SIG SAUER hat seine weltweite Zentrale in Exeter, New Hampshire. Das ist der US-Ableger der deutsch-schweizerischen Gruppe SIG SAUER. Die Marke ist bekannt für ihre Pistolen, halbautomatischen und automatischen Gewehre, Repetierer sowie Präzisions- und Jagdgewehre. Für zivile und militärische Zielgruppen weltweit. Das Unternehmen wurde 1853 in der Schweiz gegründet und ging 1970 eine Partnerschaft mit dem deutschen Unternehmen J.P. Sauer & Sohn ein. Hintergrund war die Produktion der klassischen P-220 Pistole, die noch heute als Vorläufer der aktuellen SIG SAUER Pistolen gilt. Im Jahr 2000 wurde die damalige SIG Arms AG von der deutschen L&O Holding AG übernommen, die von den Namensgebern Michael Lüke und Thomas Ortmeier gegründet wurde. Heute gehört die Marke SIG SAUER zum Firmenverbund der SAN-Swiss Arms AG, die Teil der L&O Gruppe ist.
SIG SAUER hat selbst jedoch nie eine Maschinenpistole produziert. Die letzte Waffe dieses Waffentyps der Marke SIG, die in der Schweiz in den Produktionsstätten in Neuhausen hergestellt wurde, war die Mp310. Die Produktion dieser Waffe begann gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, richtete sich im Entwurf und bei der Herstellung nach den Maßstäben der Zeit und war wegen des extrem komplizierten, doch für die damalige Zeit sehr fortgeschrittenen Fertigungsprozesses besonders kostspielig. Im Jahre 1972 wurde die Produktion der Mp310, die seinerzeit von der Schweizer Polizei und in geringem Ausmaß auch in Chile eingesetzt wurde, dann eingestellt. Eine Marke wie SIG SAUER, deren Namen heute mit Qualität, Leistung und technischer Innovation auf höchstem Niveau gleichzusetzen ist, insbesondere was die Bewaffnung von Militär- und Polizeikräften auf der ganzen Welt betrifft, konnte diesen Marktsektor nicht für lange Zeit außer Acht lassen.
Umso mehr, da trotz der wachsenden Verbreitung von ultrakurzen Sturmgewehren und Personal Defense Weapons (kompakte Handfeuerwaffen, die bis ca. 100 Meter Entfernung wie ein Gewehr wirken können) Standard-Maschinenpistolen und normale Pistolenkaliber weiterhin besonders bei Polizeikräften sehr beliebt sind.
2013 bietet SIG SAUER nun eine Neuinterpretation des Konzepts der sogenannten Sub-Machine-Gun (SMG) oder Maschinenpistole an: Die MPX, ein System nach dem Baukastenprinzip, das viel mehr ist, als eine einfache SMG. Die Waffe kann auf Grund ihrer Modularität schnell für verschiedenste Einsatzmöglichkeiten adaptiert werden kann. Die in der nordamerikanischen Niederlassung in Exeter vom Forschungs- und Entwicklungsteam von SIG SAUER entworfene Maschinenpistole MPX hat während der letzten Monate auf den internationalen Branchen-Messen wie der SHOT Show oder IWA für viel Aufsehen gesorgt und befindet sich derzeit in Produktion.
Der besondere Aufbau der MPX-Maschinenpistole ist auf die wachsenden Erfahrung von SIG SAUER während der letzten Jahre bei der Produktion von Folgeprodukten der AR-15 und M4 Modelle zurückzuführen und zeichnet sich insbesondere durch die beiden Gehäuseteile aus, die über einen Steckbolzen an der Vorderseite miteinander verbunden sind.
Das Gehäuseunterteil besteht aus einem faserverstärktem Polymer-Werkstoff. Das Gehäuseoberteil ist vollständig aus einer in der Luftfahrt eingesetzten Aluminiumlegierung gefertigt.
Die Position der Bedienelemente entspricht der von Standard AR-15-Modellen: Dadurch können sich professionelle Schützen, die mit dem AR-15 bereits vertraut sind, leichter und schneller an die neue MPX von SIG SAUER gewöhnen. Alle Funktionen der MPX-Waffenserie sind sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder geeignet.
Die SIG SAUER MPX wird ohne offene Visierung angeboten: Durch die lange Picatinny Schiene MIL-STD-1913 am oberen Teil des Gehäuses kann die Maschinenpistole mit einer Optik und einem offenem Visier ausgerüstet werden. Zusätzlich sind weitere Picatinny Schienen am Vorderschaft, um Griffe oder Lampen zu montieren. Die MPX hat einen Drehkopfverschluß der über ein Kurzhub-Pistonsystem entriegelt. Das ist selten im Bereich der Maschinenpistolen. Normalerweise haben die gängigen Maschinenpistolen einen Feder-Masseverschluß oder einen übersetzten Federmasseverschluss wie zum Beispiel die Heckler & Koch MP5.
Durch das voll verriegelte System der MPX sind Zuverlässigkeit, Schützensicherheit und Präzision garantiert - auch im Dauerfeuer. Alle Modelle der SIG SAUER MPX verfügen über eine Teleskop-Schulterstütze mit drei Positionen oder einen einklappbaren, synthetischen Schaft sowie ein spezielles System zum schnellen Austausch von Lauf und Verschluss, wodurch der Wechsel vom systemeigenen Kaliber (9x19mm) zu .40 S&W oder .357 SIG möglich ist. Die gebogenen Magazine aus durchsichtigem Polymer für 30 Schuss und alle 3 Kaliber werden von Lancer Systeme L/P geliefert, einem US-amerikanischen Unternehmen, das bereits für seine STANAG-4179-Magazine aus Polymer für die AR-15 bekannt ist.
Es gibt fünf verschiedene Ausführungen des MPX-Systems:
Einerseits die Standard-Maschinenpistole MPX-T mit einer Maximallänge von 61 cm und einem 165 mm langen Lauf, andererseits die kompakte MPX-K mit einer Maximallänge von 56 cm und einem 114 mm langen Lauf verdeckt tragbar ist und im Rahmen des Personenschutzes eingesetzt werden kann; ohne Schaft bzw. Schulterstütze ist die MPX-P lieferbar. Schließlich gibt es mit der MPX-C und der MPX-SD noch zwei „lange“ Versionen des MPX-Systems: Beide besitzen einen Lauf mit einer Länge von 165 mm und ein Verlängerungssystem mit einem speziellen Kompensator, wodurch der Lauf auf max. 17 Zoll verlängert werden kann. Das erstgenannte Modell ist jedoch nur halbautomatisch, während das zweite Modell vollautomatisch ist und über einen eingebauten Schalldämpfer verfügt.
Die verschiedenen Bauteile aller Modelle dieses Systems sind austauschbar und ermöglichen dem Benutzer der Waffe, in wenigen Minuten ein Modell in ein anderes umzuwandeln. Die einzige Ausnahme stellen die für den zivilen Markt bestimmten, halbautomatischen Modelle dar, die nicht mit den Elementen der vollautomatischen Versionen verwendet werden können. Davon ausgenommen sind jene halbautomatischen Modelle, die speziell für die Nutzung durch Polizeikräfte produziert werden.