Wie schon der Deutsche Schützenbund und die Deutsche Schießsport-Union (Links dazu finden Sie unten) hat sich auch der Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP) intensiv mit dem drohenden Bleiverbot für Sportmunition beschäftigt. Im dritten Teil antwortet BDMP-Präsident David Brandenburger, der vor allem internationale Konflikte sieht. Die BDMP-Stellungnahme auf die Fragen von all4shooters.com veröffentlichen wir wieder ungekürzt.
Drei Fragen an den Bund der Militär- und Polizeischützen zum drohenden Bleiverbot bei Sportmunition und die Antworten
1. Wie steht Ihr Verband zu den erweiterten Plänen der ECHA aus dem September 2021, auch Indoor-Shooting in das Verbot von Blei in Munition zu integrieren?
David Brandenburger für den BDMP: Wir lehnen das Verbot von Blei ab, sowohl Outdoor als auch Indoor. Aus dem Annex XV (Anm. d.R.: Übersichtsplan der ECHA war bereits ersichtlich, dass die ECHA die fehlende oder mangelhafte Belüftung als Gefahrenquelle benannt hatte. Die Situation in Deutschland ist jedoch eine grundlegend andere als die in der europäischen Union insgesamt. In Deutschland gibt es strenge Vorgaben durch die Schießstandrichtlinie, deren Umsetzung durch die turnusmäßige Regelüberprüfung sichergestellt wird. Es gibt somit weder eine Kontamination der Umwelt auf Outdoor-Schießanlagen noch eine Gefährdung der Nutzer auf Indoor-Schießanlagen. Dem Vorhaben fehlt es somit an differenzierter sachlicher Grundlage. Der BDMP hat eine Stellungnahme an die ECHA verfasst, diese wurde fristgerecht eingereicht und kann auf unserer Verbands-Website heruntergeladen werden.
2. Welche konkreten politischen Maßnahmen ergreift Ihr Verband, um dieses Verbot auf EU-Ebene zu verhindern und die Interessen des Sports und seiner Mitglieder zu wahren?
Wir arbeiten seit Jahren auf nationaler sowie internationaler Ebene mit Politik sowie Verbänden, um unsere Interessen bekannt zu machen und zu vertreten. Erschreckend ist die Erkenntnis, dass die deutsche Politik von dem was in Brüssel, in der Kommission, passiert, nichts weiß (oder sich nicht dafür interessiert) und ein fertiges Gesetz zur Umsetzung in deutsches Recht vorgelegt bekommt. Hier müssen die Vertreter in Berlin deutlich besser informiert werden, um dem Kontroll- und Verbotswahn der EU Einhalt zu gebieten. Natürlich bleibt abzuwarten, wie sich eine neue Bundesregierung künftig zusammensetzt, dennoch ist es wichtig unsere Themen in Berlin anzubringen und dort unter Hinweis auf die Situation in Deutschland, die eine Gefährdung von Mensch und Umwelt ausschließt, zu vertreten.
3. Welche Alternativen sehen Sie, wenn es tatsächlich in 2 Jahren zu einem Bleiverbot in Munition kommt? Denkmodell: Internationale Wettbewerbe mit Teilnahme von Nicht-EU-Staaten oder Olympische Wettbewerbe ausserhalb der EU eingeschlossen.
Ein Verbot von Blei im Schießsport wird den Schießsport zerstören. Im Schießsport kommt es auf maximale Präzision an, diese liefern keine Ersatzstoffe. Das erkennt selbst die ECHA an, etwa im ANNEX XV [Seite 289, Absatz 3: “...this dispersion is insufficient not only for target shooting, but (considering additional disperse caused by average shooter and firearm) even for recreational shooting or small game hunting”]. Zudem gibt es, auch dies verkennt die ECHA, keine Alternative für viele Kaliber, welche für uns Schießsportler jedoch wichtig sind. Hier erkennt man die schlechte wissenschaftliche Arbeit, sowohl im Bereich der Begutachtung der Rechtslage innerhalb der europäischen Union, als auch bei der Ausgestaltung von Schießanlagen in den Mitgliedsländern sowie der Aussage, es gäbe funktionierende Alternativen, hat die ECHA Aussagen getroffen, die unwahr sind. Wir nehmen an internationalen Wettkämpfen teil, das mit großem Erfolg, richten internationale Wettkämpfe aus, an denen auch Nicht-EU-Staaten teilnehmen, und wir müssten den Startern die Verwendung ihrer Munition untersagen oder Waffen für die Verwendung im Nicht-EU-Ausland für unsere Nationalmannschaften vorhalten. Das ist in jeder Beziehung illusorisch, faktisch bedeutet das das Ende des vergleichenden Sportwettkampfs mit Nicht-EU-Staaten.
Einige Fakten zum BDMP:
Der Bund der Militär- und Polizeischützen e. V. gründete sich am 11. August 1979 in Paderborn. Die meisten Mitglieder rekrutierten sich anfangs aus aktiven Soldaten, Reservisten, Angehörigen der Polizeieinheiten des Bundes und der Länder, sowie Beamten vom Zoll oder der Justiz. Ein Personenkreis aus Behörden, der aus beruflichen Gründen Umgang mit Waffen hatte. Personen außerhalb dieser Berufsgruppen wurden anfänglich nur in den BDMP aufgenommen, wenn sie zwei Fürsprecher aus diesem speziellen Umfeld vorweisen konnten. Das Procedere führte im Vergleich zu anderen Schießsport-Verbänden zu kontinuierlichem, aber verhaltenen Zuwachs. Heute gibt es etwa 34.000 Mitglieder. Organisatorisch ist der BDMP in seine Landesverbände gegliedert. Die Sportler sind im Gegensatz zu anderen Verbänden direkte Verbandsmitglieder im BDMP, sie benötigen keine gesonderte Mitgliedschaft in einem Schützenverein. Daher gibt es im BDMP relativ viele Einzelmitglieder, die weder einem Verein, noch einer der BDMP-Schießleistungsgruppen (SLG) angehören.
Weitere Artikel bei all4shooters.com über das drohende Verbot von Blei bei Munition auch im Schießsport finden Sie über diese Links:
Bleiverbot für Sportmunition: Drei Fragen an den Deutschen Schützenbund (mit Kommentar)
Bleiverbot für Sportmunition: Drei Fragen an die Deutsche Schießsport-Union
Weitere Beiträge, auch über Bleimunition in der Jagd, finden Sie mit diesem Link.