BDT ist in der behördlichen Welt von Militär, Polizei und anderen sicherheitsrelevanten Institutionen ein Komplettsystemanbieter, der mit den Unternehmen Beretta, Benelli, Sako, Steiner, RWS, Swiss-P, Norma, MFS und Centanex ein breites Spektrum an Waffensystemen, Optiken sowie Trainings- und Einsatzmunition abdecken kann. Von großem Vorteil ist hierbei, dass das Gesamtsystem Waffe-Optik-Munition von Hause aus perfekt aufeinander abgestimmt und je nach Kundenwünschen auch speziell konfiguriert werden kann.
Kurze Vorgeschichte der Neuentwicklung des neuen Sturmgewehrs NARP von Beretta BDT
Im Jahr 2007 stellte Beretta (BDT) erstmals das moderne Sturmgewehr ARX-160 in 5,56x45 mm NATO mit vielen innovativen Konstruktionsdetails auf der MILIPOL in Paris vor. Es wies mit den vorherigen, italienischen Ordonnanzgewehren AR70 und AR70/90 aus den Jahren 1972 und 1985 keine Gemeinsamkeiten mehr auf. Kenner der Materie sind sich darüber einig, dass die stetig weiter ausgebaute ARX-Baureihe im Vergleich zu Fabrikaten von Mitbewerbern, wie beispielsweise FN oder HK, im Grunde genommen unterbewertet ist. Das modular aufgebaute und multikaliberfähige ARX-160 arbeitet mit einem indirekten Gasdruckladesystem mit Multiwarzen-Drehkopfverschluss. Hierbei handelt es sich um Prinzip um eine Mischung aus Kurzhub („Short Stroke“)- und Langhub („Long Stroke“)-System. Bei einem Long Stroke-System nach Garand- oder Kalaschnikow-Baumuster legt der Gaskolben die gleiche Wegstrecke wie der Verschlussträger zurück. Bei einem Short Stroke-System a la´ Tokarew SWT 1938/40 oder Karabiner 30M1 absolviert der Gaskolben hingegen einen kürzeren Weg als der Verschlussträger.
Beim ARX-160 ist die Gasentnahmeeinheit durch einen Stift permanent mit dem Lauf verbunden. Oberhalb der Gasentnahme und parallel zum Lauf ist ein solides, ebenfalls verstiftetes Rohr angeordnet und ein Stahlzylinder kann auf diesem Rohr hin- und hermarschieren. Dieser Zylinder ersetzt den klassischen Gaskolben und wenn das aus dem Lauf abgezapfte Gas durch eine Bohrung in den Zylinder injiziert wird, läuft er zurück und erteilt dem Verschlussträger den Impuls. Das Beretta-System ist einzigartig, weil der Zylinder unter dem Einfluss des Gasdrucks nur im ersten Augenblick wie ein „Short Stroke“-Gaskolbensystem funktioniert und dann über eine längere Wegstrecke von fast 50 mm dem Verschlussträger einen länger anhaltenden, konstanten Impuls wie ein „Long Stroke“-System erteilt. Das erstaunlich simple System arbeitet bei konstruktionsbedingt vergleichsweise geringen Gasdrücken äußerst zuverlässig und ist dabei selbstregulierend und -reinigend. Wirklich smart an dem ARX-System ist aber vor allen Dingen, dass es den Gasüberschuss, der beim Nachladevorgang im Gassystem aufkommt, nicht ausbläst. Das wiederum hat deutliche Praxisvorteile bei verdeckten Operationen mit Signatur- oder Schalldämpfer, wenn der Gegner über Wärmebild- oder röhrenbasierte Nachtsichttechnik verfügt. Alle anderen bekannten, neuen Sturmgewehre mit indirektem Gassystem blasen den Gasüberschuss aus und sind so schon bei den ersten Schüssen leicht aufklärbar. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auf der DSEI 2013 das im Detail verbesserte ARX-160 A3, auf der MILIPOL 2015 das ARX-200 in 7,62x51 mm NATO und auf der World Defense Show 2022 in Saudi-Arabien die „Designated Marksman Rifle“ (DMR)-Ausführung des ARX-200 vorgestellt wurden. Dienstlich eingeführt sind die Beretta ARX-Gewehre nicht nur in der Heimat, sondern auch in Ländern wie Albanien, Algerien, Ägypten, Kasachstan, Kurdistan, Polen, Katar, Mexiko, Rumänien oder Turkmenistan.
Das brandneue Sturmgewehr Beretta BDT NARP mit Zielfernrohren, Leuchtpunktvisieren und Laserzielgeräten von Steiner im Detail:
Die Namensgebung „New Assault Rifle Platform“ (NARP) deutet schon an, dass es sich hier um eine ausbaufähige Waffenfamilie handelt. Weitere Kaliber wie .300 Blackout (7,62x35 mm), 6,5 Creedmoor oder 7,62x51 mm NATO sind vom Hersteller wohl bereits angedacht. Auf der DSEI gezeigt wurde das NARP mit toleranzarm mit verlustsicheren Steckbolzen verbundenem Griffstück („Lower Receiver“) und Systemgehäuse („Upper Receiver“) aus 7075er-Aluminium in den Lauflängen 11,5“ (292 mm) und 14,5“ (368 mm). In diesen Konfigurationen wiegt das NARP im Leerzustand mit eingesetztem Polymermagazin 3,2 kg beziehungsweise 3,3 kg. Selbstverständlich können alle STANAG 4179 Metall- oder Kunststoffmagazine genutzt werden, wobei der getrichterte Magazinschachteingang schnelle Magazinwechsel begünstigt. In Planung sind aber bereits andere Lauflängen wie 7“/178 mm, 16“/406 mm, 18“/457 mm sowie 20“/508 mm für verschiedenste Einsatzzwecke von CQB bis DMR. Aufgrund einer bisher fehlenden, weiteren Modellbezeichnung nennen wir das Basismodell in 5,56x45 der Einfachheit halber NARP.
Wie viele Mitbewerber - z.B. Fabrique Nationale (FN) Herstal mit dem SCAR, Heckler & Koch (HK) mit dem HK 416/417/433/437 oder SIG Sauer mit dem MCX - verwendet nun auch BDT bei dem heute erstmals der Weltöffentlichkeit präsentierten NARP das in der westlichen Welt dominierende, geradlinige AR-Design, so wie es Eugene Stoner einst Mitte der 1950er Jahre entwickelt hatte. Doch die Verwandtschaft endet bereits bei der äußeren Hülle und Kompatibilität mit AR-15-Anbauteilen. Denn im Inneren verrichtet nicht das direkte Gasdruckladesystem (DIP = Direct Impingement) des genialen Konstrukteurs (22.11.1922 - 24.04.1997), sondern das weitaus pflegeleichtere, weniger störungsanfällige, indirekte „Short Stroke“-Gasdruckladesystem seinen Dienst. Zudem ist die Laufseelenachse nochmals tiefer als die Schulterstütze positioniert, was höchste Kontrollierbarkeit im Schuss verspricht. Apropos: Auf der DSEI soll auch eine Variante des NARP mit einem von Beretta entwickelten Klappschaft zu sehen sein (Prototyp), was ja bei ordinären M16/M4-Gewehren durch die Schließfedereinheit im Pufferrohr nicht machbar ist. Beretta verlagerte die Federeinheit aber in das Systemgehäuse.
Das komplett in Italien bereits seit 2018 entwickelte Beretta NARP entstand in enger Zusammenarbeit mit den italienischen Streitkräften und besitzt alle Merkmale eines modernen Sturmgewehrs des 21. Jahrhunderts. Aufgrund einer vergleichsweise schweren, prismatischen Verschlusseinheit beträgt die theoretische Feuerkadenz 700 Schuss pro Minute. Das Beretta NARP soll dem Vernehmen nach bereits alle typischen NATO-Erprobungen absolviert und den MRBS („Mean Rounds Between Stoppages“)-Funktionszuverlässigkeitstest mit rund 15.000 Schuss mit Bravour bestanden haben. Das Gewehr ist mit dem Beretta GLX-160-Granatwerfer in 40 mm kompatibel, der für das ARX-160 entwickelt wurde. Ein entscheidender Faktor im Einsatz ist natürlich auch die Signaturreduzierung im Schuss. Auf dem Mündungsfeuerdämpfer, der wiederum auf dem standardmäßigen 1/2“x28-Mündungsgewinde sitzt, kann beispielsweise der ideal geeignete Beretta B-Silent-Schalldämpfer aus Inconel 718 Stainless Steel mit einem Schnellverschluss montiert werden, wobei dann die Gasentnahme von „N“ auf „S“ umgestellt werden sollte. Hinsichtlich der Wärmesignatur weist der Dämpfer einen Temperaturbereich von unter 40°C nach 90 Schüssen in Serie auf. Im Stress-Test wurden acht 30er-Magazine, also 240 Schuss, in schneller Folge ohne jegliche Leistungseinbußen verschossen. Der freistehende Pistolengriff kann in verschiedenen Winkeln am Griffstück montiert werden. Das Beretta NARP ist mit links wie rechts vorhandenen Bedienelementen (Sicherung/Feuerwahlhebel, Magazinauslöseknopf) konsequent auf beidseitige Handhabung ausgelegt.