Die 9 mm Luger gilt zu Recht als die beliebteste Großkaliber-Sportpatrone und gewinnt durch ihren vergleichsweise günstigen Preis gegenüber anderen Faustfeuerwaffen-Zentralfeuerkalibern immer mehr an Boden. Gehörten früher zur Standardausrüstung eines Sportschützen ein Revolver in .357 Magnum und eine Pistole in .45 Auto mit Wechselsystem in 9 mm Luger, hat sich das Bild in den letzten Jahren stark gewandelt.
Denn immer mehr halten 9 mm Luger-Pistolen als sportliche Primärwaffe Einzug in die Schützenszene, was der sich immer weiter nach oben drehenden Preisschraube für Munition zuzuschreiben ist. Die Preise für Blei, Kupfer und für die für Verarbeitung und Transport nötige Energie, steigen immer weiter nach oben, so dass selbst das Wiederladen kaum etwas von der Preissteigerung abfangen kann. Auch Georg Lugers großer Wurf ist von der Preissteigerung betroffen, allerdings wird durch die extreme Massenfertigung der Unterschied zwischen Handladung und Fabrikpatrone immer geringer, so dass sich die Selbstgestrickten aus Sicht der Wirtschaftlichkeit immer weniger rentieren.
9 mm Fabrikmunition im Vergleichstest
Nicht erst seit unserem großen Vergleichstest von Fabrikmunition in 9 mm Luger gelten die MAGTECH 115 Grains JHP oder die neuere HORNADY Steel Match mit dem exzellenten 125 Grains HAP (HORNADY Action Pistol) als Fabrikfutter, das aus vielen Waffen gute bis sehr gute Streukreise erbringt. Exakt in dieser Spitzenliga möchte sich auch RUAG Ammotec mit der brandneuen GECO HEXAGON Munition platzieren und hierbei den Heimvorteil ausspielen, weil es bei der ausländischen Konkurrenz aus Brasilien und USA immer wieder zu Lieferengpässen kommen kann.
Dabei haben es alle Entwickler von 9 mm Luger Munition nicht gerade einfach, denn in kaum einem anderen Kaliber gibt es bei den Waffen so viele Laufdurchmesser-Varianten, die von engen Läufen mit .355“/9,02 mm (Kart, Nowlin) bis zu .357“/9,07 mm (SIG P210) reichen. Zudem setzen fast alle US Hersteller auf den 1-16“ (406 mm) Drall während in Europa die Dralllänge von 1-10“ (250 mm) vorherrscht.
Für die Munitionsproduzenten bedeutet das neben vielen hausinternen Testreihen auch immer die Suche nach „dem“ idealen Kompromiss. Das Wort HEXAGON stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie Sechseck. Dieser Name ist nicht rein zufällig gewählt, sondern stammt von den sechs Einkerbungen, die bis zur Geschossspitze verlaufen.
Darunter verbirgt sich dann die Hohlspitze des 124 Grains/8 Gramm schweren Geschosses. Bei zehn Messungen mit der Bügelmessschraube ergab sich ein Durchmesser von 9,011 bis 9,014 mm, was in etwa dem Durchmesser .355“ entspricht. Das Auswiegen zehn einzelner Geschosse brachte Messwerte von 123,5 bis 124 Grains zu Tage. Dem Trend folgend wird die GECO Hexagon Patrone mit dem komplett schwermetallfreien, hauseigenen SINTOX-Zünder verladen, so dass hier Bleiemissionen in der Schießstandluft der Vergangenheit angehören.
Der Produktmanager der GECO Kurzwaffenlinie ist kein Geringerer als der hoch dekorierte 1500/PPC-Schütze Ralf Vanicek, der wie kaum ein Anderer das Verlangen der Sportschützen nach präzisen Patronen versteht. Er unternahm schon einige interne Tests mit dem GECO Hexagon Geschoss, bevor es auf dem RUAG-Schießstand anlässlich des „IWA Shooting Day“ den internationalen Fachjournalisten vorgestellt wurde.
Pulver, Testwaffen und Drall-Längen
Nachdem die ersten Patronen und Geschosse bei uns eintrafen, ging es bei unseren Handlaborierungen um die entsprechende Pulverauswahl. Wir wählten das schnelle Hodgdon Titegroup, das mittelschnelle Vihtavuori N330 sowie das langsamere Hodgdon Longshot aus. Bei der Gesamtlänge der "Selbstgestrickten" orientierten wir uns mit 28,6 Millimetern an den Fabrikpatronen. Mit unserer Selektion an Testwaffen versuchten wir ein möglichst breites Spektrum an sportlich relevanten Lauflängen, Dralllängen und Laufdiametern abzudecken.
Die SIG SAUER 210-2 verfügt über 120 Millimeter Lauflänge mit einem 250 mm (1-10“) Drall bei einem weiten .357“/9,07 mm Laufdurchmesser.
Die erstmals auf der SHOT Show 2014 präsentierte STI 2011 Hi Cap Marauder kommt mit 5“/127 mm Lauflänge, 406 mm (1-16“) Drall und 356“/9,04 mm Laufdurchmesser daher.
Die ebenfalls für den Test herangezogene STI 1911 Targetmaster ist hinsichtlich Drall und Durchmesser identisch, weist aber einen 6“/152 mm langen Lauf auf. Mit dieser Lauflänge und dem gleichen Laufdurchmesser können auch die SIG 210 Super Target und P220 X-Six aufwarten, die aber als typisch europäische Pistolen wiederum mit der 250 mm Drall-Länge bestückt sind.
Die Stunde der Wahrheit …
… sollte dann auf dem Schießstand oder genauer formuliert nach der akribischen Auswertung der 30 produzierten Einzelschussbilder schlagen. Nach bekannter caliber-Manier wurden die Streukreise mit 10 Schuss auf 25 Meter mit in der unbestechlichen Ransom Rest Schießmaschine eingespannten Waffen produziert. Die bewährte MAGTECH 115 Grains JHP lieferte ihr bestes Einzelschussbild mit der STI Marauder mit 31 Millimetern und kam auf einen Durchschnittswert von 47,4 Millimetern. Die brandneue GECO HEXAGON 124 Grains JHP TC kam am besten mit der STI Targetmaster zurecht, mit der sie einen 34 Millimeter Streukreis in die Pappe stanzte.
Der Mittelwert aus den fünf Waffen ergab 43,8 Millimeter, womit die neue Matchmunition schon einmal besser als die brasilianische Bohne abschloss. Die HORNADY Steel Match Patrone mit der grauen Stahlhülse lieferte ihr bestes Einzelschussbild mit der SIG SAUER P210 Super Target mit 29 Millimetern. Weil sie mit allen verwendeten Testwaffen mit Ausnahme der STI Targetmaster bestens harmonierte und sehr konstante Gruppen lieferte, verwunderte es kaum, dass sie mit 40,4 Millimeter den besten Durchschnittswert produzierte.
Unsere Handladungen konnten bis auf eine Laborierung mit dem Vihtavuori N330 aus der SIG P210-2 nicht die GECO HEXAGON Fabrikladung schlagen. Das zeigt aber auch, wie gut man das Treibladungsmittel bei RUAG auf die neue Patrone abgestimmt hat. Die angepeilten Geschwindigkeiten der Handladungen sollten sich eigentlich an der Fabrikmunition orientieren, lagen aber etwa 10-25 Meter darunter, so dass wir unsere Ladeempfehlungen mit 0,2 Grains mehr Pulver aussprechen möchten, was dann immer noch im Bereich des zulässigen Gasdrucks liegt.
Tendenziell zeigte aber das Hodgdon Longshot das beste Potential mit diesem Geschoss. Abschließend darf natürlich ein wichtiges Argument beim Vergleich nicht fehlen, der Preis. Der angegebene Verkaufspreis der MAGTECH 115 Grains JHP liegt bei 18,40 Euro/50 Stück, während man die GECO HEXAGON für 17,90 Euro/50 Stück lanciert. Wer das bessere Präzisionspotential der HORNADY Steel Match nutzen will, muss dafür tiefer in die Tasche greifen, denn hier geht die Schachtel mit 50 Stück für 22,50 Euro über die Ladentheke. Natürlich sind das die empfohlenen Verkaufspreise für die Einzelpackung, die sich je nach Abnahmemenge und Händler noch mehr oder weniger stark reduzieren können. Das GECO HEXAGON Geschoss wird Ende des Jahres auch als einzelne Komponente für Wiederlader erhältlich sein, der Preis stand allerdings noch nicht fest.
Test-Fazit zur neuen GECO HEXAGON 9 mm Luger
In der ersten Feuertaufe auf dem hart umkämpften Markt der Matchpatronen in 9 mm Luger hat die GECO HEXAGON überzeugen können. Zumindest aus unseren Testwaffen konnte Sie im Vergleich zur MAGTECH die etwas bessere Präzision zum günstigeren Preis für sich verbuchen. Den schwermetallfreien Zünder, den sie als einzige Patrone des Testtrios besitzt, gibt es zudem noch gratis dazu. Aktuelle Zusatzinformation: GECO hat Anfang Mai 2014 mit der Auslieferung der ersten Lose an den Fachhandel begonnen. Wer allerdings das Maximale an Präzision aus einer 9 mm Luger herausholen möchte, kommt um die HORNADY Steel Match mit dem exzellenten HAP Geschoss nicht herum, auch wenn man dafür tiefer in die Tasche greifen muss.
Die Test-Tabellen mit allen Streukreisen finden Sie in caliber Ausgabe 5/2014.