Rheinmetall AG auf starkem Expansionskurs. Wir verraten Ihnen hier die technischen Highlights auf der Enforce Tac

Soviel vorweg: Der 62-jährige ehemalige Innenminister in Niedersachen, Boris Pistorius (SPD), scheint im Vergleich zu seiner Vorgängerin Christine Lambrecht ein wahrer Lichtblick für die deutsche Politik und vor allem die Bundeswehr zu sein (was mit Verlaub kein schweres Kunststück zu sein scheint). Gut einen Monat nach Amtsantritt liegt er in der Beliebtheitsskala bei der Bevölkerung laut Umfragen vor allen anderen Regierungsmitgliedern. Er hat somit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide Bündnis 90/Die Grünen) in Windeseile überholt. Auf der Überholspur scheint auch Rheinmetall unterwegs zu sein, denn das Unternehmen ist in jüngster Vergangenheit äußerst aktiv und hat zahleiche andere Firmen akquiriert, um das Produktprogramm und Kapazitäten auszubauen. 

Rheinmetall hat bereits im November 2022 Expal Systems in Spanien gekauft und stellt so die Munitionsversorgung sicher

Licht-Laser-Modul (LLM) VTAL am Sturmgewehr
Das am Sturmgewehr montierte Licht-Laser-Modul (LLM) VTAL aus dem Rheinmetall-Programm.

Die Düsseldorfer Rheinmetall AG hat bereits im November des Vorjahres mit MaxamCorp. Holding S.L., Madrid, einen Kaufvertrag zum Erwerb sämtlicher Anteile an der Expal Systems S.A., Madrid, geschlossen, einem weltweit renommierten Munitionshersteller für Großkaliber, wie man sie für Panzermunition nutzt. Der Vollzug der Transaktion, für die ein Finale bis Sommer 2023 angestrebt wird, steht unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher und sonstiger regulatorischer Prüfungen. Der zwischen Rheinmetall und MaxamCorp. vereinbarte Kaufpreis liegt bei einem Unternehmenswert von 1,2 Milliarden Euro. Mit der Akquisition strebt der Düsseldorfer Technologiekonzern eine nachhaltige Absicherung seines Kerngeschäfts im Bereich Waffen, Munition und Antriebe an, wobei die Ausweitung der verfügbaren Produktionskapazitäten und die Erweiterung des Produktportfolios im Mittelpunkt stehen. In einer dynamischen Marktsituation, die durch die weiter steigende Nachfrage nach militärischer Ausrüstung in vielen Ländern getrieben ist, sichert sich Rheinmetall mit dem Zukauf schnellstmöglichen Zugriff auf signifikante Kapazitäten. Angesichts des absehbar großen Bedarfs in vielen Ländern will sich Rheinmetall für erwartete Neuausschreibungen zur Munitionsbeschaffung bestmöglich aufstellen. 

Das 4x4-Fahrzeug Caracal von Rheinmetall
Rheinmetall: 4x4-Fahrzeug Caracal für Luftlande- oder Spezialeinsatzverbände.

Von strategischer Bedeutung ist dabei auch der für Rheinmetall entstehende Zugriff auf Produktionskapazitäten von Munitionspulver, bei dem in Europa mittlerweile Engpässe entstanden sind. Da die Produktspektren beider Unternehmen sich in idealer Weise ergänzen, stärkt die Akquisition das bestehende Angebot von Rheinmetall substantiell, insbesondere auch im stark wachsenden Marktsegment der Artillerie- und Mörsermunition sowie der Mörserwaffen. Rheinmetall komplettiert mit dem Zukauf sein Portfolio in der Breite, z.B. mit Zündern und Raketenantrieben sowie Mittelkalibermunition und Flugzeugbewaffnung. Gleichzeitig erhöht Rheinmetall seine Unabhängigkeit von Zulieferern bei einigen Vorprodukten und Munitionskomponenten. Durch Synergien in wichtigen Bereichen, zum Beispiel beim Einkauf und im Vertrieb, werden auch im Interesse der Kunden positive Kosteneffekte erwartet. Rheinmetall schafft sich durch die Akquise ein Standbein in Spanien und somit einen direkten Zugang zu diesem wichtigen Markt. Der Erhalt der bei Expal Systems vorhandenen Technologie und der Arbeitsplätze in dem Unternehmen ist für Rheinmetall essentiell. Alle operativen Standorte (Trubia, Burgos, Navalmoral, El Gordo, Albacete und Murcia in Spanien sowie Texarkana in USA) sollen erhalten bleiben. Expal Systems S.A. erwartet für das Geschäftsjahr 2022/23 einen Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro. Die Gesamtkapazität des Unternehmens beläuft sich auf einen möglichen Jahresumsatz von 700 bis 800 Millionen Euro.

"Infanterist der Zukunft" - Rheinmetall gewinnt zahleiche Tender

Survivor R von Rheinmetall
Spezialfahrzeug für Sicherheitskräfte: Der hochmobile, bestens geschützte und vielseitige Survivor R von Rheinmetall. 

Zudem gewinnt man bei Rheinmetall aktuell Ausschreibungen in Folge. Exemplarisch seien hier nur einige aktuelle Fälle aufgeführt: Die Bundeswehr hat Rheinmetall mit der Modernisierung von Führungsmittelausstattungen für Soldatensysteme beauftragt. So sollen Führungsmittelausstattungen im Umfang von 14 Zugsystemen "Infanterist der Zukunft – Erweitertes System" an die Truppe ausgeliefert werden. Diese umfassen Ausstattungen für 476 einzelne Soldatinnen und Soldaten. Der Auftrag in Höhe eines mittleren, zweistelligen Millionen Euro-Betrags wurde im Dezember 2022 gebucht, kurz nachdem der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Mittel aus dem Sondervermögen freigegeben hatte. Das Soldatensystem "IdZ-ES" im Konstruktionsstand VJTF 2023 vernetzt den Soldaten mit dem Schützenpanzer Puma als Mutterschiff. Für die Truppe ist das "System Panzergrenadier" ein Stück Digitalisierung der "ersten Meile". Es bietet zwei wesentliche Vorteile: Erstens haben alle auf- und abgesessenen Kräfte die Möglichkeit, auf dieselben Informationen zuzugreifen. Zweitens können diese Informationen wesentlich präziser, schneller und robuster untereinander geteilt werden. Die enge Vernetzung von Sensoren und Effektoren sowohl der Soldaten als auch der Schützenpanzer minimiert die Zeit zwischen Aufklärung und Wirkung. Diese Verschmelzung zu einem Gesamtsystem ermöglicht ein effektives taktisches Zusammenwirken der Soldaten mit ihren Schützenpanzern und erhöht den Einsatzwert der Panzergrenadiertruppe. 

Soldatensystem "IdZ-ES" im Konstruktionsstand VJTF 2023 und das Schützenpanzer Puma
Das Soldatensystem "IdZ-ES" im Konstruktionsstand VJTF 2023 vernetzt den Soldaten mit dem Schützenpanzer Puma als Mutterschiff von Rheinmetall.

Zudem hat Rheinmetall erneut mehrere Auftragserfolge im Bereich der Artilleriemunition erzielt. Ein internationaler Kunde bestellte bei dem südafrikanischen Tochterunternehmen Rheinmetall Denel Munition Treibladungen im Wert von rund 40 Millionen Euro. Ein weiterer Kunde, ein NATO-Staat, beauftragte Rheinmetall Denel Munition mit der Lieferung von 155mm-Munition. Dieser Auftragswert liegt bei rund 17 Millionen Euro. Alle Produkte stammen aus der bewährten Produktlinie Assegai. Die Assegai-Artillerie-Familie lässt sich aus allen NATO-STANAG-kompatiblen Artilleriesystemen verschießen, unter anderem aus der Panzerhaubitze 2000. Bereits 2019 konnte Rheinmetall in Südafrika mit der Assegai-Familie und weiteren Artillerie-Produkten, wie der neuen Extended Range Charge der Rheinmetall-Tochter Nitrochemie AG, neue Reichweitenrekorde aufstellen. Mit dem Assegai-Systemansatz vom Zünder über das Geschoss bis zu den Treibladungen erreichten verschiedene Systeme hohe Reichweiten. Ein Nicht-NATO-155mm-Artilleriegeschütz mit 52 Kaliberlängen und einer 25-Liter-Treibladungskammer erreichte dabei die bisherige Rekordreichweite von 76 Kilometern. Rheinmetall Denel Munition arbeitet bereits an weiteren Zukunftstechnologien für die Artillerie. So wird der Raketenantrieb der konventionellen 155mm-Assegai-Geschosse verbessert. Dazu kommt eine komplette Neuentwicklung, mit der Reichweite von über 155 Kilometern erreicht werden sollen. Dies ist nur eine sehr kleine Selektion der weltweiten Rheinmetall AG-Aktivitäten.

Rheinmetall in Nürnberg auf der Enforce Tac 2023:

Auf der EnforceTac präsentiert die Rheinmetall AG vor Ort Anwendern, Beschaffern und weiteren Fachbesuchern einen Teil ihres taktischen Portfolios aus den Divisionen Vehicle Systems, Weapon and Ammunition und Electronic Solutions. Zu den Rheinmetall-Highlights auf der zehnten Jubiläumsausgabe der EnforceTac zählen:

Caracal: Gemeinsam mit Mercedes-Benz und ACS Armoured Car Systems bietet Rheinmetall eine vielseitige, starke, schnelle und kompakte 4x4-Fahrzeugfamilie für leichte Kräfte wie Luftlande- oder Spezialeinsatzverbände an.

Survivor R: Der hochmobile, bestens geschützte und vielseitige Survivor R ist ein Spezialfahrzeug für Sicherheitskräfte. Er basiert auf dem 4x4 MAN-Fahrgestell und wurde in Kooperation mit dem Spezialfahrzeugbauer Achleitner entwickelt. Der Survivor R wurde von der Bundespolizei und den Bereitschaftspolizeien der Länder als Sonderwagen der nächsten Generation ausgewählt.

Squad Support Weapon SSW40: Der weltweit erste automatische, magazingeladene, schultergeschossene Granatwerfer für 40mm Munition. Sowohl Gewicht, Abmessungen und Handhabung der SSW40 sind ähnlich wie bei Sturmgewehren.

Pyrotechnische Spezialeinsatzmittel: Rheinmetall bietet zahlreiche pyrotechnische Spezialeinsatzmittel, darunter die Blitzknallgranaten 9-Bang und die quaderförmige Spectac, beide mit Bottom Top Venting-Technologie für höchste Handhabungssicherheit.

Paramir: Die leichte und kompakte, handabgefeuerte Signalrakete ist als Leuchtrakete in verschiedenen Farben und Infrarot sowie als Rauchstrich-und NBC-Signal verfügbar. Die Steighöhe liegt bei rund 100 Metern, die Beleuchtungszeit bei rund 15 Sekunden.

Laser-Licht-Module und Anbaugeräte: Die leistungsfähige Laser-Licht-Modul-Produktfamilie LLM-VarioRay konnte sich in den letzten Jahren bei vielen Streitkräften etablieren – unter anderem in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz. Das Laser-Licht-Paket aus dem LLM-VTAL und der separaten taktischen Waffenlampe TL-MissionLight ist bei verschiedenen Spezialkräften eingeführt. Das Feuerleitsystem für Scharfschützen FCS-TacRay Ballistic bietet unter anderem einen integrierten Laserentfernungsmesser mit 2.500 Meter Reichweite sowie einen Ballistikrechner für 32 Munitionssorten. Auf dem Enforce Tac Messestand 8-523 werden die Fahrzeuge und auf dem Stand 10-527 die weiteren Führungs- und Einsatzmittel ausgestellt.


Weitere Information unter: www.rheinmetall.com

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