Eine Artikelreihe Für Einsteiger: Technische Daten, Eigenschaften und Geschichte der bekanntesten Kaliber für Gewehrmunition.
Das Kaliber .243 Winchester wurde erstmals um 1955 auf den Markt gebracht, und entstand ganz einfach durch Verengung des Hülsenhalses der damals brandneuen .308 Winchester Munition. So konnte die Patronenhülse an Geschosse im Kaliber 6 mm angepasst werden.
Geschichte
Der Erfinder und der Ursprung des Konzepts der .243 Winchester sind umstritten. Einige Historiker glauben, dass die Entwicklung dieser Patrone Warren Page zuzuschreiben ist, einem seinerzeit sehr bekannten Schützen. Die meisten Experten rechnen dies allerdings dem Winchester Entwicklungsteam zu, das sich möglichweise stark von dem von Page entwickelten 6 mm Kaliber namens .240 Page inspirieren ließ.
Die Idee dahinter ist brillant und das Ergebnis war eine leistungsstarke, präzise und vielseitige Patrone mit einem minimalen Rückstoß. Der 1:10-Zoll-Drall erwies sich für die Stabilisierung der Patronen .243 Winchester zwischen 70 und 110 Grain als ideal, was maßgeblich zu ihrem kommerziellen Erfolg beitrug.
Das war die Geburtsstunde einer Patrone, die perfekt für den Einsatz für Kurz-Distanzen geeignet war. Im Vergleich zu den meisten der seinerzeit verwendeten .22 Patronen war sie in der Lage, Geschosse mit einem höheren Durchmesser ungefähr mit derselben Geschwindigkeit voranzutreiben.
Anfänglich wurde sie auf dem US-Markt als Patrone für Schädlinge angeboten. Die Jäger stellten allerdings schnell fest, dass sie sich auch für mittelgroße Huftiere, wie beispielsweise den Weißwedelhirsch, ideal eignete. Nun dient sie als Beurteilungsmaßstab für alle Großwildpatronen.
Die Patrone
Wie bereits erwähnt basiert die Patrone .243 Winchester auf einer Patronenhülse, die der des Kalibers .308 Winchester sehr ähnelt – sie ist nur etwas länger und hat einen kürzeren Hülsenhals, der die Leistung der Treibladung erhöht und sie mit 6-mm-Geschossen kompatibel macht. 60 Grain gelten als optimales Projektilgewicht für dieses Kaliber. Schwerere Geschosse beanspruchen zu viel Platz und erfordern eine Reduzierung der in der Patronenhülse enthaltenen Treibladungsmenge. Dennoch liefert die Patrone .243 Winchester auch mit 100-Grain-Geschossen noch immer gute Ergebnisse.
Die Patrone .243 Winchester wird meist in Jagdrepetierbüchsen geladen, aber das Potential ihres Innenlebens veranlasste Waffenhersteller weltweit dazu, viele weitere Gewehrausführungen wie beispielsweise Kipplauf oder andere Einzellader mit entsprechendem Patronenlager anzufertigen. Im Grunde bieten alle Munitionshersteller das Kaliber .243 Winchester mit einer Vielzahl von Geschosstypen und Gewichten an.
Am beliebtesten sind Patronen mit 80-Grain- und 100-Grain-Geschossen. Mit 80-Grain-Geschossen kann die .243 Winchester eine Mündungsgeschwindigkeit von mehr als 1.000 Metern pro Sekunde erreichen, während 100-Grain-Geschosse einen Weg von mehr als 900 Metern pro Sekunde bei einem Druck von bis zu 4.200 bar zurücklegen: ein sehr hohes Leistungsniveau, wodurch das Kaliber .243 Winchester für eine Vielzahl von Jagddisziplinen hervorragend geeignet ist.
Anwendungsbereiche
In den Vereinigten Staaten wird die .243 Winchester vorzugsweise bei der Jagd von Schädlingen, Kleinwild und mittelgroßen Huftieren eingesetzt.
In Europa ist es die beliebteste und gängigste Variante für die Rehwildjagd, und wäre auch für größeres und anspruchvolleres Wild – wie beispielsweise Gamswild – mehr als geeignet. Doch die Verwendung von Kalibern über 6 mm für die Jagd von einem Großteil von mittelgroßem Wild und Großwild unterliegt verschiedenen lokalen und nationalen Gesetzen und Verordnungen.
Als hochpräzises Kaliber bereitet das .243 Winchester große Freude beim Schießen und sorgt für einen sehr geringen Rückstoß und einen noch geringeren Hochschlag. Damit verliert der Schütze nicht als natürliche Reaktion auf den Schuss den Augenkontakt mit dem Ziel und kann so schnell auf alles reagieren, was bei der Jagd auf seltenes oder sehr begehrtes Wild von größter Bedeutung ist.
Wissenswertes
Warren Page, ein Schütze, der von vielen als der Schöpfer der .243 Winchester angesehen wird, war außerdem Munitionsexperte. Er trug zur Entwicklung anderer beliebter Kaliber für Jagd- und Sportwaffen bei, wie beispielsweise dem .222 Remington und dem 7 mm Remington Magnum.
Das .243 Winchester ist ein relativ schweres Kaliber. Handnachlader sollten daher eher einen guten Kompromiss zwischen Leistung und Genauigkeit eingehen, als zu versuchen, die höchsten Leistungsstufen zu erreichen. Beim Wiederladen der .243 Winchester sollten Treibladungen vorgezogen werden, die einen mittleren bis hohen progressiven Faktor bieten.
Die .243 Winchester Patronenhülsen können leicht aus den .308 Winchester Hülsen gewonnen werden, von diesem Verfahren wird allerdings dringend abgeraten, da das Festziehen zu einer Veränderung des inneren Schulterwinkels führen kann. Dies wäre von außen nicht ersichtlich, könnte aber dennoch heftige und gefährliche Drückstöße verursachen.
Einige Daten zum Wiederladen von Patronen im Kaliber .243 Winchester
Waffe: Ruger N.1 | Lauflänge: 54 Zentimeter |
Kaliber | Treibladung | Menge | Geschoss | Zündhütchen |
.243 Winchester | IMR 4831 | 44 grains | 80 grains Sierra SPBT | Federal 250 |
.243 Winchester | Vihtavuori N160 | 45 grains | 80 grains Speer FMJ | Federal 250 |
.243 Winchester | Norma MRP | 48 grains | 80 grains Barnes TSX | Federal 250 |
.243 Winchester | Norma MRP | 46 grains | 100 grains Hornady SP | Remington Magnum |
Achtung:
Denken Sie daran, dass das Wiederladen von Hand Geschicklichkeit und Vorsicht erfordert. Alle genannten Daten haben nur Hinweischarakter. Schon geringe Abweichungen können gefährliche Druckwellen verursachen, die zu Personen- und Sachschäden führen können. Der Autor dieses Artikels und all4shooters.com übernehmen keine Haftung für Verletzungen oder Schäden, die sich aus unsachgemäßer Verwendung dieser Daten ergeben.