier.
In einer 1,5-jährigen Entwicklungszeit hat KAHLES das K 624i Zielfernrohr in enger Zusammenarbeit mit Spezialeinheiten und zivilen Long Range Schützen entwickelt. In der Sportschützenwelt macht das hier getestete Modell in 6-24x56 eine besonders gute Figur.
In der Entwicklungsphase musste das Glas zahlreiche Prüfungen bestehen, da natürlich auch die hohen militärischen Anforderungen eingehalten werden mussten. Hier wurde nicht nur die Rückstoßtauglichkeit, Dichtigkeit, Stoßfestigkeit sondern auch die Funktionalität bei extremen Temperaturen auf die Probe gestellt. Auch Falltests aus 1,5 Metern Höhe überstand dieses neue Zielfernrohr ohne Probleme.
Das KAHLES K 624i im Praxistest
Im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten muteten wir dem K 624i besondere Belastungen zu, indem wir es mit soliden Fortmeier 34 mm Montageringen auf einer Accuracy International AX50 im leistungsstarken Kaliber 12,7x99 mm anbrachten.
Wie zu erwarten, war das Zielfernrohr den Rückstoßstrapazen locker gewachsen. Im Vergleich zu einem gerade zur Verfügung stehenden Schmidt & Bender PM II 5-25x56 fiel auf, dass das um fünf Millimeter kürzere Kahles K 624i um 130 Gramm leichter ist (PM II = 1.080 Gramm, K 624i = 950 Gramm). Darüber hinaus fallen die Verstelltürme nicht so wuchtig aus und bauen weniger hoch.
Je nach Einstellung ragt aus dem Höhenverstellturm ein roter Signalstift heraus, der als Orientierungshilfe bei schlechten Lichtverhältnissen dient.
Der Gesamtumfang des Höhenverstellbereichs beträgt nach Herstellerangaben 250 cm auf 100 Metern, wobei dieser üppige Verstellweg auf zwei Umdrehungen aufgeteilt wird. Befindet man sich in der ersten Umdrehung am Höhenjustierturm ist der rote Stift sichtbar und sobald die zweite Umdrehung beginnt, senkt sich der Stift nach unten ab. Hierdurch weiß der Schütze selbst in völliger Dunkelheit sofort, in welchem Verstellbereich er sich gerade befindet, weil der heraus stehende oder abgesenkte Stift gut ertastbar ist.
Die Absehen des KAHLES K 624i Zielfernrohrs
Das KAHLES K 624i 6-24x56 wird mit acht verschiedenen Absehen offeriert, die sich in der ersten Bildebene befinden und somit bei Vergrößerungswechseln mitwachsen. Dadurch bleiben die Abstände zwischen den Balken immer gleich und der Schütze braucht nicht darauf zu achten, welche Vergrößerung er gerade angewählt hat, wenn er die Entfernung schätzt. Die Absehen sind: MIL3, MIL4, SKMR, SKMR2, SKMR3, MSR/Ki, AMR und MOAK.
Die Absehen MIL3 und MIL4 sind mit Balkensystemen ausgerüstet, die ein schnelles Entfernungsschätzen auf den ersten Blick auf Distanzen von 200, 400, 600, 800 und 1.000 Meter ohne Umrechnen ermöglichen. Diese Schnelleinschätzung beruht darauf, dass die Balken einen Meter auf der entsprechenden Distanz abdecken.
Beim Absehen MOAK sind die Verstelltürme anders aufgebaut - denn dabei liegt die Treffpunktkorrektur per Klick nicht bei 0.1 MIL, sondern 1/4 MOA.
Scharfschützen lernen in der Ausbildung das Einschätzen der Entfernung.
Hier wird der menschliche Körper in drei Teile unterteilt und jedem Teil eine entsprechende Größe zugewiesen. Weil das Mil Dot Absehen genormt ist, kann man anhand der Punkte und der bekannten Körpergröße die Entfernung berechnen. Damit dies zügiger geht, befinden sich die unteren Balken in den Absehen, die auf eine Normgröße des menschlichen Torsos abgestimmt sind, so dass der Scharfschützen in Sekundenschnelle die Entfernung sehr präzise einschätzen kann. Die unteren Balken sind in allen Vergrößerungsbereichen immer sauber zu erkennen.
Der einzige Unterschied zwischen dem MIL3 und dem MIL4 Absehen ist übrigens der, dass das MIL4 Absehen feinere Einteilungen besitzt. Hierdurch können Entfernungen noch präziser ermittelt werden. Interessant ist das MIL4 Absehen vor allem für den Long Range Einsatz, da hier nicht nur feinere Punkte und Striche dem Schützen zur Verfügung stehen, sondern auch mehr Dots zur Höhenkompensation genutzt werden können.
Und da wir gerade beim Thema Flugbahnkompensation sind, da haben sich die Konstrukteure natürlich auch etwas einfallen lassen, um dem Schützen das Leben zu erleichtern. Nachdem ein Schütze die Zieldistanz ermittelt hat, muss natürlich nicht nur die Höhenverstellung vorgenommen, sondern auch die Parallaxe eingestellt werden.
Damit der Bediener alles mit einer Hand erledigen kann, wurde die Einstellung der Parallaxe nach oben verlegt. Eigentlich ist dieses Feature recht logisch und erklärt sich sofort von selbst, es ist nur verwunderlich warum hier noch niemand vorher darauf gekommen ist.
KAHLES K 624i für Rechts- und Linkshänder
KAHLES hat das Zielfernrohr in der neuesten Version für Linkshänder auf der IWA OutdoorClassics 2016 als Weltpremiere vorgestellt. Dabei sind die Seitenverstelltürme rechts integriert. Für Linkshänder ist dieses Modell wesentlich ergonomischer. Damit ist das KAHLES K 624i sowohl für Rechtshänder, als auch für Linkshänder erhältlich.
KAHLES K 624i 6-24x56 Zielfernrohr - das Fazit
Das KAHLES K 624i bietet eine branchenführende optische Leistung von 95,2 % Lichtdurchlässigkeit, eine brillante Auflösung und eine hervorragende Randschärfe. Die neuen Verstelltürme bieten eine wesentlich bessere Bedienung und mehr Kontrolle.
Die hohe Verarbeitungsniveau gepaart mit mechanischer Präzision, brillanter Bildqualität und technischen Raffinessen haben natürlich ihren Preis.
Das KAHLES K 624i 6-24x56 wird in Deutschland von der RUAG Ammotec GmbH vertrieben. Das Zielfernrohr ist ab 2.843,- Euro erhältlich - je nach Absehenvariante (UVP des Herstellers inkl. MwSt., Stand: 29.09.2016).
Weitere Informationen zum KAHLES K 624i finden Sie direkt auf der Webseite von KAHLES.
Den umfangreichen Test des KAHLES K 624i Zielfernrohr auf dem Accuracy Internationl im Kaliber .50 BMG finden Sie in caliber 2/2012. Im VS Medien Online-Shop können Sie die Ausgabe nachbestellen.
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