Gleich im Jahr seiner Einführung errang das KAHLES K 1050 einen Erfolg. Es war 2012 das Siegerglas der deutschen Meisterschaft der Frauen auf 300 Meter. Damit ist auch schon der Hauptabnehmerkreis dieses Produktes beschrieben: die Sportschützen. Gerade hier kommt es auf höchste Präzision an, will man vorne mitschießen. Der österreichische Optikhersteller KAHLES verspricht eben jene Genauigkeit und gibt auch noch elf Jahre Garantie auf das Zielfernrohr. Soweit so gut. Aber was kann das Modell aus der Competition K-Linie leisten?
Laut Hersteller ist es vor allem prädestiniert für den Einsatz auf weite Entfernungen. Neben dem Field Target- ist das Benchrest-Schießen eine der Disziplinen, in denen stark vergrößernde Zielfernrohre zumeist Verwendung finden. Schließlich ist hier ein Höchstmaß an Präzision unabdingbar, um gute Schussgruppen zu erzielen.
KAHLES K 1050 Zielfernrohr – klassisch und innovativ
KAHLES setzt beim Modell K 1050 auf ein einteiliges, aus einer Aluminiumlegierung gefertigtes Rohr. Das Zielfernrohr hat eine Länge von 429 mm, wiegt 890 g und hat einen Mittelrohrdurchmesser von 30 mm.
Der Außendurchmesser des Objektivs mit 56-mm-Eintrittslinse beträgt 62 mm, die Verstelltürme befinden sich im hinteren Drittel des Mittelrohrs. Sie sind klassisch angeordnet.
Die Parallaxenjustierung befindet sich unterhalb der Skalentrommel zur Höhenverstellung, bedienbar durch einen gerändelten Ring. So lassen sich mit Hilfe dieser patentierten Technik alle Einstellungen mit nur einer Hand ausführen.
Der Verstellbereich der Parallaxe beträgt acht Meter bis unendlich, mit einer Markierung für 100 m. Vorweggenommen ist das auch der einzige Kritikpunkt. Für die Verwendung bei häufig wechselnden Entfernungen wäre eine weitere Unterteilung wünschenswert gewesen.
Optional bietet KAHLES ein größeres Bedienrad mit 90 mm Durchmesser für die Parallaxenverstellung an. Nach dem Lösen von vier Inbusschrauben lässt es sich ganz einfach montieren und erleichtert die Handhabung erheblich.
Der Höhen- bzw. der Seitenverstellturm sind mit einem Radius von nahezu vier Zentimetern und einer griffigen Rändelung sehr gut bedienbar. Die sauber definierten Klicks erlauben eine 1/8 MOA Absehenverstellung sowohl in der Höhe wie auch in der Seite. Die Trommeln lassen sich nach dem Lösen von zwei Inbusschrauben nullen.
Rot-Weiß unterteilte Stifte zeigen die Position des Absehens im Verstellbereich an. Bei 100 Metern Entfernung beträgt der Verstellbereich der Höhenverstellung 1,6 m, der seitliche liegt bei 1,2 m. Die mit griffigen Mulden versehene und nicht zu leicht gehende, stufenlose Zoomfunktion befindet sich vor dem Okular. Die Dioptrieneinstellung erfolgt über einen gepolsterten Gummiring an selbigem. Der Ausgleich ist in einem Bereich von +2/-3,5 Dioptrien möglich. Die Verstellung ist dabei ausreichend schwergängig, so dass sie einem versehentlichen Verstellen entgegenwirkt. Der Augenabstand beträgt 95 mm – vorteilhaft bei der Verwendung von rückstoßstarken Kalibern.
Das Absehen des KAHLES K 1050 Zielfernrohr
Neben einer robusten und wiederholgenauen Mechanik sind natürlich die Linsen das Herzstück eines jeden Zielfernrohrs. Verwendet werden bei KAHLES hochwertigste Glassorten, vergütet durch ein hauseigenes Verfahren. Laut Angaben des Herstellers werden so Transmissionswerte von über 91 % erreicht.
Das glasgeätzte Absehen befindet sich in der zweiten Bildebene. Beim Zoomen vergrößert es somit technisch bedingt nicht mit. Das Testglas verfügt über ein mit "CH" bezeichnetes Fadenkreuz-Absehen mit mittigem Punkt. Bei 50-facher Vergrößerung deckt der Punkt auf 100 m Entfernung 18 mm ab, die Fäden des Kreuzes lediglich 6 mm. Erhältlich sind auch die Absehen DD sowie Plex. Alle Absehen sind allerdings unbeleuchtet. Das Sehfeld beträgt bei 10-facher Vergrößerung auf 100 m Entfernung 2,9 Meter, beim maximalen 50-fachen Zoom 0,6 m. Zum Lieferumfang gehören ein Pflegetuch, ein Inbusschlüssel sowie ein Linsenschutz für Objektiv und Okular.
Vor der Montage auf die Testwaffe verbrachte das Glas eine Nacht im Tiefkühlschrank. Abgekühlt auf -17 °C wurden die Verstellungen bewegt. Alles war soweit in Ordnung. Lediglich der Dioptrienausgleich zeigte sich etwas schwergängiger als vorher. Der Hersteller überprüft die Wasserdichtigkeit des mit Stickstoff gefüllten Glases selbst. Dazu werden die Gläser zwei Stunden einem Wasserdruck von einem bar ausgesetzt, was etwa zehn Metern Tauchtiefe entspricht. Das Testglas durchlief auf einem Hensoldt Kolliminator eine optische Prüfung seitens der Tester. Hier zeigte sich, dass das KAHLES K 1050 Zielfernrohr einwandfrei und absolut wiederholgenau arbeitet.
KAHLES K 1050 Zielfernrohr – die Montage
Für den praktischen Test stand eine Benchrest-Büchse im Kaliber 6 mm PPC von Martin Menke zur Verfügung. Montiert wurde das KAHLES K 1050 Zielfernrohr mit entsprechend an die runde Systemhülse angepassten Picatinny-Basen. Dabei kamen geschraubte Ringe zum Einsatz. Um Beschädigungen des Glases zu verhindern, sollte man beim Anbringen der Ringe das von KAHLES angegebene maximale Drehmoment von 2,4 Newtonmeter der Klemmschrauben beachten.
Bei der Zielfernrohr-Montage auf Waffen für impulsschwache Munition ist ein Verkleben des Zielfernrohrs in den Ringen nicht notwendig. Aufgrund des hohen Gewichtes von rund 900 g ist jedoch bei starken Kalibern und den damit auftretenden Beschleunigungswerten eine entsprechend stabile Montage zu empfehlen.
KAHLES K 1050 Zielfernrohr – auf dem Schießstand
Für den praktischen Test stand zunächst ein geschlossener 100 m Stand zur Verfügung. Dank der exakten Verstellmöglichkeiten konnten Glas und Waffe zügig aufeinander eingeschossen werden. In dem mit Kunstlicht nicht optimal ausgeleuchteten Stand zeigte sich schnell der Vorteil des großen Objektivdurchmessers. Das Zielbild präsentierte sich bis in die Ränder sehr hell, auch zeigten sich keinerlei störende Farbsäume. Der Zoom erleichtert das Auffinden der Scheibe extrem. Gerade dieser Aspekt ist bei Gläsern mit konstanten Vergrößerungen über 30x recht schwierig.
Keinerlei Abweichung der Treffpunktlage zeigte sich bei unterschiedlichen Vergrößerungswerten. Kontraststark bildet die Optik aufgeklebte Zielpunkte ab. Nach dem Schießen von einigen Schussgruppen stand die Wiederholgenauigkeit auf dem Prüfprogramm. Mehrfach wurden Quadrate mit verschiedenen Kantenlängen durch Verstellen der Höhe und Seite geschossen. Der jeweils fünfte Schuss lag immer im Bereich des ersten. Wegen der 50-fachen Vergrößerung ist aber eine stabile Waffen-Auflage unerlässlich. Jede Bewegung von Standnachbarn ist bei nicht stabil aufgebauten Schießtischen sofort im Glas zu sehen.
Ein anderer Effekt offenbarte sich nach der Abgabe des Schusses, aufgrund der hohen Vergrößerung: Im Glas zeigte sich ein deutliches Flimmern der über dem Lauf erwärmten Luftschicht. Da der Test in der Winterzeit erfolgte, machte sich ein weiterer Mirage-Effekt bemerkbar. Ursache: die über Gebläse eingebrachte erwärmte Heizungsluft des Schießstandes.
Das Flimmern des Rohres lässt sich durch die Verwendung eines Flimmerbandes oder am Lauf befestigte Kartonstreifen vermeiden. Im Test zwang die heizungsbedingte Mirage jedoch zu einigen Kaffeepausen. Um den Test zu komplettieren, ging es dann noch einmal nach draußen. Hier stand ein offener 300-Meter-Stand zur Verfügung. Unter freiem Himmel spielte die hochwertige Optik auch hier ihre Trümpfe aus. Das 56er Objektiv in Verbindung mit der hohen Linsenqualität zeigte ein überaus scharfes, helles und kontrastreiches Zielbild. Daumen hoch!
KAHLES K 1050 Zielfernrohr – unser Fazit
Erst in Verbindung mit einem entsprechend präzisen Gewehr ist ein Zielfernrohr dieser Klasse sinnvoll. Der größte beeinflussende Faktor ist und bleibt aber auch bei einer solchen Waffe-Zielfernrohr-Kombination der Schütze.
Gerade eine 50-fache Vergrößerung verzeiht keinerlei Fehler, im Gegenteil, sie deckt sie gnadenlos und unbarmherzig auf. KAHLES verfügt mit dem Modell K 1050 über ein Zielfernrohr, das durchaus das Zeug zum "Referenzprodukt" hat.
Nicht nur der Test, sondern auch die Meinung anderer erfahrener Schützen ergab, dass das KAHLES K 1050 Zielfernrohr zur Spitzenklasse gehört. Das hat aber natürlich auch seinen Preis: Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 2.570,- Euro.
Mehr Informationen zum KAHLES K 1050 Zielfernrohr finden Sie direkt auf der Webseite von KAHLES.
Weitere Produkte von KAHLES finden Sie im RUAG Gesamtkatalog 2016/17 direkt hier bei all4shooters.com.
Den ausführlichen Testbericht können Sie in der VISIER 4/2015 nachlesen. Die Ausgabe gibt es ganz bequem im VS Medien Online-Shop zu bestellen.
Hier kommen Sie zur digitalen Version der VISIER 4/2015.