Kein Zweifel: Nicht zuletzt auch aufgrund gestiegener Munitionskosten wird das Schießen mit Kleinkaliberwaffen landauf, landab immer populärer. Einem stetig wachsenden Interesse in der internationalen Waffenwelt erfreut sich vor allem auch das Long Range-Schießen mit KK-Gewehren. Hier wird auf Distanzen von bis zu 300 Meter auf Stahl und Papier mit Einzel- und Mehrlader-Gewehren geschossen. Doch leider ist das Angebot an geeigneten Schießständen in Deutschland sehr begrenzt.
Der Geschossabfall auf 300 m ist so groß und die Flugbahnkurve entsprechend mit hohem Scheitelpunkt, dass bei den meisten Outdoor-Schießständen in Germanien die Hochblenden im Weg sind. Dann schlägt das Geschoss oben in eine der beiden hinteren Blenden ein, anstatt darunter her das Ziel zu treffen. Einige Stände haben Glück – bei der Wiesbadener Schützengesellschaft etwa finden regelmäßig KK-Wettkämpfe auf 100, 200 und 300 Meter statt, weil die 300-Meter-Schießbahn etwas unterhalb der Schießpritschen liegt und es dadurch höhenmäßig ausreicht.
Die Kleinkaliber-Büchse Ruger American Rimfire Long Range Target
Die Ruger American Rimfire Long Range Target ist mit einem verstellbaren Schichtholzschaft, langer Optikmontageschiene mit Vorneigung sowie einem 22 Zoll (560 mm) langen, kaltgehämmerten Bull Barrel-Lauf mit 1-16-Zoll (406 mm) Drall, 6 Zügen/Feldern im Rechtsdrall und einem Außendurchmesser von 22 mm prädestiniert für das Schießen auf weitere Entfernungen jenseits der 50 Meter. Der im Abzugsgewicht nach Herstellerangaben zwischen 1.360 bis 2.260 Gramm einstellbare „Ruger Marksman“-Direktabzug mit integrierter Sicherungszunge wurde ab Werk mit einem Abzugsgewicht von 1.685 Gramm ausgeliefert. Wir justierten den kriechenden Abzug auf 1.300 Gramm ein. Doch nachträglich rüsteten wir die Testwaffe mit einem Timney Ruger American 640R Direktabzug aus, weil uns der werksmäßige Serienabzug im Dauergebrauch nicht gefiel.
Der kultivierte Timney-Abzug ist von 681 bis 1.816 Gramm von außen einstellbar, das System muss dazu lediglich ausgeschäftet werden. Hierzu sind nur die beiden Systemschrauben herauszuschrauben und schon kann das System aus dem Schaft entnommen werden. Der Einbau ist mit etwas handwerklichem Geschick selbst zu bewerkstelligen. Den Abzug haben wir kurzerhand auf 700 Gramm einjustiert, der Direktabzug steht trocken und bricht glasklar - wie gemacht für die Produktion von kleinen Streukreisen (Timney-Importeur: www.waffen-ferkinghoff.com).
Auf die MIL-STD-1913-Optikmontageschiene montierten wir mit einer ERA TAC-Blockmontage ein Vortex Strike Eagle 5-25x56 MOA mit einer Höhenverstellung von 110 MOA, was einer Höhenverstellung von 319 cm entspricht. Teilt man den Wert durch zwei, wären 159,5 cm der rein rechnerische Wert, der für den Ausgleich des Geschossabfalls zur Verfügung steht. Addiert man die 30 MOA der Vorneigung noch dazu, kommt man auf 246,5 cm auf 100 Meter. Auf 300 Meter sind das dann 739,5 cm. Damit sollten sich mit den meisten Kleinkaliber-Munitionssorten Distanzen bis sogar 400 Meter abdecken lassen.
Auf dem Schießstand: Wie gut ist die RWS R Plus Long Range auf 50 und 100 Meter Distanz?
Die Präzisionsüberprüfung erfolgte auf der 50 Meter- und 100 Meter-Distanz mit fünf Munitionssorten (RWS R Plus Long Range, RWS Rifle Match S, GECO Rifle sowie RWS R50 und RWS R100). Hierbei differieren die Preise für die 50er-Schachtel erheblich. So gibt es die GECO Rifle je nach Händler und Angebot schon für 5,80 bis 6,40 Euro, die RWS Rifle Match S für 7,70 bis 10,80 Euro und die absoluten Premium-KK-Patronen RWS R50 für 24,90 bis 26,90 Euro, RWS R Plus Long Range für 24,90 bis 28,40 Euro und die RWS R100 für 25,90 bis 29,20 Euro. Es versteht sich von selbst, dass sich bei Abnahmen größerer Mengen einer Losnummer die Preise reduzieren.
Im Rahmen der Erprobung haben wir keine Mühen gescheut und pro Patronensorte und Distanz jeweils drei 5-Schuss-Gruppen geschossen. Zudem wurde auf 50 Meter die Mündungsgeschwindigkeit ermittelt. Die Beststreukreise der RWS R Plus Long Range betrugen auf 50/100 m 8 mm bzw. 17 mm. Die RWS Rifle Match S brachte es auf 15/22 mm. Mit der günstigen GECO Rifle realisierten wir 22/28 mm. Mit der RWS R50 produzierten wir 11/18 mm. Doch den sprichwörtlichen Vogel schoss wohl die bestens bekannte, klassische RWS R100 mit 8/14 mm ab, die damit auf der 100 Meter-Distanz die junge RWS R Plus Long Range um 3 mm unterbot. Aber selbstverständlich kann sich dieses Bild auf der doppelten Distanz oder noch weiteren Entfernungen wiederum ändern.
Info zu unserem Testaufbau: 5 Schuss auf 50 und 100 Meter (pro Patronensorte 3x 5-Schussgruppen) aufgelegt unter Verwendung einer vorderen Sinclair Benchrest Gewehrauflage und eines hinteren Sandsacks. Visierung: Vortex Strike Eagle 5-25x56 MOA. Die v2 wurde auf der 50m Distanz 2m vor der Mündung gemessen.
Weitere Infos zur neuen Long-Range-KK-Patrone siehe: www.rws-ammunition.com